Rhein-Neckar, 29. Dezember 2016. (red/pro) Die Debatte zu unbegleiteten, minderjährigen Ausländern (UMA) läuft komplett falsch. Wer behauptet, dass man diese abschieben könne, versucht die Öffentlichkeit auf den Arm zu nehmen. Solange diese nicht volljährig und damit schutzbefohlen sind, muss sich der Staat kümmern, wenn keine Eltern oder andere Verwandte sich kümmern können. Die beste Lösung für die Kinder und Jugendlichen ist deshalb, die Verwandtschaft so schnell wie möglich zu holen. Das ist sozialer und auch ökonomischer. Und löst Folgeprobleme – die jungen Männer suchen Partnerinnen, die sie am ehesten im gleichen Kulturkreis finden. Mit dem Nachzug kommen die Mädchen, die den Männerüberschuss ausgleichen.
Von Hardy Prothmann
Mehrere Kriminalfälle, die durch jugendliche oder heranwachsende Flüchtlinge begangen worden sind, erschüttern das Land. Ob der mutmaßliche Sexualmord in Freiburg, der Terroranschlag von Berlin oder die Terrorattacke von Würzburg – immer waren es junge Männer, die aus ihren Heimatländern geflohen sind und hier Gewalttaten begangen haben.
Im Fall des Terroristen Anis Amri hätten die Behörden abschieben müssen oder zumindest Abschiebehaft anordnen müssen – inwieweit hier ein von uns vermutetes behördliches Versagen vorliegt, werden künftige Recherchen und Ermittlungen zeigen.
Trotzdem kam auch der Tunesier Anis Amri als Jugendlicher nach Europa. Nach dem Bericht unseres Kollegen Firas Kefi äußerten sich dessen Eltern, dass er vermutlich auch wegen fehlender familiärer Bindungen zum Terroristen wurde. Beweisen kann man das nicht, aber die Tatsache, dass junge Menschen in einem fremden Land ohne jegliches Umfeld auf sich allein gestellt sind, ist sicher nicht förderlich für die Entwicklung. Umgekehrt sind familiäre Verhältnisse keine Garantie, dass jemand nicht straffällig wird. Die Erfahrung zeigt aber, dass je schwieriger die sozialen Umstände sind, desto eher die Gefahr einer kriminellen Karriere gegeben ist.
Sofern die UMAs minderjährig sind, ist eine Abschiebung mehr oder weniger ausgeschlossen – es kann nur abgeschoben werden, wenn der entsprechende Staat oder jemand aus der Familie die Fürsorge übernimmt. Das dürfte überwiegend nicht der Fall sein.
Familiennachzug ist billiger als staatliche Betreuung
Der Teufelskreis ist häufig der, dass die jungen Menschen nämlich durchaus Kontakt zu ihren Familien haben und erwartet wird, dass diese unterstützt werden. Mangels Ausbildung und Arbeit und nur kleinem Taschengeld, müssen sie “Tätigkeiten” nachgehen, die eben nicht legal sind und Geld bringen. Erstmal kriminell geworden, gelingt eine Integration mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr.
Der Staat versucht, die Entwicklung der UMAs durch eine intensive Betreuung positiv zu beeinflussen. Dafür müssen rund 130 bis 150 Euro täglich aufgebracht werden. Je nach Umständen 3.-5.000 Euro im Monat. Pro Kopf. Rund 60.000 UMAs soll es in Deutschland geben – die genaue Zahl ist nicht bekannt.
In den ersten drei Quartalen 2016 teilt das Auswärtige Amt auf unsere Anfrage mit, dass rund 70.000 Visa im Zusammenhang mit Familiennachzug weltweit erteilt worden sind.
Rechnet man nun die von der Bundesregierung veranlagte Pauschale von 670 pro Person und Monat, würde eine Familie mit Vater, Mutter, Kind rund 2.000 Euro kosten. Selbst mit zwei oder drei zusätzlichen Kindern wäre man bei rund 3.000 Euro Kosten, hätte aber eine familiäre Struktur und läge mit den Kosten deutlich unter denen, die ein UMA alleine kostet. Allein ökonomisch macht also der Familiennachzug Sinn – ganz abgesehen von den sozialen Vorteilen. Klar, damit kommen ein paar weitere hunderttausend Flüchtlinge. Man muss abwägen, was das geringere Problem ist. Abgesehen erspart man sich Klagekosten und eine unnötige Beschäftigung der Justiz – denn viele UMAs werden versuchen, ihre Eltern gerichtlich nach Deutschland zu bekommen. Die Gerichtskosten zahlt auch der Staat.
Problem: Männerüberschuss
Weiter würden auch Mädchen mit ins Land kommen – denn der überwiegende Teil der UMAs, die auf die Reise geschickt werden, sind männlich, was zu einem absoluten Männerüberschuss führt. Diese Männer werden zu einem großen Teil hier keine Partnerin finden. Partnerschaften zwischen Migranten und Deutschen sind immer noch eine Seltenheit und wenn eher bei “kulturnahen” Herkünften zu finden. Ehen zwischen christlich einerseits und muslimisch andererseits geprägten Partnern gibt es kaum.
Jetzt können gewisse Multikulti-Fanatiker kritisieren, ob das denn nicht rassistisch sei, weil man eine Art ethnische Familienpolitik betreiben würde. Ist es es nicht – es ist einfach praktisch aus den realen Fakten über Jahrzehnte abgeleitet.
Laut amtlicher Eheschließungsstatistik zeigt sich ein geschlechtsspezifisches Muster deutsch-ausländischer Ehen. Nach 1960 stieg zunächst der Anteil der Ehen zwischen deutschen Frauen und ausländischen Männern an allen Ehen steil an. Nach 1980 verlief der Anstieg schwächer, seit 1998 sinkt der Anteil, 2008 lag er bei fünf Prozent. Inzwischen liegt der Anteil der Ehen zwischen deutschen Männern und ausländischen Frauen höher, nämlich bei sechs Prozent.
In der Statistik lassen sich zudem religiös strukturierte Heiratsmuster erkennen. Die überwiegende Mehrheit der Ehen von Christen oder Muslimen wird innerhalb der eigenen Religionsgemeinschaft geschlossen. Die Analyse der Eheschließungen nach der Religionszugehörigkeit zeigt eine relativ hohe Quote interreligiöser Heiraten bei muslimischen Männern, allerdings mit fallender Tendenz. Heirateten sie im Jahr 2000 noch zu 39 Prozent christliche Frauen, so betrug der Anteil 2008 nur noch 23 Prozent. Die genauen Gründe sind unklar.
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