Rhein-Neckar/Stuttgart, 16. Juni 2017. (red/pro) Der größte Schweiger zu unserer Recherche über die Hintergründe der Organklage des AfD-Abgeordneten Dr. Heinrich Fiechtner gegen seine eigene Fraktion ist Michael Klonovsky – ehemaliger Berater der AfD-Bundessprecherin Dr. Frauke Petry und neuer Pressesprecher der AfD-Fraktion im Südwesten, also von Bundessprecher Prof. Dr. Jörg Meuthen. Was man von dem Mann erwarten kann, ist auf dessen Homepage nachzulesen. Der Pressesprecher startet steil – für ihn sind Medien nicht Lügen- oder Lückenpresse, er rät, „von Fall zu Fall“, diese Ausdrücke durch „Lumpenpresse“ zu ersetzen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Soweit mir bekannt ist, kenne ich diesen Michael Klonovsky nicht. Ich bin seit 1990 im journalistischen Geschäft – ähnlich lange wie dieser Herr. Ich habe in der Vergangenheit auch für das Magazin Focus gearbeitet (was mir angesichts der Entwicklung dieses Mediums echt peinlich ist). Ich habe auch über den Focus geschrieben, aber dieser Herr war mir bislang nie aufgefallen. Weder durch Esprit und schon gar nicht durch Journalismus. Das kann passieren – ich bin zwar insgesamt gut informiert, aber wie andere auch bekomme ich nie alles mit.
Auf die Anfragen der von uns beauftragten Journalistin reagierte der neue Pressesprecher der AfD-Fraktion negativ. Also als Schweiger und nicht als Sprecher. Kurios, denn der Mann hat einen, von außen betrachtet scheinbar zwanghaften Hang zur Mitteilung.
Der gelernte Maurer und die alten Römer
Herr Klonovsky betreibt eine eigene Seite im Internet unter seinem Namen, die er fast täglich mit seinen sprunghaften Gedanken füttert. Er nennt das „acta diurna“. Eine Anlehnung an ein durch den römischen Imperator Caesar eingeführtes Nachrichtenformat.
Überhaupt scheinen die alten Römer, insbesondere Caesar und das Lateinische es dem gelernten Maurer, geboren in Sachsen an der Grenze zu Tschechien und aufgewachsen im Ost-Berlin der DDR, angetan zu haben. Er hat, was man so recherchieren kann, nach der Lehre sein Abitur nachgeholt. Studiert hat er offenbar nicht. Aber er lateinert, als wäre er ein Altphilologe, der täglich durch die Bibliothek von Heidelberg streift, um verstaubte Schriften aus den Regalen zu ziehen, sich mit den alten Meistern zu beschäftigen und daraus brandaktuelle Erkenntnisse für den Fortgang der Neuzeit zu gewinnen.
Um das klipp und klar festzustellen: Maurer ist ein ehrenwerter Beruf, für den es großes handwerkliches Geschick braucht. Ich habe selbst als Schüler und Student mir mit Handwerk nebenbei Geld verdient. Als Schichtler, als Maurergehilfe, als Elektrikergehilfe, als Verkäufer, als Tankstellenkassierer und in vielen anderen Jobs. Ich weiß, was harte, nicht-akademische Arbeit ist.
Und ich habe das große Latinum. Mein Abitur war mies, weil der Latein Leistungskurs die Note runtergezogen hat. Dabei war ich in den ersten Jahren der Leistungsträger in diesem Fach. Es ging damals viel schief, das ist meine private Story, die niemanden zu interessieren hat.
Wer sich wichtig machen will, lateinert
Das Lateinern kenne ich eigentlich nur von Leuten, die sich wichtig machen wollen. Solche „Aphoristiker“ lehnen sich immer dann an „bedeutende“ Menschen aus früheren Zeiten an, wenn sie selbst nicht in der Lage sind, sich klar und unmissverständlich zu äußern. Erstaunlich dabei ist, dass die eigene Standlosigkeit eine eigene Standhaftigkeit begründen soll. Da geht irgendwas in den Köpfen schief. Man könnte auch sagen, Leute, die andere zitieren, um sich selbst auszudrücken, haben irgendwie keine Eier, sondern leihen sich die Hoden von Verstorbenen, um die eigene Potenz zu beschütteln.
Ein Beispiel? „Cum grano salis“ habe ich bei dem Herrn gefunden:
Eines muss man den meisten, ich sage jetzt mal cum grano salis: Kanaken lassen: Sie glauben weder daran, dass es drei oder sieben oder siebenmal sieben Geschlechter gibt und ihr eigenes nur ein Konstrukt ist, noch daran, dass ihre Flatulenz zur globalen Erwärmung beiträgt oder dass sie der Dritten Welt irgendetwas schulden, was sie sich dort nie geliehen haben; sie möchten nicht via Quote mehr Frauen in Führungspositionen bringen noch ihre Kinder über die Sexualpraktiken von LSBTI-Menschen frühaufklären lassen, sie essen bedenkenlos Fleisch, pfeifen auf die Schuld ihrer Vorfahren an der Sklaverei, und Vielfalt heißt für sie, zwischen einem BMW und einem Audi wählen zu können.
Der Ursprung dieses Lateinerei ist nicht eindeutig. Klar ist, das mit dem „Körnchen Salz“ auch ein „Körnchen Verstand“ gemeint sein könnte. Herr Klonovsky lässt also offen, ob er salzig ätzen will oder es für einen besonders guten Verstandeswitz hält, Ausländer als Kanaken zu bezeichnen. „Kanaka“ ist ursprünglich eigentlich eine wertneutrale Bezeichnung für Mensch, wird heute aber als abwertend verwendet. Seine ironische Wendung hält er vermutlich für pfiffig. Dabei ist sie nur piefig und müffelt wie.., nein, das weiß ich nicht, deswegen führe ich das nicht aus.
Salz oder Witz oder Zwang?
Dazu gibt Herr Klonovsky also sein Salz oder seinen Witz (die lateinische Wurzel „sal“ bezeichnet beides) und vermutlich grinst er dabei in sich hinein. Schenkelklopfer. Wie geil ist das denn? Diese wunderbare ironische Konstruktion. Wie herrlich. Und die übergeleitete Assoziation zu Themen wie Erderwärmung, sexuellen Praktiken und Realismus. Geht es genialer als genial?
Aus Sicht des Herrn Klonovsky vermutlich nicht. Er ist vollkommen der eigenen Vanitas erlegen. Möglicherweise auch einer gewissen Form der Logorrhoe. Vordergründig ist Geschwätzigkeit eine nicht zu verachtende Qualifikation für einen Pressesprecher. Wenn sie zwanghaft wird, könnte das aber eher hinderlich sein.
Seit dem 01. Juni 2017 ist der Mann neuer Pressesprecher der AfD-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Selbstverständlich findet sich auf seiner Seite am selben Tag dazu ein Eintrag:
„Warum gehen Sie jetzt zu Meuthen?“
„Unter anderem weil er nicht mit Pretzell verheiratet ist.“
Herr Klonovsky findet vermutlich diesen kurzen Dialog mal wieder brillant. Möglicherweise hätte er doch studieren sollen, um Zusammenhänge zu verstehen, die er nicht erkennt und die ihn sofort disqualifizieren.
Hermeneutisch gestolpert
Seine neue Aufgabe ist Pressesprecher der AfD-Fraktion. Soweit so klar und unklar. Was bedeuten zwei Sätze eines Dialogs schon? Nun, hermeneutisch betrachtet, kann man sich die Frage nach dem Autor im Text stellen.
Mit seiner Aussage stellt er unmissverständlich klar, dass die AfD-Fraktion „Meuthen“ ist. Also nicht Sprecher der noch 21-köpfigen Fraktion (Anm. d. Red.: Ehemals 23, durch Ausscheiden von Dr. Wolfgang Gedeon und Claudia Martin reduziert), sondern von „Meuthen“. Nicht für die AfD-Fraktion, sondern klar „Meuthen“. Damit wird der pars pro toto zum toto pro pars.
Der frühere Journalist eines journalistisch mehr und mehr fragwürdigen Mediums „Focus“ startete vor einem Jahr als angeblicher „Spin-Doctor“ als Berater für Dr. Frauke Petry und wohl auch deren neuem Ehemann Marcus Pretzell.
Strippenzieher?
Die Bilanz des „Strippenziehers“ geht nicht gegen Null, weil er angeblich kein Geld erhalten hat, sondern ist das größtvorstellbare Desaster, dass ein „Spinner“ erzeugen kann. Er wurde offenbar engagiert, um Frau Dr. Petry zu unterstützen. Das Ergebnis könnte fataler nicht sein. Denn die ehemalige Auftraggeberin ist so schwer angeschlagen, wie man sich das überhaupt nicht vorstellen konnte und den letzten Hieb vor dem Bundesparteitag hat sie von ihrem „Berater“ höchstpersönlich erhalten. (Lesen Sie dazu: AfD-Fraktion möchte keine “coram publico” wegen Organklage.)
Möglicherweise geht hier auch alles komplett durcheinander. Möglicherweise ist Herr Klonovsky sowas wie ein Doppelagent oder mindestens ein Judas, auf der Suche nach der Münze, die ihn am besten bezahlt.
Stehen Sie auf Verschwörungstheorien? Ich nicht. Denkbar ist trotzdem, dass sich Herr Klonovsky als Söldner anheuern ließ, um die AfD-Bundesvorsitzende Petry maximal zu beschädigen. Wenn man um viele Ecken denkt, könnte er auch als U-Boot erst einen entfernten Schaden beim vermeintlichen Gegner erzeugt haben, um sich dem eigentlichen Ziel als dienstbarer Geselle anzudienen – um dann dort seinen eigentlichen Auftrag zu erfüllen. Die Vernichtung des tatsächlichen Gegners.
Ist der Angriff auf Petry eine Finte, um die Lunte im Inneren des Gegners Meuthen zu entzünden? Huhu – wer da mal jetzt nicht nachdenklich wird. Bei der AfD gab es schon so viele überraschende Entwicklungen, dass mich nichts mehr „schockiert“.
Ich habe versucht, Frau Dr. Petry zur Causa Klonovsky zu erreichen. Es gab keine Reaktion. Was das heißt? Erstmal nichts.
Beauftragter für die letzte Schlacht?
Keine Ahnung, wer dieser Typ ist. Ein Söldner, ein Doppelagent, ein Phantast?
Interessant ist, dass der angebliche „Spin-Doctor“ Klonovsky sich auf seiner Internetseite nicht erst im neuen Job, aber seitdem konsistent, jede erdenkliche Mühe gibt, einen guten Kontakt zu „etablierten Medien“ konsequent zu unterbinden.
Möglicherweise hat er dazu von Prof. Dr. Jörg Meuthen auch den Marschbefehl zur „totalen Provokation“ erhalten und führt diesen als Bediensteter kompromisslos und in der Überzeugung auf ein Armageddon aus.
Oderint dum metuant, scheint seit einiger Zeit die bevorzugte Strategie des Herrn Professor Meuthen zu sein.
Dafür hat er sich einen Adlatus an Bord geholt, eine Art Lehrling, der den Zauber durch Dienstbarkeit erhalten soll. In dessen Hintern tanzt ein Stock, der Sätze erzeugt, die man nur erzeugen kann, wenn man ohne intellektuelle Kontrolle irgendeinen Stock im Hintern hat. Und der jeden das Fürchten lehren sollte – vor einem solchen Stock im Hintern. Denn der ist eher nicht förderlich für einen kompakten Stuhlgang.
Akrobatik ins Abseits
Die Personalie „Klo-novsky“, ich überlasse Assoziationen Ihrer Phantasie, ist, nach meiner Einschätzung, das Ende vom Aufstieg des Herrn Meuthen.
Der Bundessprecher der AfD hat sich einen autodidakten, illoyalen, eitlen Verbalakrobaten ans Bein gebunden, der keiner Überzeugung folgt aus der einen, dass er sich für ziemlich genial hält. Man kann die Tage zählen, bis diese Verbindung knallt.
Ich war in einem konstruktiven Kontakt mit dem AfD-Vorsitzenden. Dieser ist zunehmend abgebrochen. Von beiden Seiten her. Von seiner durch seine zunehmende Radikalisierung, von meiner durch die Thematisierung dieser Entwicklung.
Die Entwicklung der AfD habe ich immer kritisch betrachtet. Dafür mussten ich und die von mir verantwortete Redaktion viel Kritik einstecken. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass eine Partei wie die AfD im Spektrum rechts von der CDU einen Platz haben kann, wie andere links von der SPD. Beides muss nicht gefallen – um Gefallen geht es auch nicht in einer streitbaren Demokratie, sondern um überzeugende Haltungen und eine Politik, die die Menschen verstehen und mittragen.
Die AfD im Südwesten hat fertig
Die AfD im Südwesten hat fertig. Das liegt insbesondere in der Verantwortung des Prof. Dr. Jörg Meuthen, der es nicht ansatzweise geschafft hat, die Partei klar von Rechtsradikalismus und Antisemitismus abzugrenzen.
Mit der Personalie Klonovsky hat sich Herr Meuthen einen „Spin-Doctor“ herangeholt, dessen bisherige Erfolgsbilanz ungefähr so lautet: „Operation gelungen, Patient tot“.
Die Organklage vor dem Verfassungsgerichtshof durch den geschassten Abgeordneten Fiechtner wird die Partei erheblich schwächen. Die Sündenbock-Rhetorik wird nicht erfolgreich sein.
Es wird immer schmutziger werden
Ganz im Gegenteil wird es immer schmutziger werden und es werden viele Fragen aufkommen, wofür die AfD tatsächlich steht. Das Privatleben von Frau Dr. Petry wurde bereits teils widerlich thematisiert. Noch völlig offen ist eine Berichterstattung über die ideale Familie in Bezug auf den Bundessprecher Jörg Meuthen und dessen reale Verhältnisse. Das Privatleben von Politikern geht niemanden was an – solange sie das Privatleben nicht politisch thematisieren. Herr Meuthen hatte das zunächst thematisiert, als Vater von vier Kindern, also AfD-Ideal. Lebt er die Idealfamilie?
Die AfD hat einen grundsätzlichen Fehler gemacht, der ihr zum Verhängnis werden wird. Kritik zu üben, ist vollkommen in Ordnung und richtig. Mit Schmutz zu werfen nicht. Vor allem, wenn der eigene Laden nicht sauber ist.
Die Schmutz-Werferei holt die AfD mehr und mehr ein – zum absoluten Nachteil.
Mit Michael Klonovsky hat sich Herr Meuthen einen professionellen Schmutzfink ans Bein gebunden. Der wird seinen Job machen. Eben Schmutz erzeugen. Sonst wäre er ja kein Fink.
Und Herr Meuthen wäre gut beraten, seinem Brutus nicht den Rücken zuzudrehen, denn der könnte plötzlich mit Schmutz werfen und „aus Versehen“ den Caesar treffen. Was nicht bös gemeint wäre, denn ein Genie irrt sich nie.
Anm. d. Red.: Wir haben leider kein Foto des neuen „Geistes“ für die Öffentlichkeitsarbeit der AfD-Fraktion finden können, dass wir ohne rechtliche Probleme veröffentlichen können. Sollten wir eins finden, holen wir das nach.