Mannheim, 04. Juli 2016. (red/ms) Vergangenen Samstag wurde in der Offizierssiedlung des Benjamin Franklin Village der Spatenstich gefeiert – der Auftakt zu einem der größten Wohnprojekte Mannheims. Anwesend waren rund 200 interessierte Gäste. Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) betonte, dass die Debatte um die Zukunft der Siedlung „nicht ohne Kontroverse“ stattgefunden habe – er sprach allerdings auch von einem „gelungen Konzept“, von dem die „Gesamtstadt Mannheim“ profitiere.
Die Diskussionen um die Entwicklung der Offizierssiedlung waren heftig und sind noch immer nicht befriedet. Auch der Gemeinderat zeigte sich gespalten, als er Mitte Juni über den Bebauungsplan für das Gebiet abstimmte. Dieser wurde zwar mit Stimmen von SPD, CDU und der Linken mehrheitlich als Satzung verabschiedet – aber nicht ohne Proteste der Grünen, der Mannheimer Liste und der FDP.

Baubürgermeister Lothar Quast (SPD) spricht von einer teils sehr hart geführten, durchaus kontroversen Debatte.
Die Gegner des Bebauungsplans hätten sich einen weitestmöglich originalgetreuen Erhalt der Offizierssiedlung gewünscht, ohne (allzu sehr) in das Erscheinungsbild des parkähnlichen Wohngebiets einzugreifen.
Mehrheitsfähiger Kompromiss
Seitens der Stadtverwaltung und der MWSP wurde hingegen mehrfach betont, dass sich eine Vermarktung der Siedlung ohne Veränderungen als schwierig bis unmöglich darstellen werde. Aber vor allem: Dass so eine Chance vertan würde, die Defizite des Mannheimer Wohnungsmarkts ein Stück weit auszugleichen und eine Wohngegend mit hoher sozialer Durchmischung zu erreichen, die sich in das Gesamtkonzept von Franklin füge. Dieser Argumentation folgten SPD, CDU und die Linke.
Nun sollen in der Offizierssiedlung 58 der gut 100 Bestandshäuser erhalten bleiben und knapp 220 Neubauten errichtet werden. Damit verdichtet sich die Bebauung deutlich. Achim Judt, Prokurist der MWSP, betont in diesem Zusammenhang allerdings:
Wir legen auch mit diesem Bebauungsplan noch großen Wert auf Grünflächen – die Verdichtung wird hier immer noch deutlich geringer sein als in einem durchschnittlichen Neubaugebiet.
Gegner der geplanten Entwicklung wird allerdings auch das nicht zufriedenstellen können – sie bemängeln insbesondere den Verlust des historischen Charakters der US-amerikanischen Siedlung. Wenngleich dieser nicht im Original erhalten werden könne, kündigte Bürgermeister Lothar Quast an, habe man bei der Planung stets darauf geachtet, dass dieser noch „durchscheine“ und zumindest ersichtlich bleibe.

Von links nach rechts: Achim Judt, Prokurist der MWSP; Markus Hagedorn und Albert Sahle, Geschäftsführer der “ Ihr Haus Sahle“; Lothar Quast, Baubürgermeister der Stadt Mannheim; Carsten Südmersen, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Mannheimer Gemeinderat; Ralf Eisenhauer, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Mannheimer Gemeinderat. Andere Stadträte und Bürgermeister waren nicht anwesend.
Nachdem die Stadt Mannheim einen Architekten-Wettbewerb durchgeführt hatte, in dem verschiedene Konzepte für die Nachverdichtung der Siedlung präsentiert wurden, ging die Firma „Ihr Haus Sahle“ als Sieger hervor und wird das Gebiet nun als alleiniger Investor entwickeln.
Nach einer buchstäblich jahrelangen Debatte wurde nun am vergangenen Wochenende der Spatenstich durchgeführt. Zeitgleich begann die Vermarktung: 58 Bestandsgebäude sollen energetisch saniert werden und nach Angaben von Sahle bereits ab Ende des Jahres ihren Besitzern übergeben werden können.