Mannheim/Rhein-Neckar/Stuttgart, 17. Dezember 2017. (red/pro) In Bezug auf Kriminelle und Gewalttäter mit ausländischem Hintergrund werden ständig falsche Zahlen und falsche Einordnungen medial berichtet – damit wird die Öffentlichkeit aktuell wieder einmal unzureichend informiert.
Von Hardy Prothmann
In Mannheim gab es aktuell zwei Vorfälle mit Bezug zu Kriminalität und Gewalt, die bundesweit Aufmerksamkeit erhalten haben: Einerseits eine Gruppe von unbegleiteten, minderjährigen Ausländern (UMAs), die hochkriminell ist, andererseits ein massiver gewalttätiger Angriff auf eine Polizeistreife durch Heranwachsende mit Migrationshintergrund.
Es sind weit mehr als 10-15 „Systemsprenger“
In den Berichten – egal ob Zeitungen oder öffentlich-rechtlicher Rundfunk – wird immer wieder eine Gruppe von 10-15 UMAs berichtet, die weder durch erzieherische noch polizeiliche Maßnahmen erreicht werden könnten. Die Zahl ist nur bedingt korrekt.
Richtig ist: Diese Zahl beschreibt eine Gruppe von nicht strafmündigen Intensivtätern, sprich von Personen, die angeblich unter 14 Jahre alt sind. Angeblich, weil diese Altersangaben in vielen Fällen mit Sicherheit falsch sind. Zudem wird nicht berichtet, dass diese Gruppe keine Gruppe im eigentlichen Sinn ist, sondern sich fortwährend verändert. Einige gehen weg, neue kommen hinzu. Eine feste Gruppenstruktur gibt es möglicherweise in der Vernetzung dieser Minderjährigen, kriminell treten sie meist als Einzeltäter oder höchstens zu zwei oder dritt auf.
Nach unseren Recherchen hat die Polizei in Mannheim in den vergangenen zwei Jahren – also seit Herbst 2015 – weit über 100 kriminelle UMAs registriert, auf die das vermeintliche Merkmal „minderjährig“ zutrifft. Viele dieser Personen sind Mannheim nicht zugewiesen, sondern anderen Gemeinden – sie reisen von außerhalb nach Mannheim ein, weil dieses „Jagdgebiet“ offenbar attraktiv ist und es mutmaßlich Strukturen gibt, die diese nutzen können.
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Die Zahl der minderjährigen, heranwachsenden UMAS, also zwischen 14 und 21 Jahren ist erheblich höher, wobei auch hier vollkommen unklar ist, ob diese tatsächlich so alt sind, wie sie vorgeben zu sein (siehe den Mordfall Freiburg). Auffällig ist ferner, dass eine ganze Reihe dieser Personen mehrere Identitäten nutzt. Vollständig unklar ist, inwieweit diese kriminellen Minderjährigen bereits im Ausland kriminelle Handlungen vollzogen haben oder möglicherweise sogar inhaftiert waren.
Die als „Systemsprenger“ bezeichneten Intensivtäter kommen überwiegend aus den Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko, Tunesien) und sind bestens über die Arbeit der Behörden informiert. Nach unseren Recherchen bringen sich diese Personen immer wieder aus dem Fokus der Behörden, indem sie Mannheim für eine gewisse Zeit verlassen – es reicht schon, nach Hessen oder Rheinland-Pfalz zu wechseln. Als bevorzugte Ziele werden Frankreich, Belgien, Nordrhein-Westfalen und Berlin angesteuert – so „unbegleitet“ scheinen sie nicht zu sein, sie bewegen sich in arabischen Netzwerken. Mithin wird das „Problem“ nicht in Mannheim und nicht in Baden-Württemberg zu lösen sein, es muss bundesweit und auch international angegangen werden.
Richtig ist: Es ist nur ein kleiner Teil dieser unbegleiteten minderjährigen Ausländer extrem straffällig. Dieser „kleine“ Teil ist aber in der Zahl größer als fast überall verbreitet und sorgt für erhebliche, bislang ungelöste Probleme und für eine erhebliche Verunsicherung der Bevölkerung. Zudem kann nur über die Zahl derer berichtet werden, die auch gefasst und eindeutig identifiziert sind, also das so genannte Hellfeld. Das Dunkelfeld ist immer größer.
Das Vorhalten falscher Zahlen schürt – und darüber sollten andere Medienangebote genau nachdenken – Vorbehalte gegenüber den Medien. Leider trifft das auch Angebote wie unseres, wenn pauschal über „Lügenpresse“ hergezogen wird. Und darüber sind wir nicht amüsiert.
Umgekehrt gilt für die Politik, das Beschwichtigungen das Vertrauen in deren Verantwortlichkeit auch sinken lässt – selbstverschuldet. Probleme, egal welcher Art, müssen zutreffend und ehrlich benannt werden.
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Gewalt durch asoziale Schläger zeichnete sich ab
Die Zeitung Die Welt berichtete, es habe auf dem Mannheimer Weihnachtsmarkt einen Angriff auf eine Polizeistreife gegeben. Das ist in Teilen eine Fakenews. Der Angriff erfolgte beim Quadrat O 7,6 in der Fußgängerzone „Planken“ – das ist mehrere hundert Meter weg vom größten Weihnachtsmarkt in Mannheim am Wasserturm. Der Angriff hatte nichts mit dem Weihnachtsmarkt zu tun. (Hinweis: Beobachten Sie mal, ob Die Welt diesen Artikel korrigiert… wir würden das machen, wenn uns ein Fehler unterläuft, was selten, aber doch mal passiert. Transparente Korrektur ist bei uns Pflicht.)
Eine hiesige Lokalzeitung berichtete, der Angriff erfolgte unmittelbar nach dem Ende eines Prozesstags am Landgericht Mannheim gegen fünf Schläger, die wegen Raub und schwerer Körperverletzung in Straßenbahnen angeklagt sind. Richtig ist, dass der Prozess gegen 15 Uhr am Donnerstag zu Ende war und der Angriff auf die Polizeibeamten gegen 18:30 Uhr geschah. (Hinweis: Beobachten Sie auch hier, ob es eine Korrektur gibt…)
Richtig ist allerdings, wie wir als erstes Medium exklusiv berichtet haben, dass die Angreifer zum Umfeld der angeklagten Schläger gezählt werden. Alle sind polizeibekannt, haben einen deutschen Pass, aber einen ausländischen Hintergrund.
Wir haben sowohl das Landgericht als auch die Polizei über unsere Recherchen und Eindrücke von dieser Gruppe informiert, die wir auf weit über 50 Personen schätzen, möglicherweise sogar deutlich größer auf mehrere hundert, fortlaufend in Kenntnis gesetzt und unsere Sorge zum Ausdruck gebracht, dass diese Gruppe gewaltbereit ist. Es handelt sich um Heranwachsende überwiegend aus Migrantenmilieus. Interessant: Diese Szene ist multiethnisch. Sie besteht aus Personen mit türkischem, arabischem, russischem, polnischem, osteuropäischem, afrikanischem Hintergrund – es sind aber auch Deutsche darunter. (Hinweis: Wir bieten unseren Informanten Quellenschutz – das heißt, wir schützen unsere Informanten. Wir kooperieren aber auch mit den Sicherheitsbehörden und geben möglicherweise relevante Informationen, die wichtig für eine individuelle oder öffentliche Sicherheit sind, weiter. Behörden erhalten von uns keine Informationen über Quellen, sondern nur Einschätzungen von uns. Ausnahme: Kapitalverbrechen und/oder konkrete Hinweise auf Bedrohung von Leib und Leben.)
Direkt nach der ersten Warnung durch uns kam es am Montag vergangener Woche zu Tumulten im Gerichtssaal – seither wird die Verhandlung von rund 40 Beamten des Einsatzzugs Mannheim sowie Beamten der BFE (Beweis- und Festnahmeeineit) geschützt. Das sind für gewalttätige Situationen geschulte Beamte. Zudem verfügen sie über eine andere Ausstattung als der typische Schutzpolizist – beispielsweise eine spezielle Funktionskleidung mit Körperschutz.
Offenbar fühlt sich diese Gruppe – die nach unserem bisherigen Kenntnisstand auch nur in Teilen eine feste Struktur hat – durch die Schutzmaßnahmen extrem provoziert. Möglicherweise kam es deshalb erst zu massiven Beleidigungen und dann einem Angriff auf die beiden Streifenbeamten in der Fußgängerzone, weil man sich in Überzahl wägte.
In sozialen Netzwerken kündigen Teile dieser Gruppe in „Gangsta-Rap“-Manier sogar an, Polizeibeamte und jeden, der sich in den Weg stellt, zu erschießen. Das ist sehr ernst zu nehmen, da es sich nicht um „kommerzielle“ Produktionen handelt, sondern um Selbstinszenierungen, die nach unserer Auffassung das eigene Weltbild untermauern sollen. Sie fühlen sich stark, prahlen damit, sind nachgewiesen gewalttätig – auch zwischen Gruppen.
Wir erinnern hier an eine Massenschlägerei zweier verfeindetet türkischer Clans im Jungbusch. Bei dieser Auseinandersetzung wurde auch scharf geschossen.
Unzureichende Kenntnisse über Polizeieinsätze
Auffällig ist, dass viele Medien absolut unzureichende Kenntnisse haben, was Polizeiarbeit angeht. Dem wäre mit Recherche abzuhelfen, was aber offenbar meist nicht erfolgt. Die zwei Schutzpolizisten des Reviers Oststadt, die als Präsenzstreife („Weihnachtsmarktstreife“) im Einsatz waren, sind natürlich ausgebildete Polizeibeamte, aber eben keine „kampferprobten“ Spezialisten. Schutzpolizisten erhalten ein Basistraining, aber kein kontinuierliches Kampftraining. Sie können auch nicht in jeder Lage wie im Actionfilm von der Schusswaffe Gebrauch machen. Sie tragen zwar einen Schlagstock und können diesen auch anwenden – aber eben nicht als Nahkampfspezialisten. Gegen fünf aggressive Straßenschläger haben zwei solche Polizeibeamte in aller Regel keine Chance.
Der Einsatz von 18 Streifenwagen ist ein Großeinsatz und fordert die Polizei sehr, da diese Kräfte gebunden sind und andernorts fehlen. Im Idealfall tritt die Schutzpolizei mit vier Mann gegen eine gewaltbereite Person auf, weil dadurch sowohl für die Beamten als auch die Person das Verletzungsrisiko deutlich sinkt. Bei fünf Schlägern braucht es also 20 Mann. Weitere Beamte sichern das Umfeld und den Einsatz der Kollegen ab – daraus erklärt sich eine so hohe Zahl von Beamten. In der Vergangenheit ist es nämlich immer wieder zu Störungen von polizeilichen Maßnahmen durch Passanten gekommen – zudem war unklar, ob sich im Umfeld des Tatorts noch weitere Schläger befunden haben.
Wären spezielle Kräfte wie die Beamten vom Einsatzzug oder von der BFE in diesen Einsatz gegangen, hätte es deutlich weniger Beamte gebraucht. Diese Kräfte stehen aber meist nicht unmittelbar zur Verfügung.
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Der Vorfall bringt die Polizei in eine missliche Lage – selbstverständlich wird dort genau analysiert und geprüft, wie die weitere Lage einzuschätzen ist, um sowohl die Öffentlichkeit, aber natürlich auch die eigenen Beamten vor solchen Angriffen zu schützen. Die Zahl der Polizeikräfte ist endlich und insbesondere aktuell gibt es enorm viele Veranstaltungen (unter anderem Weihnachtsmärkte), wo die Polizei Präsenz zeigt, was aber auch bedeutet, dass Beamte in der Fläche verteilt werden.
Fußstreifen sind zudem nur eingeschränkt einsatzfähig – sie können nicht eben mal schnell zu einem entfernten Einsatzort beordert werden, weil sie zu Fuß unterwegs sind.
Ist Mannheim als Aufenthaltsort gefährlich?
Wir erhalten viele Kommentare und auch persönliche Zuschriften, die sich sorgenvoll nach unserer Einschätzung der Sicherheitslage erkundigen: Kann man noch in die Mannheimer Innenstadt? Ist der Weihnachtsmarkt sicher?
Wir beantworten das grundsätzlich mit Ja – auch wenn die Kriminalität in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen ist, liegt sie deutlich unter den Kriminalitätsbelastungen der 90-iger Jahre. Alles ist immer relativ. Städte sind im Gegensatz zu ländlichen Gemeinden immer einer höheren Kriminalität ausgesetzt und bergen damit ein höheres Risiko. Genauso sind Autobahnen viel gefährlicher als städtische Straßen, weil bei einem Unfall höhere physikalische Kräfte wirken und damit das Verletzungsrisiko enorm höher ist.
Lesen Sie hier eine Reportage über das Revier Innenstadt aus dem Dezember 2014 – wir haben eine Streife begleitet: „Wer ihre Maschen kennt, lebt sicherer“
Zur Sicherheit gehört das eigene Verhalten und das Mitwirken der Bevölkerung. Machen Sie es Dieben nicht zu einfach und tragen Sie Wertgegenstände direkt am Körper, möglichst in Innentaschen.Lassen Sie keine Gegenstände offen sichtbar in Fahrzeugen liegen. Achten Sie auf Ihre Umgebung und auffälliges Verhalten von Personen.
Wenn Sie Beobachtungen machen, die Sie „ungewöhnlich“ finden, dann informieren Sie die Polizei – 110 ist immer erreichbar, wenn Sie die Nummer des örtlichen Reviers nicht eingespeichert haben. Beobachten Sie also beispielsweise Gruppen von Heranwachsenden, die dominant auftreten, informieren Sie die Polizei. Teilen Sie den Ort mit, die Zahl der Personen und sonstige Beschreibungen, die sie geben können. Halten Sie einen ausreichenden Abstand ein. Ist Ihnen beispielsweise ein Anruf bei der Polizei zu heikel, weil sie sich in einer Straßenbahn in unmittelbarer Nähe einer solchen Gruppe befinden, verlassen Sie die Bahn, informieren die Polizei auch zur Fahrtrichtung, wo Sie ausgestiegen sind und nehmen Sie die nächste Bahn. Wenn es Ihnen möglich ist, als „Verfolger“ weitere Beobachtungen zu machen, kann das sehr hilfreich sein. Beachten Sie dabei aber immer die eigene Sicherheit.
Die Polizei geht Ihren Hinweisen nach. Sollten Sie Zeuge einer (sich anbahnenden) Straftat werden, machen Sie sich Notizen über alle Beobachtungen, die Sie machen können. Oder nehmen Sie das Mobiltelefon – die meisten haben eine Funktion zur Sprachaufzeichnung. Sprechen Sie alles auf, was Ihnen aufgefallen ist und machen Sie dann möglichst umgehend eine Aussage bei der Polizei – das kann enorm bei der Strafverfolgung helfen – ebenso für die unmittelbare Herstellung der öffentlichen Sicherheit. Verlassen Sie sich nicht auf Ihr Gedächtnis – erfahrungsgemäß kommt es Tage oder Wochen später zu unzureichenden Erinnerungen, die möglicherweise durch weitere Informationen, die man später erhält, verfälscht werden.
Das Schüren von Panik hilft übrigens niemandem. Überfordern Sie auch nicht Ihre eigenen Erwartungen und die von anderen. Die Polizei kann niemals überall sein und sie kann auch niemals einen hundertprozentigen Schutz bieten. Trotzdem leben wir in einem der sichersten Länder dieser Welt, unter anderem wegen unserer Polizei.
Die Polizei ist Partner der Öffentlichkeit – seien Sie Partner der Polizei.
Hinweis: Aktuell haben deutschlandweit Medien über die kriminellen Minderjährigen in Deutschland berichtet. Wir berichten bereits seit 2015 kritisch, exklusiv und vor allem zuverlässig dazu. Diese Arbeit ist enorm aufwändig. Sie wollen unsere Arbeit honorieren? Dann zahlen Sie gerne per Selectyco oder via Paypal einen von Ihnen festgelegten Betrag. Besten Dank vorab!