Mannheim, 12. Juni 2015. (red/me) Im Rahmen der bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl in Mannheim fordert Kandidat Christopher Probst (ML), die Bundesgartenschau 2023 (BUGA) solle statt auf Spinelli in den bestehenden Parks Luisenpark und Herzogenriedpark stattfinden und um weitere Gebiete entlang des Neckars erweitert werden. Kandidat Peter Rosenberger (CDU) will eine BUGA ohne Feudenheimer Au. Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG), erklärt solche Gedankenspiele als nicht zielführend.
Interview: Mathias Meder
Was halten Sie von dem Vorschlag, die BUGA 2023 solle in Luisenpark und Herzogenriedpark stattfinden?
Jochen Sandner: Es gibt gar eigentlich gar keine Grundlage, sich mit dieser Frage inhaltlich weiter auseinanderzusetzen, da es ja einen bestehenden Gemeinderatsbeschluss gibt, der mit großer Mehrheit beschlossen wurde. Geschäftsgrundlage für uns als Bundesgartenschaugesellschaft ist der Beschluss des Gemeinderates und der Vertrag, den die Stadt Mannheim daraufhin mit uns abgeschlossen hat. Auch der Oberbürgermeister und die Verwaltung tun ja bislang stets das, was der Gemeinderat beschlossen hat.
Wäre eine BUGA auf einem ehemaligen BUGA-Gelände überhaupt durchführbar oder verstößt dies gegen Richtlinien?
Sandner: Eine Bundesgartenschau hat doch den Sinn, Projekte der Stadtentwicklung zu unterstützen und eine Stadt weiterzuentwickeln. Sicher gibt es in der Geschichte der Bundesgartenschauen auch Gebiete wie beim ‘Grünen U’ in Stuttgart oder dem Dortmunder Wesphalenpark, wo Bundesgartenschaugebiete über mehrere Jahrzehnte bespielt wurden. Aber auch da stand stets die Weiterentwicklung im Mittelpunkt. Eine BUGA zur Sanierung bestehender Parkanlagen kann nicht wirklich Sinn machen und ist nicht in unserem Interesse.
Will man nochmal von vorne beginnen?
Wäre es denn möglich, den Ort der BUGA noch zu verändern?
Sandner: Dazu müsste man eine Mehrheit im Gemeinderat finden. Erst dann könnte man überhaupt nochmal versuchen, einen bestehenden Vertrag zu verändern. Und das wäre auch erst drei Jahre nach dem bindenden Bürgerentscheid, der ja auch die Bereiche Spinelli und Teile der Feudenheimer Au festgelegt hat, möglich, also frühestens im September 2016. Kaufmännisch gesprochen geht es ja nur, wenn beide Vertragsparteien dies wollen. Das sind mir ehrlich gesagt viel zu hypothetische Gedankenspiele. Auch muss man berücksichtigen, dass es ja Vorbereitungen zur BUGA auf Spinelli bereits gibt, die fortentwickelt werden. Es gab eine Machbarkeitsstudie und ein Bürgerbeteiligungsverfahren. Das will man dann nochmal von vorne beginnen?
Wäre eine BUGA 2023 in Luisenpark und Herzogenriedpark denn eine Wiederholung der BUGA von 1975?
Sandner: So eine BUGA wie damals würde man heute gar nicht mehr machen. Und es entspräche auch gar nicht den Bedürfnissen der heutigen Stadtgesellschaft. Luisenpark und Herzogenriedpark sind auch heute noch schöne Parks, die gut angebunden sind und die gut genutzt werden. Doch eine BUGA heutzutage muss die Bedürfnisse einer heutigen Gesellschaft und deren künftige Lebensweisen aufgreifen und nicht nur bestende Parks renovieren. Die Aufgaben heute sind andere als damals. Es geht heute um das Freiwerden großer Flächen, die für Stadtklima und Freizeitnutzung entwickelt werden müssen. Das ist was anderes als damals und mit einer BUGA in Luisenpark und Herzogenriedpark könnte man dieser Aufgabe gar nicht entsprechen.
Welchen Stellenwert können denn Luisenpark und Herzogenriedpark im Rahmen einer BUGA 2023 spielen, wenn diese wie geplant auf Spinelli stattfindet?
Sandner: Beide Parks sind in einem doch recht guten Zustand und werden gut instand gehalten. Sicherlich sind die Gebäude nach 40 Jahren genauso wie jedes Einfamilienhaus nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber beide Parks sollen auch 2023 eine wichtige Rolle spielen, um auch außerhalb des BUGA-Kerngebietes zusätzliche Aufenthaltsräume anzubieten.
Topfeben – das sagt schon alles
Der OB-Kandidat Peter Rosenberger kann sich auch eine BUGA nur auf Spinelli ohne die Au vorstellen. Sie auch?
Sandner: Für eine BUGA nur auf einem Areal von rund 100 Sportplätzen, topfeben, ohne topografische Merkmale, würde man ein überaus herausragendes Konzept benötigen, um dieses für die Besucherinnen und Besucher auch interessant und damit wirtschaftlich bespielen zu können. Das sehe ich derzeit allerdings nicht, wobei ich nicht sage, dass so etwas nicht machbar sein könnte.
Warum ist der Geländesprung der Aubuckel-Kante so reizvoll?
Sandner: Wie schon gesagt, es handelt sich um eine Fläche von rund 100 nebeneinander liegenden Sportplätzen ohne jegliche natürliche Erhebung. Das sagt meines Erachtens schon alles aus!