Mannheim, 15. Dezember 2016. (red/ric) Dr. Konrad Hummel ist Gesicht und Geist der Mannheimer Konversion. Der promovierte Soziologe sprühte vor Energie bei seiner Abschiedsrede im Florian-Waldeck-Saal des Zeughaus‘. Er geht als Geschäftsführer der MWSP in Rente, aber nicht in den Ruhestand. Er gönnt sich eine Pause, um sich dann weiter einzubringen. Wie, ist offen, dass er sich als „Ideengeber“ weiter einbringt, ist sicher. Die nächsten Wochen probiert er etwas Neues aus: Ruhestand.
Von Riccardo Ibba
Müsste man Dr. Hummel ein Schulzeugnis ausstellen, müsste darin stehen, dass er hyperaktiv auffällig war,
sagt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und die Gäste prusten auf. Jeder weiß, was gemeint ist. Diese enorme Energie von Dr. Konrad Hummel, der mühelos komplexeste Gedanken in wohlformulierte Sätze packen kann und dabei in einer Geschwindigkeit redet, die atemberaubend ist. So auch heute. Während andere ihren Abschied eher gemütlich ausklingen lassen, stand für Dr. Hummel am Vormittag noch eine Aufsichtsratssitzung an. Auf Franklin. Wo sonst.
Oberbürgermeister Dr. Kurz erinnerte an Höhepunkte der vergangenen fünf Jahre. Und obwohl er auswählte waren es viele. Zusammengefasst: Intensiv, begeisternd, erfolgreich. Dr. Hummel war seinerzeit von Dr. Kurz engagiert worden, um die ehemaligen US-Kasernen Turley, Benjamin Franklin und Taylor für die Stadt Mannheim nutzbar zu machen. Entgegen den Ratschlägen externer Berater, welche die Areale verkaufen wollten („Die Dinger braucht kein Mensch, da droht höchstens Ghettobildung“), entschied sich Mannheim dafür, die Areale selbst zu entwickeln, mit eigenen Ideen, mit Ideen der Bevölkerung, mit denen der Investoren.
Treibende Kraft
Zentrales Anliegen der „treibenden Kraft“ war immer das bürgerschaftliche Engagement: Ohne ist aus seiner Sicht keine vernünftige Stadtentwicklung möglich. Ökologisch nachhaltig, interkulturell, bunt und sportlich sollte es werden. Sozial sollte gestaltet werden. Die Bürger sollten ihre Wünsche und Sorgen einbringen dürfen.
Dr. Hummel ist ein Antreiber, der für seine Aufgabe brennt. Wir stehen heute glänzend da, wir haben in fünf Jahren drei große Flächen konvertiert, das ist einzigartig. Dafür braucht es einen Kopf und ein Herz, beim dem alle Fäden zusammenlaufen und das sind Sie, lieber Herr Hummel. Ganz Mannheim dankt Ihnen dafür recht herzlich. Sie haben die Chancen erkannt und genutzt. Und sie haben immer auf eine gute Mischung aus Ökonomie, Kultur, Ökologie und Bürgerbeteiligung gesetzt. Das Soziale im Blick. Ihre Planung war nie eindimensional,
sagt GBG-Geschäftsführer Karl-Heinz Frings, der Co-Geschäftsführer der MWSP ist und man merkt, dass die Rede sehr ehrlich und voller Respekt frei vorgetragen wird.
Sozial bedeutet nicht fürsorglich, es ist kein „Wünsch dir was“, sozial bedeutet, die Menschen ernstzunehmen, die Menschen bilden die Gesellschaften,
sagt Dr. Hummel. „Make your dreams true“, sei sein Motto, auch wenn nicht alle Träume in Erfüllung gingen. Mit Feuereifer riss er seine Mitarbeiter mit, wie auch mit seinem letzten Auftritt als MWSP-Geschäftsführer die anwesenden Gäste, darunter Mitarbeiter, Stadträte, die Bürgermeister, Investoren und viele Bürger, die sich in die Projekte eingebracht haben.
Der Begeisterer
Die Stuttgarter Zeitung nannte Hummel in Anspielung auf seine moderne Stadtplanung einst als „Stadtumbaumeister“. Auch Achim Judt, der nun sein Nachfolger wird lobt seinen Vorgänger. Er sei stets unkonventionell, aber dabei niemals dogmatisch gewesen. Ein Querdenker eben. Herr Judt erzählt eine Anekdote, die das System Hummel beschreibt:
In Darmstadt sollte er einen Vortrag über Energie halten. Während die anwesenden Zuhörer auf Tipps zur Energieersparnis warteten, fing Dr. Hummel an, einen Vortrag über die Energie und Dynamik von Bürgerbeteiligungen zu halten. Zunächst waren die Zuhörer irritiert, dann gebannt, am Ende des Vortrags komplett begeistert.
Er freue sich darauf, mit dem jungen durchmischten und dynamischen Team der MWSP im diesem Sinne weiter die Zukunft zu gestalten.
Fair play ist mir immer wichtig. Ebenso die Sorge um die Zukunft. Dafür habe ich alles gegeben. Und es gibt eine gute Nachricht für meine Mitarbeiter: Von meinem aktuell leeren Büro geht keine Gefahr mehr aus.
Offen bleiben – permanent
Der Saal klatscht und ist mitgerissen. Dr. Hummel packt dynamisch in seiner Rede nochmal alles zusammen, was ihm so wichtig ist. Gesellschaften brauchen Institutionen, „diese müssen sich aber immer anpassen und vor allem offen bleiben. Permanent!“ Eigentlich reichen zwei Worte: „Lebendige Demokratie.“
Dr. Konrad Hummel wäre nicht er selbst, wenn er nicht immer eine unkonventionelle Überraschung parat hätte. Klar bekommt jemand, der in Ruhestand geht, gute Worte und auch Geschenke. Was macht er? Beschenkt seinen Nachfolger Judt mit einer Schlüsselkette und den Oberbürgermeister mit einem DVD-Film „Ein ungezähmtes Leben“.
Aus der Personalverwaltung hat ihn zum Ende seines Vertrags die Nachricht erreicht, dass er seinen Urlaub falsch berechnet hätte – einen Urlaubstag mehr habe er. Für den hatte er keine Zeit. Den hat er der Stadt geschenkt.
Hinweis: Kommende Woche widmen wir Dr. Konrad Hummel noch ein persönliches Porträt.