Mannheim/Rhein-Neckar, 30. November 2017. (red/pro) Die Wutbürger sind schon lange unter uns. Vermeintlich sind das auf den ersten Blick keine Radikalen. Sie sind nicht tätowiert oder fallen durch andere äußerliche Merkmale auf. Ganz im Gegenteil. Sie sind Spießer und denken von sich, „Durchschnitt“ zu sein. Doch dieser Durchschnitt ist brandgefährlich, weil er eben als Durchschnitt überzeugt ist, jede Grenze übertreten zu können. Motto: Wir sind das Volk. Doch dieses Volk ist demokratisch hochproblematisch.
Offener Brief von Hardy Prothmann
Sehr geehrte Frau Mocker,
ich bin schon mehrmals aktiv durch die Antifa körperlich bedroht worden. Es gab sogar schon einen Gewaltaufruf gegen meine Person über die mittlerweile verbotene Plattform Indymedia, dort wurde ich als „vogelfrei“ zum Abschuss freigegeben. Der Staatsschutz sieht eine „abstrakte Bedrohungslage“ gegen mich als gegeben an, durch Links- wie Rechtsextreme, aber vorwiegend Linksextreme.
Können Sie sich, Frau Mocker, vorstellen, wie das ist, wenn im Internet über Sie stehen würde, dass Sie „vogelfrei“ sind? Haben Sie schon einmal körperliche Angriffe erleben müssen?
Möglicherweise erinnern Sie sich an ein Ereignis, denn Sie waren auch vor Ort und haben sich lächelnd mit den aggressiven Vermummten, die mich zuvor angegriffen hatten, solidarisiert.
Aktuell werde ich auf Facebook in einem Kommentar zu einer Veranstaltung erneut angegangen: Va te faire voir ailleurs

Scher Dich zum Teufel. Verstanden? Solche Kommentare sind offenbar geduldet durch Ute Mocker und das Kulturhaus Käfertal. Durch einen „Said Ben Omar“.
Keine Ahnung, wie gut Ihr Französisch ist, ich kann den Satz des anonymen Kommentators eindeutig verstehen.
Wissen Sie was? Mir reicht das. Mir reichen Leute wie Sie, die sich als „Gutmenschen“ verstehen und tatsächlich aktiv durch Wegschauen daran beteiligt sind, dass jegliche Grenzen eines verständigen Miteinanders ausgehebelt werden und die Aggression gegen Journalisten jenseits einer zulässigen Kritik befördert werden.
Mir reicht der Hass aus der Mitte der Gesellschaft, der dort etabliert wird und zunehmend als selbstverständlich hingenommen wird. Damit meine ich nicht nur Sie, sondern auch sehr viele andere.
Möglicherweise haben wir unterschiedliche politische Auffassungen. Möglicherweise denken Sie das aber auch nur. Sie haben nie ein Gespräch gesucht.
Ich stehe mit beiden Beinen auf dem Boden des Grundgesetzes. Ich lehne jede Form von nicht-staatlich legitimierter Gewalt ab. Meine Positionen gegenüber extremistischen Parteien und anderen Extremisten sind eindeutig ablehnend.
Gleichzeitig berichte ich kritisch und unabhängig. Ich lasse mich vor keinen Karren spannen. Die Unabhängigkeit meiner Berichterstattung geht so weit, dass ich auch Rechtsverletzungen gegenüber Extremisten thematisiere. Damit unterscheidet sich meine Arbeit eklatant von anderen Medien, die das Rechtsstaatlichkeitsprinzip immer dann vergessen, wenn es nicht zur eigenen politischen Überzeugung passt. Für unabhängige Journalisten ist das aus meiner Sicht nicht zulässig. Man kann sich den Rechtsstaat nicht so hinbiegen, wie einem das ins eigene Weltbild passt, denn dann ist das kein Rechtsstaat mehr, sondern nur noch irgendwas Verbogenes.

Wer nicht meiner Meinung ist, ist ein Nazi. So einfach geht das bei „Gutmenschen“. Mittendrin und mit großen Verständnis Ute Mocker, Leiterin des Kulturhauses Käfertal.
Die von mir veröffentlichten Informationen sind allgemein überprüfbar. Meinen Positionen kann man folgen oder nicht, das entscheidet jeder selbst. Kritik ist erwünscht und wird ernst genommen, sofern ernsthaft und interessiert geäußert.
Wenn aber Angriffe auf meine Person oder Mitarbeiter durch angeblich demokratische Personen wie Sie geduldet oder sogar befördert werden, ist Schluss mit lustig.
Dann muss ich davon ausgehen, dass Personen wie Sie aktiv daran interessiert sind, dass ich wegen meiner journalistischen Arbeit als legitimes Ziel für extremistische Gewalt gelte.
Dann muss ich davon ausgehen, dass Sie, Frau Mocker, einen Scheiß auf die grundgesetzlich garantierte Pressefreiheit geben. Ich muss auch davon ausgehen, Frau Mocker, dass Sie allen, die sich gegen aus Ihrer Sicht missliebigen Journalisten wenden, das Einverständnis erteilen, solchen Journalisten auch mit direkter Gewalt zu begegnen.
Da ich nicht davon ausgehe, dass Sie Französisch sprechen. Den Satz kann man salopp mit: „Scher Dich zum Teufel“ übersetzen. Den Nachsatz: „Tu as compris cela“, könnte man salopp mit „Verstanden?“ interpretieren. Was soll ich bitte verstehen? Dass ich mich zum Teufel scheren soll und wenn nicht, was soll ich anderes als eine subtile Drohung verstehen?
Sie teilen mir in Ihrem Kommentar mit, dass ich „keine Ahnung“ habe und vielleicht mal „recherchieren“ sollte.
Sehr geehrte Frau Mocker, ich verfüge über ein sehr gut abgeschlossenes Studium, die Inhalte meiner Magisterarbeit wurden in einem Buch meines Professors verarbeitet, es gibt zahlreiche Artikel von mir in medienwissenschaftlichen Veröffentlichungen, ich bin Mitgründer von Netzwerk Recherche, ich bin seit fast 30 Jahren Journalist und habe für alle großen Medien dieser Republik und ausländische Medien gearbeitet. Meine Recherchen wurden immer wieder – von interessierten Leuten – in Zweifel gezogen und haben sich bis auf kleine Fehler, die passieren können, im Grundsatz als zutreffend bewiesen. Meine Recherchen wurden auch juristisch angegriffen – ganz überwiegend erfolglos. Zuletzt hat sich eine Monopolzeitung eines sehr großen Verlags eine juristische Niederlage abholen müssen.
Und da kommen Sie daher und meinen, ich sollte erstmal recherchieren? Für wen halten Sie sich eigentlich, Frau Mocker? Welche vergleichbaren Qualifikationen haben Sie anzubieten, derart despektierlich zu sein?
Sie dürfen meine Arbeit selbstverständlich in Zweifel ziehen. Dabei sollten Sie aber sehr vorsichtig sein, sich nicht komplett lächerlich zu machen, durch Ihre Ahnungslosigkeit und Überheblichkeit. Denn Sie, Frau Mocker, wissen nichts über Journalismus. Und Sie, Frau Mocker, haben keine Ahnung von Recherchen.
Sie dürfen Ihre Meinung haben. Grundgesetzlich geschützt. Das Grundgesetz schützt nicht die Qualität einer Meinung, sondern nur die Freiheit zur Meinung.
Auch das darf ich Ihnen, Frau Mocker, übersetzen: Selbst die dümmste Meinung ist durch das Grundgesetz ausdrücklich erlaubt, außer, wenn andere Rechtsgüter verletzt werden. Für Sie übersetzt: Sie haben das Recht, den größten Schwachsinn zu äußern, solange Sie keine anderen Rechte verletzen. Ihre Aufforderung an mich, erstmal zu recherchieren, ist ein solcher Schwachsinn.
Sie, Frau Mocker, sind Teil einer nicht durchweg organisierten Bewegung, aber einer, die große Sorge macht, weil sie wie ein bösartiger Krebs wirkt. Einer Bewegung, die die Arbeit von ernsthaft arbeitenden Journalisten massiv gefährdet. Sie, Frau Mocker, unterscheiden sich in nichts von den „Lügenpresse“-Krakeelern aus anderen Lagern. Sie mögen leiser sein, das macht Sie sogar aus meiner Sicht bedrohlicher, weil man Ihr destruktives Wirken damit nur schwer erkennen kann.
Sie, Frau Mocker, sind ein Paradebeispiel für den entfesselten Wutbürger im Allgemeinen. Sie, Frau Mocker, fallen auf den ersten Blick nicht auf. Sie wirken durchschnittlich und nicht besonders auffällig. Das sind Sie auch und doch auch nicht. Leute wie Sie gibt es viele, also solche, die ständig Zeugs reden über Sachen, von denen sie keine Ahnung haben. Sie, Frau Mocker, haben aber eine öffentliche Wirkung, weil Sie eine öffentliche Einrichtung leiten.
Sie, Frau Mocker, sind damit auch im Fokus der Öffentlichkeit.
Und ich, Frau Mocker, biete der Öffentlichkeit Informationen zur Meinungsbildung an. Auch über Leute wie Sie, Frau Mocker.
Ihnen, Frau Mocker, ist es unbenommen, irgendwelchen Blödsinn vor sich hinzubrabbeln. Sie können auch meinen, dass ich niemals irgendwas recherchiere.
Sie, Frau Mocker, sollten dabei aber bedenken, dass ich Ihren Blödsinn öffentlich thematisieren darf. Sie stehen für eine Kultureinrichtung der Stadt. Und die Stadt Mannheim ist gut beraten, sich genau zu überlegen, warum mir wegen Ihnen, Frau Mocker, die Galle überläuft.
Sie, Frau Mocker, machen der Stadt und der hier lebenden Menschen keine Ehre, sondern beschämen diese.
Wenn Sie gleichzeitig erlauben, dass ich zum Teufel gewünscht werde und mir im Nachsatz aggressiv mitgeteilt wird, dass ich das zu verstehen habe, dann wird es streng, Frau Mocker.
Wenn ich mir von einem „Said Ben Omar“ sagen lassen muss, dass ich mich zum Teufel zu scheren habe – auf der Seite des Kulturhauses Käfertal -, ohne Widerspruch durch Sie, Frau Mocker, dann könnte ich auf den Gedanken kommen, mich zu radikalisieren. Gegen Sie Frau Mocker und andere, die mir als Deutschem klar machen wollen, dass ich mich zum Teufel zu scheren habe. Nachdrücklich versetzt mit „Verstanden?“.
Nein, Frau Mocker, ich schere mich nicht zum Teufel und ich verstehe sehr wohl, dass Sie das eigentlich gerne so hätten. Ich habe verstanden, dass Sie lieber einem anonymen Said Ben Omar das Feld überlassen und dessen Kommentar stehen lassen, der sich gegen mich wie jeden anderen Deutschen richtet.
Wenn Sie diesen Kampf, Frau Mocker, haben wollen, bekommen sie ihn. Er beginnt mit Hardy Prothmann, deutscher Staatsbürger, bekannte Adresse gegen einen Said Ben Omar, Identität unbekannt. Er geht weiter mit der Frage, was sich ein deutscher Staatsbürger von einem anonymen Said Ben Omar auf der Facebook-Seite dem von der Stadt Mannheim unterhaltenem Kulturhaus Käfertal bieten lassen muss? Man kann die Frage auch erweitern, ob das Kulturhaus Käfertal einem Said Ben Omar den Raum lässt, ein anerkanntes Mitglied der Gesellschaft, das eine wesentliche, grundgesetzliche Aufgabe erfüllt, den Ruf abzuschneiden und erlaubt, diesen Deutschen durch einen Said Ben Omar zum Teufel zu wünschen?
Ich bin mit Ausländern aufgewachsen und für mich sind alle Menschen erstmal nur Menschen. Ich spreche vier Sprachen und habe viele Jahre im Ausland als Ausländer gelebt. Ich setze mich aktiv für Integration ein – wenngleich kritisch.
Wenn mir im eigenen Land gesagt wird, dass ich mich zum Teufel scheren soll, dann werde ich sauer. Aber so richtig sauer. Frau Mocker, ich hoffe, Sie verstehen das ganz deutlich.
Denken Sie mal drüber nach. Über Ihre Rolle und was Sie da durch Untätigkeit freisetzen. Bei mir ist es Wut auf Leute wie Sie. Sie befördern Konflikte ohne Sinn und Verstand. Sie verhalten sich verantwortungslos. Sie sollten sofort Ihre Tätigkeit aufgeben, weil Sie selbst bei einem sehr umfassend verständigen Menschen wie mir erheblichen Schaden erzeugen.
Mit Kultur hat das nichts zu tun.
Schämen Sie sich!
Mit freundlichen Grüßen
Hardy Prothmann
P.S. Ich bin mir durchaus bewusst, das gewisse Leute, deren Weltbild ich nicht teile, diesen Text möglicherweise zu instrumentalisieren versuchen werden. Ich teile Ihnen, Frau Mocker, aber auch unmissverständlich mit, dass ich Ihr Weltbild nicht teile. Ich heiße Hardy Prothmann, bin Deutscher und lebe hier seit 51 Jahren – ausgenommen rund fünf Jahre im Ausland. Dies ist mein Land, meine Stadt, meine Heimat, die ich gerne mit anderen, die sich hier wie ich anständig verhalten, teile. Ich lasse mir nicht anonym mitteilen, schon gar nicht von einem „Said Ben Omar“, dass ich mich zum Teufel zu scheren habe. Und schon gar nicht mit Ihrer untätigen Unterstützung. Ab sofort beschäftigt mich die Frage, wie man Sie, Frau Mocker, zum Teufel schicken kann, weil Sie meiner Meinung nach gegen unsere Gesellschaft wirken.
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