Mannheim, 04. Mai 2017. (red/pro) Am 23. Mai wird über die weiteren Schritte zum Projekt Grünzug Nordost im Gemeinderat entschieden. Diese Entscheidung muss fallen, sonst wird es keinen Grünzug Nordost geben. Dafür gibt es mehrere Gründe. Wer jetzt noch aus der Reihe tanzt oder irgendetwas diskutieren will, zeigt sich unverantwortlich und schadet der Stadt. Sollte die weitere Planung nicht beschlossen werden, könnte stattdessen auf Spinelli statt eines Grünzugs ein „Ankunftszentrum“ für bis zu 3.500 Flüchtlinge entstehen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Die Planungen des Grünzugs Nordost und der Bundesgartenschau als „Antrieb“ für das Projekt haben die Stadtgesellschaft gespalten. Vor allem durch teils bösartige Wutbürger, die vor allem nur ein Wort kennen: Nein. Befördert durch verschiedene Medien, die Spaß am großen Krach hatten. Genutzt hat das niemandem.
Das Projekt ist mit der Entscheidung, die Straße „Am Aubuckel“ nicht zu verlegen, kastriert worden. Hierfür ist vor allem eine Mehrheit der CDU-Fraktion verantwortlich. Die Grünen haben ständig kleinkarierte Mätzchen wegen der U-Halle und der Breite des Grünzugs gemacht. Und insgesamt hatte fast jede Fraktion oder Gruppe im Gemeinderat ständig was zu motzen.
Die Einsicht, dass es sich beim Grünzug Nordost um ein Jahrhundertprojekt für die Stadt Mannheim und ihre Einwohner handelt, ist bei vielen noch nicht angekommen. Das muss sie aber und dafür bleiben noch knapp drei Wochen Zeit.
Mit der Kastration kann man leben. Grünplaner Stephan Lenzen hat sein Möglichstes gegeben, um das Gelände um die Straße hin zu gestalten und das hat er gut gelöst. Die Debatte um die U-Halle ebenfalls – der überwiegende Rückbau und die Gestaltung als besondere Attraktionsfläche werden später viele loben.
Nochmal: Es geht bei diesem Projekt nicht um eine Bundesgartenschau. Die kommt, soll das Projekt antreiben und ist dann vorbei. Was auf Jahrzehnte für jetzige und folgende Generationen bleibt, ist der Grünzug Nordost. Deswegen muss aktuell über diese Planung entschieden werden, die Buga-Planung kommt danach.
Hier kann ein neuer, öffentlicher Landschaftsraum entstehen, eine durchgängige, großzügige Fläche vom Neckar bis zum Käfertaler Wald. Luft. Weite. Raum. Das wird eine Erlebnisfläche von einzigartiger Güte sein – eine Perle, um die andere Städte Mannheim beneiden werden.
Dafür muss aber die Enge, die Atemlosigkeit und die Verbortheit bei gewissen Stadträten weichen. Planer Lenzen ist ein Kunststück gelungen – der jetzige Entwurf macht es allen recht, wenn alle zu Kompromissen bereit sind. Kompromisse sind das Wesen der Demokratie und die Menschen in der Stadt müssen erwarten können, dass sich die Stadträte vorbildlich zeigen.
Die Stadt Mannheim und insbesondere Michael Schnellbach und sein Team in der Buga23 gGmbH haben hervorragende Arbeit geleistet. Zudem: So viel Bürgerbeteiligung war nie. Es ist eine bösartige Legende, dass gelogen und betrogen wurde. Klar wurden Fehler gemacht – aber nicht vorsätzlich und nicht, um jemanden zu schaden. Fehler passieren halt. Immer.
Die Planung war überschattet von drei Wahlen. 2013 der Bundestagswahl, 2014 Kommunalwahl und 2015 Oberbürgermeisterwahl. Hier haben Parteien versucht, auf dem Rücken des Grünzugs Wind zu machen. Bislang hat die Planung alle drei Wahlen überlebt.
Es ist aber wertvolle Zeit verstrichen und die ist nun aufgebraucht. Wenn die eigentliche Planung nach der jetzt vorliegenden Vorplanung nicht beginnen kann, ist es aus mit dem Grünzug Nordost und selbstverständlich auch der Buga.
Das wäre ein Signal ans Land, dass die Mannheimer Spinelli nicht gestalten wollen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Land die Fläche nicht hergibt und dort ein Ankunftszentrum für bis zu 3.500 Flüchtlinge errichtet. Will das der Mannheimer Gemeinderat? Ist man sich bewusst, welche Folgen das bei den nächsten Kommunalwahlen 2019 hätte?
Falls ein solches Ankunftszentrum kommt – und das ist sehr wahrscheinlich, ist Coleman die besser geeignete Fläche, weil sie nicht ansatzweise so viele Vorteile hat wie Spinelli. Klar, auch das wird Ärger geben im Mannheimer Norden. Aber es kommt auf die Verhandlungen an – Mannheim könnte dadurch auch enorm entlastet werden, beispielsweise bei der Anschlussunterbringung.
Der Grünzug Nordost muss jetzt beschlossen werden. Wer nach all den Veranstaltungen, Beteiligungen und Sitzungen immer noch nicht erkennt, was für ein großartiges Projekt das ist, der soll halt mit Nein stimmen. Auch eine knappe Mehrheit würde nur beweisen, dass die Vorstellung eines weiten Raums mit attraktiven Angeboten für engstirnige Geister einfach nicht vorstellbar ist.
Es gibt keinen Weg zurück. Wenn der Grünzug Nordost stirbt, kommt ein Flüchtlingslager und die Restflächen werden vermutlich bebaut. Logistik und so. Lebensqualität geht anders.