Mannheim/Rhein-Neckar, 05. Oktober 2017. (red/pro) Carsten Südmersen (52) wird zum 1. Januar 2018 neuer hauptamtlicher Geschäftsführer der MVV GmbH, die dann Mannheimer Kommunalbeteiligungen GmbH (MKB) heißen wird. Die Lokalzeitung Mannheimer Morgen sieht einen “faden Beigeschmack bei dieser Personalie” – was das sein soll und welches “Geschmäckle” die Zeitung erkennen will, kann sie nicht belegen.
Von Hardy Prothmann
Der Lebenslauf von Carsten Südmersen ist top. Abitur, Ausbildung zum Reserveoffizier der Bundeswehr, Studium, Beruf. Eins schließt ans andere an und insbesondere seine berufliche Laufbahn deutet auf eine hohe Kontinuität hin. Seit 1994 war er als Unternehmensberater bei KPMG tätig. Ab 2002 bei Bearingpoint, die aus Teilen der KPMG entstanden ist.
Zudem war Carsten Südmersen seit langem in der Politik aktiv. Seit 2000 insgesamt 17 Jahre als Stadtrat der CDU, davon zwei Jahre als stellvertretender Fraktionsvorsitzender und zwölf Jahre als Fraktionsvorsitzender. Zudem war und ist er in vielen städtischen Unternehmen im Aufsichtsrat, darunter alle, die in der neuen MKB GmbH gebündelt werden.
Carsten Südmersen ist nie negativ aufgefallen. Im Gemeinderat vertrat er CDU-Positionen zuweilen bestimmt, aber immer höflich. Er kennt die städtischen Unternehmen bestens, ist als Projektleiter (Senior Manager) mit Personalverantwortung gerade im Segment öffentlicher Verwaltungen auf europäischer und Landesebene erfahren, wie auch auf kommunaler Ebene.
Über vier Monate hinweg (März bis Juni) begleitete eine Personalberatungsgesellschaft die Stadt bei der Auswahl eines geeigneten Bewerbers und diese empfahl Carsten Südmersen. Dass sich der Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD), der auch Aufsichtsratsvorsitzender der MVV GmbH ist, den früheren Stadtrat als neuen Geschäftsführer wünschte, ist kein Geheimnis. Öffentlich teilte er mit:
Die Anforderungen und die Erwartungen an die Steuerung der städtischen Beteiligungen wachsen. Auf diese Entwicklung reagieren wir. Herr Südmersen bringt dabei alle Voraussetzungen für die neue Funktion mit: Erfahrungen mit kommunalen Beteiligungen, IT-Spezialist, eine Ausbildung als Diplom-Kaufmann, betriebswirtschaftliche Kenntnisse aus seiner Tätigkeit als Unternehmensberater sowie langjährige Erfahrungen aus den Aufsichtsräten der kommunalen Unternehmen. Für die Mannheimer Kommunalbeteiligungen ist diese besondere Konstellation eine Chance, die der Aufsichtsrat ergriffen hat.
Konstruierte Vorwürfe
Während sich die Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU und Grünen in der Zeitung zustimmend äußern, wird Prof Dr. Achim Weizel (Freie Wähler/Mannheimer Liste) zitiert:
Wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass man durch politisches Wohlverhalten gut dotierte Stellen bei der Stadt Mannheim erhalten kann, ist dies gerade die Art von Politik, die in der Bevölkerung auf Ablehnung stößt.
Das ist bemerkenswert. Ist dieser Eindruck tatsächlich entstanden? Welches “politische Wohlverhalten” ist gemeint? Könnte dieser “Eindruck” erst durch diese Behauptung entstehen?
Jahrelang haben Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und die SPD sich mit der CDU in vielen Sachfragen arrangiert, haben Themen durchgesetzt und durchgeboxt. Sie haben sich oft sozusagen großkoalitionär an vielen Stellen schadlos gehalten. Dass nun ausgerechnet der langjährige Fraktionsvorsitzende der CDU – Südmersen war das von 2004 bis Ende 2016 – diesen Geschäftsführer-Job bekommt, mutet wie ein Dankeschön oder wie eine späte Belohnung für die CDU an.
So kommentiert Chefredakteur Dirk Lübke am vergangenen Freitag, als der Aufsichtsrat der MVV GmbH die Personalie Südmersen beschlossen hat.
Auch das ist bemerkenswert. Die Zeitung kann für die Einordnung “fader Beigeschmack” keinerlei Beleg anführen. Auch, was “schadlos halten” bedeuten soll, wird nicht erläutert. Und der Vorwurf einer “späten Belohnung” für wohlfälliges Verhalten ist eine “Mutmaßung”. Wieso “ausgerechnet” jemand, der das inhaltliche Profil voll erfüllt und darüber hinaus eine profunde Kenntnis der betroffenen Unternehmen mitbringt, nicht eine sehr gute Wahl sein sollte, weiß nur die Zeitung. Herr Südmersen hat bereits einen sehr gut dotierten Job – und das seit 23 Jahren, was eher für große Kontinuität spricht. Er muss nicht “versorgt” werden.
Was sagt Herr Südmersen dazü
Ich kommentiere das nicht. Mich reizt und ich freue mich auf die neue Aufgabe in meiner Heimatstadt Mannheim, ich passe für den Job und der Job passt zu meinen Fähigkeiten. Im übrigen verbessere ich mich nicht finanziell.
Zweifel an journalistischer Qualifikation
Bemerkenswert ist auch der Vorwurf des “großkoalitionären” Handelns. Offenbar liest der Chefredakteur seine eigene Zeitung nicht und hat beispielsweise die massive Auseinandersetzung zwischen OB, SPD und CDU um die Buga23 und den Grünzug Nordost komplett übersehen. Oder die Kontroversen um Sicherheitsthemen und Zuwanderung. Aus eigener Anschauung kennt Herr Lübke das nicht – als Berichterstatter ist er im Gemeinderat oder den Ausschüssen eher nicht anwesend.
Ebenfalls bemerkenswert ist die grundsätzliche Betrachtung der kommunalen Verwaltung. Der Gemeinderat ist das Hauptorgan der Gemeinde, aber kein Parlament, sondern Teil der Verwaltung. Es gibt keine “Regierungsbank” mit ernannten Ministern, sondern einen direkt gewählten Oberbürgermeister und fünf durch den Gemeinderat gewählte Dezernenten. Im Gemeinderat gibt es keine “Regierungskoalition” und keinen “Koalitionsvertrag”, sondern durchaus wechselnde Mehrheitsverhältnisse zu sehr umfangreichen kommunalen Aufgaben. Der Oberbürgermeister ist immer bemüht und interessiert, möglichst breite Mehrheiten für Beschlussvorlagen zu erhalten, damit Projekte eine entsprechende breite “politische” Unterstützung erhalten. Offenbar sind die grundsätzliche Verfasstheit und der reale Ablauf von kommunalpolitischen Entscheidungsfindungen bei der Zeitung nur rudimentär bekannt.
Die tatsächlichen Folgen einer solchen Berichterstattung auf Basis von “Mutmaßungen” ohne jegliche Belege können möglicherweise hingegen das Bewirken, wovor Herr Weizel warnt: Eine Ablehnung in der Bevölkerung “dieser Politik”. Übersetzt: Der durchschnittliche Zeitungsleser bekommt ein Theater vorgeführt, das nicht der Wirklichkeit entspricht, erhält den Eindruck, “alles” sei eine “große Mauschelei”, die Parteien schanzten sich “gut dotierte Stellen” zu, um “verdiente” Abnicker zu versorgen.
Man muss hier schon von Vorsatz ausgehen. Offenbar ist die publizistische Haltung bei dieser Zeitung die, nicht über Tatsachen zu berichten, sondern Geraune von einzelnen als Skandale aufzublasen. Ein aktuelles Beispiel dafür war der Versuch den Eindruck zu erwecken, die Stadt würde die Öffentlichkeit über eine massive Schadstoffbelastung der Spinelli-Konversionsfläche zu täuschen. Gutachten würden “zurückgehalten”, die Öffentlichkeit nicht informiert. Tatsächlich stellte sich dann heraus, dass es keine solchen Schadstoffbelastungen gibt und das Gutachten wurde öffentlich gemacht.
Bedienung von Politikverdrossenheit
Wie verantwortlich ist so eine “Berichterstattung”? Welche Wirkung hat es auf die eigenen “Verkehrskreise” (Leserschaft), wenn immer wieder hinter ganz normalen Prozessen – eine Personalauswahl ist ein normaler Prozess -, irgendwelche Maucheleien vermutet werden? Wenn der Eindruck erweckt wird, “diese Politik” sei ein System von “sich schadlos halten”?
So bedient man massiv “Systemkritiker” wie die AfD und “Verschwörungstheoretiker” jeglicher Couleur und schürt ohne Not und substanzlos Politikverdrossenheit. Gleichzeitig versucht man Personen zu beschädigen, die sich nachgewiesenermaßen über viele Jahre für die Kommune einbringen und eingebracht haben. Gemeinderäte sind keine Berufspolitiker, sondern übernehmen ein zeitlich und inhaltlich sehr forderndes Ehrenamt, wenn sie gewählt werden. Leistungsträger, die sich für Kommunalpolitik interessieren, sich ein Engagement vorstellen können, aber diese “Berichte” zur Kenntnis nehmen, überlegen es sich möglicherweise sehr ernsthaft, ob “man sich das antun will”.
Journalismus hat viele Aufgaben – der Kern dieser Aufgaben ist immer zu informieren. Dazu gehört auch die Skandalisierung von Ereignissen – wenn es sich um einen Skandal handelt. Eine kritische Begleitung sollte selbstverständlich sein – Kritik muss aber nicht immer negativ, sondern kann oder muss auch positiv sein.
Die Lokalzeitung hat eine wichtige Stellenbesetzung zur “Causa” gemacht – jetzt muss sie liefern, wenn sie sich nicht lächerlich machen will und als Krawallblatt eingeordnet werden will. Die reine Behauptung eines “faden Beigeschmacks” erzeugt nur einen faden Eindruck zu dieser Art von “Berichterstattung”. Wer “Eindrücke” erst konstruiert, um dann von “Anmutungen” zu rauen, betreibt keinen seriösen Journalismus, sondern konstruiert sich eine eigene chaotische Sicht der Dinge. Die massiven Auflagenverluste deuten darauf hin, dass sich viele Leser von dieser Art Journalismus angewidert abwenden.
Information der Stadt Mannheim vom 30. September 2017 zur Neustrukturierung von Gesellschaften aus dem Bereich Verkehr und Versorgung:
“Die städtische Beteiligungsgesellschaft für den Bereich Verkehr und Versorgung, MVV GmbH, wird mit Wirkung zum 1. Januar 2018 in Geschäftsführung und Struktur neu aufgestellt. Hintergrund sind neue Aufgaben und Veränderungen in der Organisation der städtischen Beteiligungen.
Die bereits vom Gemeinderat beschlossene Integration der Mannheimer Parkhausbetriebe GmbH (MPB) und der Beteiligung an der Rhein-Neckar Flugplatz GmbH (RNF) in die Verkehrssparte der Gesellschaft ab 1. Januar 2018 sowie zukünftige Veränderungen im Beteiligungsportfolio erfordern eine Erweiterung der bisher ausschließlich nebenamtlichen Geschäftsführung. Die Holding-Gesellschaft vereinigt dann die Beteiligungen der Stadt an rnv, MV – Mannheimer Verkehr (bislang MVV Verkehr), MPB und RNF. Als neue Aufgabe soll in der Gesellschaft die Entwicklung und Implementierung einer Digitalisierungsstrategie für den Stadtkonzern maßgeblich vorangetrieben werden.
Für die Führung der Holding sind insbesondere Erfahrungen mit kommunalen Beteiligungen und ihrer Steuerung sowie kaufmännische und IT-Kenntnisse erforderlich. Daher hat der Aufsichtsrat der MVV GmbH in seiner heutigen Sitzung Carsten Südmersen zum hauptamtlichen Geschäftsführer und Vorsitzenden der Geschäftsführung der Gesellschaft bestellt. Der Geschäftsführung gehören weiterhin Marcus Geithe und Dr. Michael Winnes an, deren Bestellungen der Aufsichtsrat in einer früheren Sitzung bereits verlängert hatte. Geithe und Winnes werden ihre Aufgabe auch weiterhin nebenamtlich ausführen. Alle Geschäftsführer sind damit bis Ende 2020 bestellt.
Der neuen Aufstellung der Gesellschaft folgt eine Umfirmierung zum 1. Januar 2018. Dann wird aus „MVV GmbH“ die neue „MKB Mannheimer Kommunalbeteiligungen“. Der neue Name ist Gegenstand einer Entscheidung des Gemeinderats am 10. Oktober 2017.”