Weinheim, 25. Januar 2018. (red/pro) Laut Weinheimer Nachrichten will auch Dr. Carsten Labudda, Stadtrat Die Linke, bei der Oberbürgermeisterwahl 2018 in Weinheim antreten. Der 42-Jährige hat Format und fiel uns immer wieder durch herausragende Wortbeiträge auf. Eine Chance wird er gegen den Top-Favoriten Manuel Just (parteilos) nicht haben. Eine Herausforderung aber mit Sicherheit. Die SPD hält sich noch bedeckt – als Kandidatin wird Stella Kirgiane-Efremidou gehandelt. Weitere Kandidaten könnten folgen.
Kommentar: Hardy Prothmann
Dr. Carsten Labudda ist ein kluger Kopf. Deswegen erstaunt es sehr, wie er sich als Kandidat präsentiert. Die Weinheimer Nachrichten berichten, er habe sich gegenüber der Redaktion zur Kandidatur bekannt.
Auf unsere Anfrage teilte er uns gestern mit: „Ende kommender Woche wissen wir mehr.“ Sicher haben auch andere Medien bereits angefragt. Die Weinheimer Nachrichten haben das Thema also exklusiv.
Unkluges Verhalten
Damit man das nicht falsch versteht – wir gönnen jedem Mitbewerber exklusive Nachrichten. Aber wir verstehen das unkluge Verhalten des Herrn Dr. Labudda nicht.
Der Kandidat Manuel Just, Bürgermeister in Hirschberg an der Bergstraße, hat ihm vorgemacht, wie man das mit Format anstellt. Keine einseitige Bevorzugung, sondern eine Einladung der relevanten lokalen Medien zur Pressekonferenz und das sehr gut vorbereitet. Herr Dr. Labudda kann mit dem professionellen Ansatz eines Herrn Just schon beim Aufschlag nicht konkurrieren.
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Andererseits passt das zum Charakter. Der Philologe Dr. Labudda ist ein kluger Kopf, verkauft sich aber meist sehr unter Wert. Im Gemeinderat gelingt ihm das Kunststück, dass er teils von fast allen Stadträten per Tischklopfen Zustimmung zu seinen Wortbeiträgen erhält, obwohl das für einen „Linken“ von CDU und Freien Wählern eher ungewohnt ist. Dann wieder eckt er an – als Linker.
Würze für den Wahlkampf
Mit seiner Kandidatur käme Würze in den Wahlkampf. Denn nun ist die SPD geradezu herausgefordert, einen eigenen Kandidaten zu stellen und keine „Groko“ anzustreben. CDU und Freie Wähler haben die Unterstützung von Manuel Just bereits angekündigt, die SPD hätte folgen können, denn Stella Kirgiane-Efremidou ist zwar als „Stimmenkönigin“ und bestens vernetzte Weststadtlerin eine durchaus chancenreiche Kandidatin, aber gegen einen Manuel Just mit dessen fachlichen und auch politischen Kompetenzen kann sie nur schwer konkurrieren.
Es kommt nur also wohl zu einem „Lagerwahlkampf“. Bislang gibt es zwei „bürgerliche“ Kandidaten, Simon Pflästerer von der Weinheimer Liste (vormals CDU) und Manuel Just, der ein liberaler Konservativer ist. Auf der anderen Seite Dr. Carsten Labudda für linksaußen und vermutlich Stella Kirgiane-Efemidou für die Sozialdemkraten.
Herr Pflästerer darf als chancenlos gelten, auch, wenn er einer angestammten Weinheimer Familie entspringt. Aber er hat das Potenzial Stimmen zu holen, die Manuel Just fehlen werden, auch, wenn sich die Weinheimer Liste alle Mühe gibt, durch aggressives Verhalten viele Wähler schon aktuell zu verschrecken. Ähnlich ist das mit Dr. Labudda, auch er darf als chancenlos gelten, könnte aber Stimmen erhalten, die sonst Frau Kirgiane-Efremidou (sofern sie kandidiert) zukommen könnten.
Mögliche Kandidatin bereits beschädigt
Äußerst hinderlich für Frau Kirgiane-Efremidou ist ein Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung, nach dem die frühere Pforzheimer Bürgermeisterin Monika Müller als Kandidatin gehandelt worden sein soll. Sie wechselt nach Wolfsburg und ist zwar aus dem Rennen, aber allein die Erwägung, eine andere Kandidatin zu bevorzugen, beschädigt Frau Kirgiane-Efremidou massiv. Damit bleibt sie nur zweite Wahl – und das ist immer Qual.
Unterm Strich ist dadurch die Chance für Herrn Just und Frau Kirgiane-Efremidou eher gering, bereits im ersten Wahlgang die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent plus einer Stimme zu erreichen.
Krönen die Grünen das neue Stadtoberhaupt?
FDP und die Grün alternative Liste (GAL) könnten den Ausschlag geben. Die FDP mit nur zwei Sitzen hat da wenig Macht, die GAL mit sechs Sitzen schon mehr. Und ein Stadtrat ist Hans-Ulrich Sckerl, Mitglied des Landtags und Parlamentarischer Geschäftsführer der grünen Fraktion im Landtag. Bekanntlich gibt es eine grün-schwarze Regierung. Eine – in Teilen – grüne Unterstützung für Herrn Just ist nicht ausgeschlossen.

Quelle: Stadt Weinheim
Betrachtet man sich die Sitzverteilungen, verfügt das „bürgerliche“ Lager CDU, Freie Wähler und FDP sowie die fraktionslose Stadträtin Christina Eitenmüller über 19 Prozent der 38 Stimmen. Würde man die Weinheimer Liste dazurechnen, wären es 22 Stimmen. Geht aber nicht, weil die einen eigenen Kandidaten haben. Da Die Linke mit zwei Stadträten auch einen eigenen Kandidaten haben, kämen SPD und Grüne nur auf 14 Stimmen.
Die Bürger/innen wählen, nicht die Verhältnisse im Gemeinderat
Solche Betrachtungen sind kein Kokolores, sondern gehören als eine von vielen Betrachtungen zur Analyse hinzu. Das bürgerliche Lager ist nach Verteilung im Gemeinderat im Vorteil und damit auch der Kandidat Manuel Just, weil er durch die organisierten politischen Kräfte am meisten Unterstützung erfahren wird.
Letztlich wählen die Bürger/innen ihren Oberbürgermeister und der kann auch gegen die Machtverhältnisse im Gemeinderat bestellt werden – siehe Heiner Bernhard, der als SPD-Mitglied nach Parteizugehörigkeit eindeutig keine breite Machtbasis hatte. Er hatte bei der vergangenen Wahl 2010 aber auch keinen Gegenkandidaten. Seine Wahl war erschütternd – rund 17 Prozent Wahlbeteiligung waren ein Armutszeugnis.
Top-Kandiat darf sich herausgefordert fühlen
Andererseits konnte sich Oberbürgermeister Heiner Bernhard meist auf einen willigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Holger Haring verlassen, der nicht alle, aber meist viele CDU-Stadträte auf OB-Linie brachte. Zu welchem Vorteil auch immer.
Das wiederum macht fraglich, ob Manuel Just tatsächlich von „der CDU“ unterstützt wird. Bekanntlich gibt es massive Grabenkämpfe in der Weinheimer CDU und eine überraschende Attacke auf Herrn Just wäre nicht überraschend. Der Kandidat Just ist deshalb gut beraten, sich auf sich selbst zu verlassen.
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Sollte Stella Kirgiane-Efremidou auch antreten, wird es also spannend und ob jemand die erste Runde am 10. Juni gewinnt, bleibt offen. Dann würde die Neuwahl vierzehn Tage später die Entscheidung bringen.
Tatsächlich darf man auf Manuel Just gespannt sein. Der wird das sehr sportlich sehen und nüchtern kalkulieren. Auch ein Wahlsieg in der Stichwahl wäre ein Sieg für ihn. Aber schon die erste Runde zu gewinnen – das dürfte ihn anspornen.
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