Mannheim/Karlsruhe/Stuttgart, 22. Mai 2018. (red/pro) Aktualisiert. Das Land Baden-Württemberg gibt die im Jahr 2015 eingerichteten Erstaufnahmeeinrichtungen Benjamin Franklin Village in Mannheim sowie die Seubertstraße 11 in der Karlsruher Oststadt auf. In Mannheim werden rund 700 Bewohner auf die Industriestraße und Spinelli verteilt.
Gut 4.000 Unterbringungsplätze hatte das Benjamin Franklin Village in Mannheim-Käfertal, später 2.000. In den Hochzeiten der Flüchtlingskrise waren gut 10.000 Menschen dort untergebracht, aktuell sind es noch 714, davon 150 Familien mit 210 Personen unter 18 Jahren. Hinzu kommen Personen aus Schwarzafrika und Maghreb.
Betreiber der landesweit größten Einrichtung ist bis zum Stichtag 30. September das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Mannheim. Auf Anfrage sagte Geschäftsführerin Christian Springer: „Das Ende war absehbar. Wir haben unglaublich viel gelernt und sind sehr zufrieden, dass wir gute Wege gefunden haben, die Menschen zu betreuen.“
Aktuell sind noch rund 60 Mitarbeiter aktiv, teils Hauptamtliche, überwiegend aber Mitarbeiter mit Projektverträgen, die mit dem Ende der Einrichtung aufgehoben werden. Für künftige Angebote sehe das DRK bereit, sagte Frau Springer:
„Wir haben uns im Vorstand die Frage gestellt, ob wir uns auch ein Ankerzentrum zutrauen, das wurde eindeutig mit Ja beantwortet.“ Ein solches Zentrum für Ankunft, Registrierung und Rückführung will Innenminister Thomas Strobl (CDU) in Mannheim-Sandhofen schaffen, auf dem Gelände der Coleman Barracks. Doch ist das noch ein weiter Weg, weil die Stadt Mannheim ein solches Zentrum ablehnt und die USA Army Teile des Geländes freigeben müsste.
Regierungspräsidentin Nicolette Kressl würdigte das Engagement in der Flüchtlingsunterbringung in Mannheim und Karlsruhe: „Das Regierungspräsidium Karlsruhe ist den Ehrenamtlichen für ihre Unterstützung und ihr großartiges Engagement ganz besonders zu Dank verpflichtet. Sie haben sich mit viel Herzblut ihrer Arbeit gewidmet und mit Ihren vielfältigen Angeboten dazu beigetragen, den Flüchtlingen das Ankommen in diesen beiden Städten zu erleichtern,“ sagte Frau Kressl in einer Pressemitteilung. „Alle weiteren Schritte werden wir vor Ort eng mit den von der Schließung betroffenen Beteiligten abstimmen.“
Auf Franklin waren in der Hochphase bis zu 1.500 ehrenamtliche Helfer aktiv, aktuell sind es noch einige hundert. Das ehemalige Militärgelände der US-Streitkräfte wird seit September 2015 als bedarfsorientierte Erstaufnahmeeinrichtung (BEA) genutzt. In der Anfangsphase kam es zu häufigen Polizeieinsätzen wegen Streitigkeiten der Bewohner. Rückblickend kam viel schlagartig zusammen: Eine Masse von Menschen aus unterschiedlichen Ländern, eine mangelhafte Infrastruktur, unklare Zuständigkeiten, eine fehlende Organisation: „Das war eine sehr große Herausforderung“, sagt Frau Springer und meint: „Das haben wir gut gemeistert und mich kann nichts mehr schrecken.“
Tatsächlich muss man eine deutlich beeindruckende Leistung feststellen, bei der zunächst sehr viele Herausforderungen auf ein Mal bewältigt werden mussten und nach und nach so justiert wurden, dass das Unterbringungssystem rund läuft: „Tatsächlich muss man auch sagen, dass das Kreuz in vielen Ländern bekannt ist, wir sind ja weltweit aktiv und die Menschen respektieren uns als unabhängige Hilfsorganisation. Das hat sicherlich auch geholfen.“
Eigentlich sollte das Gelände bis zum Jahresende genutzt werden. Die frühere Räumung könnte ein Vorteil für die Stadt Mannheim sein, um die Konversion früher beginnen zu können. Auf dem Gelände soll unter anderem ein großes Gewerbegebiet entstehen. Für die Umsetzung ist die städtische Tochter MWSP zuständig
Aktualisiert, 22. mai 2018, 21:32 Uhr:
Die Stadt Mannheim begrüßt die Ankündigung des Landes, den Standort Benjamin Franklin vereinbarungsgemäß im Laufe diesen Jahres zu schließen. „Wir freuen uns, dass gerade bei der hochsensiblen Thematik der Flüchtlingsunterbringung auf das Land bisher immer Verlass gewesen ist“, so Stadtsprecher Ralf Walther. Für die Stadt Mannheim ist gerade im Hinblick auf die zahlreichen endverhandelten Projekte von Investoren und Projektentwicklern wichtig, die zeitlichen Zielvorgaben einzuhalten.
Die verbleibenden Kapazitäten sind 750 Plätze in der Industriestraße, die aktuell von rund 300 Personen belegt ist sowie 1.400 Plätze auf Spinelli, wo aktuell gut 340 Personen untergebracht sind. Für die gut 700 Personen steht also ausreichend Platz zur Verfügung.
2023 plant die Stadt Mannheim allerdings eine Bundesgartenschau auf dem Gelände Spinelli, das Herzstück eines Jahrhundertprojekts werden soll, dem Grünzug Nordost. Noch hat das Land keine Ausweichmöglichkeit gefunden und das erzeugt großen Druck.