Rhein-Neckar, 18. März 2020. (red/pro) Die Corona-Krise steht in unserer Region erst am Anfang. Wie RNB angekündigt hat, schaltet Deutschland „scheibchenweise“ ab. Die Konsequenzen sind noch überhaupt nicht absehbar. Das öffentliche Leben wird zum Erliegen kommen – das ist die schlechte Nachricht. Doch es gibt auch gute Nachrichten, wenn man dafür sorgt. Bestatter sind übrigens ab heute Teil der kritischen Infrastruktur.
Von Hardy Prothmann
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Die Bundesregierung hat weitere harte Maßnahmen verkündet, die Landesregierungen ebenfalls, ebenso Baden-Württember und auch die Stadt Mannheim wie andere Gemeinden passen schon fast täglich ihre „Allgemeinverfügungen“ an.
Normalerweise wird „Ortsrecht“ über Wochen und Monate oder länger debattiert – teils intelligent, teils doof, aber immer politisch.
Aktuell werden scheinbar selbstverständliche Dinge im „Stundentakt“ abgeschafft, die gewohnte Freiheit immer mehr beschnitten und das erzeugt, anders als gewollt, jede Menge Angst und irgendwann auch Panik. Siehe Hamsterkäufe als erste Botschaften.
Wer sich aktuell „wie im falschen Film fühlt“, darf damit rechnen, dass das noch lange nicht das „Ende der Fahnenstange“ sein wird.
Ich gehe nach meinen Analysen dringend davon aus, dass in den nächsten Tagen auch in Deutschland ein Aufenthaltsverbot im öffentlichen Raum erfolgt.
Sollte ich falsch liegen, werde ich das korrigieren und die Gründe für meine Fehlanalyse benennen.
Deutschland, Baden-Württemberg, Mannheim und andere Kommunen in unserem Berichtsgebiet sind in den vergangenen Wochen so gut wie niemals auch nur einen Schritt vorausgegangen, sondern hinken absolut hinterher. Man guckt nach Berlin, nach Stuttgart, dann auf die eigene Gemeinde und jeder Verantwortliche hat Angst, einen Fehler zu machen.
Tatsächlich ist Fakt, dass es, wie in anderen Ländern auch, zu massiven Einschränkungen von Grundrechten kommen wird – und niemand stellt das in Frage.
Bis auf Kneipenwirte, die versuchen, weiter Umsatz zu machen und dabei kreativ sind – wie bundesweit viele Beispiele zeigen. Der Staat agiert hier fast machtlos.
Klar gibt es Polizeieinsätze. Klar wird kommuniziert – so nicht. Aber es fehlt an klaren, harten Strafen, um auch dem letzten „Freundschaftsverein“ oder der letzten „bohemischen Partyszene“ klar zu machen – Schluss mit lustig. Lockdown. Im Zweifel mit drakonischen Geldstrafen oder sogar Handschellen.
Kein politischer Entscheider will sich hier etwas „verscherzen“ – alle sind extrem nervös. Gucken auf die Bundestagswahl im kommenden Jahr und stellen sich die Frage, welche Folgen welche Entscheidung haben könnte.
Bis auf wenige Ausnahmen gibt es niemanden, der „das Ruder übernimmt“ und klare Ansagen macht.
„Allgemeinverfügungen“ werden „erlassen“, die so teils schwammig, aber insgesamt so komplex sind, dass die allermeisten Teile der „Einwanderungsgesellschaft“ diese garantiert nicht ohne Konsequenz verstehen, wenn schon Profis wie ich nur Teile davon kapieren und nachlesen, nachlesen, nachlesen, was und wie das jetzt gemeint ist.
Klar ist: Der größte Teil der Gesellschaft versteht, dass es ungemütlich wird – für alle. Klar ist auch: Es gibt viele, die kümmert das überhaupt nicht.
Und die sind möglicherweise die „kritische Masse“, wenn auch zahlenmäßig nicht „die Masse“, aber in Summe die, die alle Maßnahmen gefährden.
Und damit meine ich, bevor Herr F. und Konsorten die Nazi-Keule rausholen, sehr viele Ausländer, die 12 Prozent unserer Gesellschaft ausmachen wie die arroganten Leute, die sich zum exquisiten Cocktail oder Wein in exquisiter Lage treffen, um zu zeigen, wie „überlegen“ sie sind. Und auch alle die, die dem dummen Herdentrieb unterliegen (werden).
Lesen Sie die früheren Texte der vergangenen Tage – wir bekommen sehr viel Rückmeldung von Experten, dass RNB hervorragend berichtet. Danke, dass Sie zahlen, empfehlen Sie uns aber weiter, weil wir nicht genug Geld haben, um die Krise finanziell zu überstehen.
Innerhalb der kommenden Tage wird es weitere massive Einschränkungen geben – die Frage ist, wie ich als Journalist mich dann beispielsweise noch bewegen kann, wenn ich irgendwo hin will. Dazu habe ich keinerlei Informationen – ich kümmere mich drum.
Ich werde auch nicht überall hinwollen, weil ich weder mich noch andere gefährden will. Doch wie löst man diesen Konflikt, sich kein eigenes Bild mehr machen zu können und trotzdem seriös berichten zu wollen? Risiken ignorieren, für sich und andere ist sicher keine Lösung dieser Frage.
Sie erhalten von uns weiter kritische Texte, die so analytisch wie möglich sein werden, auch, wenn eben hart recherchierte Fakten zum Veröffentlichungszeitpunkt schon wieder möglicherweise überholt sind.
Beispiele:
Die täglichen „Wasserstandsmeldungen“ der Infektionen sind vollständig sinnbefreit und ohne jeden Zusammenhang. In den vergangenen Tagen wurde häufig Nordrhein-Westfalen als „Infektionsland Nummer 1“ genannt – das finden Sie in vielen Medien. Das ist Bullshit, wenn man die Zahl der Infektionen pro 100.000 Einwohner anschaut – da liegt Hamburg einsam vorne und Nordrhein-Westfalen mit seinen 18 Millionen Einwohnern irgendwo in der Mitte.
Wenn ich mir die Zahlen für Baden-Württemberg anschaue, wird eins klar – am Anfang gab es nur wenige Fälle, jeder weitere führte zu einem Plus von anfangs bis zu 300 Prozent. Am Anfang. Schaut man sich die vergangenen zwei Wochen an, liegen die Faktoren bei 1,13 bis 1,48. Das heißt, die Infektionen laufen massiv weiter und eine „Eindämmung“ ist noch lange nicht in Sicht. Erst unter Faktor 1 wäre das der Fall. Doch wie hoch die Zahl der nicht festgestellten Infizierten ist, weiß niemand seriös zu benennen.
Schaut man sich die Todeszahlen an, fehlt es weitestgehend an grundsätzlicher Analyse.
In Norditalien wurden die Infektionen viel zu spät erkannt – hier traf es, demografisch bedingt, viele Alte, die verstorben sind, weil sich die Infektionen zu schnell ausbreiteten und irgendwann die medizinischen Kapazitäten nicht mehr ausreichten.
Kann das bei uns auch so sein? Ja, kann es. Weil der Faktor der Neuinfektionen eine exponentielle Verbreitung weiterhin ausweist. Und je nach Ort und Kapazität die medizinischen Möglichkeiten begrenzt sein werden.
Das ist dann irgendwann so wie bei Schnitzeltag eines Anbieters – Cordon bleu ist dann halt aus. Heißt – Beatmungsmaschinen gibt es hier keine mehr. Vielleicht im Umkreis, vielleicht auch erst 300 Kilometer entfernt. Wer bringt den „Gast“ dann dahin und wem fehlt der Krankenwagen, der gerade einen Herzinfarkt zu versorgen hat? Oder anders, welcher Krankenwagen kommt, wenn gerade jemand einen Herzinfarkt hat, es aber gerade ein Überlandfahrt für einen Lungenkranken gibt?
Nein, ich erzeuge mit diesem Text keine Panik, sondern ich komme meiner Aufgabe nach, Fragen zu stellen, auf die es Antworten gibt oder eben keine. Im echten Leben muss man sich damit auseinandersetzen.
Meine schon häufig geäußerte Kritik ist, dass unser System nur „auf Sicht“ gefahren wird und solange „alles gut geht“, meint man, es sei alles gut. Das ist ein Trugschluss.
Sie gehören zum exklusiven Kreis der verständigen Leser/innen, denen ich dieses Informationsangebot mache. Sie zahlen dafür und ich bemühe mich um eine gute Dienstleistung, die nicht Lösungen anbieten muss, sondern den Finger in die Wunde legt, da, wo es weh tut.
Damit mache ich mir wenig Freunde – auch bei Ihnen. Aber Sie wollen das wenigstens wissen.
Danke dafür.
Übrigens: Bestatter sind in der neuen Allgemeinverfügung des Landes in den Kreis der Personen der kritischen Infrastruktur aufgenommen.