Rhein-Neckar/Mannheim/Taipeh, 24. April 2020. (red/pro) Klaus Bardenhagen arbeitet als Journalist seit 2009 in Taiwan und beliefert von dort Berichte an verschiedene Medien. Für das RNB hat der Korrespondent seine Erfahrungen vor Ort in Taipeh aufgezeichnet – herausgekommen ist ein äußerst informativer und spannender Text, der aber auch erschütternd. Taiwan hat ungefähr so viele Einwohner wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen. Beide Länder sind in Deutschland als “Südschiene” am meisten durch Infektionen und Tote betroffen. Die Insel Taiwan vor der Küste Chinas hat weniger durch SARS-CoV-2-Infizierte als die Stadt Mannheim. Wie kann das sein?
Von Klaus Bardenhagen, Taipeh
Schulen, Restaurants und alle Geschäfte haben geöffnet. Jeder kann ausreichend Atemschutzmasken kaufen, und auf der Straße ist Abstandhalten unnötig. Weil es nur wenige Coronavirusfälle gibt, können Infektionsketten früh unterbrochen werden.
Das klingt wie eine Wunschvorstellung von Deutschland in einigen Monaten, ist für mich und mehr als 23 Millionen Menschen in Taiwan aber einfach nur das alltägliche Leben.
Und das schon seit dem Ausbruch der Krise. Ohne Shutdown oder Kontaktsperren verzeichnen wir hier aktuell 427 Fälle und sechs Tote. (Link zu aktuellen Zahlen: https://www.cdc.gov.tw/En) (Anm. d. Red.: In Mannheim (315.000 Einwohner) waren es am 23. April 2020 insgesamt 428 Fälle.)

Von einer Corona-Krise ist auf Märkten in Taiwan so gut wie nichts zu spüren. Foto: Klaus Bardenhagen
Seit mehr als 10 Jahren lebe ich in Taiwan. Wie eigentlich alle Deutschen hier will ich derzeit gar nicht zurück. Kaum ein anderes Land hat das Coronavirus besser in den Griff bekommen als dieser demokratische Inselstaat vor Chinas Südostküste, flächenmäßig etwas größer als Baden-Württemberg. Dass der Rest der Welt das nur langsam realisiert, und dass Taiwan aus der WHO ausgeschlossen bleibt, liegt an Chinas Machtanspruch.
Das eingeschränkte Leben in Deutschland beobachte ich aus der Ferne oft kopfschüttelnd oder fassungslos darüber, dass es so weit kommen musste und dass viele Konsequenzen noch immer spät oder halbherzig gezogen werden. Und damit meine ich nicht nur das Maskentragen in der Öffentlichkeit. Trotz der Entfernung, trotz kultureller Unterschiede, könnten europäische Länder sich von Taiwan einiges abgucken – und hätten es auch schon vor Monaten tun können. Vielleicht wäre die Entwicklung dann ein wenig anders verlaufen.
Früher Alarm
Zu Anfang hatte ich die Epidemie genau so wenig auf dem Schirm wie alle in Taiwan oder Deutschland – mit Ausnahme von Experten, deren Job das war.
Am 31. Dezember befand das Land sich mitten im Wahlkampf, in weniger als zwei Wochen standen Präsidenten- und Parlamentswahlen an. Gegen 3 Uhr morgens stieß ein Arzt von Zentrum für Seuchenbekämpfung, quasi Taiwans Robert-Koch-Institut, auf eine Nachricht in einer Chatgruppe und alarmierte seine Vorgesetzten.
Es ging um Erkrankungen in der chinesischen Stadt Wuhan, belegt durch Nachrichten des Arztes Li Wenliang, der als Whistleblower zunächst zum Schweigen verdonnert wurde und später selbst dem Virus erlag. Noch am selben Tag meldete nicht nur China der WHO die Fälle, Taiwan begann auch mit der Kontrolle aller Einreisenden aus Wuhan. Kontrolleure gingen an Bord gelandeter Flugzeuge und untersuchten die Passagiere auf Fieber und andere Symptome der damals noch namenlosen Krankheit, die später Covid-19 genannt wurde.
Vorgewarnt und vorbereitet war Taiwan wegen einer anderen Epidemie, die Europa weitgehend verschont hatte: 2003 breite sich das Sars-Virus in Ostasien aus, ebenfalls ausgehend von China. Ein Tourist schleppte es nach Taiwan ein. Ohne WHO-Mitgliedschaft schon damals auf sich gestellt, verzeichnete Taiwan 73 Todesfälle.
Die Taiwaner gewöhnten sich an Mundschutzmasken zum Infektionsschutz, die Behörden waren vorgewarnt und arbeiteten detaillierte Pläne für die nächste Pandemie aus. Die musste jetzt nur noch aus der Schublade geholt werden.

Klaus Bardenhagen. Foto: Klaus Badenhagen
Am 20. Januar aktivierte Taiwan sein Krisenzentrum, und es war klar, dass die dort getroffenen Entscheidungen für alle anderen Behörden verbindlich sind. Dass Bundesländer oder gar hunderte Gesundheitsämter der Landkreise je für sich entscheiden, was die besten Maßnahmen sind oder wer in Quarantäne muss, ist hier undenkbar.
Als Taiwan am 21. Januar schließlich die erste Infizierte registrierte – sie war aus Wuhan eingereist –, war ich noch immer ahnungslos, welche Ausmaße die Krankheit annehme sollte. Das chinesische Neujahrsfest stand vor der Tür, die meisten Menschen hatten andere Dinge im Kopf.
Am 23. war ich schon bei meinen Schwiegereltern und freute mich auf das Festessen am nächsten Abend, als die Nachricht hereinplatzte: Chinas Regierung riegelt die Metropole Wuhan ab, kurz darauf auch weitere Städte in der Provinz Hubei, insgesamt 50 Millionen Menschen. Spätestens jetzt war der Welt klar: Es ist ernst.
Auch in Deutschland trat kurz darauf der Ernstfall ein. Am 27. Januar meldete Bayern den ersten Erkrankten bei einem Autozulieferer. Dieses erste Infektionscluster bekam man noch gut unter Kontrolle. Doch in den kommenden Wochen, so mein Eindruck, machte sich in Deutschland eine trügerische Zuversicht breit.
Karneval, Bundesliga, Skiurlaub und Italienreisen – am 25. Februar wurden die ersten Infektionen in Baden-Württemberg (Göppingen) und Nordrhein-Westfalen (Heinsberg) bekannt. Wie es seitdem in Deutschland weiterging, ist ja bekannt. Eindämmen ließ sich das Virus nicht mehr, die Zahl der Infizierten wurde schnell vier-, fünf- und sechsstellig. Viele Taiwaner, die Deutschland eigentlich für Planung und Weitsichtigkeit schätzten, wunderten sich sehr.
Vier Wochen Zeitfenster
Dass Taiwan heute so viel besser dasteht, liegt sicher auch an den Entscheidungen zwischen Ende Januar und Ende Februar. Taiwan hat diese vier Wochen genutzt, um das Virus konsequent einzudämmen.

Es gab in Taiwan keine geschlossene Gastronomie. Foto: Klaus Bardenhagen
Wie die deutschen Behörden das Land in diesem Zeitfenster Pandemie-fest gemacht haben, das beurteilen Sie vor Ort am besten selbst.
Noch am 12. Februar schätzte das RKI jedenfalls die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung als gering ein, am 24. Februar sagte Bundesgesundheitsminister Spahn, Deutschland sei „bestmöglich vorbereitet.“ (https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/chronik-coronavirus.html)
Wir in Taiwan erlebten schon seit Ende Januar, wie die Behörden eine Maßnahme nach der anderen beschlossen. So wurden die Ferien im Februar um zwei Wochen verlängert. Seitdem haben Kindergärten, Schulen und Unis aber normal geöffnet. Am bedeutendsten waren wohl die Bereiche Einreisebeschränkungen, Heimquarantäne und Maskenversorgung.
Weil die Regeln so wirksam waren – vergleichen Sie noch mal die Infektionskurven (https://twitter.com/taiwanreporter/status/1252786825959108609) – trägt die die Bevölkerung sie bereitwillig mit.
Dabei sind Taiwaner nicht besonders autoritätshörig. Es ist hier an der Tagesordnung, dass demonstriert, wer mit der einen oder anderen Politik unzufrieden ist. Wer seine Bürger enttäuscht, wird schnell abgewählt. Das derzeitige Vertrauen hat die Regierung sich auch durch transparente Kommunikation erarbeitet. Jeden Tag tritt der Gesundheitsminister als Leiter des Krisenzentrums vor die Kameras und erläutert jeden neuen Fall, jede neue Verordnung.
Natürlich fiel es Taiwan leichter als Deutschland, Einreisen zu kontrollieren – weil es eine Insel ist, aber auch, weil in der EU mit dem Schengenraum nun mal eine besondere Situation besteht. Am 26. Januar stoppte Taiwan nicht nur Flüge aus Wuhan, sondern auch alle Reisegruppen aus China – obwohl Festlandtouristen normalerweise hier die wichtigste Besuchergruppe stellen.
Seit dem 6. Februar dürfen chinesische Staatsbürger generell nicht mehr einreisen – egal woher. Europäische Länder stufte Taiwan zunehmend in immer höhere Warnstufen ein, bis es am 18. März schließlich die Grenzen für so gut wie alle Ausländer schloss – am selben Tag, als auch der Einreisestopp der EU in Kraft trat.
Heimquarantäne
Der wohl wichtigste Baustein in Taiwans Seuchenbekämpfung, und ein großer Unterschied zu Deutschland, war aber: Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte oder aus Risikogebieten einreiste, musste seit Ende Januar für 14 Tage in Heimquarantäne – völlig egal, ob er Symptome hatte oder nicht.
Das gilt auch für jeden Taiwaner, der jetzt noch ins Land kommt. Deutschland führte so eine verpflichtende Heimquarantäne für Einreisende erst zum 10. April ein, als es schon mehr als 100.000 Fälle gab – und sie wird viel weniger streng kontrolliert als in Taiwan.
Statt 100.000 Infizierten sind es hier etwa so viele Menschen, die in Heimquarantäne sitzen oder sie schon hinter sich haben. Wer seine Wohnung oder sein zugewiesenes Hotelzimmer verlässt, und sei es auch nur für eine Zigarette im Treppenhaus, zahlt empfindliche Strafen – bis zu 30.000 Euro, wenn er sich besonders verantwortungslos verhält und durchs Land fährt oder Nachtclubs besucht.
Wohlgemerkt, es geht um symptomfreie und wahrscheinlich nicht infizierte Menschen – alle Erkrankten werden sowieso in Kliniken behandelt. Bei Taiwans überschaubaren Fallzahlen ist es unnötig und auch undenkbar, einen aktiven Covid-19-Fall zuhause zu lassen.
Kontrolle per Ortung
Überwacht wird die Heimquarantäne durch unangekündigte Kontrollanrufe und vor allem durch Ortung des Mobiltelefons – ein durchaus schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre, den die Telekomgesellschaften auf Grundlage des hiesigen Infektionsschutzgesetzes ermöglicht haben.
Sie überwachen permanent, in welche Funkzellen die Telefone von Menschen in Heimquarantäne gerade eingebucht sind. Schaltet jemand das Gerät aus oder verlässt den Bereich seiner Wohnung, gibt das System sofort Alarm. Falls die Situation sich nicht klärt, klingelt jemand zum Kontrollbesuch an der Wohnungstür. Trotz gelegentlicher Fehlalarme funktioniert das System so zuverlässig, dass die Behörden bislang auf persönliche GPS-Daten oder spezielle Ortungs-Apps verzichten können.
Auch eine in Deutschland angekündigte Tracing-App via Bluetooth zum nachträglichen Aufspüren von Personen, die mit Infizierten näheren Kontakt hatten, ist bei Taiwans derzeit niedrigen Fallzahlen unnötig.
Eine Handy-Ortung aller Menschen in Quarantäne, quasi eine elektronische Fußfessel, würde in Deutschland sicher für großen Protest sorgen. In Taiwan ist die Sensibilität für Datenschutz weniger ausgeprägt, für die meisten überwiegt der Vorteil – normales Leben für alle, zum Preis der vorübergehend eingeschränkten Bewegungsfreiheit weniger.
Aber die Menschen verlassen sich auch darauf, dass ihre Regierung dieses Werkzeug nach Ende der Krise nicht weiter nutzen wird. Als Anreiz, die 14 Tage durchzustehen, winkt nach Ende der Quarantäne eine staatliche Dankeschön-Zahlung von 30 Euro pro Tag – aber nur, wenn es keine Verstöße gab.
Masken waren in Taiwan nie umstritten
Im Alltag einfache OP-Masken zu tragen, ist in Taiwan aus verschiedenen Gründen schon lange verbreitet. Spätestens seit Sars gelten sie als gutes Mittel zum Infektionsschutz. Wer selbst erkältet ist, trägt sie oft aus Rücksicht auf andere. Manche machen sich Sorge wegen Luftverschmutzung, wollen einfach nur einen Pickel verdecken oder sich in der U-Bahn ein wenig abschotten.
Dass in Deutschland die Wirksamkeit von Masken bis zum Beweis des Gegenteils lange bestritten wurde, irritierte viele Taiwaner, die ich kenne. Jetzt, wo die Maskenpflicht in Deutschland kommt, sehen sie sich bestätigt.

So viel zur Frage, ob auch Kinder Masken tragen sollten. Foto: Klaus Bardenhagen
Als die Epidemie in China bekannt wurde, kam es sofort zu Hamsterkäufen, so dass die Regierung am 24. Januar den Export von Masken verbot und keine zwei Wochen später die Abgabe rationierte. Parallel dazu steigerten Unternehmen und Regierung in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Produktionskapazität. China lieferte nicht mehr, und die ursprünglich nicht mal drei Millionen Masken, die Taiwan pro Tag herstellte, reichten für den eigenen Bedarf nicht aus. So war die Menge zunächst auf zwei Masken pro Person und Woche beschränkt, später auf drei. Vermerkt wurde das über die Krankenversicherungskarte, die jeder Bürger hat. Regierungsmitglieder teilten Tipps zum Sterilisieren und der Wiederverwendung der Masken. (https://twitter.com/audreyt/status/1245381627804450816)
Masken kosten in Taiwan 15 Cent
Plötzlich sah ich vor Apotheken lange Warteschlangen, oft schon über eine Stunde bevor die tägliche Ausgabe begann. Einige Kunden verloren die Geduld und reagierten gereizt, aber das Prinzip wurde schnell akzeptiert. Mittlerweile beträgt die tägliche Produktion 15 Millionen, so dass jeder nun neun Masken pro 14 Tage kaufen kann, zum Stückpreis von 15 Cent. Auch ein Online-Bestellsystem sorgt mittlerweile für kürzere Schlangen vor den Apotheken.

Auch in Taiwan muss man Schlange stehen – beispielsweise, um Masken für 15 Cent das Stück zu kaufen. Foto: Klaus Bardenhagen
Maskenspende an Deutschland
Als die eigene Versorgung gesichert war, kündigte Präsidentin Tsai Ing-wen vor einigen Wochen an: Taiwan wird anderen Ländern Masken spenden. Eine echte Hilfe, aber auch ein geschickter PR-Schachzug, denn Taiwan ist auf Druck Chinas aus allen UN-Organisationen ausgeschlossen, darunter auch der WHO, und steht dadurch international selten im Blickpunkt.
Über positive Schlagzeilen freuen Taiwaner sich umso mehr – und auf ihre Reaktion gegen das Virus können sie ja zu recht stolz sein. Doch da gibt es ja einen, der jede internationale Anerkennung Taiwans verhindern will: Die Regierung der Volksrepublik China.
Am Gründonnerstag traf eine Lieferung von 10 Millionen Masken, von denen eine Million für Deutschland bestimmt war, in Frankfurt ein. Einige taiwanfreundliche Abgeordnete und der Repräsentant Taiwans in Deutschland waren vor Ort, aber das Presseecho auf die Spende fiel eher verhalten aus – vor allem verglichen mit der Lieferung von acht Millionen Masken aus China zwei Tage zuvor nach München, wo Ministerpräsident Söder und Bundesverkehrsminister Scheuer auf dem Rollfeld gewartet hatten.
Ein offizieller Übergabetermin einige Tage später konnte, angeblich aus Sicherheitsgründen, nicht wie geplant stattfinden. Und dann wanden sich Vertreter der Bundesregierung auch noch auf die Frage, ob sie Taiwan für das Geschenk nicht Danke sagen wollen: Regierungssprecher Seibert und der Sprecherin des Auswärtigen Amts, Adebahr, fiel es sichtlich schwer, das Wort „Taiwan“ auch nur in den Mund zu nehmen. ( https://www.youtube.com/watch?v=QALfB04bjio )
“Wir tun das Richtige”
Als dieses Video die Runde machte, reagierten viele Taiwaner empört und enttäuscht. Wie groß ist die Angst der Bundesregierung vor China eigentlich? fragten die einen. Können die Deutschen uns die Masken zurückgeben? die anderen. Aber viele reagierten auch wie Präsidentin Tsai, die mitteilte: „Wir tun einfach das Richtige, wenn wir unseren Beitrag für die internationale Gemeinschaft leisten.“ (https://de.rti.org.tw/news/view/id/2002319 ) Dank müsse nicht öffentlich zum Ausdruck gebracht werden.
Die postwendende Kritik an der peinlichen Vorstellung scheint Wirkung gezeigt zu haben: Am 23. April schrieb Bundesgesundheitsminister Spahn einen offiziellen Brief an seinen taiwanischen Kollegen Chen. Zwei Wochen nach der Lieferung, aber immerhin – und er betonte, für Deutschland seien „auch die Erfahrungen, die Sie in Taiwan bei der Bekämpfung der Pandemie gewonnen haben, von großem Nutzen. (https://www.facebook.com/DeutschesInstTaipei/photos/a.631285737002301/1937314606399401)
Lernen von Taiwan
Was also könnte Deutschland in der gegenwärtigen Situation noch von Taiwan lernen, außer den Nutzen von Masken zumindest in bestimmten Situationen wie öffentlichen Verkehrsmitteln endlich nicht mehr anzuzweifeln?
Für gute Vorbereitung und frühzeitiges Reagieren ist es zumindest bei dieser Pandemie zu spät. Transparent gemachte Entscheidungen und gut begründete Appelle bekommen Bundes- und Landesregierungen, so zumindest mein Eindruck aus der Ferne, mittlerweile ganz gut hin.
Wo es meiner Ansicht nach hapert, ist die konsequente Durchsetzung von Heimquarantäne auch für Kontaktpersonen und andere Verdachtsfälle, was nach einer Lockerung der Social-Distancing-Maßnahmen eher noch an Bedeutung gewinnen wird. Mit welchen Werkzeugen man das regelt, und wie dabei Grundrechte und Datenschutz gewährt bleiben, muss wohl noch geklärt werden.
Der größte Vorteil, den ich in Taiwans Reaktion erlebe, ist eine grundlegende Einstellungsfrage. Taiwaner sind auf keinen Fall durchweg kollektivistisch gepolt und obrigkeitshörig, wie es gängige Asien-Klischees nahelegen.
Aber sie sind Krisensituationen gewohnt, ob durch Sars, regelmäßige Naturkatastrophen oder die Bedrohung ihrer Freiheiten durch China. Und die meisten verstehen, dass in solchen Situationen nur die Einsicht in die Notwendigkeit bestimmter Maßnahmen dafür sorgt, dass dem Gemeinwohl gedient ist – und damit auch jedem Einzelnen.
Wenn ich die Debatten in Deutschland von Taiwan aus verfolge, habe ich oft den Eindruck, dass viele Menschen dort andere Prioritäten setzen. Das kann man machen, aber dann muss man auch mit den Folgen leben.

Klaus Bardenhagen – ohne Maske. Foto: Klaus Bardenhagen
Zur Person: Klaus Bardenhagen stammt aus Norddeutschland, lebt seit 2009 in Taiwan und berichtet als Journalist für verschiedene deutsche Medien. Außerdem teilt er seine Eindrücke auf Facebook (http://facebook.com/taiwanreporter) und Twitter (http://twitter.com/taiwanreporter). Zuvor war er Fernsehreporter beim NDR und Nachrichtenredakteur beim ZDF gewesen.
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