Mannheim/Rhein-Neckar, 13. September 2017. (red/pro) Eine Dokumentation des SWR sorgt für mächtig Zoff. Autor Claus Hanischdörfer widmet sich in seinem Film “Im Netz der Lügen – der Kampf gegen Fake News” einem hochaktuellen und brisanten Thema. Im Film kommt auch der Mannheimer Werbefilmer Imad Karim vor, der vorgibt, ein freier TV-Journalist und Regisseur zu sein. Der aktive AfD-Förderer Karim veröffentlichte Ende August, einen Monat nach Ausstrahlung des Films im ersten Programm, eine 24-minütige “Gegendarstellung” auf Youtube, die rasch über rechtspopulistische Internetseiten verbreitet worden ist und in zwei Wochen über 166.000 Aufrufe erzielt hat. Darin wirft er dem Filmautoren und der ARD die Verbreitung von “Fake News” vor. Tatsächlich verbreitet er selbst welche. Eine Anfrage von uns hat Herr Karim nicht beantwortet.
Von Hardy Prothmann
Imad Karim hat in den 90-iger Jahren einige Filme für die ARD gemacht, überwiegend mit Bezug zu arabischen Ländern. Bis heute wirbt er damit in eigener Sache. Obwohl er mutmaßlich seit etwa 2000 von dort keine Aufträge mehr erhalten hat und regelmäßige Arbeiten für redaktionell-journalistische Medien nicht erkennbar sind, bezeichnet er sich weiter als TV-Journalist. Das darf er, “Journalist” ist keine geschützte Berufsbezeichnung.
In der 45-minütigen ARD-Dokumentation “Im Netz der Lügen – der Kampf gegen Fake News“, ausgestrahlt am 31. Juli 2017, wird rund sechs Minuten lang über Imad Karim und seine “publizistischen Tätigkeiten” berichtet. Filmautor Claus Hanischdörfer war auf Herrn Karim aufmerksam geworden, da dieser Anfang April auf Facebook gesperrt worden war, was zu einer breiten Resonanz auf eingängig “rechtskonservativen” Internetseiten führte.
Recherchierte Fakten zerlegen “Gegendarstellung”
Herr Hanischdörfer bezeichnet Herrn Karim als “Vertreter einer selbsternannten Gegenöffentlichkeit”. Herr Karim wird im Film kurz vorgestellt. Die Informationen sind kompakt zutreffend. Auch die Facebook-Sperre wird im Film erwähnt, ebenso, dass sich Herr Karim diese nicht erklären konnte. Im Film heißt es:
Vielleicht liegt es daran, dass seine Meinung manchmal radikal ist. Flüchtlinge nannte er schon Menschenhasser, die Deutschland stürmen.
Doch ist das nur ein Teil seiner Überzeugung. Alle, die sich nicht gegen diese “Invasion” stellen, sind in Karims Augen Selbsthasser.
Für Herr Karim ist das Zitat eine Fake News, die er in einer Ende August auf Youtube veröffentlichten Gegendarstellung widerlegen will. Er behauptet, Herr Hanischdörfer hätte ihn als “Hater und Faker” dargestellt. Stimmt das? Es fallen im Filmbeitrag über Herr Karim weder das Wort “Hater” noch “Faker”. Der Beitrag beginnt:
Auf ihn werden wir aufmerksam, als in der rechtsalternativen Medienszene gerade Aufregung herrscht.
Herr Karim will in seiner “Gegendarstellung”, einem 24-minütigen Youtube-Video, beweisen:
Also, seiner Aussage nach haben sich Menschen mit Rechtsgesinnung über die Löschung meines Profils empört gezeigt. War das wirklich so? Nein.
Herr Karim wirft Herrn Hanischdörfer weiter vor, nicht ordentlich recherchiert zu haben. “Sonst hätte er gewusst, wer sich für die Reaktivierung meines Profils eingesetzt hatte.” Im Anschluss zeigt er unter anderem den Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, seinen “jüdischer Freund” Henryk M. Broder und die CDU-Bundestagsabgeordnete Elisabeth Winkelmeier-Becker.
Richtig ist, dass Frau Winkelmeier-Becker die Facebook-Löschung erwähnt. Offenbar kennt sie aber die Aktivitäten und die draus resultierenden Kommentare nicht wirklich. Sie sagte am 19. Mai vor dem Deutschen Bundestag:
(…) Im digitalen Zeitalter kann jeder seinen Hass und seine Hetze gegen Anderslebende, Andersdenkenke, Andersglaubende, politische Minderheiten in die ganze Welt hinausposten, er kann jedem den Tod an den Hals wünschen, er kann Vergleiche mit niederen Tieren andichten (…) Das, was sich im Moment an Hass und Hetze im Netz abspielt, das ist unerträglich (…).
“Solche Ratten bei der ARD”
Auf der Facebook-Seite von Imad Karim finden wir in den Kommentaren zu seinem Post der “Gegendarstellung” folgenden Kommentar:
Solche Ratten bei der ARD. Darf man das sagen? Sorry, aber das fühle ich gerade. Ihnen wünsche ich viel Kraft und bleiben Sie Ihrer Linie treu.
Der Eintrag ist vom 05. September. Wir schreiben Herrn Karim am 08. September an und weisen ihn auf diesen Kommentar einer “Johanna” hin. Unsere Frage dazu:
In einem aktuellen Thread wird Herr Hanischdörfer massiv verunglimpft und als “solche Ratten bei der ARD” bezeichnet. Der Eintrag steht seit fünf Tagen online. Wieso dürfen sich Ihre “Follower” bei Ihnen so äußern?
Bitte beachten Sie auch diesen Artikel: Bei diesen Medienangeboten ist Vorsicht geboten.
Nichts gesehen, nichts gelesen
Auf diese und andere Fragen reagiert Herr Karim nicht. Am 12. September ist dieser Kommentar immer noch online. Was würde wohl Frau Winkelmeier-Becker von dem “Vergleich mit niederen Tieren” halten?
Auch im Film wird Herr Karim mit Hasskommentaren auf eine von ihm verbreitete Falschmeldung konfrontiert, “diese ollen mülltüten mit ihrer kranken religion”. Ist das noch Meinungsfreiheit, will Herr Hanischdörfer wissen. Herr Karim antwortet:
Ne, das ist keine Meinungsfreiheit mehr, aber ich habs nicht gesehen, ich habs nicht gelesen.
Hat er unsere email nach vier Tagen auch nicht gesehen und nicht gelesen? Hat er auch nicht gesehen und gelesen, welche “rechtsalternativen Medien” auf die Facebook-Löschung seiner Seite reagierten?
Eine einfache Suchabfrage bei Google “Imad Karim Facebook gelöscht”, listet diese Medien auf: Tichys Einblick, Epochtimes, Achgut, Politikversagen, Philosophia-Perennis, Opposition24 bis hin zu PI-News ist die Liste sehr lang und umfasst so gut wie jedes, freundlich formuliert, “rechtsalternative Medienangebot” im Internet. Auch das Debattenmagazin Cicero reiht sich unter den Karim-Supportern ein, ebenso das von vom früheren Focus-Chefredakteur Dr. Wolfram Weimer verantwortete “The European”.
Seine klare Positionierung, mit der in täglichen Kommentaren Tausende erreicht und so jenen vom politischen Islam geknechteten und mundtot gemachten Menschen eine Stimme verlieh, hat nun zu dem Todesurteil für sein Existenz auf Facebook geführt.
Das steht so bei “Philosophia-Perennis” und wird auch von PI-News so übernommen. Lesen Sie das nochmals genau: “vom politischen Islam geknechteten und mundtot gemachten Menschen”, “Todesurteil”. Klingt irre? Stammt aus der Feder eines Dr. Berger.
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Herr Karim erwähnt diese “Solidaritätswelle” von rechtsaußen mit keinem Wort in seiner Gegendarstellung. Er teilt auch nicht mit, dass er offenbar nichts dagegen hat, wenn seine Postings von solchen Seiten 1:1 übernommen werden. Herr Karim erwähnt auch nicht, dass er auch sonst auf solchen Seiten oft Thema ist, und Medien wie “Russia Today” als Gesprächspartner zur Verfügung steht.
Recht auf Meinung = Recht auf Hetze?
Herr Karim behauptet weiter:
Ein Mensch wie ich, der in allen konventionellen Medien abgeschnitten und boykottiert wird, kann sich nur in den sozialen Medien äußern und von seinem im Grundgesetz verbrieften Grundrecht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen.
Einen Beleg für diesen angeblichen “Boykott” liefert Herr Karim nicht. Niemand hindert ihn an einer Meinungsäußerung. Und Facebook ist nicht das Grundgesetz, sondern gerät ständig mit dem Grundgesetz in Konflikt. Derart heftig, dass es sogar gesetzgeberisches Handeln erforderte.
Die Verwendung eines Zitats von ihm im ARD-Film bezeichnet er als “infam”:
Der Islam gehört nicht und wird niemals zu Deutschland gehören.
Er fragt:
Hat der Autor seine Arbeit gewissenhaft gemacht? Seine Sorgepflicht (sic!) als seriöser ARD-Journalist erfüllt? Oder hat er meine Aussage bewusst gekürzt wiedergegeben und sie somit aus dem Zusammenhang gerissen?
Er blendet die gesamte Äußerung ein, die geht so weiter:
Denn zum Islam gehört die Scharia und die Scharia gehört nicht zu Deutschland. Aber, Menschen, egal welchen kulturellen Hintergrund sie haben, die säkular aufgestellt sind, die Scharia negieren und sich unserem Grundgesetz gegenüber verpflichtet fühlen, gehören unbedingt zu Deutschland.
Auch die, die an Allah glauben? Herr Karim sagt in seiner Gegendarstellung:
Und jetzt frage ich Sie: Darf ein ARD-Journalist, der über Fake News und Hater im Netz berichtet, solche Aussagen verkürzt wiedergeben? Oder handelt es sich um eine Manipulation, um aus meiner Person ein Feindbild zu konstruieren? (…) (Anm. der Red.: Herr Karim zitiert sich selbst wie im Zitat zuvor angegeben) Er schneidet diesen Satz raus. Was ist an meiner Aussage falsch? Gibt es etwas Humaneres und eindeutigeres Bekenntnis zu unserer offenen Gesellschaft und zu einem friedlichen Zusammenleben der Menschen als das? Hier versucht der Kollege quasi eine Rechtfertigung zu finden, warum Facebook eventuell mein Profil löschte.
Falsche Zuordnungen, falsche Einordnungen
Was falsch ist? Erstens gibt es nicht “die Scharia”, sondern sehr viele, teils sehr widerstreitende Auslegungen. Zweitens leben viele Muslime in Europa und auch muslimischen Ländern nicht oder nur in Teilen nach der Scharia. Drittens: Selbstverständlich können Teile der Scharia in Deutschland Anwendung finden, wenn Muslime dies für sich beanspruchen und die Scharia-Ordnungen nicht den allgemeinen Gesetzen widersprechen. Viertens: Insbesondere die religiösen Vorschriften der Scharia genießen den Schutz der Religionsfreiheit des Grundgesetzes nach Art. 4 GG.
Offenbar weiß Herr Karim dies alles nicht. Wenn Herr Karim behauptet, die Scharia gehöre nicht zu Deutschland, dann ist das in dieser absoluten Vereinfachung eine Falschbehauptung. Es bleibt eine Meinung, aber eben eine ohne Substanz – was übrigens auch vom Grundgesetz geschützt bleibt.
Inhaltlich wird er selbst durch die Auslassung im ARD-Film vollständig richtig zitiert. Er setzt den Islam mit der Scharia gleich, die seiner Auffassung nach nicht zu Deutschland gehört. Nur säkular lebende und die Scharia negierende Menschen gehörten seiner Meinung nach zu Deutschland – alle anderen eben nicht, also ist das Zitat zutreffend und gibt zweifelsfrei die Meinung von Herrn Karim zutreffend wieder.
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Weiter führt er einen Facebook-Film vor, in dem eine junge Muslima ihr Kopftuch ablegt. Dazu behauptet er, der Film habe 4.321 Kommentare erhalten, davon sieben, die meinten, die Frau sei frei, der Rest seien Beleidigungen und Bedrohungen gewesen:
Ich habe für diese Leute den Begriff “Menschenhasser” verwendet. Wenn von 4.321 Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, die hier Zuflucht gefunden haben, 4.314 Menschen diese Frau beschimpfen, bedrohen und sagen, wir werden dich suchen und töten, darf ich nicht diese Leute als Menschenhasser bezeichnen?
Darüber kann man streiten. Wenn aber ein solcher Vorgang auf alle Muslime übertragen wird, dann wird die Meinung radikal.
Wir haben Herr Karim dazu gefragt:
- Haben Sie konkret überprüft, ob diese 4.321 Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht haben?
- Können Sie diese Überprüfung belegen?
Netzwerk rechter Hetzer
Keine Antwort von Herrn Karim. Weiter finden wir heraus, dass er den Begriff “Menschenhasser” auch am 10. April 2017 verwendet, kurz bevor seine Facebook-Seite für einige Tage gelöscht wird. Wieder kommt es zu viel Aufmerksamkeit auf rechtsgerichteten Seiten. Der Dresdner AfD-Politiker Dr. Maximilian Krah widmet dem Post von Herrn Karim am 18. April einen eigenen Blogbeitrag: “Woher der Selbsthass?” Und auch “Philosophia Perennis” nimmt das Thema auf, indem es den Blogbeitrag von Herrn Krah übernimmt – so teilen sich rechtsgerichtete Seiten, Politiker und Aktivisten reihum die hetzerischen Inhalte, um über viele Seite möglichst viele Menschen zu erreichen.
Wir recherchieren weiter, denn Herr Karim behauptet in seiner “Gegendarstellung”, die junge Frau sei nach Deutschland geflohen und habe “hier beschlossen, den Hidschab abzulegen”:
Sie bittet in einer Facebook-Gruppe von syrischen Flüchtlingen in Deutschland um Verständnis. Sie wird daraufhin bedroht und flieht weiter nach Schweden.
War das so? Das könnte sein, doch daran bestehen erhebliche Zweifel.
Wir konnten die Frau identifizieren. Sie heißt Joud A., stammt nach eigenen Angaben aus Aleppo, war ausweislich ihrer Facebook-Post bereits 2014, also lange vor der Flüchtlingswelle von 2015 in Schweden und ist irgendwann in die Vereinigten Staaten weitergezogen. 2016 finden wir Posts von ihr, die sie eindeutig an der Ostküste der Staaten verfasst hat.
Mal hat sie auf Fotos einen Hidschab an, mal nicht. Sie bezeichnet sich als Bloggerin, Journalistin, Aktivistin und hat über 100.000 Facebook-Fans auf ihrer Seite. Ihre Videos erreichen regelmäßig zehntausende von Menschen. Dieses spezielle Video sogar über 400.000 Aufrufe.
Fest steht: Sie selbst hat das Video am 08. Januar 2017 als Live-Video auf Facebook gepostet. Es kann also nicht früher entstanden sein. Kurz darauf wurde es nicht in einer “syrischen Flüchtlingsgruppe” gepostet, wie Herr Karim behauptet, sondern von einem arabischen Geschäftsmann, der seit 15 Jahren in Deutschland lebt, promoviert ist, ein Reisebüro in Berlin und eben diese Facebook-Gruppe betreibt.
Inszenierte Aktion einer Aktivistin?
Möglicherweise war das Video als gezielte Provokation ein Experiment der Aktivistin, um harsche Kommentare zu provozieren. Die Kommentare stammen auch nicht ausschließlich von Arabern, die nach Deutschland geflohen sind, wie eine kurze Stichprobe ergibt, sondern stammen von Facebooknutzern weltweit.
Als die junge Frau das Video postet, lebt sie längst in den USA. Selbst böseste Kommentare können also kein Grund für eine Flucht aus Deutschland sein.
Doch Herr Karim behauptet, sie habe wegen dieses Videos aus Deutschland fliehen müssen. Obwohl wir kein arabisch sprechen, konnten wir die Frau recherchieren und identifizieren – wieso Herr Karim nicht? Verbreitet er mangels Recherche Fake News?
Massive Vorwürfe
Im Film behauptet Herr Hanischdörfer, Herr Karim sei misstrauisch, seine Mitarbeiter hätten die Dreharbeiten dokumentiert. Herr Karim meint, das sei für ein “Making of” gewesen und lässt einen Mitarbeiter als Zeugen auftreten. Herr Karim behauptet, der Film habe ihn und seine Mitarbeiter in eine bedrohliche Lage gebracht. Was sagt Claus Hanischdörfer zu dem Vorwurf?
Diese Vorwürfe machen mich betroffen. Um seine Mitarbeiter zu schützen haben wir deren Gesichter bewusst nicht gezeigt – im Gegensatz zu Herrn Karim, der sie in seinem Youtube-Video zeigt. Die Kritik an Imad Karim lässt sich gewiss nicht auf die wenigen Aufnahmen in meinem Film zurückführen. Seine äußerst rege Tätigkeit als Islamkritiker und als AfD-Unterstützer hat schon vorher polarisiert und wird dies auch weiter tun – unabhängig von meinem Film. Dass diese Kritik oftmals die Grenzen des guten Geschmacks überschreitet, ja sogar manchmal die des Strafrechts, ist der bedauerliche Ausdruck einer Verwilderung der Sitten in sozialen Medien. Dies bekomme ich derzeit durch üble Beschimpfungen und Beleidigungen bis hin zu offen ausgesprochenen Drohungen am eigenen Leib zu spüren. Wir sind nach wie vor der Meinung, dass jemand, der so die Öffentlichkeit sucht wie Imad Karim, es sich auch gefallen lassen muss, dass man sich mit ihm öffentlich auseinandersetzt.
Es geht weiter. Herr Karim meint:
Rechtspopulisten? Ich dachte die Bezeichnung darf im Zusammenhang mit der AfD nicht mehr verwendet werden. Oder irre ich mich?
Herr Karim irrt sich. Niemand hat verboten, AfD-Politiker als Rechtspopulisten zu bezeichnen. Was er vermutlich meint, ist ein Rechtsstreit mit dem Bundeskriminalamt (BKA), den die AfD geführt hat – über die Anwaltskanzlei Höcker, von der später noch die Rede sein wird. Danach dürften das BKA und damit auch andere Bundesbehörden die AfD nicht mehr als “rechtsradikal” bezeichnet werden. (Anm. d. Red.: Ob das so zutreffend ist, haben wir noch nicht eindeutig recherchieren können.) Ein wesentlicher Unterschied, den Herr Karim möglicherweise nicht begriffen hat.
Er holt weiter aus, er müsse niemandem Rechenschaft darüber ablegen, welche nicht verbotene Partei er wählt oder unterstützt. Da hat er Recht – doch Herr Hanischdörfer hat keinerlei Rechenschaft von Herr Karim verlangt. Was soll also diese Aussage? Herr Karim meint, er lehne “sämtliche Sanktionen und Ächtungsversuche gegen diese Partei ab”, um kurz darauf zu sagen, dass er Herrn Höcke zum Rücktritt aufgefordert habe. Verstehen muss man diese merkwürdige “Logik” nicht.
Und schon wieder eine Falschbehauptung
Man kann sich mit dieser Aussage aber näher befassen. Am 01. April schreibt Herr Karim auf Facebook:
Ich würde als Björn Höcke, heute noch, eine Rede halten, auf der ich, aus Liebe zu Deutschland und in tiefer Verbundenheit und in unerschütterlichem Vertrauen zu und in der AfD, meinen Rücktritt und den kompletten Austritt aus der AfD erklären und zeitgleich meine Anhänger aufrufen, der AfD, dieser jungen Kollektive treu zu bleiben.
Klingt wie eine Aufforderung zum Rücktritt? Nur, wenn man nicht weiß, mit welchen “Nachtrag” Herr Karim nur einen Tag später seinen Post ergänzt (Fehler im Original):
(…) Bijörn Höcke, dessen gesamten Reden ich kenne, hat zu KEINEM Zeitpunkt etwas verwerfliches oder rassistisches gesagt oder geschrieben. Auch seine letzte Rede vom “Mahnmal der Schande” oder von der geometrischen Formulierung der “180 grad” waren ABSOLUT und ZWEIFELLOS, demokratische und nachvollziehbare Feststellungen und legitime Forderung eines bis zur Ewigkeit selbstgegeisselten Volkes und einer Nation, deren Geschichte auf 12 dunkele Jahre reduziert wird. Höcke ist ein Demokrat, zumindest sind seine mir bekannten Ausführung demokratisch und er braucht keine “TÜV – Bescheinigung” von irgendjemanden. Er ist ein echter Demokrat umd demokratischer Patriot, aufrichtiger und demokratischer als Merkel, Schultz und die gesamt Machtelite inklusive ihrer SA-ähnlicher Schlägertruppen der Antifa. Aber in Zeiten eines aufeinander abgestimmten Kampfes eines sehr aggressiven Eliten-Konsortiums reicht nicht Demokrat und Patriot zu sein, wenn es nicht taktisch und strategisch gedacht wird. Die Menschen in diesem Land fürchten, dass das Licht sie erblinden könnte, deshalb halten sie die Augen lieber verschlossen. Hier liegt die Kunst des Widerstandes, die Menschen zu ermutigen, die Augen aufzumachen. Ein Bijörn Höcke kann erst wiederkommen, wenn die Menschen die Augen geöffnet haben! (…)
Andere sind wirklichkeitsfremd und Herr Karim ein Opfer der Informationsflut?
Bei seinem Gegenbeweis zu “Fake 5”, wird es noch haarsträubender. Er spielt dazu ein Video des als Quelle mehr als problematischen Senders Fox News ein und sagt:
Nicht ich habe behauptet, dass muslimische Studenten das Abhängen von Kreuzen verlangen, sondern der Moderator und auch seine beiden Gäste. Wenn alle drei nicht mal wussten, dass die Forderungen von einem linksbritischen Professor stammen, soll ich das herausfinden? Ich fand in Facebook dieses Video und teilte es gemäß Inhalt. Wenn ich also Claus Hanischdörfer richtig verstehe, erwartet dieser von mir, dass ich so ein Studiogespräch vorab recherchiere und erst danach poste?
Das hat Herr Hanischdörfer nicht verlangt. Wenn Herr Karim aber auch nur ansatzweise etwas von Journalismus verstehen würde, dann wüsste er, dass man erst prüft, bevor man Öffentlichkeit herstellt. Insbesondere bei dubiosen Quellen. Fox News ist eine dubiose Quelle – der Sender gilt als rechtskonservativ und Stimmungsmacher.
Danach konstruiert Herr Karim ein Beispiel, dass nichts mit der Reportage von Herrn Hanischdörfer zu tun hat. Das wird sehr wirr, weil er Fragen mit Antworten verwechselt. Das sezieren wir wir hier nicht, weil zu durcheinander. Also weiter – in Bezug auf mögliche Hasskommentare durch seine “50.-70.000” Follower sagt er:
Und Herr Hanischdörfer erwartet, dass ich jeden Hasskommentar sofort herausfinde und lösche? Ich frage mich, wie sehr wirklichkeitsfremd ein ARD-Autor heutzutage sein darf?
Mal abgesehen davon, dass es keine Prüfstelle für ARD-Journalisten gibt: Die sich daraus ergebende Frage ist, wie wirklichkeits- und journalismusfremd Herr Karim ist? Selbstverständlich ist man als Seitenbetreiber verantwortlich. Nicht für eine 24/7-Kontrolle, die in Echtzeit checkt. Aber ganz allgemein schon und vor allem, wenn es klare Hinweise auf strafbare Inhalte gibt.
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Herr Hanischdörfer zeigt im Film, dass Herr Karim eine Falschmeldung von Fox News verbreitet und kommentiert hat. Auf die gab es Hasskommentare. Im Film reagiert Herr Karim darauf und das Zitat wird mit “seine Rechtfertigung” eingeleitet:
Ich bitte Sie. In Facebook herrscht eine Dynamik. Das heißt, ich finde was, ich schreibe was. Es ist auch der emotionale Moment. Darf nicht übersehen werden. Ich habe, ich gebe zu, ich habe in diesem Moment nicht recherchiert, wie alt das ist. Es ist ja auch Tagesstimmung manchmal. Sie haben, sie haben, ich habe eine Wahrnehmung und mache mir Sorgen um dieses Land und Sie können von mir nicht erwarten, dass ich wie ein Roboter funktioniere.
Im Film folgt auf dieses erschütternde Selbstzeugnis kompletter journalistischer Inkompetenz die rhetorische Frage:
Aber vielleicht wie ein sorgfältiger Journalist?
Wir haben den Post geprüft. Herr Karim teilt nicht das Video von Fox News “gemäß Inhalt”, sondern verlinkt auf eine dubiose Seite “israelvideowatch.com”, die das Video geklaut und dort eingestellt hat. Das Motto der Seite: “Fake News Can Write Whatever They Want But Videos Tell The TRUTH”. Es ist eine Hater-Seite, die unter anderem negative Inhalte zu Moslems sammelt und verbreitet. Herr Karim teilt auch nicht einfach das Video, er kommentiert es auch mit der Falschinformation:
Nicht einzelne muslimische Studenten, nein, sondern die gesamten moslemischen Studentenverbände an dieser katholischen Privatuniversität aber auch außerhalb dieser Uni, verlangen, dass sämtliche Kreuze an und in dieser Privatuni abgehängt und entfernt werden sollen.
Später ergänzt er den Post mit dem Hinweis (Fehler im Original):
ES stimmt nicht, dass Muslime diese Forderungen stellten, sondern irgendein nicht-muslimischer Soziologe. Es war schwer, das festzustellen. (…) Sowohl er als auch ich und viele andere Menschen haben ebenfalls die Falschmeldung (“Muslimische Studenten fordern, dass Kreuze abgehängt werden”) für bare Münze genommen … sie wurden, wie ich, Opfer einer immer schwieriger zu überschauenden und überprüfbaren Informationsflut.
“Opfer einer immer schwieriger zu überschauenden und überprüfbaren Informationsflut”? Geht es weinerlicher und heuchlerischer?
Wie sich ein Täter in ein Opfer umdefiniert
Der ARD-Film thematisiert die im August 2016 von Imad Karim begründete Facebook-Gruppe “Deutschland mon amour”, mit zum Ausstrahlungszeitpunkt rund 27.000 Mitgliedern. Im Film wird die Seite als “rechtsgerichtet” bezeichnet. Auch hier zeigt der Film einige Beispiele von Fake News. Herr Karim “klärt” auf:
Es ist wieder eine Verleumdung. (…) Dass bei dieser Zahl der Mitglieder nicht ausgeschlossen werden kann, dass irgendwelche Trolls Fake News bewusst in der Gruppe posten, danach Screenshots machen, um damit die Gruppe in Verruf zu bringen, müsste jedem normal denkendem Menschen einleuchtend sein.
Tatsache ist: Die von Herrn Hanischdörfer benannte “Fake News” hat Herr Karim selbst gepostet. Und auch die anderen identifizierten Fake News wurden nicht durch Trolls an die ARD gesendet, sondern durch das ARD-Team selbständig identifiziert.
Herr Karim und seine Gruppe sind also nicht aktive Täter, die unermüdlich gegen Muslime hetzen und den Untergang des Abendlands heraufbeschwören, sondern Opfer von irgendwelchen Trolls und Fake News der ARD?
Es überrascht nicht wirklich, dass Herr Karim auch Verschwörungstheorien anhängt oder diese zumindest zur Rechtfertigung seiner eigenen Überforderung ins Feld führt. Wer nicht selbst verantwortlich sein will, hat schon immer andere dafür verantwortlich gemacht. Übrigens eine Beobachtung, die Herr Karim in einem Film über den Bürgerkrieg im Libanon über sein eigenen Volk selbst und kritisch festgestellt hat. Man kennt das, mal ist es das Weltjudentum, dann Finanzhaie, dann geheime Logen, Geheimdienste, die Mafia oder eben Trolle.
Herr Karim behauptet zudem, das Moderatorenteam von “Deutschland mon amour” bestehe aus “aktiven CDU-Politikern, die zum Teil selbst im Rundfunkrat sitzen”. Unsere Anfrage, wer das sein soll, hat er nicht beantwortet.
Erfundene Vergewaltigung wird zur “unterdrückten Nachricht”
Weiter geht es mit der nächsten angeblichen Fake News. Im Film zeigt Herr Hanischdörfer ein Interview von Imad Karim mit dem AfD-Bundestagskandidaten Dr. Malte Kaufmann aus Heidelberg. Laut Einblendung wurde das Interview am 05. April 2017 geführt. Darin behauptet Herr Kaufmann, in Mannheim “sei vor kurzem eine Frau am Wasserturm vergewaltigt worden”.
Auf Nachfrage von Herrn Karim sagt Herr Kaufmann, solche Nachrichten würden unterdrückt. Dann zeigt der ARD-Film, dass der Fall schon über ein Jahr her ist und es sich um eine Falschbeschuldigung handelte, die Frau hatte die Vergewaltigung erfunden. Herr Karim kommentiert in seiner Gegendarstellung:
Verstehe ich richtig? Also ich mache ein langes Interview mit Dr. Malte Kaufmann, also mit diesem AfD-Politiker, in dem ich ihn zu verschiedenen Themen befrage. In Sachen Sicherheit erwähnt er einen Vorfall, der sich später als nicht zutreffend herausstellt. Was heißt das? Das heißt, dass weder Herr Kaufmann noch ich zum damaligen Zeitpunkt wussten, dass die Geschichte mit dieser Frau nicht stimmt. Dann hat er sofort in seinem Facebook-Profil diese Aussage richtig gestellt. Ich machte in meinem Youtube-Kanal den entsprechenden Vermerk deutlich. Mehr konnte ich nicht machen. Sonst, alternativ, musste ich das ganze Video löschen.
“Vorfall der sich später…” Wie später? Später nach dem Interview? Was ist das für eine Sicht? Seit dem Frühjahr 2016 war bekannt, dass es sich um eine Erfindung handelte, also rund ein Jahr vor dem Interview. Selbst wenn er davon nichts gewusst haben will – das war nicht live und hätte jederzeit nachgeprüft werden können. Ordentliche Journalisten machen das so.
Überall Verschwörungen
Und wann hatte Herr Karim diesen Vermerk angefügt? Das teilt er nicht mit. Zu vermuten ist, dass es erst nach der Ausstrahlung des ARD-Beitrags geschah. Herr Kaufmann ergänzt das Video auf seinem Youtube-Channel mit eindeutigem Bezug auf den ARD-Film. Damit wird deutlich, dass die Korrektur nicht nach der Veröffentlichung des Interviews, sondern nach der Veröffentlichung des ARD-Films erfolgte:
Ich habe den Eindruck, dass die Journalisten hier bewusst versuchen, die #AfD mit Fake News in Verbindung zu bringen.
Motto: Stimmt zwar nicht, könnte ja aber doch so gewesen sein? Auch hier zeigt sich die Opfer-Pose, verbunden mit einer Art “Dolchstoßlegende”. Schuld sind immer die anderen.
Der Fall wurde in allen regionalen Medien groß berichtet – auch die Auflösung als Falschbehauptung. Das war ein Politikum. Das war ein Top-Thema, nicht nur in Mannheim, sondern in der gesamten Region.
Und die Auflösung kannten ein versierter Journalist und ein engagierter Politiker nicht? Wie nennt man solche “Experten”? Gnadenlos inkompetent und wissensbefreit? Eine einfache Suchmaschinenabfrage hätte genügt, um wissen zu können, dass diese Vergewaltigung erfunden war. Wie ahnungslos kann man sich geben?
Dann wird Herr Karim emotional und hat sogar Tränen der Verzweiflung in den Augen. Er meint, es habe “sicherheitsrelevante Entwicklungen” gegeben, die seien “todernst” und Herr Hanischdörfer sei aufgefordert worden, die aufgenommen Bilder von ihm nicht zu zeigen. Wieder gibt er das vermeintliche Opfer.
Die einfache Frage, wie Filmaufnahmen, die niemand kennt, weil noch nicht veröffentlicht, eine solch dramatische Entwicklung erzeugen können sollen, stellt und beantwortet Herr Karim nicht. Im Film gibt es zudem nichts “Privates” oder bislang “Geheimes” zu sehen.
Welche Sicherheitsrelevanz meint Herr Karim? Wurde ihm möglicherweise angesichts der “Making of”-Aufnahmen seiner Praktikanten bewusst, dass er sich “um Kopf und Kragen geredet hatte”? Wurde ihm klar, dass er sich als journalistisch absolut inkompetent selbst geoutet hatte?
Im Film wird transparent dargestellt, dass Herr Karim die Veröffentlichung zu untersagen versuchte:
Drei Wochen nach den Dreharbeiten verlangt Imad Karim, dass wir die Aufnahmen mit ihm löschen. Wir haben diese Passage dennoch gesendet, weil wir der Meinung sind, dass jemand, so wie er die Öffentlichkeit sucht, muss es aushalten, dass man sich auch öffentlich mit ihm auseinandersetzt.
Herr Karim meint, “sein Persönlichkeitsrecht ist sträflich verletzt worden” und kündigt eine Klage gegen die ARD an. Unsere Anfrage dazu beantwortet er nicht. Herr Hanischdörfer antwortet auf Anfrage am 11. September:
Eine solche Klage ist mir nicht bekannt.
Herr Karim meint, es mangele Herrn Hanischdörfer “an Charakter”. Als Begründung für “sicherheitsrelevante Entwicklungen” führt er an, sein eigener Facebook-Post zu diesen Dreharbeiten sei dafür verantwortlich. Nachdem er Fotos vom Dreh veröffentlicht habe, sei es sicherheitsrelevant geworden. Weiter behauptet Herr Karim, er wüsste, woher Herr Hanischdörfer seine Mobiltelefonnummer hatte:
Beim Abspann des Films wurde es mir klar.
Behauptungen ohne Belege
Thomas Reutter, früher Reporter beim Report Mainz, jetzt stellvertretender Leiter Dokumentationen beim SWR, müsse die Nummer weitergegeben haben, denn Herr Reutter und Herr Karim kennten sich aus früheren Zeiten. Und weiter behauptet Herr Karim, Herr Reutter sei eine zeitlang im Moderationsteam von “Deutschland mon amour” gewesen. Herr Reutter antwortet auf Anfrage:
Imad Karim hatte mich (und wohl jeden, den er kannte) sehr früh schon in die geschlossene fb-Gruppe “Deutschland mon amour” eingeladen. Als ich gesehen habe, welche Positionen dort vertreten werden, bin ich dort aus beruflichem Interesse geblieben, habe mich aber in der Gruppe niemals geäußert, nichts gepostet und nichts kommentiert. Nachdem Claus Hanischdörfer bei Imad Karim gedreht hatte, bekam ich auch noch eine Einladung in das Moderationsteam. Diese Einladung habe ich sofort abgelehnt und war also zu keinem Zeitpunkt Mitglied im Moderationsteam von Imad Karim. Eine Telefonnummer von Imad Karim habe ich an niemanden weiter gegeben.
Da steht Aussage gegen Aussage – nur ist Herr Karim in der Beweispflicht, denn er stellt Behauptungen auf, für die er bis heute keine Belege anführt.
Von Herrn Hanischdörfer wollten wir wissen, wie er die Entwicklung einordnet und ob er angesichts des “Shitstorms” nochmals einen solchen Film machen würde. Seine Antwort:
Der “Shitstorm” war und ist in der Tat, ich möchte es diplomatisch ausdrücken, sehr unangenehm, dominiert von äußerst unsachlichen Beleidigungen und niveaulosen verbalen Angriffen und Drohungen. Die Frage, ob ich angesichts dieser Entwicklung nochmals einen solchen Film erstellen würde, stellt sich mir allerdings nicht. Als Journalist und Dokumentarfilmer erzählt man immer wieder gesellschaftlich relevante Geschichten und berichtet über Sachverhalte, die nicht allen gefallen. Das ist ein Grundmotiv des Journalismus. Würden wir Journalisten uns von jedem Gegenwind (oder neudeutsch: “Shitstorm”) einschüchtern lassen, würde das Fundament der Pressefreiheit schnell bröckeln. D. h. nicht, dass ich für sachliche und konstruktive Kritik an meinen Filmen nicht empfänglich wäre – allerdings hat mich dieser unqualifizierte Shitstorm eher darin bestätigt, dass es genau richtig war diesen Film zu machen.
Unser Fazit: Herrn Hanischdörfer gelingt ein Kurzporträt, in dem sich Herr Karim als vollständig unseriöser Journalist selbst entlarvt. Der ARD-Journalist zeigt unter Mitwirkung des Protagonisten auf, dass dieser ungeprüft Fake News verbreitet und sogar zugibt, auch nicht ansatzweise die Korrektheit von Informationen zu überprüfen. Herr Karim kennt noch nicht einmal das richtige Wort “Sorgfaltspflicht” dafür, sondern spricht von “Sorgepflicht”.
Als wäre das noch nicht blamabel genug, outet sich Herr Karim entgegen jeder journalistischen Sorgfaltspflicht als eine Art “Meinungstriebtäter”, der, wenn ihn Emotionen und “Prozesse” übermannen, einfach nicht anders handeln kann. Er sei ja schließlich kein Roboter.
Darüber hinaus gelingt es unverhofft, die vollständige Überforderung des Herrn Karim mit einer verantwortlich redaktionell-journalistischen Haltung zu dokumentieren – durch dessen eigene “Gegendarstellung”, in der Herr Karim seine mangelhafte journalistische Sorgfaltspflicht und seine verwirrtes Verständnis von Grund- und Persönlichkeitsrechten ohne Einfluss von außen auf dramatische Weise selbst entlarvt.
Der ARD-Film zeigt exemplarisch einen durchaus “erfolgreichen” Vertreter einer so genannten “Gegenöffentlichkeit” – erfolgreich im Sinne von hoher Aufmerksamkeit bei einer mindestens empörten Anhängerschar, in der nicht wenige die Hasskappe aufhaben. Herr Karim agiert nicht im Sinne deutscher Grundwerte wie verantwortlichem und präzisem Handeln. Er propagiert sich als Statthalter von Werten, die er selbst mit Füßen tritt.
Wir hatten bereits Wochen vor der ARD Herrn Karim und seine rechtslastige Facebook-Gruppe “Deutschland mon amour” beschrieben, woraufhin Herr Karim uns eine “rückenbrechende Klage” androhte, die bis heute nicht erfolgt ist. (Anm. d. Red.: Siehe unter dem Artikel verlinkte Texte)
Herr Karim wird, wie die AfD, anwaltlich vom bekannten Medienrechtler Prof. Dr. Ralf Höcker (Köln) vertreten. Dieser postete am 30. August auf Facebook:
Claus Hanischdörfer greift in seinem ARD-Film über Fake-News ganz tief in die Trickkiste des demagogischen Tendenzjournalismus und lässt von verzerrt wiedergegebenen Zitaten, bewusst unvollständiger Berichterstattung, die falsche Eindrücke erweckt, bis zur Anlegung vollkommen unrealistischer Sorgfaltskriterien, denen Journalisten angeblich entsprechen müssen, um glaubwürdig zu sein, wirklich gar nichts aus, um einen politisch missliebigen Menschen in die Schmuddelecke des (angeblichen) Fake-News-Verbreiters zu stellen und ihn so wider besseres Wissen zu diskreditieren. Als Medienanwalt weiß ich aus meiner eigenen Praxis, dass die ARD den Kriterien, die sie hier an einen politisch andersdenkenden Journalisten stellt, selbst nicht gerecht wird. Für jeden einzelnen Vorwurf, den Hanischdörfer gegenüber Imad Karim erhebt, kann ich entsprechende Fälle aus meiner Praxis nennen, in denen ARD-Journalisten die Regeln journalistischer Sorgfalt verletzt haben und daher Unterlassungserklärungen abgeben oder vor Gericht Unterlassungsanordnungen kassieren mussten. Nach ihren eigenen Kriterien würde also die ARD an den Fake-News-Pranger gehören, an den sie Imad Karim hier stellt.
Herr Höcker erweist sich damit als karnevalistischer Clown. Als Jurist weiß er, dass irgendwelche angeblichen Verfehlungen anderer ganz sicher nichts mit dem konkreten Fall zu tun haben und vollständig irrelevant sind. Das liest sich wie aus dem “Handbuch für Hater und Faker”: “Rühren Sie einen Brei aus Vorwürfen zusammen, hauen Sie einmal kräftig drauf, dass es ordentlich spritzt – irgendwas wird schon hängenbleiben.” (Anm. d. Red.: Das war jetzt eine satirische Überspitzung, es gibt kein solches Handbuch mit einer solchen Anleitung.)
Die große Welle, die der Film ausgelöst hat, ist nicht erstaunlich. Denn es hat sich seit einigen Jahren ein immenses Netzwerk von rechtspopulistischen Claqueuren gebildet, die sich selbst in ihren radikalen Ansichten nicht nur bestätigen, sondern unaufhörlich weiter antreiben. Der politische Arm dieser “publizistischen rechtsaußen-Apo” ist die AfD.
Wer dabei die Henne oder das Ei ist, kann man nur schwer feststellen. Zutreffend ist, dass die AfD durch die Ausweitung der Kampfzone, jeglichen Anstand hinter sich zu lassen, maßgeblich und institutionell beteiligt ist. Das gilt nicht für jeden einzelnen, der sich dort engagiert und auch nicht jeden, der diese Partei wählt – aber wer die Partei und Unterstützer wie Imad Karim ignoriert und nicht in Frage stellt, handelt mindestens grob fahrlässig, wenn nicht vorsätzlich.
Tragischerweise wird die Hater- und Faker-Szene aber nicht nur durch diese “üblichen Verdächtigen” befördert, sondern auch durch etablierte Parteien und Medien, die sich von der Aggressivität und dem Loslassen jeden Anstands anstecken lassen, was wir schon oft thematisiert haben. Zuletzt am Beispiel eines grünen Stadtrats, der an Logorrhoe zu leiden scheint.
Herr Karim weiß angeblich nicht, dass seine Aktivitäten Hasskommentare in erheblichem Ausmaß erzeugen. Er will das offenbar auch nicht wissen, um sich so möglicherweise einer Verantwortung zu entziehen. Das funktioniert nicht. Er ist gewarnt, er wird verantwortlich gemacht, durch unsere Berichterstattung und die der ARD. Den Ahnungslosen kann er künftig nicht mehr geben.
Personen wie Imad Karim, die sich selbst als “Journalist” bezeichnen, nachweislich aber so gut wie keine aktuellen journalistische Publikationen in seriösen Medien nachweisen können, die sich als Experten beschreiben, weil sie arabisch sprechen, aber nachweislich vollständig unfähig sind, Informationen zu prüfen, korrekt zu zitieren und Zusammenhänge verständig einzuordnen, arbeiten Hand in Hand mit Politikern und Rechtsanwälten, deren Ziel offenbar einzig eine extrem radikale Stimmungsmache ist.
Claus Hanischdörfer ist mit “Im Netz der Lügen” im Wortsinn ein hervorragender Dokumentarfilm gelungen, der eine unerwartete, aber hochgradig brisante Wendung erfahren hat. Ganz wesentlich dafür sind die Eitelkeit und Unprofessionalität eines Imad Karim, der in seiner “Gegendarstellung” wie ein Erzähler aus dem Morgenland pathetisch Märchen aus tausend und einer Nacht erzählt, sich in Widersprüche verstrickt und am Ende deutlich macht, dass er für sich die maximale Meinung fordert, aber jedem, der ihm begründet kritisch begegnet, sofort mit Klagen droht.
Was für eine tragisch-traurige Figur doch dieser Libanese ist, der vor 40 Jahren auszog, um in Deutschland die Freiheit zu finden und doch im Innersten Gefangener seines individuellen Glaubenskrieges mit seiner eigentlichen Heimat bleibt.
Nachtrag: Herr Karim betreibt neben der Facebook-Gruppe “Deutschland mon Amour” weitere Kanäle, auf Vimeo beispielsweise “Islamkritik rettet Menschenleben” und auf Youtube “TV-Journalist Imad Karim“. Hier hat er auch das Fox News-Video hochgeladen, was ebenfalls zeigt, dass er nicht nur Links teilt, sondern Inhalte aktiv streut. Ebenso hat er das Video der Syrerin auf seiner Seite hochgeladen. Den einzigen regelmäßigen Kontakt zu einem etablierten Medium konnten wir zum Mannheimer Morgen ausmachen. In Kooperation mit dem “morgenweb.de” veröffentlichte er hier im Internetangebot der Tageszeitung Werbefilme.
Hinweis zur Transparenz:
Thomas Reutter und ich haben etwa zur selben Zeit an der Universität Mannheim studiert. Wir haben aber niemals gemeinsam studiert, sondern kennen uns nur aus dem Studium und beiderseitigen Anfängen im Journalismus. Wir haben niemals gemeinsam journalistisch gearbeitet.
Claus Hanischdörfer und ich kennen uns seit rund drei Jahren – allerdings nicht persönlich. Der erste Kontakt kam zu diesem Thema über Waffenbesitz zustande. Seither haben wir per email, chat oder Telefon sporadischen Kontakt.
Herrn Imad Karim habe ich vier Mal zufällig getroffen. Vor einigen Jahren erstmals mit einem gemeinsamen Bekannten am Rosengarten, man rauchte und redete ein wenig miteinander. Weiter in einer Kneipe, bei einem Auftritt von Hamed Abdel-Samad in Weinheim und bei einer Veranstaltung von Dr. Frauke Petry in Mannheim.
Dokumentation unserer Anfrage
Sehr geehrter Herr Karim,
- Wir würden gerne wissen, für welche (etablierten) redaktionell-journalistische Medien Sie in den vergangenen fünf Jahren tätig waren?
- Für welche Redaktionen haben Sie regelmäßig gearbeitet?
- Gibt es Belege (Links) für solche journalistischen Arbeiten?
- Wer boykottiert Sie? Können Sie den Vorwurf belegen?
- Warum meinen Sie, dass Sie boykottiert werden?
- Was soll falsch (verkürzt) an diesem Zitat sein?
- Haben Sie konkret überprüft, ob diese 4.321 Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht haben?
- Können Sie diese Überprüfung belegen?
- In welcher Form werden Sie und Ihre Mitarbeiter durch wen bedroht?
- Haben Sie Strafanzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft erstattet?
- Verhalten Sie sich verantwortlich, indem Sie bis dato unbekannte Mitarbeiter öffentlich bekannt machen?
- Welche Quelle haben Sie für dieses “Denken”?
- Wer soll das verboten haben?
- Würden Sie sich als Unterstützer der AfD bezeichnen oder nicht?
- Sie haben viele AfD-Politiker interviewt – waren das “journalistische” Arbeiten oder eher “propagandistische”? Wir bitten um eine Einordnung.
- Haben Sie für Werbefilme für AfD-Politiker jemals Geld erhalten?
- Was bedeutet für Sie journalistische Sorgfaltspflicht?
- Welche journalistischen Methoden wenden Sie an, bevor Sie andere Quellen posten und kommentieren?
- Posten Sie als Journalist oder als Privatperson?
- Wo und wann hat Herr Hanischdörfer das konkret behauptet?
- Könnte es sein, dass Sie vollständig überfordert mit Ihren FB-Aktivitäten sind und Ihnen das längst entglitten ist?
- In einem aktuellen Thread wird Herr Hanischdörfer massiv verunglimpft und als “solche Ratten bei der ARD” bezeichnet. Der Eintrag steht seit fünf Tagen online. Wieso dürfen sich Ihre “Follower” bei Ihnen so äußern?
- Würden Sie die Bezeichnung von Menschen als Ratten als massiv abwertend bezeichnen oder geht das als Meinungsäußerung für Sie in Ordnung?
- Welche Belege haben Sie, dass es “Mitglieder aus allen demokratischen Gruppen” in dieser FB-Gruppe gibt?
- Die Gruppe ist geschlossen – wie also soll sich “jeder” überzeugen können?
- Welche Belege haben Sie für diese Behauptung?
- Welche Personen sind das?
- Wann wurde das Interview mit Dr. Kaufmann geführt?
- Wann haben Dr. Kaufmann und Sie “die Aussage richtig gestellt”?
- Wann haben Sie aufgrund welcher Information diesen Vermerk angebracht?
- Ist die Korrektur durch den ARD-Film bedingt worden?
- Wieso konnten Sie “nicht mehr machen”? Hätten Sie nicht das Video löschen und neu einstellen können?
- Halten Sie das für journalistisch legitim?
- Erkennen Sie ein Problem darin, falsche Tatsachen mit realen Tatsachen in Verbindung zu bringen?
- Haben Sie durch die Erwähnung des konkreten Falls nicht die Schweigepflicht gebrochen?
- Ist diese Klage bereits erfolgt?
- Welcher Art sind diese?
- Wie können Sie dies belegen?
- Haben Sie dafür einen Beleg?
- Haben Sie dafür einen Beleg?
- Um wen handelt es sich dabei?
- Haben Sie dafür einen Beleg?
- In welcher Funktion sind Sie dort aufgetreten, als Journalist oder Promoter der AfD?
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Chefredakteur