Rhein-Neckar/Südwesten/Straßburg, 12. Dezember 2018. (red/pro) Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag am Dienstagabend nach 20 Uhr an drei Tatorten in der Innenstadt von Straßburg, bei dem vier Menschen getötet und 13 durch Schüsse verletzt worden sein sollen (acht davon schwer), ist der Tatverdächtige immer noch auf der Flucht. Der Aufenthaltsort ist unbekannt. Der Mann könnte sich wegen der Grenznähe auch in Deutschland aufhalten, wo er in der Vergangenheit bereits straffällig geworden war und im Gefängnis saß. Das Innenministerium in Stuttgart schweigt bislang zur Sache – in Freiburg hat die Polizei die Kräfte im Bereich des Weihnachtsmarkts verstärkt. Teils werden Maschinenpistolen getragen – was eher beunruhigend ist.
Das Polizeipräsidium Mannheim äußert sich aktuell nicht zu möglichen Maßnahmen und verweist ans Innenministerium. Doch von dort gibt es bislang keine Informationen. Mannheim liegt rund 1,5 Autostunden von Straßburg entfernt, Freiburg rund eine Stunde und zehn Minuten. Dort wurde die Polizeipräsenz von uniformierten und zivilen Beamten deutlich verstärkt. Manche Streifen führen auch die neue Maschinenpistole HK MP7 mit sich.
Bei dieser Maschinenpistole handelt es sich um eine Kriegswaffe, mit der die Polizei neu ausgestattet worden ist, um eine “Chancengleichheit” gegenüber terroristischen Angreifern zu erreichen, die beispielsweise ein AK 47 benutzen. Die kompakte Waffe (PDW Personal Defence Weapon) des Herstellers Heckler & Koch verschießt Munition des Kleinkalibers 4,6 x 30mm, die in der Lage ist, über Entfernungen von 200 Metern ballistische Schutzwesten zu durchschlagen und damit im Nahkampf deutlich effektiver ist als die Polizeipistolen mit 9mm-Patronen. Das bedeutet aber auch, dass diese enorme Durchschlagskraft dazu führt, dass das Geschoss bei einem Körpertreffer weitere hinter dem Ziel befindliche Menschen ebenfalls treffen würde.
Konkret bedeutet das, dass diese Waffe wegen ihrer kompakten Größe und einfachen Handhabung zwar sehr gut in Nahkampfgefechten zur Bekämpfung von Terroristen kommen könnte, aber zivile Kollateralschäden dann mit hoher Wahrscheinlichkeit enorm wären. Die Waffe wir mit Magazinen zu 20, 30 und 40 Schuss ausgestattet und kann 950 Schüsse in der Minute abgeben.
Nach dem mutmaßlichen Terroranschlag von Straßburg am Abend des 11. Dezember, bei dem vier Menschen getötet und 13 weitere (acht davon schwer) verletzt worden waren, ist unklar, wo sich der 29-jährige Tatverdächtige Chérif C. aufhält. Wegen der Grenznähe könnte er sich auch in Deutschland aufhalten.
Warnungen an die Bevölkerung sind in Baden-Württemberg durch das Innenministerium bislang keine ergangen, während in Frankreich Antitterror-Einheiten eingesetzt werden und der Großraum Straßburg abgeriegelt ist. Das RNB konnte den Sprecher Renato Gigliotti bislang nicht erreichen. Ob eine mögliche Bedrohung der baden-württembergischen Bevölkerung vorliegt oder nicht, bleibt unklar. Auch die für die Grenzsicherung und Verkehrswege wie Bahnhöfe zuständige Bundespolizei äußert sich bislang nur über Twitter: “Aufgrund unserer intensiven Fahndungsmaßnahmen im Straßen – und Schienenverkehr kommt es zu Verzögerungen beim Grenzübertritt an der deutsch-französischen Grenze. Wir bitten um Verständnis.”

Seit gestern Abend gibt es verstärkte Kontrollen der Bundespolizei im Grenzgebiet zu Frankreich. Foto: Bundespolizei
Auf Nachfrage bestätigte die Bundespolizei Baden-Württemberg gegenüber RNB, dass es insbesondere im Raum Kehl zu intensiven Kontrollen und Fahndungsmaßnahmen komme, was den Autoverkehr, hier Europabrücke sowie Züge aus Frankreich angeht. Im Einsatz sind auch die Spezialkräfte der BFE+, die speziell für Terrorlagen ausgebildet sind und eine bessere Schutzausrüstung tragen. Bei der Bundespolizei kommt noch die MP5 zum Einsatz. “Ob sich der Tatverdächtige in Deutschland aufhält, kann ich weder bestätigen noch verneinen”, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei gegenüber RNB.
Bislang ist noch nicht bekannt, mit welcher Art von Waffe der Attentäter geschossen hat und über welche Bewaffnung er verfügt. Angeblich soll er bei einem Feuergefecht mit Soldaten verletzt worden sein. Er könnte also in einer hilflosen Lage oder bereits tot sein – er kann aber genauso gut nur leicht verletzt sein und irgendwo Unterschlupf gefunden haben oder weiter auf der Flucht in Bewegung sein. Ebenfalls unklar ist, ob es sich um einen Einzeltäter handelt oder es ein Unterstützernetzwerk gibt.
Laut Medienberichten soll es sich um einen radikalisierten Moslem marokkanischer Abstammung handeln, der gestern wegen anderer Tatvorwürfe verhaftet werden sollte. In Deutschland und der Schweiz soll er wegen Diebstahls und Körperverletzungsdelikten bereits mehrere Jahre in Haft gesessen haben. Französische Behörden sollen ihn als Gefährder eingestuft haben.
Unter den Opfern von Straßburg sollen keine Deutsche sein. Die Zahl der Opfer wird uneinheitlich wiedergegeben. In einigen Berichten wird von zwei Toten, einem Hirntoten und zwölf verletzten Personen gesprochen. Möglicherweise kam auch ein Messer als Waffe zum Einsatz.