Mannheim/Rein-Neckar, 04. August 2017 (red/pro) Der Journalismus in Deutschland ist in der öffentlichen Wahrnehmung schwer beschädigt – leider sind daran vor allem Journalisten und Medienhäuser selbst schuld. Ein Paradebeispiel für Schäden ist der Mannheimer Morgen. Die Zeitung verliert massiv an Auflage und Abos. Nicht, weil “böse Mächte” wie das Rheinneckarblog Schaden erzeugen, sondern weil die Qualität des Produkts viele Menschen offenbar immer weniger überzeugt. Das ist ein großes Problem. Kein Journalist kann sich darüber freuen, wenn “konkurrierende” Angebote Probleme bekommen. Das RNB steht für einen transparenten und kritischen Austausch – Journalismus muss kritisieren, aber auch Kritik aushalten und sich dieser stellen. Wir praktizieren das – viele Angebote nicht. Darunter der Mannheimer Morgen. Fragen werden nicht beantwortet, auf Kritik folgen Klagen. Kann das so weitergehen? Zweifelhaft.
Offener Brief von: Hardy Prothmann
Sehr geehrter Herr Lübke,
wann haben Sie sich eigentlich entschlossen, sich unehrenhaft zu verhalten? Schon früher oder erst in jüngerer Vergangenheit? Oder muss ich das persönlich nehmen? Oder rutscht Ihnen nur immer wieder mal was durch? Kann ja passieren…
Missachtete Exklusivität
Aktuell hat das RNB wieder mal eine Top-Story exklusiv: Den Rechtsstreit Erbengemeinschaft Baklan vs. Bak Kardesler GmbH. Wir haben schon vergangenes Jahr dazu berichtet – in Ihrer Zeitung kommt erst jetzt ein Bericht, der genau keinen nachrichtlichen Mehrwert zu unserer Berichterstattung hat. Man könnte diesen Text auch einen Abklatsch nennen.
Ein Hinweis auf unsere Exklusivität fehlt – dabei hatten wir damit viel Aufwand, das aber ist Ihrer Zeitung keine Erwähnung wert. In Summe über mehrere Tage, wir waren als einziges Medium bei den Verhandlungen in Karlsruhe vor Ort. Aber das ist alles keine Erwähnung wert.
Am Donnerstag ist auf Ihrem Onlineportal ein Text zu lesen, der sich dem Thema widmet, aber leider vollständig zu erwähnen vergisst, welches Medium diese Story absolut exklusiv hatte.
Wir sind ja in einem ähnlichem Alter, also gehe ich davon aus, dass Sie auch mal Respekt vor der Arbeit von Kollegen gelernt haben. Das war früher gute Tradition.
Ich habe mir den bis heute bewahren können. Wann haben Sie den verloren oder hatten Sie den nie? Immer schon kein Ehrenmann gewesen?
Der gedrehte Strick liegt um Ihren Hals
Wissen Sie, ich erinnere mich sehr gut an einen Prozess, bei dem Juristen Ihres Unternehmens mir einen Strick drehen wollten, weil ich angeblich meiner journalistischen Sorgfaltspflicht nicht nachgekommen sei. Ich hätte mich nicht bei Ihrer Zeitung und bei Ihnen erkundigt, wie Sie es denn mit der Veröffentlichung von Leserbriefen so halten. Dieser Vorwurf ist berechtigt, sogar zutreffend. Das hatte ich damals nicht getan. Bei vollem Verstand. Und das habe ich zugegeben.
Darüber ärgere ich mich, weil man mir berechtigt diesen Vorwurf machen konnte. Ich ärgere mich immer über berechtigte Vorwürfe, weil ich immer höchste Qualität bieten will. Das ist mein Anspruch an meine Arbeit und die meiner Mitarbeiter, für die ich verantwortlich bin.
Ich habe eine Erklärung anzubieten: Selbst wenn ich gefragt hätte, hätte ich keine Auskunft erhalten. Diese Erklärung habe ich auch vor Gericht abgegeben – man nahm sie mit saurer Miene zur Kenntnis.
Was ich für “selbstverständlich” hielt, konnte ich damals aber nicht beweisen. Mittlerweile kann ich das.
Mir war klar, dass ich keine Antwort erhalte, ich mir also “unnötigen” Aufwand erspart hatte. Das spielte bei dem Prozess keine Rolle. Hier war ich erstmal schuldig durch Anklage. Leider hatte ich mir diese Blöße gegeben – auf der Basis meiner Einschätzung, aber ich hätte das Protokoll einhalten sollen.
Mittlerweile habe ich diesen Aufwand nachgeholt und Sie, Herr Lübke, explizit und umfangreich um Antworten auf Fragen zur Veröffentlichungspraxis von Leserbriefen in der von Ihnen verantworteten Zeitung gefragt. Ich habe darauf von Ihnen keine Antwort erhalten. (Das kann man hier vollständig transparent nachlesen.)
Das belegt klipp und klar, dass meine frühere Annahme richtig und zutreffend war. Trotzdem hatte ich mir eine Blöße gegeben, die Ihre Anwälte ziemlich hinterfotzig ausgenutzt haben. Ich sehe noch die bedeutungsschwangeren, empörten Gesichter vor mir. Man konnte das Leiden dieser Herren ablesen und auch Sie zogen “Mienen” beim Prozess vor dem Landgericht Mannheim. Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht, was für eine Schande. Was für ein Schänder der Prothmann, dieser Blogger doch ist.
Der Prothmann hatte aber leider recht.
Das ist mir eine Lehre. Mit Ihnen und Ihren Anwälten. Und auch mit anderen. Man darf sich keine Blöße geben, auch, wenn die Verhältnisse klar sind.
Sie, Herr Lübke, habe ich als sehr interessiert wahrgenommen, wenn es darum geht, dass Ihre Zeitung irgendwelche angeblichen exklusiven Neuigkeiten zu verbreiten meint. Exklusivität ist Ihnen offenbar sehr wichtig und von hohem, sogar sehr hohem Wert.
Deswegen frage ich mich, warum Sie eigentlich ein solch erbärmliches Verhalten an den Tag legen, wenn andere Exklusivität leisten? Null Sportsgeist? Sind Sie echt so ein armer Geist?
Ich habe, sehr geehrter Herr Lübke, weder mit Ihnen noch mit Ihrer Zeitung irgendwelche Händel offen, wie das manche so gerne behaupten.
Ich messe Sie und Ihre Zeitung und anderen Medien an Leistungen und auch an Fehlleistungen. Kritik an dem von mir verantworteten Angebot stelle ich mich immer und offen.
Warum können Sie keine Fragen überzeugen beantworten?
Warum ist das bei Ihnen nicht so? Warum können Sie keine Fragen überzeugend beantworten? Warum können Sie keinen Respekt vor Leistung zeigen? Warum fällt Ihnen nur Schweigen oder juristischer Krieg statt Kommunikation ein?
Herr Lübke – unsere Branche ist arg beschädigt. Ich mache Leute wie Sie mit dafür verantwortlich. Nachweisbar. Dabei geht es mir überhaupt nicht um Sie persönlich. Meine Kritik ist eine Art Selbstverteidigung – ich möchte nicht pauschal für andere haften müssen.
Wenn ich pauschal die unsäglichen Vorwürfe von Lügen- oder Lückenpresse lese, bekomme ich Herzrasen. Denn damit ist pauschal auch das von mir verantwortete Angebot gemeint und es stimmt: Wir sind mitten in der Medienkrise gestartet und müssen jeden Tag den Mut zur Lücke haben, denn bevor wir ungares Zeugs verbreiten, lassen wir es lieber. Lügen verbreiten wir nie und wenn wir Fehler machen, machen wir diese mit allen Konsequenzen transparent.
Sie haben etwas klarzustellen, Herr Lübke
Sie, Herr Lübke, haben ausweislich der juristischen Korrespondenz (“Zeugnis des Herrn Lübke”) mir und meinen Mitarbeitern vorgeworfen, vorsätzlich Ihre Glaubwürdigkeit und die Ihrer Zeitung beschädigt zu haben.
Das haben wir nicht, wie das Oberlandesgericht Karlsruhe vollumfänglich bestätigt hat. Wir sind unserem Job nachgekommen und haben Kritik geübt. Nicht mehr und nicht weniger.
Sie, Herr Lübke, haben nicht ansatzweise bislang die Größe gehabt, diese Entscheidung persönlich anzuerkennen und dies der Öffentlichkeit einordnend mitzuteilen. Bis auf eine kleine Notiz ducken Sie sich weg und stehlen sich aus der Verantwortung. Fragen beantworten Sie nicht.
Was läuft in Ihrem Kopf schief, Herr Lübke?
Sie, Herr Lübke, fordern von öffentlichen Personen und Institutionen zu Recht in Ihrer Zeitung mit Ihren Mitarbeitern Transparenz, die Sie in eigener Sache aber nicht liefern. Was, Herr Lübke, läuft eigentlich in Ihrem Kopf schief?
Sie, Herr Lübke, sich verantwortlich für die Unternehmenskultur in Ihrer Zeitung – redaktionell. Und die, Herr Lübke, ist reichlich verrottet.
Meine Meinung, Herr Lübke.
Wie ich Ihnen das schon häufig angeboten habe – wir können jederzeit über Journalismus und unsere Angebote debattieren. Einmal saßen wir beim Reporterforum beim Spiegel in Hamburg zusammen auf einem Podium. Dabei musste ich erleben, wie Sie angreifen. Hinterhältig. Das war mir eine Lehre.
Ich bin gerne bereit, mit Ihnen wieder in den Ring zu steigen, nachdem ich gelernt habe, dass bei Ihnen “no rules” gilt.
Für Sie ist das allerdings extrem gefährlich. Denn ich halte mich immer an Regeln. Wenn diese als “no rules” definiert sind, gibt es halt keine und ich beherrsche Straßenkampf sicher besser als Sie, weil ich die Straße tatsächlich kenne.
Eine Frage der Ehre – Ehre gewinnt
Sie haben mehrfach versucht, mich persönlich fertig zu machen – das ist meine Wahrnehmung. Ich zahle Ihnen das nicht heim, weil mir das Gefühl von Rache fremd ist. Das führt zu nichts außer weiterem Ärger und Unglück.
Sie können aber sicher sein, dass ich Sie da packen werde, wo Sie zu packen sind. Bei der Ehre. Aktuell hat Ihre Zeitung sich wieder einmal unehrenhaft gezeigt.
Das habe ich mittlerweile verstanden, Herr Lübke. Denn beim Thema Ehre habe ich Sie offensichtlich sehr irritiert und weil Sie sich so konsequent unehrenhaft verhalten, werden wir uns genau auf diesem Spielfeld mit großer Sicherheit wieder treffen.
Sie und Ihr Unternehmen haben mehr Macht und Geld. Das ist mir egal. Ich habe eine Haltung und die gewinnt.
Ansonsten stirbt die Hoffnung zuletzt.
Beste Grüße
Ihr
Anm. d. Red.: Es gibt ein paar Ergänzungen, die nicht der email an Herrn Lübke entsprechen. Aber die kann man ja hier nachlesen. Antwort gibt es vermutlich nie und wenn, dann frühestens nach dem 14. August 2017. Denn solange ist Herr Lübke laut Autoreminder in Urlaub. Ob er nur Sonne oder auch schon ein wenig Ehre tankt? Wer weiß.
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