Mannheim, 07. August 2017. (red/pro) Die Al Faruq-Moschee in der Mannheimer Lortzingstraße (Neckarstadt-West) wird vom Verfassungsschutz beobachtet – wegen mutmaßlich islamisch-extremistischer Umtriebe. Vor einigen Tagen hatte die Zeitung „Die Welt“ berichtet, zwei im Irak festgenommene IS-Kämpferinnen gehörte zu der salafistischen Gemeinde in Mannheim. Nach unseren Informationen hat der Trägerverein Pläne, eine echte Moschee zu bauen.
Die zunehmenden Terroranschläge in Deutschland, zuletzt das Messerattentat von Hamburg, zeigen immer deutlicher, das die Gefahr terroristischer Attacken auf die Zivilbevölkerung längst nicht mehr theoretisch ist, sondern schon fast zum Alltag gehört. Die meisten Attentäter hatten Bezug zu radikal-religiösen Gruppen. In Deutschland gibt es eine Reihe von Salafistenmoscheen, die klar als Radikalisierungzentrun bekannt sind, vor allem in Hamburg und Berlin, aber auch in anderen Städten.
Fünf Extremisten aus Mannheim als Daesh-Kämpfer
Nach unserem Kenntnisstand sind aus Mannheim insgesamt fünf Personen in den Irak gereist, um sich Daesh (IS) als Kämpfer anzuschließen, darunter drei Frauen. Insbesondere „Rückkehrer“ gelten als gefährlich, weil kampferprobt. Zudem sind Kämpfer im Zuge der Hochzeiten der Flüchtingskrise nachweisbar in Europa eingeschleust worden – als unverdächtige Flüchtlinge. Andere, wie der Berlin-Attentärer Anis Amri haben sich im Gefängnis radikalisiert. In Baden-Württemberg soll es nach unseren Recherchen mehrere hundert radikalisierte Salafisten geben, die durchaus eine Bedrohung darstellen.
Al Faruq unter Beobachtung
In Mannheim soll die „Glaubensgemeinde“ um die Al Faruq-Moschee ein mutmaßliches Tummelbecken für radikale Muslime sein. Der Verfassungsschutz wie auch der Staatsschutz der Polizei haben seit langem ein Auge auf die Moschee und Teile der dort betenden Moslems geworfen. Die Salafistengemeinde soll rund 200 aktive Mitglieder haben, die Räumlichkeiten bieten Platz für bis zu 600 Personen. Die Mitglieder sind nicht nur Araber, sondern kommen auch aus Ländern wie Bosnien, der Türkei oder auch deutsche Konvertiten.
Der Generalbundesanwalt wollte auf unsere Anfrage nicht bestätigen, dass zwei mutmaßliche IS-Kämpferinnen, die im Irak festgesetzt worden sind, aus Mannheim stammen. Grund: Laufende Ermittlungen. Ob und wann die Frauen nach Deutschland ausgeliefert werden? Ebenfalls keine Antwort. Die Stadt Mannheim verweist in der Sache an den Generalbundesanwalt.
Die Stadt Mannheim bestätigt, dass man mit dem Träger, Islamischer Arbeiterverein e.V., in Kontakt stehe. Dieser sei Mitglied im Arbeitskreis der Islamischen Gemeinden ist, in Kontakt. Der Verein habe die „Mannheimer Erklärung“ unterschrieben nehme ebenfalls am regelmäßigen Austausch zwischen Oberbürgermeister, Polizeipräsidenten und den Moscheegemeinden teil.
Moscheebau geplant?
Nach unseren Informationen plant der Verein den Bau einer eigenen Moschee. in der Lortzingstraße nutzt man frühere Vereinsräume als Gebets- und Veranstaltungsstätte. Die Stadt Mannheim teilt mit, es gebe aktuell keine Verhandlungen über den Bau einer solchen Moschee.
Gleichwohl ist der Stadt die Auflistung des Vereins im Verfassungsschutzbericht bekannt. Die Verwaltung wirke auf ein gemeinsames Gespräch mit dem Landesverfassungsschutz und der Al-Faruq-Moschee hin. Der Vereinsvorstand habe sein Interesse daran geäußert, teilt die Stadt auf Anfrage mit. „Interesse“ ist nicht gerade viel. Für die Behörden ist die Beobachtung solcher Gruppen nur schwer möglich – teils wegen der Sprache, ganz klar aber auch, weil man kaum V-Leute einschleusen kann.
Alahu Akbar-Rufe an Schule
In der Vergangenheit was es in Schulen zu „Alahu Akbar“-Rufen und renitentem Verhalten von Schülern gekommen. Die Stadt spricht von einem bekannten Vorfall an einer Mannheimer Schule vor einigen Monaten. Die Stadt habe nach diesem Vorfall Polizei, Regierungspräsidium und die Landeszentrale für Politische Bildung informiert und umgehend eingebunden, um die Schule zu beraten und im Bedarfsfall zu unterstützen.
Neben sofortigen schulorganisatorischen Maßnahmen, Unterstützung der Lehrkraft und sozialarbeiterischer Begleitung wurde der Prozess vor allem pädagogisch aufgearbeitet, ergänzt die Stadtverwaltung. Ergänzend sein von Landeszentrale für Politische Bildung über das Experten-Team meX „Mit Zivilcourage gegen islamistischen Extremismus“ Angebote an der Schule gemacht und zeitnah Klassenfortbildungen durchgeführt worden. Der Hintergrund des Falls habe sich letztlich als nicht politisch motiviert, sondern als jugendliche Provokation herausgestellt.
In Verbindung mit den früheren „Lies“-Aktionen, bei denen kostenlos der Koran von Salafisten verteilt worden ist, gab es hingegen mehrere auch gewalttätige Konflikte. Als der Konvertit Pierre Vogel zu einer Salafistenkundgebung in Mannheim war, kam es zu einer Gegendemo von rechtsradikalen Hooligans – „Hogesa“ war in Mannheim entstanden.
Erhebliches Konfliktpotenzial in Mannheim
Nach dem Attentat von Hamburg ist klar, dass solche Mordanschläge überall in Deutschland passieren können. Was tut die Stadt Mannheim?
Nach der tödlichen Attacke von Hamburg ist klar, dass solche mutmaßlich terroristischen Anschläge jederzeit überall passieren können. Bei einer abstrakt-hohen Gefährdungslage, beispielsweise bei großen öffentlichen Veranstaltungen, wurden bereits in der Vergangenheit in Absprache mit der Polizei Poller oder große Fahrzeuge an Zufahrtsstraßen positioniert.
Generell gilt, dass die Stadt Entwicklungen aufnimmt und die Debatte führt, für die unmittelbare Gefahrenabwehr sind jedoch die staatlichen Institutionen zuständig mit denen wir eng kooperieren.
In Mannheim leben zudem 28.000 Menschen mit Wurzeln aus der Türkei. Seit Einführung des Auslandswahlrechts für türkische Staatsangehörige habe sich das Konfliktpotential insbesondere zwischen Kurden und nationalistischen Türken erhöht. Dies hätten auch die Abstimung zur Kommunalwahl, zur Parlamentswahl und zum Verfassungsreferendum in der Türkei hier vor Ort gezeigt, ordnet Ralf Walther, Pressesprecher der Stadt Mannheim, ein:
Das Konfliktpotential bei Salafisten erhöht sich dann, wenn Moscheegemeinden gegenüber ihren Mitgliedern einen Islam predigen, der auf Abschottung, gegen Frauenrechte, gegen Offenheit und Religionsfreiheit sowie auf körperliche Strafen setzt. Die Stadt sucht regelmäßig das Gespräch mit den ansässigen Vereinen und Gemeinden, wobei gerade auch kritische Themen zur Sprache gebracht werden. Hierbei ist ein differenzierter Blick auf einzelne Organisationen wichtig. Es gilt, die moderaten Kräfte zu stärken und allen, die unser friedliches und tolerantes Zusammenleben gefährden, eine klare Ansage zu machen oder gar ordnungsrechtliche Maßnahmen zu ergreifen.
Der Verein zeigt sich uns gegenüber null gesprächsbereit. Eine Anfrage vom 02. August wurde bis heute nicht beantwortet. Telefonisch hatten wir auch kein Glück. Einen Anrufbeantworter gibt es nicht.
Dokumentation der Anfrage:
Sehr geehrte Damen und Herren,