Mannheim/Rhein-Neckar, 19. August 2017. (red/pro) Der bisherige Lizenzinhaber für das Regionalfenster auf RTL, der Anbieter RNF, konnte die Landesmedienanstalten nicht überzeugen. Der neue Lizenznehmer “Zone 7 GmbH & Co KG” oder als “RONTV” am Start, handelt sich bereits in der zweiten Woche behördliche Kritik ein – das Polizeipräsidium Mannheim ist sauer, weil alte Aufnahmen wiederverwertet wurden, die im Ergebnis dazu führen, dass die Zuschauer falsch informiert wurden.
Von Hardy Prothmann
Es war zunächst so, dass diese Kollegen gebeten haben, den Hund anzuleinen. Das ist nicht geschehen. In der weiteren Folge hat der Hund zwei meiner Kollegen verletzt. Und den einen Kollegen so schwer, dass er noch immer keinen Dienst verrichten kann,
sagt David Faulhaber, Chef der Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim in einem Beitrag bei RONTV am 10. August 2017. Der Vorfall geschah Anfang Mai – drei Monate später können die Beamten angeblich immer noch keinen Dienst verrichten. Wir fragen nach. Herr Faulhaber antwortet am Freitag, einen Tag, nachdem er aus dem Urlaub zurückgekommen ist:
Das mit mir geführte Interview fand unmittelbar nach dem entsprechenden Sachverhalt im Mai 2017 statt. Wir wurden über die neuerliche Verwendung des Bild- und Tonmaterials nicht informiert. Da darin inhaltlich nicht mehr aktuelle Aussagen vorhanden waren, ist das Vorgehen sicherlich als schlecht zu bezeichnen, da dem TV-Zuschauer hierdurch ein falsches Bild gezeichnet wird. Damals verletzte Polizeibeamte befinden sich, wie zum Zeitpunkt des Interviews noch zutreffend, mittlerweile und nach ca. 3 Monaten nicht mehr im Krankenstand.
Im Beitrag von RONTV erfährt man davon nichts. Dort darf eine Frau, die nicht zum Zeitpunkt des Geschehens am Tatort war und keine offizielle Quelle ist, lang und breit erzählen, wie sie den Vorfall interpretiert. “Eine völlig übertriebene Aktion finden Fatma und ihr Mann”, kommentiert eine Stimme aus dem Off. (Sendung hier, Beitrag ab 7:10′)
Gut drei Monate nach dem Ereignis sendet RONTV also einen Beitrag mit komplett veralteten Aussagen. Man kann viel Kritik am RNF üben – aber solche Methoden sind uns über den früheren Lizenznehmer nicht bekannt.
Haben die Landesmedienanstalten tatsächlich für den Anbieter eines besseren Konzepts entschieden oder sind sie einem aufgesessen, der Journalismus vorgaukelt? Wie kommt man auf die Idee, drei Monate nach einem durchaus öffentlich sehr beachteten Fall ohne jegliche Recherche und neue Erkenntnisse ein Thema mit alten Statements zu verarbeiten?
Die Polizei jedenfalls ist stinksauer:
Wir werden die Thematik unmittelbar mit dem betroffenen Sender in einem persönlichen Gespräch erörtern, so dass ein entsprechendes Vorgehen nicht noch einmal stattfindet,
teilt David Faulhaber mit. So deutlich äußert man sich selten. Die Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Mannheim ist absolut professionell aufgestellt, die Erfahrung ist hoch, die Nerven sind aus Drahtseilen und der Respekt vor der öffentlichen Aufgabe der Medien ist unzweifelhaft einwandfrei. Wenn man sich vor diesem Hintergrund so eindeutig positioniert, muss das Gründe haben. Wir wissen durch Recherche einige mehr, belassen es aber bei dem Hinweis, denn die Polizei ist in einer Zwickmühle – sie will gut und professionell informieren, ist aber zunehmend nicht professionellen Medienhasardeuren ausgesetzt.
Doch noch ein Beispiel für weiteren Ärger, den sich RONTV in kürzester Zeit eingehandelt hat. Ein angeblicher “Übungsdreh” mit einem Polizeisprecher wurde ebenfalls verarbeitet und über youtube verbreitet. Der andere Sprecher:
Ich bin wirklich nicht amüsiert. Das war entgegen der Absprache. Die junge Dame war sehr aufgeregt und meinte, dass sei ihre erste Live-Schalte. Ich habe sie beruhigt und mitgespielt, weil ich hilfsbereit bin. Ich bin aber nicht bereit, mich auf den Arm nehmen zu lassen. Wenn ich um Hilfe gebeten werde, stehe ich gerne bereit. Wenn Vereinbarungen aber hintertrieben werden, ist Schluss mit lustig.
Solche harsche Kritiken innerhalb von nur zwei Wochen nach dem Start sind außergewöhnlich – einbilden kann sich RONTV darauf nichts, denn es wurden keine journalistischen “Scoops” abgeliefert, ganz im Gegenteil eindeutige Fehlleistungen, die geeignet sind, Vertrauen nachhaltig zu zerstören. Nicht nur bei Gesprächspartnern, sondern auch in der Öffentlichkeit.
Mit ein wenig Recherchearbeit hätte man tatsächlich eine News erfahren können. Die haben wir exklusiv zum Fall des erschossenen Hundes:
Die Ermittlungsarbeit oblag dem Arbeitsbereich Amtsdelikte der Kriminalpolizeidirektion Heidelberg. Polizeilicherseits sind die Ermittlungen abgeschlossen. Die Ergebnisse liegen seit Anfang Juni diesen Jahres der Staatsanwaltschaft Mannheim vor.
Seit über sechs Wochen weiß also die Staatsanwaltschaft Mannheim über das Ergebnis der internen Untersuchung Bescheid und hat bislang die Öffentlichkeit nicht informiert. Warum nicht? Das wird Thema in der kommenden Woche sein.