Mannheim, 04. Mai 2017. (red/pro) Am 23. Mai soll der Gemeinderat die Verwaltung sowie die Bundesgartenschau gGmbH beauftragen, auf Basis der aktuell durch das Landschaftsplanungsbüro RMP Lenzen (Bonn) vorgelegten Vorplanung, weitere Planungen für den Grünzug Nordost sowie die Buga23 voranzutreiben. Die Gesamtkosten für das Projekt bleiben in dem bislang bekannten Rahmen von 105,5 Millionen Euro. Die Stadt rechnet mit einer Förderung durch Landesmittel von mindestens 40 Millionen Euro.
Von Hardy Prothmann
Der Grünzug Nordost ist ein Jahrhundertprojekt für die Stadt Mannheim und ihre Einwohner. 220 Hektar werden gestaltet. 105,5 Millionen Euro sind eine stolze Investitionssumme – der Ertrag wird ein großzügiger Wohlfühlraum von großer Weite und attraktiven Angeboten sein. Der Grünzug Nordost wird mehrere Stadtteile an die Innenstadt anbinden, Erlebnis- und Erholungsflächen bieten und ein zukunftsfähiges Radwegenetz, das Autoverkehr reduzieren hilft. Und die Grünschneise wird sich durch Frischluftzufuhr positiv auf das Stadtklima auswirken.
Elf Projekte im Ganzen
Insgesamt elf Teilprojekte stecken in der Gesamtplanung. Teuerstes Vorhaben ist „Mannheim verbindet„: Hierbei wird eine durchgängige übergeordnete Radschnellweg- sowie Fußwegverbindung von Vogelstang über das Spinelli-Gelände durch die Au bis hin zum Neckar hergestellt. Dieses Projekt umfasst neben dem Wegebau auch die Beleuchtung und die Brücken- und Rampenbauwerke. Kostenpunkt: 17,04 Millionen Euro.
Die „Parkschale Käfertal“ ist mit 13,1 Millionen Euro geplant. Hier sollen eine intensive Parkanlage unter Sport- und Freizeitaspekten mit einem Fokus auf generationsübergreifende Spiel- und Freizeitangebote entstehen – sowie auf Flächen zum Treffen und Verweilen. Eine X-Wheel- Anlage bietet Raum für Trendsportarten. Die Parkschale wird in die Aktivzone und Landschaftszone unterteilt. Außerdem werden die zum Teil bestehenden Grünanbindungen nach Käfertal und in den Stadtteil „Im Rott“ aufgewertet und erneuert.
„Kern“ der Planung ist das „Freiland Spinelli„. Hier wird mit 13,01 Millionen Euro gerechnet. Das ehemalige ehemalige, versiegelte Kasernengeländes Spinelli wird renaturiert. Weiter werden die Grünflächen im Bereich der „U-Halle“ als Klima-Park gestaltet. Dieser wird durch einfache Wegeverbindungen vor allem zwischen Käfertal und Feudenheim gegliedert. Die Straße „Am Aubuckel“ bleibt erhalten, wird jedoch im Querschnitt angepasst und erhält eine störungsfreie Überquerung für Fußgänger, die gleichzeitig als Aussichtsplattform für die Au dient. Eine Geländemodellierung nördlich der Straße (man lässt das Gelände leicht ansteigen bis auf zwei Meter Höhe) sorgt für eine reduzierte Wahrnehmbarkeit des Straßenverkehrs im Klima-Park. Diese Lösung musste gefunden werden, da es für eine Straßenverlegung keine Mehrheit im Gemeinderat gab.
Für „Sportpark Neckarplatt und Pfeifferswörth“ sind 7,64 Millionen Euro vorgesehen. Hier soll ein grünes Verbindungsstücks zwischen Grünzug in der Au und Neckar/Neckarvorland hergestellt werden. Um das grüne „Band“ bis an den Neckar zu ziehen, wird eine Verlagerung von zwei Gewächshäusern notwendig. Außerdem werden im nördlichen Bereich temporäre Stellplätze angelegt und die Straße im Sportpark Neckarplatt überarbeitet werden.
Eine hochwertige Wegeverbindung vom Wingertsbuckel in den Grünzug mit begleitenden intensiven und extensiven Grünflächen, Stauden- und Baumpflanzungen soll als „Parkschale Feudenheim“ für 5,8 Millionen Euro entstehen. Hier wird es einen Spielplatz mit Schwerpunkt auf generationsübergreifenden Angeboten geben.
Im Bereich der „Feudenheimer Au“ wird ein naturnahes Gewässer mit Ufervegetation zur Verbesserung der Biotopstrukturen und der Aufenthaltsqualität angelegt. Zudem erhält das Landschaftsschutzgebiet in diesem Bereich eine ökologische Aufwertung durch neu angelegte Wiesen, Säume und Baumpflanzungen. Die neuen, meist einfachen Wegeverbindungen ermöglichen eine optimale Anbindung des Bereichs. Kostenpunkt: 5,18 Millionen Euro.
Die Errichtung eines großzügig wahrnehmbaren Grünzugauftakts an der Feudenheimer Straße durch die Verlagerung der bestehenden Kleingartenanlage wird als „Aublick“ 5,12 Millionen Euro kosten.
Im Bereich „Historisches Neckargestade“ erhält das Landschaftsschutzgebiet eine ökologische Aufwertung durch neu angelegte Wiesen, Säume und Baumpflanzungen für 3,36 Millionen Euro. Die neuen Wegeverbindungen ermöglichen eine optimale Anbindung des historischen Neckargestades sowie des neu angelegten Spielplatzes.
3,1 Millionen Euro werden als Beitrag zur Aufwertung und Ertüchtigung bis zur Bundesgartenschau 2023 im Rahmen der vorgesehenen Investitionsmaßnahmen in den „Luisenpark“ investiert, der durch die Bundesgartenschau 1975 entstanden und in die Planungen mit einbezogen ist.
Die Anlage eines Fußweges entlang des „Neckarvorland“ mit Aufenthaltsmöglichkeiten als Verbindung vom Luisenpark zum Grünzug Nordost ist mit 1,9 Millionen Euro geplant.
Im Bereich der „U-Halle“ werden in Teilen tragende Stahl- und Betonträger als Gerüst freigelegt. Die Dacheindeckung sowie die Innen- und Außenwände werden dabei unter Erhalt der Stahltragwerkskonstruktion abgebrochen. Außerdem erhält der Innenhof der U-Halle zwei großflächige Wasserspiegel. Kostenpunkt: 1,46 Millionen Euro.
2019 kann es losgehen
Die vorbereitenden Maßnahmen werden 2019 stattfinden, die ersten Baumaßnahmen dann 2020 beginnen. 2023 soll auf dem Areal der heutigen Spinelli-Kaserne eine Bundesgartenschau veranstaltet werden. Hierfür werden rund 41 Millionen veranschlagt mit einem kalkulierten Zuschuss durch die Stadt von 6,8 Millionen Euro.
In Summe betragen die Herstellungskosten 77,2 Millionen Euro. Die Baunebenkosten (Kosten für Risikovorsorge, Sicherheiten, Planung/Bauleitung, BUGA-Satelliten) werden mit 28,3 Millionen Euro veranschlagt – Gesamtsumme: 105,5 Millionen Euro.
Der Grünzug Nordost wird dann vom Käfertaler Wald über die Vogelstang das Spinelli Gelände, die Feudenheimer Au und den Luisenpark einen großzügigen Freiraum mit vielen einzelnen Attraktionen bieten und ein Bindeglied für die verschiedenen Stadtteile an die Innenstadt sein.
Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Buga23 gGmbH, bezeichnet die aktuelle Planung als „klares Bild“. Ebenso wie Landschaftsplaner Stephan Lenzen hätte man den durchgehenden Grünzug lieber ohne Straße „Am Aubuckel“ gestaltet, „aber mit diesen Lösungen können alle gut leben:
Ich freue mich drauf, dass es losgehen kann.
Der Planer Stephan Lenzen betont die Einmaligkeit des Projekts:
Diesen Raum aufzumachen, statt ihn zu bebauen, ist großartig und einzigartig in Deutschland.
Ursprünglich war gerade der „Geländesprung“ für den Geschäftsführer der Bundesgartenbaugesellschaft, Jochen Sandner, der ganz besondere Reiz an der Fläche. Der fällt nicht weg, der „Sprung“ ist noch da, aber eben mit einer Straße, statt ohne. Damit kann auch er leben.
Allerdings ist erst die mehrheitliche Zustimmung durch den Gemeinderat am 23. Mai notwendig. Sollte die nicht zustande kommen, ist das Projekt tot.