Rhein-Neckar, 23. Oktober 2017. (red/pro) Facebook ist das asozialste Netzwerk seit Menschengedenken. Punkt. Was mit einer „Bewertung über das Aussehen von Frauen“ begonnen hat, ist aktuell die weltweit größte Plattform für Hetze und Fakenews. Klar, viele Menschen nutzen Facebook zum Chatten mit Freunden und auch zum Teilen von Informationen aller Art – mit Freunden. Ohne böse Absichten und absolut zivilisiert. Doch viele nutzen Facebook schlicht und ergreifend, um Hass zu streuen. Wir überlegen, ob wir unsere Präsenz auf Facebook einstellen.
Von Hardy Prothmann
Rund 20 Prozent unserer täglichen Leser/innen erreichen wir über Facebook. Sie finden dort einen geposteten Artikel, klicken auf den Link und erreichen den Artikel auf unserer Seite Rheinneckarblog.de
20 Prozent und viel Arbeit ohne Verdienst
Klingt super! 20 Prozent ist nicht eben wenig. Aber auch nicht super viel. Was nicht super ist: Wir müssen auf unsere Seite aufpassen wie ein Kettenhund. Das kostet Zeit, Arbeit und viel Nerven – auf der anderen Seite haben wir mit Facebook noch kein Geld verdient und werden das auch nicht. Richtig: 20 Prozent der Nutzer sind 20 Prozent der Klicks. Wir verdienen aber auch nicht an Klicks, sondern verkaufen Werbung zum Festpreis. Unsere Preise sind günstig, 20 Prozent weniger Zugriffe können wir gegenüber unseren Werbekunden kommunizieren.
Andererseits: Mit rund zwei Milliarden Nutzern ist Facebook die größte Netzwerkplattform der Welt. Natürlich wollen wir dort auch vertreten sein – um Menschen zu erreichen und für unsere Inhalte zu interessieren. Wir haben rund 13.000 Fans – ohne große Marketingkosten. Unsere Fans sind echt und nicht gekauft (ja, man kann „Fans“ kaufen).
Gleichzeitig haben wir aktuell gut 1.400 Facebook-Nutzer blockiert – weil diese Kommentare geschrieben haben, die entweder Hass und Hetze verbreiteten oder einfach nur blöd waren. Im Gegensatz zu anderen Medienseiten pflegen wir unsere Seite aufwändig und entfernen Posts, die nichts mit inhaltlicher Debatte zu tun haben.
Willenlose Shitstorms
Wir haben mehrere Shitstormwellen erlebt. Zwei Mal nach Berichten zu Xavier Naidoo beispielsweise. Dessen Fanbase ist, zumindest auf die Kommentare bei uns bezogen, eine echte Hass-Community. Das war willenlos. Facebook sucks. Facebook saugt Energie.
Wir haben schon sehr früh eine „Netiquette“ für Kommentare auf dem Blog verfasst und ständig erweitert – hauptsächlich wegen Facebookkommentaren. Wir weisen ständig darauf hin, wir blockieren, wenn wir das müssen.
Im Ergebnis haben wir deutlich weniger Kommentare als früher. Erstens können die blockierten Nutzer nichts mehr posten, zweitens sparen sich wohl viele die Mühe, weil man weiß, dass man blockiert werden wird. Unsere Leserschaft möchte insgesamt ein Informationsangebot, das heißt nicht, dass jeder zu jedem Thema auch einen Kommentar schreiben will.
Debatte nur noch auf dem Blog
Mit dem aktuellen Zustand sind wir ganz zufrieden. Es gibt aber eine Einschränkung: Kommentare zu unseren Berichten auf Facebook finden an der falschen Stelle statt. Nicht jeder ist bei Facebook und Kommentare hier fehlen auf dem Blog zum Artikel.
Wir werden in den kommenden Tagen unsere Netiquette nochmals überarbeiten. Unter anderem mit der Feststellung, dass es von uns keine Kommentare mehr auf der RNB-Facebookseite geben wird. Wer mit uns in die Debatte eintreten möchte, muss unsere Artikel auf dem Blog kommentieren.
Auf Facebook werden wir weiterhin auf die Netiquette hinweisen – das wars. Wer uns hier anspricht, erhält keine Antwort, höchstens den Hinweis, dass man Kommentare nur auf dem Block beantwortet.
RNB ist Trendsetter
Wir sind mal wieder Trendsetter, denn wir gehen davon aus, dass wir deutschlandweit das erste Medium sind, das das so handhabt (falls nicht, gerne einen Hinweis).
Facebook ist zudem eine Filterblase – niemand kann Einfluss nehmen, was im Stream angezeigt wird. Wer nicht aufpasst, erhält nur „self fullfilling“ Inhalte – als sich selbst erfüllende Bestätigungen. Das kann am Ende „verblöden“.
Unsere Plattform ist das Rheinneckarblog.de. Wir posten nur einen Teil unseres Angebots auf Facebook. Wer nur auf Facebook ist und denkt, er bekomme alles mit, was wir berichten, bekommt eben nicht alles mit, was wir berichten.
Wenn Sie unsere Berichte verfolgen möchten, müssen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, direkt auf unsere Seite gehen. Ob als Startseite eingerichtet, als Lesezeichen gespeichert oder per Hand eingegeben.
Lieber Journalismus
Den erheblichen Aufwand mit Facebook stecken wir künftig lieber in Inhalte, also Journalismus.
Noch ein Tipp: Prüfen Sie sich selbst mal kritisch, wie viel Zeit Sie auf Facebook verbringen und wie viel Schrott Ihnen dort angeboten wird. Und dann denken Sie darüber nach, wie Sie Ihre Zeit sinnvoller einsetzen können. Sie werden erstaunt sein.
In Phase 1 überprüfen wir, welche Entlastungen es für uns gibt, in Phase zwei, welche weiteren möglich sind und dann entscheiden wir, ob wir die RNB-Seite auf Facebook behalten oder abschalten.