Mannheim, 24. September 2017. (red/pro) Eigentlich könnte man sich bei der AfD Mannheim über 12,8 Prozent der Zweitstimmen freuen – immerhin liegt man damit über dem vorläufigen Landesergebnis von 12,3 Prozent. Tatsächlich ist der Landtagsabgeordnete Rüdiger Klos, der 2016 im Wahlkreis Mannheim-Nord das Direktmandat gewonnen hatte, denkbar sauer und fordert Konsequenzen.
Von Hardy Prothmann
Als sich Rüdiger Klos am Abend telefonisch meldet, schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Einerseits sagt er:
Das ist ein hervorragender Erfolg für die AfD. Die anderen Parteien haben es sich bislang in ihrer Wohlfühlzone gemütlich gemacht. Mit uns geht das nicht mehr. Die AfD ist ein Störfaktor, die die anderen treiben wird.
Anderseits meint er:
Was dieser Kandidat da in Mannheim versemmelt hat, ist schon ein starkes Stück. Er hat nichts von dem Potenzial gehoben, das die AfD in der Stadt hatte. Alle Optionen waren offen, aber er hat nichts gehoben. Die 12,8 Prozent sind der Standard, den wir als Partei erreicht haben. Betrachtet man meinen Erfolg und die aktuellen Ergebnisse für Mannheim, ist das ein Desaster.
Mit “er” ist der Kandidat Robert Schmidt gemeint, dessen Namen Herr Klos nicht ausspricht. Seit langem ist bekannt, dass die beiden, freundlich ausgedrückt, gar nicht gut miteinander können. Es gibt wechselseitige Vorwürfe und innerparteiliche Scharmützel.
Ganz so unrecht hat Herr Klos aus seiner Perspektive nicht: Auch wir hatten für Mannheim ein deutlich besseres Abschneiden der AfD erwartet. Allerdings nur dann, wenn man den Mannheimer Norden mit ganz Mannheim verwechselt.
Im Norden sind die Ergebnisse durchaus beachtlich, also da, wo Herr Klos gewonnen hat. Hier wurden oft an oder über 20 Prozent erreicht, vereinzelt sogar über 28 Prozent in einzelnen Stimmbezirken. Im Süden, da, wo Herr Schmidt auch nicht ansatzweise an das Ergebnis von Herrn Klos als Kandidat bei der Landtagswahl heranreichte, sind die Ergebnisse eher bescheiden.
Interessant ist, dass gerade in Sandhofen oder auf der Schönau die AfD mit die besten Ergebnisse erzielte – aber auch die SPD. Das kann ein Hinweis sein, dass diese Stadtteile extrem gespalten sind.
Unterm Strich werden viele in Mannheim erleichtert sein, dass die AfD bei der Bundestagswahl 2017 den Erfolg der Landtagswahl 2016 nicht wiederholen konnte. Aber auch das ist eine falsche Lesart. Im Norden blieb die AfD erfolgreich, im Süden nicht. Auch hier gibt es also eine Spaltung der Wähler/innen.
Politische Profis gucken schon auf die Kommunalwahlen 2019. Bei den vergangenen Wahlen 2014 konnte die AfD vier Gemeinderatssitze erringen, die aber wegfielen, weil deren Vertreter 2015 aus der AfD ausgetreten sind, einer blieb parteilos, drei wechselten zu Alfa, die dann in LKR umbenannt worden ist. Die LKR wird kaum Chancen haben, die AfD schon, auf gut sechs oder mehr Gemeinderatsmandate. Sie würde dann nach SPD, CDU mit den Grünen um Platz 3 kämpfen, was die Rangfolge der Fraktionen angeht.
Wir bieten Ihnen in den kommenden Tagen noch detaillierte Analysen zum Thema an.