Rhein-Neckar, 09. April 2018. (red/pro) Seit heute Abend, 18:28 Uhr, ist unsere Facebookseite nicht mehr zu erreichen. Wir wurden nicht von Facebook „bestraft“, wir wurden nicht gehackt, sondern wir haben das freiwillig entschieden. Aus Gründen.
Von Hardy Prothmann
Wir haben aktuell über 12.000 „Fans“, die unsere Facebookseite „geliket“ haben. Das ist ordentlich – vor allem, weil wir so gut wie nichts dafür tun, um „noch mehr Fans“ zu bekommen.
Richtig ist: Wir haben aktuell über 1.600 Personen gesperrt, die nicht mehr bei uns kommentieren können, weil diese gegen unsere Netiquette verstoßen haben. Da werden noch ein paar hundert dazukommen, die in den vergangenen zwei Wochen nach unserem fiktionalen Text über einen angeblichen Terroranschlag in Mannheim mit übelsten Beleidigungen, blödsinnigen Kommentare, haltlosen Unterstellung und sogar mit Drohungen meinten, ihren Gedankenmüll loswerden zu müssen.
Natürlich nutzen wir wie viele Medien und andere Unternehmen Facebook um auf unsere Angebote hinzuweisen. Etwa 15-20 Prozent der täglichen Leser kommen über Facebook. Auf diese verzichten wir freiwillig und schauen, wie sich die Leserzahlen entwickeln, wenn wir auf Facebook nicht bedienen.
Facebook wiederum profitiert von uns wie von anderen Inhalteanbietern – ohne dafür zu zahlen, nimmt aber umgekehrt über Werbung sehr viel Geld ein. Irgendwie kein gutes Geschäfts für Medien.
Der wichtigste Grund für das Experiment ist einfach: Wir kontrollieren die Beiträge von Nutzern möglichst genau, was viel Arbeit macht, die aber von niemandem bezahlt wird. Diese Kontrollen, unsere Netiquette und die Blockierungen haben dazu geführt, dass es weniger Kommentare gibt, diese qualitativ aber insgesamt sehr viel hochwertiger sind als bei anderen Seiten. Unter Strich fragen wir uns aber, ob der Aufwand lohnt und die erhebliche Zeit nicht besser für journalistische Inhalte verwendet werden kann?
Auch hier sind wie wieder mal Vorreiter und experimentieren. Denn Facebook ist längst kein „soziales Medium“ mehr, wir nennen es schon lange ein „asoziales Medium“. Dazu kommt das Abfischen des Nutzerverhaltens, was uns erheblich stört. Wir machen so etwas nicht und wollen das auch nicht unterstützen.
Die massive Hetze von wirklich sehr vielen Nutzern gegen alles und jeden, wird mehr und mehr unerträglich und der Gesetzgeber hat keine Lösung gefunden – oder will keine finden – diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Wir meinen mit Hetze tatsächlich alle – politisch von links(extrem) bis rechts(extrem), alle Arten von Aktivisten, Rassisten, sonstige „Gruppen“ von Menschen, die sich nationalistisch, rassistisch oder wie auch immer gegen andere positionieren.
Ob und wann wir die Seite wieder „on“ nehmen, wissen wir aktuell noch nicht. Wir schauen uns jetzt Wochen ohne Facebook an und was das für unsere redaktionelle Arbeit bedeutet. Welche Vor-, welche Nachteile ergeben sich, ist die spannende Frage.
Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit weiter verfolgen – dazu können Sie Rheinneckarblog.de zur Startseite machen, ein Lesezeichen setzen oder natürlich direkt in den Browser eingeben.
Kommentieren können Sie weiterhin – unterhalb der Artikel. Auch hier gilt: Bitte beachten Sie unsere Netiquette. Vernünftig geschriebene Kommentare erlauben wir immer – auch mit Kritik an unserer Arbeit, andere löschen wir und manche Kommentatoren blockieren wir auch hier.
Es gilt: Ein inhaltlicher Austausch, auch konfrontativ, ist von hohem Wert – auf alles andere kann man verzichten.