Mannheim, 22. September 2017. (red/pro) Die Stadt Mannheim hat heute ein Gutachten der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) veröffentlicht, das auf 241 Seiten plus zahlreichen Anlagen die Untersuchungsergebnisse der Altlastensituation auf Spinelli dokumentiert. Bis auf drei “Kontaminationsverdachtsflächen” (KVF) sind keine besonderen Altlasten festgestellt worden. Befürchtungen, die insbesondere durch eine Lokalzeitung und zwei Bezirksbeiräte vorgetragen wurden, erweisen sich damit als obsolet.
Von Hardy Prothmann
“Gefahrstufe Rot auf Spinelli” titelte eine Lokalzeitung am 17. November 2014. Zwei Drittel der Altlasten seien von “hoher Umweltrelevanz”. Der alarmistische Bericht erging sich zudem in angedeuteten Vorwürfen, die Stadt Mannheim wolle gefährliche Altlasten auf der Konversionsfläche verschweigen und unter Verschluss halten.
Alles Mumpitz, wie das jetzt veröffentlichte Gutachten zeigt. Insgesamt drei Flächen werden als “E” eingestuft, könnten also relevante Verunreinigungen enthalten, wobei dies weiterer Untersuchungen Bedarf. Es handelt sich um die KVF 19, 48 und 74. KVF 19 ist ein 25 Quadrameter großes “Gefahrstofflager”, ein Container. KVF 48 war ein Kfz-Stellplatz mit Waschstraße, 2.900 Quadratmeter groß. KVF 74 ist eine 600 Quadratmeter große Werkstatthalle. Gemessen an den 80,9 Hektar Gesamtfläche und davon rund 52 Hektar Kasernenfläche auf Spinelli ist das mehr als überschaubar.
Das Gutachten beschreibt detailliert die Standorte und Methoden sowie Ergebnisse der Untersuchung. In der Zusammenfassung kommt das Gutachten zum Ergebnis:
Auf Grundlage der in Phase IIa gewonnenen Ergebnisse wurden drei Flächen (KVF 19, KVF 48, KVF 74) ermittelt, für die zur abschliessenden Gefährdungsabschätzung weitere Daten erforderlich sind. Auf den übrigen 51 untersuchten KVF wurden keine handlungsrelevant erhöhten Schadstoffgehalte ermittelt, die eine Gefährdung des Grundwassers über das Sickerwasser begründen.
Insgesamt 40 KVF gelten als unbedenklich, 11 weitere müssten je nach Nutzung möglicherweise nochmals untersucht werden, bei 3 KVF besteht Kontaminationsverdacht, allerdings sind auch hier weitere Untersuchungen notwendig. Von einer “Gefahrstufe Rot” kann also keine Rede sein.
132-54-3
In der Phase I (Historische Erkundung) waren 132 Verdachtsflächen durch die beauftragten Gutachter ermittelt worden. Hier wurden 164 Bohrungen bis zu 7 Metern Tiefe vorgenommen. In Phase IIa (Orientierende Erkundung – erste Bewertung des Gefährdungspotentials der Schutzgüter Mensch, Boden und Grundwasser) wurden die Untersuchungen auf 54 Flächen konkretisiert.
Das Gutachten war im Auftrag der BImA im Juni 2016 durch das Staatliche Hochbauamt Heidelberg an eine Heidelberger Firma übertragen worden. Im März 2017 wurde das Gutachten übermittelt – laut Aussage der BImA gab es noch Nachuntersuchungen, was im Gutachten allerdings offenbar zu keinen Änderungen geführt hat. Dem Unterausschuss Konversion war im Juli eine Zusammenfassung vorgestellt worden. Die Stadt Mannheim beurteilt die Inhalte so:
Das Gutachten zeigt, dass sich die Altlasten-Situation auf Spinelli nach derzeitigem Kenntnisstand unkritisch darstellt. Die Schadstoffbelastungen sind größtenteils lokal begrenzt und beschränken sich auf technische Einbauten wie zum Beispiel unterirdische Tanks.
Vor einer Veröffentlichung sei die Zustimmung von privaten Besitzern eingeholt worden.
Kampfmittel wurden auf dem Gelände keine festgestellt. Spinelli diente den US-Streitkräften überwiegend als Materiallager. Aktuell wird das Gelände seit 2015 als Flüchtlingsunterbringung durch das Land genutzt. 2023 soll auf dem Gelände eine Bundesgartenschau veranstaltet werden. Das Gelände soll dann wesentlicher Bestandteil des Grünzug Nordost sein, an den Rändern soll es neue Wohnbebauungen geben. Das Land Baden-Württemberg hatte vor kurzem “grünes Licht” für Verkaufsverhandlungen zwischen BImA, der der größte Teil der Flächen gehört und der Stadt Mannheim gegeben.
Hinweis: Das Gutachten und Anhänge können Sie hier herunterladen.
Anm. d. Red.: Zur Information über den Grünzug Nordost empfehlen wir Ihnen diesen Artikel: Weite.Luft.Verbindung