Rhein-Neckar/Stuttgart, 02. September 2016. (red/pro) Wenige Tage vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern rollte eine negative Berichterstattung über die AfD und den stellvertretenden Bundessprechern, Prof. Dr. Jörg Meuthen, durch Deutschland: Angeblich wolle die AfD mit der NPD zusammenarbeiten. Das ist Unsinn. Herr Professor Meuthen, der auch Chef der Südwest-AfD und Fraktionsvorsitzender im Landtag ist, schildert im Rheinneckarblog exklusiv den Ablauf und wie er die Berichterstattung erlebt hat.
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Interview: Hardy Prothmann
Herr Professor Meuthen: Wie empfanden Sie die Interview-Situation mit dem Mannheimer Morgen?
Prof. Dr. Jörg Meuthen: Entspannt.
Wie wurde das Interview geführt? Telefonisch, per email oder persönlich?
Meuthen: Telefonisch.
Ich stehe inhaltlich zu meinen Aussagen
Entspricht die veröffentlichte Antwort zur NPD-Frage Ihrer Antwort?
Meuthen: Nein. Ich habe sehr viel umfangreicher geantwortet. Das ist dann verkürzt worden.
Aber Sie haben den Text zur Freigabe erhalten und diesem so zugestimmt?
Meuthen: Beides Ja. Aber ich habe natürlich sehr genau gelesen nach der Vorgeschichte mit Frau Dr. Petry damals zum Schießbefehl. Ich hielt das Interview insgesamt für unverfänglich – meine Antwort zur NPD-Frage ebenfalls. Ich konnte ja nicht ahnen, welche Skandalisierung fünf Tage vor der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern geplant war. Inhaltlich stehe ich zur Aussage, Anträge von demokratisch gewählten Parteien inhaltlich zu prüfen und nicht pauschal abzulehnen, so wie das andere Parteien auch gegenüber der AfD machen.
War Ihnen klar, welche Welle das Interview schlagen würde?
Meuthen: Wie gesagt – ich hielt den Text für unverfänglich und habe mit keiner Welle gerechnet. Ich habe ja auch nichts Unvernünftiges oder Skandalöses gesagt. Das wurde inszeniert und dagegen ist man erstmal machtlos.
Wurde Ihnen mitgeteilt, dass andere Politiker zu deren Meinung dazu befragt würden?
Meuthen: Nein.
Die Menschen erkennen, was hier für Spielchen gespielt werden
Spiegel Online meint, das Interview würde der AfD schaden – Ihre Meinung?
Meuthen: Teil-teils. Ich denke, viele Menschen erkennen, was hier für Spielchen gespielt werden. Aber: Wer nur die Überschriften liest, für den könnte die Sache klar sein: AfD kooperiert mit der NPD. Das ist zwar Unfug, aber so haben es fast alle verbreitet. Das ist natürlich ein vorsätzlicher Versuch, Schaden zu erzeugen. Für die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern rechne ich allerdings nicht mit negativen Auswirkungen – die Menschen im Osten reagieren nicht so hysterisch auf die drei bösen Buchstaben und stehen Medien sehr kritisch gegenüber. Sie werden erkennen, dass es sich um eine inszenierte Kampagne handelt.
Welche Medien haben vor Berichterstattung mit Verweis auf das Interview versucht, Sie zu kontaktieren?
Meuthen: Da kam nichts.
Ich mache mir trotz dieser Erfahrung “Lügenpresse” nicht zu eigen
Ist das für Sie “Lügenpresse”?
Meuthen: Herr Prothmann, Sie kennen mich und die AfD gut. Sie wissen, dass Lügenpresse nicht zu meinem Wortschatz gehört und ich diesem Wort sehr kritisch gegenüberstehe. Aber bei dem, was gerade abgezogen worden ist, könnte man schon auf die Idee kommen, das Wort zu gebrauchen. Für mich ist das einfach schlechter und unfairer Journalismus. Zitate werden so verkürzt, dass in den Überschriften eine andere Aussage herauskommt und das wurde ungeprüft übernommen. Es wird etwas insinuiert, was nicht ist. Damit werden die Menschen um die Wahrheit betrogen. Ich mache mir das Wort Lügenpresse trotzdem nicht zu eigen. Mit wäre lieber, ich könnte die Qualitätspresse loben, wie beispielsweise den Deutschlandfunk und das Rheinneckarblog.
Wieso den Deutschlandfunk?
Meuthen: Der Deutschlandfunk hat mich, nachdem die Welle losgegangen war, angefragt und zur Sache interviewt. Das Interview war hartnäckig, aber fair. So soll das ja auch sein. Wichtig war, dass die überhaupt nachgefragt haben im Gegensatz zu anderen. Und der Kommentar von Frau Hasselmann “Das Recht, richtig zitiert zu werden” war erstaunlich gut. Das darf ich gerne betonen. Das macht Hoffnung.
Ihr Kollege Rüdiger Klos, immerhin einer von zwei Direktmandatsgewinnern in Baden-Württemberg, gibt dem Mannheimer Morgen keine Interviews mehr – wie halten Sie das in Zukunft?
Meuthen: Mit denen erst mal kein Wort mehr. Man lernt aus seinen Erfahrungen.
Möchten Sie das Interview vor Veröffentlichung für Freigabe vorgelegt bekommen?
Meuthen: Nein, Sie arbeiten korrekt und ich verlasse mich drauf, richtig wiedergegeben zu werden.
Wir empfehlen zum Thema diesen Text zur “Geister-Debatte” auf Deutschlandfunk.de: “Eine Gleichsetzung mit der NPD halte ich für falsch.“
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Anm. d. Red.: Das Gespräch, aus dem dieses Interview entstanden ist, wurde heute morgen kurz nach 08:30 Uhr telefonisch geführt. Wir wenden folgende Methode an: Wir führen immer ein Gespräch und erstellen daraus einen schriftlichen Interviewtext, der sich eng ans Gespräch anlehnt, aber von der Sprechsprache in Schriftsprache transkribiert wird. Dabei sind Straffungen durchaus möglich, sofern sie nicht den Aussagekern verändern. Auf Wunsch erhalten Gesprächspartner die zur Veröffentlichung vorgesehen Fassung nicht “zur Freigabe”, sondern “zur Ansicht” – wir bieten also ausdrücklich keine “Autorisierung” an, sondern nur eine Prüfung. Wesentliche Umformulierungen sind nicht mehr möglich, Korrekturen von Fehlern hingegen schon. Damit versuchen wir Gespräche so authentisch wie möglich wiederzugeben, betonen aber, dass schriftliche Interviews nicht 1:1 ein Gespräch wiedergeben. Gesprächspartner, die sich nicht an diesen Ablauf halten möchten, interviewen wir nicht mehr. Für uns gilt das gesprochene Wort, unsere Aufgabe ist es, dieses inhaltlich korrekt umzusetzen.
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