Rhein-Neckar/Malsch, 16. Februar 2015. (red/pro) Aktualisiert. Der Malscher Grünenpolitiker Jörg Rupp hat es mal wieder bundesweit in die Medien geschafft – nicht als medien- und netzpolitischer Sprecher, sondern als Absender einer „sexistischen“ Meldung. Nach anfänglicher Abwehr hat er sich entschuldigt. Bis zum nächsten Affront?
Von Hardy Prothmann
Sex sells. Egal wie. Ob als Tittenmädchen bei Bild. Als „Aufschrei“-Kampagne einer Journalistin. Oder eben auch als politische Diffamierung im Nachwahlkampf. Das „gute“ Ergebnis der FDP unter Spitzenkandidatin Katja Suding kommentierte der Grüne so:
muss man sich mal vorstellen: mit Titten und Beinen anstatt Inhalten. #fassungslos #fdp
— Jörg Rupp (@JoergRupp) 15. Februar 2015
Dafür hat Jörg Rupp über’s Wochenende bundesweit Aufmerksamkeit erhalten. Aber nicht als „medien- und netzpolitischer Sprecher“ des erweiterten baden-württembergischen Landesvorstands der Grünen, sondern als politischer Rüpel. Seine Twitter-Meldung hat ihm einen „Shitstorm“ eingebracht. Viele waren tatsächlich „fassungslos“ – aber nicht so wie Herr Rupp, sondern über Herrn Rupp.
Seine sexistische Reduzierung der bei der Hamburger Bürgerschaftswahl erfolgreichen FDP-Politikerin Katja Suding wurde wütend über soziale Medien kommentiert.
Bald drauf zogen so ziemlich alle großen Medien nach, im Kern ist die Botschaft gleich: Grüne Sexismus-Attacke auf liberale Frontfrau. Jörg Rupp reagierte mit einem Text „Entschuldigung für Titten„. Und dann mit einem „Erfahrungsbericht“: Der Tag danach.
Auf Twitter ärgert er sich über Beleidigungen gegen ihn selbst. Und stellt fest, er hätte gerne für ein anderes Thema mehr Aufmerksamkeit gehabt – ob man ihm das glauben kann, entscheidet jeder selbst:
also,soviel Zugriff aus mein Blog hätt ich ja lieber wegen was anderem gehabt^^ #fb — Jörg Rupp (@JoergRupp) 16. Februar 2015
Die Empörung über Jörg Rupp kommt auch aus der eigenen Partei. Der Hamburger Grüne Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach, seines Zeichens früher Journalist und Social Media-Experte für eine Agentur, twitterte gleich zwei Mal eine volle Breitseite:
Wer hätte gedacht, dass ich mal die @KatjaSuding gegen sexistische Kakkscheiße aus meiner eigenen Partei verteidige. 🙁 — Wolfgang Lünenbürger (@luebue) 16. Februar 2015
Der @JoergRupp ist ja schon häufiger durch besondere Dummheit aufgefallen. Halt doch mal die Klappe und lass uns @GRUENE_Hamburg in Ruhe. — Wolfgang Lünenbürger (@luebue) 16. Februar 2015
Das ist ebenso vulgär wie deutlich, aber für Herrn Rupp vermutlich gut verständlich. Der reagiert auf die massive Kritik am Montagnachmittag erneut:
und ihr braucht mich auch nicht A***loch zu nennen – das tu ich schon ausgiebig selbst.
— Jörg Rupp (@JoergRupp) 16. Februar 2015
Und kurz drauf:
nur weil ich einmal großen Mist getwittert habe, lieg ich nicht automatisch immer falsch. — Jörg Rupp (@JoergRupp) 16. Februar 2015
Das Problem dabei: Jörg Rupp liegt bei „Sex-Themen“ öfter mal falsch. Bereits vor zwei Jahren ist er negativ aufgefallen, weil er Kritik an der Aufklärung zu Kinderpornografie im Netz als „alte Kinderpornoleier“ bezeichnete. Auch damals musste er sich erklären:
Ich habe gleichzeitig klargestellt, dass man innerhalb von 140 Zeichen auch manchmal zu umgangssprachlichen Ausdrücken greift.
Als Medien- und Netzexperte sollte Herr Rupp künftig erst das Hirn einschalten und nicht nur die Kleinhirnrinde – sonst wird er irgendwann zum „Serientäter“.
Und der Faux-pas wäre vermeidbar gewesen, wenn man sich so ein wenig für Medien interessierte. Vor kurzem musste sich bereits Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD aktuell (u. a. Tagesschau) bei Frau Suding für eine voyeuristische Kamerafahrt an den Beinen der Frau hinauf entschuldigen. Herr Rupp hätte also gewarnt sein können.
Publikative.org hat in Bezug auf FDP und Grüne und „Titten und Beine statt Inhalte“ ebenfalls recherchiert und ist fündig geworden. Zu grünen Wahlkampfinhalten:
Wir sind ja bei den Montagsgedanken, die durchaus essayistisch sein dürfen und sollen. Was sagt uns der aktuelle „Shitstorm“ zum „ruppigen Sexismus“ – jetzt auch bei den Grünen?
Die Öko-Bewegung ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und überlässt „politische Inhalte“ wie Sexismus längst nicht mehr der Brüderle-FDP.
Nach der „Aufschrei“-Debatte ist was passiert? Genau – die FDP hat gelernt, provoziert Sexismus und Provinzburschis wie Rupp fallen auf Hamburger Großstädterin herein.
Die Werbefachfrau Suding lächelt derweil elegant über so viel kostenfreie Werbung zu ihren Gunsten und grüne Lästerei zu deren Lasten.
Sie hat aktuell nicht nur bei der Wahl Punkte gemacht und ein Jörg Rupp wäre gut beraten, sich persönlich bei der Dame zu entschuldigen. Außer, er „steht“ zu seiner „Aussage“, was er bereits verneint hat. Er ist also kein „Steher“, sondern ein „Herausreder“.
Merke: Nur weil man „medien- und netzpolitischer Sprecher“ der Landesgrünen ist, heißt das noch lange nicht, dass man auch weiß, was man zur Sache so von sich gibt. Und da Herr Rupp offenbar immer wieder mal Probleme hat, sein Verhalten einzuordnen, sei ihm folgende Erinnerungskarte freundlich von der Redaktion empfohlen.
Aktualisierung, 20:48 Uhr:
danke @KatjaSuding fürs annehmen der Entschuldigung „Man habe sich bei ihr entschuldigt, „damit ist das für mich erledigt“ #fb
— Jörg Rupp (@JoergRupp) 16. Februar 2015
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