Weinheim/Heidelberg, 02. August 2017. (red/pro) Kaum hat Oberbürgermeister Heiner Bernhard (SPD) angekündigt, im kommenden Jahr nicht mehr zu kandidieren, fängt das Kandidatenkarussell an, sich zu drehen. Wie wir gerüchteweise erfahren haben, soll sich eine Frau für den Posten als Kandidatin der CDU interessieren.
Innerhalb der politischen Parteien geht das Gerücht, dass Kandidaten, die man zu früh präsentiert, nicht gewinnen können. Das kann man so sehen, dass kann man aber auch für vollständigen Quatsch halten, wie die vergangene OB-Wahl in Mannheim gezeigt hat, die vom Amtsinhaber gewonnen worden ist. Zwar erst im zweiten Anlauf, dann aber deutlich. War der Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz nicht als Kandidat bekannt? Selbstverständlich war er bekannt und die relativ späte Bekanntgabe des CDU-Kandidaten Peter Rosenberger hat diesem nichts genutzt – er war chancenlos gegen den Amtsinhaber. Möglicherweise hätte er bessere Chancen gehabt, wenn er sich langfristig positioniert hätte.
Helle Aufregung wegen “undichter Stelle”
Aktuell ist die Weinheimer CDU in heller Aufregung, weil durch eine “undichte Stelle”, von wem auch immer, ein Name durchgesickert ist. Gut ein Jahr vor der Wahl – oh Gott, oh Gott, rufen jetzt viele und fürchten, die Kandidatin sei dadurch beschädigt. Wir meinen, das Gegenteil ist der Fall. Die Kandidatin hat die Chance, sich bis zur Wahl präsent zu zeigen und bekannt zu machen. Die Bürger/innen wollen ja kein Überraschungsei wählen, sondern jemanden, der acht Jahre lang die Stadtverwaltung führt.
Die CDU-Kandidatin soll Juristin und in der Heidelberger Stadtverwaltung in führender Position tätig sein. Ihr wird ein enges Vertrauensverhältnis zum Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner nachgesagt.
Viele Bürgermeister aus Heidelberg in der Region
In der Region kommen viele Bürgermeister aus Heidelberg – so auch Heiner Bernhard, der dort in der Verwaltung tätig war. Auch der Schwetzinger Oberbürgermeister Dr. René Pöltl (parteilos) war vor seiner Wahl in der Heidelberger Stadtverwaltung tätig, ebenso der Heddesheimer Bürgermeister Michael Kessler (parteilos) und der Alt-Bürgermeister Rainer Ziegler (SPD), dessen Nachfolger Stefan Schmutz (SPD) kommt allerdings aus der Mannheimer Verwaltung ebenso wie die Eppelheimer Bürgermeisterin im Wartestand, Patrizia Popp, gegen deren Wahl geklagt worden ist.
Keine Frau im Amt im Wahlkreis Weinheim
Bürgermeister sind heute überwiegend Verwaltungsfachwirte oder Juristen, die vor ihrer Wahl Erfahrung in der Verwaltung gesammelt haben – nur Hermann Lenz (Gärtnermeister) und Hansjörg Höfer (Bäckermeister) haben handwerkliche Berufe. Insofern wäre die Dame, die bestens vernetzt ist, eine solide Kandidatin für die CDU, die bei der vergangenen OB-Wahl keinen Kandidaten aufstellen konnte, was als Schmach empfunden wird, da der jetzige Amtsinhaber Bernhard zwar mit gut drei Viertel des Stimmergebnisse klar gewonnen hatte, allerdings bei einer katastrophal niedrigen Wahlbeteiligung und auf die Stimmen bezogen nur von rund 17 Prozent der Wahlberechtigten im Amt bestätigt worden ist.
Bei der Bürgermeisterwahl in Ladenburg stellt die CDU mit Corinna Schierz, einer Verwaltungsangestellten aus Hessen eine Kandidatin auf, die nicht den Hauch einer Chance hatte. Eine typische Verlegenheitskandidatin, die auch sehr spät vorgestellt worden ist. In Edingen-Neckarhausen hingegen konnte die CDU das Rathaus mit Simon Michler überzeugend zurückerobern.
4 x Parteilos, 3 x CDU, 2 x SPD, 1 x Grün
Im Landtagswahlkreis Weinheim stellt die CDU in Laudenbach (Hermann Lenz), Dossenheim (Hans Lorenz) und Edingen-Neckarhausen (Simon Michler) den Bürgermeister. In Hemsbach (Jürgen Kirchner) wurde der parteilose Bürgermeister eher von SPD und linken Gruppen unterstützt, in Heddesheim (Michael Kessler), Hirschberg (Manuel Just) und Ilvesheim (Andreas Metz) sind es parteilose, aber der konservativen Seite zugeneigte Bürgermeister. In Weinheim (Heiner Bernhard) und Ladenburg (Stefan Schmutz) sind SPD-Mitglieder Bürgermeister, in Schriesheim ist Hansjörg Höfer der einzige Bürgermeister von Büngnis90/Die Grünen.
Und alle sind Männer – eine Oberbürgermeisterin in Weinheim würde dem Sprengel sicherlich gut tun. Hinzu kommt, wie bereits berichtet, die Stadt Weinheim ist in enormen finanziellen Schwierigkeiten und braucht ein neues Stadtoberhaupt, dass eisern den Rotstift führen kann – unter dem SPD-geführten Rathaus ist das nicht gelungen.
In Weinheim könne nur ein Kandidat aus Weinheim gewinnen, heißt noch so eine Bauernregel. Früher war das Mal so und galt auch für andere Orte. In Hirschberg, Edingen-Neckarhausen und Ladenburg sind “Außergewärdische” Bürgermeister.
Die CDU Weinheim beschäftigt sich seit langem überwiegend mit sich selbst – mal schauen, ob der Partei bei diesem Anlauf ein geeinter und geordneter Ablauf gelingt.