Rhein-Neckar/Stuttgart, 11. Mai 2017. (red/pro) Die Welt, Bild, Focus online und andere Medien sowie Politiker sind mal wieder übers Stöckchen gesprungen. Heute habe Dr. Rainer Podeswa angeblich „empfohlen“, so wird berichtet, man solle zur Rettung des Klimas Hexen, also Frauen verbrennen. Bei der Aussage handelt es sich um eine geschmacklose Polemik, aber sicher nicht um eine frauenfeindliche Aussage und eine ernstgemeinte Empfehlung. Die wirklich entscheidende Frage ist: Wie tief soll das Niveau noch sinken?
Kommentar: Hardy Prothmann
Nachdem ich persönlich vielen der rund 25.000 Mitglieder der rechtsgerichteten, islamfeindlichen und intellektuell empörend dummen Gruppe „Deutschland mon Amour“ als „linksversiffte Zecke“ gelte und durch den Gruppengrüner Imad Karim indirekt als „Kakerlake“ und „Wanze“ identifiziert worden bin, folgt mit diesem Kommentar ein Beitrag, denn Herr F. aus Mannheim und andere als „Beleg“ nutzen dürfen, dass ich eigentlich ein verkappter AfD-Anhänger bin, denn ich verteidige den AfD-Politiker Dr. Rainer Podeswa. Und das nicht ohne Not.
Stimmt nicht ganz. Ich verteidige nicht ihn und seine Rede, sondern ich klage über das, was draus gemacht wird. Nämlich Fake News.
Angeblich soll der AfD-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Heilbronn den Grünen den mittelalterlichen „Hexenhammer“ zur Lösung der Klimakatastrophe empfohlen haben. Viele Medien berichten gleichlautend, vermutliche eine Agenturmeldung:
Das angesprochene Werk gilt als Handbuch für „Hexenjäger“. Es gehört zu den frauenfeindlichsten und verhängnisvollsten Büchern der Weltliteratur, wie es in einer aktuellen Ausstellung „Hexenwahn in Ravensburg“ heißt.
„Damals wurden Hunderte Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet“, sagte er. Seine Fraktion applaudierte ihm. Die Frauen wurden damals für Unwetter und Überschwemmungen verantwortlich gemacht. Aus anderen Fraktionen gab es Reaktionen des Entsetzens.
„Das ist wirklich unglaublich“, sagte die nächste Rednerin in der Debatte über den Klimawandel und dessen Folgen, die Grünen-Abgeordnete Martina Braun. Von Geschichtsvergessenheit in Verbindung mit einer menschlich nicht vertretbaren Aussage sprach CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart.
Die Interpretation, dass Herr Dr. Podeswa den Grünen tatsächlich eine menschenverachtende und kriminelle Hexenverbrennung zur Rettung des Klimas als echten Vorschlag gemacht hätte, ist komplett absurd und erinnert an die von einer Lokalzeitung inszenierte „Schießbefehl“-Debatte.
Herr Dr. Podeswa wollte provozieren und zeigt, wie der Medien- und Politikbetrieb wie pawlowsche Hunde anfangen zu sabbern, wenn provoziert wird. Das ist nicht wie im Kindergarten, sondern fühlt sich eher wie das Vorzimmer einer Irrenanstalt an. Auf Facebook schreibt Herr Dr. Podeswa:
Am Ende gibt er den Grünen noch etwas zum Nachdenken – wohin ideologische „Lösungen“ im schlimmsten Fall führen. Das Zitat dazu, natürlich ohne den Hinweis, dass es an die Grünen zum Nachdenken adressiert und *keine Forderung* von Dr. Podeswa war, hat die Lückenpresse bereits aufgegriffen.
Wie erbärmlich. Für Dr. Podeswa, der nun wirklich keine besonders bemerkenswerte Rede gehalten hat, sondern nur ironisch-polemisch den „Hexenhammer“ selbst ideologisch auf die von ihm als „ideologisch ökostalinistischen“ Grünen konstruiert hat und leider noch erbärmlicher für Medien und Politiker, die auf solche plumpen Provokationen anspringen.
Die Welt versteigt sich sogar in dem Bericht zur Fragestellung, ob die Aussage justiziabel sei, um weiter zu berichten, dass Landtagspräsidentin Muhterem Aras diese als Meinungsäußerung bewerte.
Tatsächlich hat Herr Dr. Podeswa Recht, wenn er die Arbeit der Medien kritisiert und auch „Lückenpresse“ ist in diesem Fall eine zutreffende Beschreibung solcher Berichte. Aufgepumpte Luft, um das Empörungs- und Erregunslevel hoch zu halten. Doch wem nützt das? Ganz sicher nicht den Medien und dem Journalismus, denn jeder vernünftige Mensch wird sich fragen, was der Quatsch soll und warum man statt solider Information mit solch einem Quatsch behelligt wird.
Die „Wahrheit“ ist einfach und lässt sich in einem Satz ausdrücken: Was für ein mieses Niveau – auf allen Seiten.
Dokumentation: Die Rede lässt sich in der Mediathek des Landtags nachschauen, es startet ab Minute 29:40.