Rhein-Neckar, 07. Mai 2020. (red/pro/Foto: Klaus Hecke) Am Mittwoch, den 06. Mai, haben die Ministerpräsident/innen und die Kanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) das weitere Vorgehen in Sachen „Corona-Krise“ besprochen und konnten sich nur auf eine gemeinsame Lösung verständigen – nämlich, dass die Länder weitgehend selbst entscheiden, was sie wie „lockern“. Wann der richtige Zeitpunkt für eine Zwischenbilanz ist, weiß niemand. Das RNB zieht jetzt eine – mit dem klaren Hinweis, dass die Lage derart komplex ist, dass das nur Fakenews sein können.
Kommentar: Hardy Prothmann
HIV Typ 1 wurde 1983 zum ersten Mal von Luc Montagnier und Françoise Barré-Sinoussi vom Institut Pasteur in Paris beschrieben und 2008 erhielten die Forscher dafür den Nobelpreis – kann man bei Wikipedia nachlesen (Hinweis: Wir nutzen diese Quelle wie andere häufig, aber immer mit Vorsicht, es ist nur eine Sekundärquelle. In diesem Fall gehen wir davon aus, dass die Information zutreffend ist.)
Was hat jetzt die Immunschwächekrankheit HIV mit SARS-CoV-2 zu tun, werden Sie sich fragen. Die Antwort ist einfach. Vor gut 37 Jahren wurde dieser Virustyp entdeckt, die HI-Viren sind sehr tiefgründig erforscht und bis heute gibt es keinen Impfstoff dagegen. Es gibt gute Behandlungsmöglichkeiten, aber weltweit rund 37 Millionen infizierte Personen und weil die Aufmerksamkeit nachlässt, steigt die Gefahr, sich mit dem Scheiß zu infizieren.
Falsche Hoffnung, falsche Einschätzungen
Wenn nun ein Dietmar Hopp bereits vor Wochen Hoffnungen schürt, man könne bereits ab Herbst über einen Impfstoff gegen das Corona-Virus verfügen, dann kann man sich entscheiden, ob das grob fahrlässig ist, weil der Mann Hoffnungen weckt, die nicht eingehalten werden können, oder einfach nur Gebabbel.
Herr Hopp ist ein honoriger Unternehmer, was nicht verhindert, dass auch so einer sich Illusionen hingibt und die Gedankenwelt mit inhaltlichem Müll verseucht.
Das nicht-unabhängige, bundeseigene Robert-Koch-Institut (RKI) unterschätzte zunächst die Gefahr, um dann nur noch zu warnen – auch vor nicht-professionellen Atemschutzmasken, die nun aber per Allgemeinverfügung beim Einkaufen und im ÖPNV Pflicht sind.
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Reproduktionszahl R für Infektionen schon vor den harten Lockdown-Maßnahmen unter 1 gesunken war. Alle reden zwar vom R-Wert, doch völlig unpräzise, denn ein R-Wert kann auch den Wärmedurchgangskoeffizienten meinen – geschenkt.
Die Wahrheit ist: Keiner weiß, was richtig und was falsch ist
Fraglich ist also, ob der Milliardenschaden, der für die Wirtschaft und die Gesellschaft entstanden ist, möglicherweise völlig unnötig war. Angeblich wird Deutschland für seine Maßnahmen im Ausland hoch gelobt – das wird so behauptet. Aber sehen das alle so?
Taiwan, das mit 23 Millionen Einwohnern nur 440 infizierte Personen zählt (Stand heute) und damit weniger als Mannheim mit 466 (Stand gestern) bei nur rund 320.000 Einwohnern, wird nach wie vor kaum beachtet.
Das Land hat mit klaren Plänen und entschlossenem Handeln sowohl eine Epidemie als auch einen Lockdown verhindert (lesen Sie unseren Bericht, Link unten). Das könnte trotzdem der falsche Weg sein, denn damit wird dort keine sogenannte Herdenimmunität erreicht werden und die getroffenen Maßnahmen werden fortgeführt werden müssen. Wie lange, weiß kein Mensch.
Im Gegensatz dazu Schweden, das aktuell auf die Zahl der Einwohner bezogen eine dreifach so hohe Sterberaten hat wie Deutschland, aber möglicherweise sind schon deutlich über 20 Prozent der Bevölkerung immun gegen das Corona-Virus. Möglicherweise sind es in wenigen Monaten schon die 60-70 Prozent, von denen es allgemein heißt, damit habe man Epidemien im Griff. Ob das so kommen wird, weiß aktuell noch kein Mensch.
Ob die Zahlen in Deutschland so bleiben, bleibt abzuwarten, vielleicht holt man die Schweden nicht nur ein, sondern überholt sie. Das wird erst die Zeit zeigen und damit auch, wer es besser wusste. Und auch dann ist fraglich, ob der Mensch weiß, was er weiß oder nur, was im vorgesetzt wird und durch viele Filter als Wahrheit verkauft wird.
Medientheater
Absolut fatal ist die „Leistung“ vieler Medien. Die bauen sich, weil das übliche Theater das so vorsieht, ihre Helden auf. Einer heißt Christian Drosten. Der kann mit dem angedichteten Heldentum nicht umgehen, ist kein Medienprofi und wurde, was abzusehen war, dann grantig. Wo es einen Helden gibt, braucht es auch immer Gegenhelden, damit das Theater auch möglichst viele Rollen anbieten kann.
Statt sich mit all den Maßnahmen, die auf überwiegend ungesicherten Annahmen von Wissenschaftlern beziehen, kritisch zu beschäftigen, erfolgte eine Lagerbildung.
Ein großes Lager der Verlautbarungsjournalisten und eher kleine Lager von kritischen Journalisten und sehr viele Lager von verunsicherten, auch zynischen oder wütenden Bürgern – und natürlich sind das auch gute Zeiten für Verschwörungstheoretiker.
Weil jedes Medium das erste sein will, wird alles, aber auch wirklich alles rausgeblasen – für Recherche und ordentliche Analyse bleibt deshalb keine Zeit. Man könnte meinen, das ist eh vollständig egal gewesen, denn was interessieren denn die Geschichten von gestern, wenn man heute die nächste geile Story hat. Und ist es nicht so, dass überall die Clickraten steigen?
Das ist so – denn die Menschen suchen sich Informationen und entdecken dabei mehr und mehr, wie mies man durch viele Medien „informiert“ wird. Auf die Corona-Pandemie könnte die Medienpandemie folgen, weil hier erheblich Vertrauen verspielt wird.
Deshalb beeilt man sich hier und dort zu betonen, dass die Krise das Vertrauen in seriöse Medien gestärkt hätte. Gibt es dafür einen Beleg? Ich kenne keinen. Und wer behauptet das? Die, die sich selbst als „seriöse“ Medien sehen und damit andere als folgerichtig unseriös – vor allem dann, wenn dortige Informationen ganz andere sind oder Informationen der seriösen Medien in Zweifel gezogen werden.
Verpalmerungsprinzip
Richtig – so gesehen ist das RNB ein besonders unseriöses Medium.
Achtung, ich wende jetzt das Verpalmerungsprinzip an.
Den Namen habe ich gerade erfunden, aber das Prinzip nicht. Ich mime jetzt ein seriöses Medium und titele: „RNB gesteht: Wir sind ein besonders unseriöses Medium“.
Prinzip verstanden?
Man nimmt sich ein Detail, reißt es aus dem Zusammenhang, spitzt es an und fertig die Aufregerstory.
Warum nenne ich das Verpalmerungsprinzip? Können Sie überall nachlesen.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat sich bei SAT.1 zu einer Aussage von Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble geäußert, zutreffend geäußert: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“ An diesem Satz ist inhaltlich nichts falsch.
Der Satz ist möglicherweise „herzlos“ und ohne Empathie – aber nüchterne Betrachtungen sind das immer. Wollen wir künftig in jeder Debatte erstmal eine Runde heulen und uns alle umarmen?
Der Satz ist aber nicht der Satz, den Herr Palmer gesagt hat, sondern nur ein Teilsatz. Und dieser Teilsatz fiel innerhalb einer umfangreichen Aussage. (Die komplette Aussage hier beim stern.)
Trotzdem wurde er derart skandalisiert, dass am Ende sogar die Grünen-Vorsitzenden Annalena Baerbock und Robert Habeck jegliche Unterstützung für den früheren Parteifreund künftig versagen wollen und sogar darüber sinniert wird, den Mann aus der Partei auszuschließen. Also einen Oberbürgermeister, der in dem umfangreichen Statement darauf hingewiesen hat, dass in ärmeren Ländern durch die Lockdownmaßnahmen hunderttausende Kinder sterben könnten, weil Impfungen fehlen. Wow.
Wohlgemerkt: Grünen-Spitzenpolitiker aus Baden-Württemberg wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann kritisieren ihn, fordern aber nicht gleich den Pranger oder gar seinen Kopf. Aber das geht in den meisten Medien unter. Vielleicht, weil Umweltminister Franz Untersteller ihnen in der Sache Palmer in einer Pressekonferenz den Kopf gewaschen hat.
Dann bekommt der Mann Morddrohungen – besser geht es nicht aus Mediensicht, das jagt einem Schauder über den Rücken. Tolle Schlagzeilen.
Und dann wird spekuliert, ob der Mann 2022 nochmals antritt, wenn sogar die Tübinger Grünen ihm die Unterstützung verwehren. All das sind Fakenews – ein Körnchen wahre Information wird zugespitzt und verdreht, bis die Aufregerstory steht.
Tatsache ist, dass es Herrn Palmer herzlich egal sein kann, ob die Tübinger Grünen ihn unterstützen oder nicht. Niemand muss von einer Partei unterstützt werden, um sich für einen Bürgermeisterposten zur Wahl zu stellen.
Man braucht nur eine bestimmte Zahl Unterstützerstimmen und dann ist man im Spiel.
Sollten die Grünen dann einen anderen Kandidaten unterstützen, könnte das einen Parteiausschluss begründen, was aber immer noch nicht heißt, dass Herr Palmer nicht erst recht kandidieren würde. Er hätte mindestens eine sehr gute Chance zu gewinnen und wenn nicht, würde, sofern ein anderer grüner Kandidat gewählt würde, dieser sehr viele Stimmen verlieren.
Man darf auf die Show in zwei Jahren gespannt sein.
Atemberaubende Zeiten – Zeit für eine Zwischenbilanz
Es sind also atemberaubende Zeiten.
Erst bekommt man Dinge verboten und soll dankbar sein – dann dafür dass das, was verboten war, wieder „gelockert“ wird. Dass dabei mit ernsten Mienen Dinge verkündet werden, die kurz darauf schon wieder ganz anders behauptet werden, stört niemanden?
Doch, es stört immer mehr Menschen. Und es werden immer mehr werden, auch jetzt in Zeiten der „Lockerung“, weil man sich daran erinnert, dass es mit dem Lockdown hieß, man müsse geschlossen agieren und jetzt wieder jeder machen kann, was er will.
Meine Zwischenbilanz ist: Glücklicherweise verfügt Deutschland über sehr gut funktionierende Verwaltungen. Denn hier wurde gerödelt, was das Zeug hält.
Ebenso eher Glück ist es, dass das Gesundheitssystem noch nicht so kaputt gespart ist, wie in Italien, Spanien oder Frankreich und auch Großbritannien.
Die viel gescholtene Austeritätspolitik zahlt sich nun aus, und weil die vergangenen Jahre gut liefen, werden die Folgeschäden – sofern es nicht eine zweite und dritte Welle gibt – überschaubar bleiben, auch, wenn es viele Unternehmen gibt, die die Maßnahmen nicht überleben werden.
Unglücklicherweise hat man aber versäumt, die spätestens mit der SARS-Epidemie 2003 bekannt gewordene Gefahr ernst zu nehmen.
Stimmt auch nicht ganz: Bereits Ende 2012 legte das RKI eine Risikoanalyse vor, die frappierend ähnlich zum aktuellen Geschehen ist. Allerdings wurden daraus keine eindeutigen und wirklich durchdachten Pandemiepläne erarbeitet.
Und ganz besonders erstaunlich ist, dass Politik und Medien die Sache so behandeln, als wäre das nur ein deutsches Problem, das man nun „regional“ behandle.
Deutschland könnte der Weltmeister in dieser Krisenbewältigung sein.
Wenn es die Nachbarstaaten nicht sind und andere wichtige Wirtschaftsnationen auf der Welt, hat auch Deutschland weiterhin ein massives Problem, weil die Warenproduktion und deren Ströme nicht oder nur eingeschränkt funktionieren.
Noch unglücklicher werden kommende Generationen sein, denn die müssen die Zeche bezahlen.
Komplexe Probleme lassen sich nicht einfach beantworten – schon gar nicht schwarz oder weiß
Aktuell geht die „Heinsberg“-Studie durch die Medien.
Und wieder geht die elende Aufführung von vorne los – ist das nun aussagekräftig für ganz Deutschland oder nicht? Warum berichtet man nicht einfach: Das und das sind erste Ergebnisse, die nun noch von anderen Wissenschaftlern geprüft werden müssen.
So geht das halt im Wissenschaftsbetrieb – das ist sein Wesen und der Sinn ist, durch möglichst gut durchgeführte und ebenso eindringliche Prüfung zu ordentlichen Ergebnisse zu kommen.
Eine interessante Information gibt es. Geht es nach der lokalen Untersuchung des Infektionsgeschehen in der kleinen Gemeinde Gangelt, dann könnte man daraus folgern, dass es in Deutschland nicht 180.000 infizierte Personen gibt, sondern 1,8 Millionen. Da aber allein die Vorgänge in Gangelt nicht repräsentativ sein können (Faschingsveranstaltung als Hotspot), sind es vermutlich weniger.
Der SWR geilt sich daran auf, einen möglichen Fehler aufgedeckt zu haben. Hallo? Es ist offensichtlich, dass die Studie dünnes Eis betritt, noch nicht im Wissenschaftsbetrieb geprüft wurde und dann mein der SWR besonders „investigativ“ zu sein? Es ist und bleibt erbärmlich.
Wäre die erste Aussage ein Grund für Erleichterung? Keineswegs, das hieße, dass die Herdenimmunität nämlich deutlich unter zwei Prozent der Bevölkerung liegt und damit die Wahrscheinlichkeit einer zweiten und dritte Welle sehr hoch ist – oder umgekehrt betrachtet: Die Maßnahmen gegen die erste Welle, lassen Schlimmes befürchten, wenn die zweite Welle kommt, weil diese flächig auftreten könnte und nicht in Hotspots.
Und die gesellschaftlichen Schäden durch die Volksmaskierung, widersprüchliche Aussagen und Anordnungen, heftige Vorwürfe und Streitigkeiten, statt gesitteter Debatte, sind unberechenbar.
Testen, testen, testen
Vollständig nicht nachvollziehbar ist, warum man deutschlandweit nicht in erheblich höherem Umfang möglichst viele Menschen testet – völlig egal, ob diese Symptome zeigen – so wie Baden-Württemberg es neuerdings tut.
Aus diesen Zahlen lassen sich die meisten Rückschlüsse ziehen, aber eben nur, wenn diese Zahlen möglichst präzise sind und das sind sie nicht.
Ist schon jemandem aufgefallen, dass in China angeblich seit Wochen kein Infizierter mehr dazugekommen ist? Die Zahl liegt unverändert bei rund 84.000.
Möglicherweise lernt die Politik daraus, wenn sie die Masken absetzt, tief durchatmet und feststellt, dass Ehrlichkeit am Längsten währt: „Liebe Mitbürger, wir sind nicht gut vorbereitet, aber wir setzen alles dran, sehr schnell zu lernen. Auch aus Fehlern, die wir zwangsläufig machen werden. Es kann dazu kommen, dass es Widersprüchlichkeiten gibt, das müssen wir aber aushalten. Es gibt außerhalb der Naturwissenschaften keine absoluten Wahrheiten. In Bezug auf das Virus müssen wir zunächst mit vielen Annahmen arbeiten, weil es eben noch keine solide Forschung dazu gibt.“ Und möglicherweise lernen die Medien, dass die Simplifizierung von Zusammenhängen und die Inszenierung in Gute und Böse keine journalistische Leistung ist, sondern höchstens Unterhaltung.
Wenn man mal soweit wäre, könnte man Hurra rufen. In Ansätzen ist das zu erkennen, aber noch viel zu zaghaft. Und die Medien transportieren es nicht, weil es nicht „sexy“ ist und einfach zu viel Arbeit macht.
Und dann könnte man sich auch gesellschaftlich einem vollständig tabuisiertem Thema zuwenden, dem Tod und Fragen dazu, was wie ethisch vertretbar ist. Die utopistische Aussicht auf ein ewiges Leben gehört sicherlich nicht dazu.
Corona ist, so scheint es, die Krone der Herausforderungen – derart komplex, dass es einem die Sprache und letztlich den Atem verschlägt.
Wenn es soweit ist, dann muss man sich hinlegen, Luft pumpen, wieder aufrichten und neu orientieren, wo es langgeht.
Genau das beschreibt im Bild den Zustand der Welt. Sie ist atemlos, muss aber Luft holen.
Mein Tipp: Hört weniger auf die Politiker, sondern hört auf alle und fordert, dass alle gehört werden, insbesondere die Wirtschaft, denn hier wird das Geld verdient. Aber Kohle ist ohne Sinn nichts, also kümmert Euch alle um die Künstler (Journalisten gehören auch dazu), sonst wird alles nur doofer Konsum. Früher hieß es #staytogether, heute #stayathome. Blödsinn, es muss heißen #stayforlove. Denn ohne Liebe und Hoffnung auf ein gutes Miteinander ist alles nichts. Und das schreibe ich, um endlich auch mal die Menschen zu indoktrinieren. (Insider: Bin schon mal gespannt auf die Linken und Grünen: „Der Nazi ist sich für nichts zu schade und kapert jetzt auch Love and Peace. Jaja, ist gut, Ihr Dummköpfe. Schnappt mal nach Luft, das bringt Sauerstoff ins Resthirn.“