Rhein-Neckar/Freiburg, 14. Dezember 2016. (red/pro) Nach einem Bericht der Zeitschrift stern soll der Tatverdächtige Hussein K. bereits im Mai 2013 auf der griechischen Insel Korfu eine 20-jährige Studentin überfallen und schwer verletzt haben. Damals soll er 17 Jahre alt gewesen und zu zehn Jahren Haft verurteilt worden sein. Aktuell soll er auch 17 Jahre alt sein – wäre nach dem stern-Bericht aber mindestens 20 Jahre alt. Diese Details, die wesentlich und wichtig sind, werden geklärt werden. Andere Details, die wesentlich und wichtig sind, hoffentlich auch. Hardy Prothmann analysiert, was alles schief läuft und warum dieser Mordfall nicht nur relevant, sondern ein Politikum ist, auch wenn die Tagesschau, andere Medien und große Teile der Politik das noch nicht so sehen (wollen). Denn er hätte überall passieren können.
Von Hardy Prothmann
Sie zahlen 79 Cent für diesen Text. Warum, steht hier. Danke dafür!
Sie bekommen eine sehr lange, ausführliche und persönliche Erörterung eines Journalisten „am Rande des Nervenzusammenbruchs„, der sich in einer Tragikomödie des geschätzten Pedro Almodóvar wähnt.
Es gab einen „fürchterlichen Mord“. Immer, wenn ich das lese, frage ich mich, ob es auch einen „harmlosen“, „erfreulichen“, „schönen“ Mord geben könnte? Ein Mord ist ein Mord und braucht kein Adjektiv. Es gibt auch keinen „niederträchtigen“ Mord. Im Wort Mord ist die Niedertracht immer enthalten und muss nicht gesondert ausgewiesen werden wie ein „E“-Zusatz in Lebensmitteln.
Schluss mit dem Kopfkino
Im Fall der Maria L. in Freiburg handelt es sich um einen „Sexualmord“. Auch das muss niemand weiter ausführen. Diese Art von Mord ist mit sexuellen Handlungen am Mordopfer verbunden. Manchmal vor dem Mord, manchmal währenddessen, manchmal danach. Und immer ist es entsetzlich. Konkret exklusiv für das Mordopfer. Denn das Opfer hat die Mordtat nicht überlebt. Für alle anderen bleibt nur das Kopfkino.
Lassen Sie uns über Kopfkino reden, denn Kino ist das Gegenteil von Verstand und Fakten. Kino, siehe die wunderbaren Filme von Almodóvar, ist emotionale Kunst. Niemals Realität, obwohl Realitäten enthalten sein können und bei Genies wie Almodóvar Grundlage seines Schaffens sind. Wie bei so vielen Genies.
Künstler können und müssen verzerren – Journalisten sollten bei den Fakten bleiben, obwohl sie jeden Tag „Alltagskunst“ produzieren. Denn jeder Text ist ein „Stück“, ein Versuch, eine Annäherung. Eine kreative Handlung. Niemals ein „Gutachten“ oder ein „Beweis“. Dafür gibt es vereidigte Sachverständige und Gerichte.
Journalismus ist eine Zulieferbranche, keine letztgültige Instanz, auch, wenn sich manche dafür halten. (Keine Sorge, ich bin selbstbewusst bescheiden.) Ich liefere der öffentlichen Meinungsbildung zu, habe selbst eine Meinung und meine muss nicht Ihre sein.
Was grundsätzlich schief läuft im Kopfkino vieler Journalisten, ist, dass viele sich, wieso auch immer, als moralische Erziehungsinstanz der Gesellschaft begreifen. Was für eine überhöhte Fehleinschätzung.
Journalismus ist keine Moralveranstaltung
Wer mir nicht glaubt, den verweise ich auf die Bild. Vollständig amoralisch ist sie bis heute die erfolgreichste Zeitung Europas. TTT – Tiere, Titten, Tote ist die Basis dieses Erfolgs. Blut und Sperma. Hauptsache Körperflüssigkeiten. Für Moral sind letzten Endes, bei dieser von vielen Journalisten öffentlich verurteilten, aber insgeheim bewunderten Zeitung, die Juristen zuständig. Wenn man was zahlen muss, wegen verletzter Rechte, zahlt man das aus der Portokasse. Das ist ins Produkt einkalkuliert.
Die Bild ist der jahrzehntelange Beweis, dass Journalismus alles ist, nur keine moralische Instanz. Die Bild ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Journalismus keine grundgesetzliche Verankerung hat, sondern nur die Meinungsfreiheit, was grundsätzlich Journalismus sein kann, aber auch etwas vollkommen Anderes.
Die Tagesschau und deren Chefredakteur Dr. Kai Gniffke haben aktuell – die Abstände werden immer kürzer – ziemlich heftig „öffentliche Prügel“ bezogen, weil sie den Mordfall von Freiburg zunächst als „irrelevant“ eingeordnet hatten. Herr Gniffke und seine Redaktion dachten und denken bis heute, die Tagesschau sei so etwas wie das institutionalisierte Grundgesetz. Herr Gniffke und andere werden noch viel lernen müssen.
Herr Gniffke hat sich und seine Redaktion umfangreich verteidigt und versucht zu erklären, wie es zu dieser Einschätzung kam. Dann wurde plötzlich doch berichtet. Irgendwie. Journalistischer Ehrgeiz zur Ehrenrettung wurde nicht ausgelöst – trotz viel Geld und vielen Möglichkeiten.
Das Kopfkino vieler Journalisten hat nichts mit dem zu tun, wofür Journalisten eigentlich da sein sollten. Sie sollen kein Kino produzieren, sondern dokumentieren. Harte Fakten liefern und alles als weich kennzeichnen, was nicht hart ist. Journalisten dürfen auch einordnen. Wenn sie aber „Stories“ draus machen, die nur bewegen und mitreißen sollen und keine Fakten haben, machen sie keinen Journalismus, sondern Boulevard, also „Unterhaltung“.
Eignet sich ein Mord für „Unterhaltung“? Klar, wenn es um Unterhaltung geht. Im echten Leben eher nicht. Herr Dr. Gniffke findet vermutlich die erfolgreiche Sendung „Tatort“ toll, aber den Mord an einer jungen Frau durch einen tatverdächtigen, jugendlichen Flüchtling eher nicht relevant. Was für eine Fehleinschätzung.
Der Mordfall von Freiburg ist ein absolutes Politikum
Der Sexualmord von Freiburg ist ein absolutes Politikum – vor allem dann, wenn sich herausstellen sollte, dass der Tatverdächtige bereits 2013 eine junge Frau fast umgebracht hätte. Wenn es stimmen sollte, was die Zeitschrift stern veröffentlicht hat, soll der Tatverdächtige Hussein K. eine 20-jährige Studentin eine Klippe hinuntergestoßen haben, nachdem er sie ausgeraubt haben soll. Die Frau überlebte angeblich schwer verletzt und der aktuell im Mordfall Freiburg Tatverdächtige soll zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden sein.
Drei Jahre später soll dieser damals 17-jährige Tatverdächtige als 16-jähriger Flüchtling in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sein. Und angeblich wusste niemand etwas von der Vorgeschichte. Das kann sein, denn Jugendliche werden anders registriert als Asylbewerber – nämlich meist gar nicht. Sie werden an die Jugendämter übergeben.
Wer sich mit der Arbeit mit Problemjugendlichen auskennt, der weiß, wie schwierig diese ist – schon bei deutschen Jugendlichen, die die Sprache sprechen und unsere System kennen, aber aus diesem herausfallen. Wer denkt oder behauptet, für Jugendliche aus dem Ausland könnten dieselben Verfahren anwendbar sein, wie für deutsche Jugendliche, der irrt oder handelt grob fahrlässig.
Dieser Tatverdächtige wurde als „unbegleiteter minderjähriger Flüchtling“ (UMA) in eine Pflegefamilie gegeben. Es ist gut, dass es Familien gibt, die sich für die Aufnahme öffnen. Es ist aber auch wichtig zu wissen, dass diese dafür gutes Geld bekommen.
UMAs sind die teuersten Flüchtlinge überhaupt. Rund 5.000 Euro kostet deren Betreuung pro Person pro Monat. Und es gibt sehr, sehr viele UMAs, aber keine genaue Gesamtzahl.
Problemgruppe UMA
UMA ist, wer sich als solcher ausgibt. Jetzt wird es sehr politisch. Viele UMAs haben keine Papiere. Der ganz überwiegende Teil von UMAs ist männlich. UMAs werden bevorzugt behandelt. Sie müssen keinen Asylantrag stellen, sondern kommen erstmal in Obhut – auch über 18 Jahre hinaus. Sie fallen aus dem Asylsystem heraus und unterliegen keiner vergleichbaren Kontrolle.
Ein UMA hat also beste Chancen, über mehrere Jahre exklusiv behandelt und betreut zu werden und wenn er nicht ganz bekloppt ist, hat er als nicht mehr UMA allerbeste Chancen für ein erfolgreiches Asylverfahren – also zumindest auf Duldung.
Das wissen auch alle UMAs. Wenn ein Flüchtling für sich selbst glaubt, erfolgreich einen UMA darstellen zu können, dann macht der das. Alles andere wäre grob fahrlässig gehandelt – gegen die eigenen Interessen des UMAs. Wer glaubt, irgendeinen UMA interessierten die Interessen der deutschen Gesellschaft, glaubt auch noch an Sankt Martin als Grundsatzprinzip.
Minderjährige genießen einen besonderen Schutz – aus einem nachvollziehbaren Gedanken heraus. Sie sind Kinder, Jugendliche oder Heranwachsende. Wenn sie auf sich alleine gestellt sind, springt der Staat ein, um ihnen zu helfen, ein selbstbestimmtes und ordentliches Leben zu führen. Soweit die Theorie, die auch in der deutschen Praxis häufig ein steiniger Weg ist.
Minderjährige aus Ländern wie Afghanistan, Syrien oder den Maghreb-Staaten werden wie Minderjährige aus Deutschland behandelt. Das ist ein systematischer Trugschluss. Es gibt Gründe, wenn ein Minderjähriger in Deutschland in staatliche Obhut genommen werden muss. Denn irgendetwas ist schief gelaufen.
Bei Minderjährigen aus diesen Fluchtländern sind ganz andere Sachen schief gelaufen, wie bei denen in Deutschland. Offenbar ist das aber weder vom Gesetzgeber noch von der Gesellschaft auch nur ansatzweise erkannt worden.
Flüchtlingshelfer sprechen euphorisiert von „Jungs“ und veranstalten Feste und Willkommensparties. Dass diese Jungs möglicherweise vollständig verroht oder sogar Killer sind, kommt ihnen nicht in den Sinn. Sie sind ja noch so jung – und deswegen „unschuldig“.
Stellt sich jemand mal die Frage, wie und unter welchen Umständen es ein 12-14-jähriger schafft, um die halbe Welt zu reisen, um irgendwo anzukommen und zu sagen: „Hey, ich bin UMA und brauche Schutz“? Die meisten Kinder und Jugendlichen aus deutschen Haushalten würden sich schon bei der Reise von Mannheim nach Ludwigshafen heillos verirren.
Systematische Fehler
Es ist gut und richtig, dass sich der Staat Minderjähriger annimmt. Aber man muss die Bedingungen neu definieren. Ein UMA ist nicht mit einem Minderjährigen aus unserer Gesellschaft gleichzusetzen.
Ganz heftig politisch wird es, wenn die Recherchen des stern stimmen sollten. Dann konnte ein verurteilter jugendlicher Straftäter in Deutschland einreisen, eine bevorzugte Behandlung genießen und letztlich tatverdächtig für einen Mord sein.
Selbstverständlich, liebe volkserziehenden Journalistenkollegen, steht dieser Tatverdächtige nicht für die Gesamtheit der Flüchtlinge, die garantiert nicht alle Straftäter sind. Selbstverständlich gibt es auch jede Menge Deutsche, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, die kriminell sind.
Aber, liebe Kollegen, gucken Sie genau auf die Fakten, auf die Zahlen, auf alles, was sich zweifelsfrei recherchieren lässt. Mit der großen Zahl von gut einer Million Flüchtlingen sind auch viele potenzielle Straftäter ins Land gekommen. Und nicht jeder fährt nur schwarz Straßenbahn.
Wer die Fremden bevorzugt behandelt und alles entschuldigt und einzuordnen versucht, gibt ein Signal an die „eigenen Leute“, dass deren Bedürfnisse weniger zählen. Das wird zu großen Problemen führen.
Wer so denkt und redet, macht die „eigene Leute“ zwangsläufig fremder als die Fremden im eigenen Land. Wer konsequent denkt, definiert keine Sonderrechte für Fremde, sondern besinnt sich auf das geltende Recht. Dieses muss sich an Gegebenheiten anpassen. Deswegen sind Maßnahmen, die keine falschen Anreize schaffen oder einen Aufenthalt bestimmen absolut zumutbar.
Wir haben beispielsweise von 2012-2015 immer heftig gegen zentralisierte Unterkünfte argumentiert. Bis zum Zeitpunkt, als die Realität eine andere wurde. Es kamen so viele Menschen, dass eine dezentrale Unterbringung selbst theoretisch nicht mehr denkbar war.
Wenn wir nun beobachten, dass Organisationen, die in der Flüchtlingshilfe aktiv sind, Kurse anbieten, in denen man lernt, wie man „Konflikte mit Asylbewerbern“ löst, dann folgt daraus, dass es diese gibt. Wenn diese Kurse schnell ausgebucht sind, folgt daraus, dass es einen großen Bedarf gibt – weil es offensichtlich viele Konflikte gibt und die Helfer überfordert sind. (Siehe unseren Text: Deeskalationstraining für Flüchtlingshelfer)
Unnötige Debatte um den Pressekodex
Wenn ich aktuell Artikel zum Pressekodex lese, wird mir schlecht. Egal ob Spiegel online oder Bildblog – Portale, die viel Aufmerksamkeit erhalten. Der Pressekodex definiert in Ziffer 12, dass niemand diskriminiert werden darf. Das ist gut und richtig und genau das – ein Kodex, eine Leitlinie und keine DIN-Norm. Es geht überhaupt nicht darum, nie irgendeine „Zugehörigkeit“ zu nennen, sondern vernünftig und nachvollziehbar damit umzugehen. Das schließt aus, dass man diese immer nennt, aber ein, dass man sie nennen kann, wenn es Gründe dafür gibt.
Rasse, Ethnie oder sonstwas hat zunächst niemanden zu interessieren, wenn es ein „Einzelfall“ ist, was es immer ist. Wenn aber klar wird, dass diese Einzelfälle keine sind, sondern sich eine wie auch immer geartete Zugehörigkeit feststellen lässt, dann hat sich das mit Ziffer 12.
Noch viel mehr hat es sich mit der „politischen Korrektheit“, wenn es, abseits der Moralinstanz Presserat, mögliche Erkenntnisse gibt, dass nicht mögliche Straftäter, sondern bekannte und verurteilte Straftäter unter den Schutz des Staates gestellt werden und weitere Straftaten begehen können, die möglicherweise zu verhindern gewesen wären.
Debatten, ob man Verbrechen von Deutschen an Flüchtlingen auch thematisieren sollte, gehen voll an der Sache vorbei. Im Falle von rechtsradikalen Straftaten tut man das längst und ansonsten sich keine vergleichbaren Häufungen von Sexualstraftaten deutscher Männer gegenüber ausländischen Frauen bekannt. Wenn, müsste man das zum Thema machen. Sonst nicht.
Irgendwelche niedrigen Prozentanteile darzustellen und Probleme damit zu verniedlichen, sind vorsätzliche Falschinformationen. Man muss diese Anteile immer in Bezug auf die Gruppen setzen und dann wird deutlich, dass insbesondere junge, ausländische Männer erheblich straffälliger sind als Deutsche oder Migranten, die schon lange hier leben. Richtig ist, dass hier besondere Milieus auffällig werden. Wenn zu sozial schwach noch fehlende Bildung und männlich und jung und Ausländer addiert wird, ergibt sich eine brisantes Ergebnis. Und das muss man in den Fokus nehmen – auch zum Schutz vor Verallgemeinerungen gegenüber den nicht-straffälligen Ausländern.
Sonst läuft etwas grundsätzlich schief, wie es schiefer nicht laufen könnte.
Warum der Mord von Freiburg relevant ist
Das weiß auch die Polizei in Freiburg. Dort ist man unversehens gerade im Fokus eines Problems, das kein Problem der Polizei Freiburg ist. Man wird bedrängt und es gibt viele Fragen und diese haben nichts mit der Polizeiarbeit zu tun. Die Polizei hat einen Tatverdächtigen ermittelt und einen guten Job gemacht – sie hat einen mutmaßlichen Straftäter gefangen. 100 Punkte! Congrats! Der ist aus dem Verkehr gezogen. Verurteilen muss in die Justiz.
Die Polizei Freiburg hätte aber einen noch besseren Job machen können – wenn die Recherchen von stern stimmen – wenn sie gewusst hätte, wer Hussein K. möglicherweise ist. Offenbar war das nicht der Fall. Wenn die Recherchen stimmen, muss es Fingerabdrücke und DNA und weitere Informationen geben, die die Polizei Freiburg offenbar nicht hatte.
Wenn diese Recherchen stimmen, zeigen sie auf, dass Europa völlig unzureichende Möglichkeiten hat, sich vor Frauenmördern oder Terroristen zu schützen, weil es keinen Informationsaustausch gibt, weil die Behörden nicht zusammenarbeiten, weil im Zweifel „Minderjährige“ mehr geschützt werden als die eigene Bevölkerung. Auch einige der Terroristen von Paris konnten als Flüchtlinge einreisen.
Die Tagesschau hat den Mordfall Maria L. als „nicht relevant“ eingeordnet. Das könnte ein sehr großer Fehler gewesen sein. Noch größer könnte der Fehler anderer Medien sein, die Familie des Mordopfers absolut zu überhöhen, die doch trotz der Tat für Spenden für Flüchtlingsprojekte geworben habe – allerdings bevor klar war, dass ein angeblich 17 Jahre alter afghanischer Flüchtling tatverdächtig ist. Und selbst wenn die Familie weiter für Spenden für Flüchtlingshilfe werben würde – kann dieses „Bewusstsein“ dieser Familie die Moral für alle sein?
Es geht um Fakten, nicht um Moral
Das ist eine Frage, die Journalisten sich stellen müssen. Es geht nicht um Moral, sondern um Fakten. Es geht nicht um Glauben, sondern Wissen.
Es ist überhaupt nicht „postfaktisch“, wenn die Menschen vor Ort denken, dass der Rechtsstaat versagt. Der Rechtsstaat muss sich erklären. Er muss klarstellen, wie er arbeitet und es muss öffentlich zur Debatte stehen, wenn klar wird, dass es Sicherheitslücken gibt, die tödlich enden können. Nur so kann man den Zweifel der Menschen ausräumen, die zunehmend Fragen haben, ob „alles noch rechtens“ läuft.
Und nur durch klare und eindeutige Handlungen nimmt man den Menschen die Angst. Wenn nicht, macht sich diese mehr und mehr breit.
Der Jugendliche, der in einem Zug bei Würzburg chinesische Touristen schwer verletzt hat, war ein jugendlicher Afghane, der in einer Familie untergebracht war. Der Tatverdächtige von Freiburg auch. Das sind nur zwei Fälle. Einzelfälle. Auch in Summe machen zwei Einzelfälle noch kein System.
In Mannheim terrorisierte eine Bande von acht UMAs über Wochen die Neckarstadt, bevor sie wegen massiven Verfolgungsdrucks der Polizei das Weite suchte. Das sind in Summe schon zehn dieser Problem-UMAs. In diesem Jahr wurden bereits gut 60 Haftbefehle gegen Drogen handelnde Gambier vollstreckt – darunter viele unter 20 Jahren. Die Summe wird noch größer.
Es werden zu viele Fälle bekannt, um an „Einzelfälle“ zu „glauben“. Glaube sollte, wie gesagt, keine journalistische Messgröße sein, sondern nur Fakten. Es gibt kein System, aber eine offensichtliche Auffälligkeit.
Junge Männer sind eine Hochrisikogruppe für andere
Journalisten müssen ihre Arbeit machen. Vor Ort und darüber hinaus. Wir hier vor Ort, machen unseren Job und benennen klar die Fakten. Wir haben aber auch nur begrenzte Ressourcen. Wir checken, was wir checken können.
Unser Ergebnis ist: Vor allem junge Männer – egal welcher Herkunft – waren schon immer und sind zunehmend ein Sicherheitsproblem – für sich selbst und andere.
Kommen diese jungen Männer aus „problematischen Milieus“, verschärft sich das Problem. Klar, man kann sie traumatisiert nennen – das entschuldigt aber nichts. Nüchtern betrachtet sind diese Kinder und Jugendliche sicher erst Opfer, aber mit „besten Aussichten“, dann Täter zu werden. Insbesondere dann, wenn sie feststellen, dass sie bevorzugt behandelt werden und ihnen nicht wirklich Strafe droht.
Die Argumentation, dass auch Deutsche straffällig werden, ist zutreffend, aber eine Binse. Unser System der Strafverfolgung ist an die bisherige kriminelle Lage angepasst. Wenn, was seit 2015 passiert, die Zahl der Straftäter sich deutlich erhöht, kommt dieses Strafverfolgungssystem an seine Grenzen – ebenso das der Prävention. Damit entsteht ein Ungleichgewicht zu Lasten der Bevölkerung. Erst wächst die individuelle Angst, dann der Zweifel am Staat. Doch der Zweifel am Staat ist Gift für die Zukunft einer Gesellschaft.
Die Justizvollzugsanstalten in Baden-Württemberg stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen – durch eine Vielzahl von Tatverdächtigen, denen Zahl mit der Masse der Flüchtlinge sprunghaft in die Höhe gegangen ist. Darunter sind viele Nordafrikaner. Und auch hinter Gittern machen diese Gefangenen enorme Probleme – die wenigsten Medien berichten darüber und die Politik thematisiert das zu wenig.
Warum, ist klar: Niemand gibt gerne Probleme zu und schon gar nicht, wenn man zuvor behauptet hat, man hätte die Lage im Griff und schaffe das. Das aber ist unmoraliches, verantwortungsloses politisches Handeln. Die Bevölkerung erwartet, dass die Politik Probleme erkennt, benennt und löst.
Traue keinem
Man kann sich nun zu beruhigen versuchen, indem man zu relativieren versucht. Welchen Erfolg hat das bisher? Ist die Akzeptanz in der Bevölkerung gestiegen? Hat sich das Sicherheitsgefühl positiv verändert?
Die Forderung, man dürfe nicht pauschalisieren, versucht jeden mundtot zu machen und in moralische Haft zu nehmen, der Zweifel äußert. Dabei kann man zutreffend pauschalisieren, weil es eben Fakten gibt. So kommen alle Flüchtlinge aus instabilen Staaten, denen eine ordentliche Rechtsstaatlichkeit fehlt. Hinzu kommt, dass in fast allen diesen Ländern das Gesetz des Stärkeren gilt. In fast allen diesen Ländern gibt es eine Überhöhung der „Männlichkeit“ und eine Abwertung der Frauen. Manchmal gilt in diesen Ländern die Sharia, manchmal sind es Clan-„Rechtssysteme“ – immer ist es keine Rechtsstaatlichkeit.
Wer anderen Pauschalisierung vorwirft und selbst pauschal behauptet, „die“ Flüchtlinge suchten allesamt Schutz bei uns, ist ebenso im Unrecht wie Leute, die behaupten „die“ Flüchtlinge seien allesamt kriminell. Ich kenne aber niemanden, der das behauptet, sondern nur solche bis hin zu Bundeskanzlerin, die einen Vorwurf auf einer nicht-zutreffenden Behauptung erheben.
Aktuell ist es wichtig, den Einzelfall „Mord an Maria L.“ zu ermitteln und dem Tatverdächtigen die Tat nachzuweisen. Gleichzeitig muss ermittelt werden, wieso die deutschen Behörden anscheinend nichts von einer früheren schweren Gewalttat gewusst haben.
Dazu muss man sehr genau nachfragen und feststellen, woher die Flüchtlinge kommen, auch die UMAs und welche Schlüsse man daraus ziehen kann. Gibt es Auffälligkeiten? Welche Schlüsse für eine Prävention oder Strafverfolgung lassen sich daraus ableiten?
Grundsätzlich muss gelten: Traue keinem. Es sind Fremde. Man weiß nichts über sie. Wer keine Papiere hat, will nicht erkennt werden. Wer unklare Angaben macht, muss misstrauisch behandelt werden. Wer erkennbar nicht bemüht ist, in Deutschland auch als Mitglied der Gesellschaft anzukommen, dem muss man deutlich machen, dass dieses Verhalten klar nicht erwünscht ist und Folgen hat. Welche Folgen das sind, muss die Gesellschaft politisch debattieren und zwar nicht absolut dafür oder absolut dagegen, sondern differenziert und mit dem Ziel, eine Lösung zu finden.
Die aktuellen Reflexe zeigen nur, dass die einen Probleme nicht erkennen wollen, die anderen nur Probleme sehen. Das spaltet die Gesellschaft und der Anteil derer, die gegen Flüchtlinge und dann auch gegen Ausländer insgesamt sein werden, wird schneller wachsen als der Anteil derer, die weiter positiv gesinnt sind.
Insbesondere junge Männer aus Fluchtländern sind eine Risikogruppe. Dieses Risiko muss erkannt, analysiert und möglichst gelöst werden. Und zwar praktisch, nicht moralisch. Dazu gehört die Debatte, Täterkreise durch eine DNA-Untersuchung auf Herkunft, Haarfarbe, Augenfarbe und Größe einzugrenzen.Dies ist aktuell gesetzlich nicht zulässig. Bestimmt werden darf nur das Geschlecht.
Der Tatverdächtige Hussein K. ist vermutlich – seinem mongolischen Aussehen nach zu urteilen – ein Hazara. Eine in Afghanistan verfolgte Minderheit, an der Greueltaten verübt wurden, die umgekehrt durch Greueltaten der Harzara gerächt wurden.
Auch die Regelung zur Altersbestimmung muss neu geprüft werden – Altersgutachten sollten immer dann Pflicht sein, wenn das Alter nicht zweifelsfrei feststeht.
Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass der Bericht im stern nicht zutreffend ist, muss das grundsätzliche Problem, dass UMAs nicht ausreichend erfasst und kontrolliert werden, hochgradig alarmieren. Denn Terrorgruppen könnten auf die Idee kommen, diese Sicherheitslücke bald auszunutzen.