Mannheim, 25. Juli 2016. (red/ms) Die Entwicklung des Benjamin Franklin Village ist das bedeutendste Projekt Mannheims – und hochgradig symbolträchtig. Der Stadtverwaltung liegt viel daran, „Mannheims größte Baustelle“ mit Leben zu füllen. Aktuell wurden auf einer Pressekonferenz die Perlen des Herbstprogramms vorgestellt: Ein Halbmarathon, der über die Konversionsflächen führt, und eine „musikalische Messe“, in der sich die amerikanisch-mannheimerische Kulturgeschichte spiegeln soll.
Wir wollen alte Traditionen aufnehmen, aber nicht eins zu eins fortsetzen, sondern nach Möglichkeit bereichern und so Neues schaffen.
erläutert Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) zu Beginn der Pressekonferenz. Franklin sei ohnehin ein geschichtsträchtiger Ort und schon seit Beginn der Planung lege man großen Wert darauf, die Entwicklung im Dialog mit der Bevölkerung voranzutreiben. Was nun das Herbstprogramm besonders mache?
Die Veranstaltungen fallen in eine Zeit, in der der neue Stadtteil richtig beginnt. Zunächst noch in einem vergleichsweise bescheidenen Rahmen, aber jetzt wird Franklin mit Leben gefüllt.
Als erstes Bauprojekt wurde vor kurzem das ZeitStromHaus realisiert und eröffnet. Dieses habe nach Aussage des Oberbürgermeisters einen hohen Symbolwert. Denn es handle sich nicht um ein Projekt, dass durch Investoren verwirklicht wurde, sondern voll und ganz durch die Stadt:
Es ist also ein Gebäude von der Öffentlichkeit für die Öffentlichkeit.
Hier, wo nun Ausstellungen zur amerikanischen Geschichte Mannheims anzusehen sind, wurde aktuell darüber informiert, welche Veranstaltungen für den Herbst vorgesehen sind. Der Fokus liegt dabei auf: Sport und Musik.
Laut Dr. Konrad Hummel, dem Konversionsbeauftragten der Stadt Mannheim, gebe es im Rahmen der Konversion keine „Events aus der Tüte“:
Hier läuft nichts nach dem Motto: Eine Veranstaltung wäre doch ganz gut für die Bekanntheit, also machen wir halt mal irgendwas. Nein, hier hat alles seine Vorgeschichte.
Etwa der Halbmarathon – diesen habe man schon seit etwa zwei Jahren geplant und wollte ihn eigentlich schon im vergangenen Herbst durchführen. Doch dann habe der rasante Anstieg der Flüchtlingszugänge und die Nutzung der ehemaligen Kasernen als Unterkunft dazu geführt, dass die Veranstaltung verschoben werden musste.
Wir haben das als Gelegenheit genutzt, den Lauf noch größer zu denken,
sagt dazu Dr. Christian Herbert, Geschäftsführer von Mannheim Marathon Rhein-Neckar. Nun werde der die Halbmarathon-Strecke nicht mehr nur auf Franklin allein liegen – sondern die Konversionsflächen Franklin, Spinelli und Taylor verbinden. Wenn sich der Halbmarathon etabliert, könne so Jahr für Jahr der Fortschritt auf den verschiedenen Arealen beobachtet werden.
Neben dem Sport ist ein weiterer wesentlicher Berührungspunkt der Mannheimer und US-amerikanischen Kulturen die Musik – insbesondere natürlich der Jazz.
Doch auch andere amerikanisch geprägte Stile haben sich längst in der Region etabliert. Diese sollen in „The Sound of Franklin“ verarbeitet werden. Dabei handle es sich um eine „musikalische Messe“, teilt Patricia Rojas-Schubert mit, die für die Leitung zuständig ist.
Brandschutzprobleme
Laut Dr. Hummel liege dabei „die Kunst in den Rythmen“. Frau Rojas-Schubert erläutert:
Wir arbeiten mit indianischen Einflüsse, Elementen aus dem Ghospel und lateinamerikanischen Stilen. So entsteht hoch komplexe Musik, die aber sehr leicht und unbeschwert klingt. Das können nur Spezialisten.
Die Proben laufen schon seit geraumer Zeit, teilt sie mit. Voraussichtlich wird das Konzert in der Kirche nahe dem Franklin Field stattfinden. Ein Problem könnten allerdings die Brandschutzauflagen darstellen, wie Dr. Hummel ausführt:
Aktuell dürften maximal 200 Gäste eingelassen werden. Aus unserer Sicht dürften gerne mehr kommen.
Doch ohne Eingriffe in den Bestand dürfte es sich als problematisch erweisen, die Auflagen zu lockern – die Rechtslage ist strikt. Dr. Hummel sagt dazu außerdem:
Die Zeiten sind gerade nicht gut, um bei Sicherheitsfragen Lockerungen zu erzielen. Die Risikobereitschaft ist in diesen Tagen nicht gerade gestiegen.
Für andere potenzielle Standorte, wie das ehemalige Kino oder die SportsArena, gelten die gleichen Bedingungen – gut möglich also, dass die Zuschauerzahl recht stark begrenzt werden könnte.
Wie Laura Todaro, unter anderem zuständig für die Unternehmenskommunikation bei der MWSP, erklärt, handle es sich bei diesen beiden Veranstaltungen um „Akzente“ – im Rahmen der „Franklin-Tage“ wird das Konzert am 07. September und der Halbmarathon am 09. September stattfinden. Daneben gebe es noch einige Veranstaltungen in „etwas kleineren Dimensionen“, wie die UrbanAdventures-Reihe.
Die Entwicklung von Franklin als neuem Stadtteil sei laut Dr. Hummel „ein fließender Prozess, der bereits begonnen“ habe. Ein Schritt sei es aktuell, die Baustelle zu beleben. Voraussichtlich im September wird der Waldkindergarten Little Franklin eröffnen – noch bevor überhaupt die ersten Bewohner auf das Gelände gezogen sind.
Nach Angaben von Oberbürgermeister Dr. Kurz werde ein „erheblicher Anteil“ der 2.800 geplanten Wohneinheiten auf Franklin-Mitte bereits innerhalb der kommenden vier bis fünf Jahre fertiggestellt. Wenn nun mehr Bewohner in die Siedlung ziehen, werde man die Kapazitäten des Kindergartens Stück für Stück erweitern, sagt Dr. Hummel.
„soziales, partnerschaftliches, interkulturelles Netzwerk“
Die Entwicklung von Franklin ist das bedeutendste Stadtentwicklungsprojekt Mannheims für die kommenden Jahrzehnte. Gleichzeitig eine riesige Chance, aber ein nicht minder großes Risiko – da sind nicht allein die Investitionen in Milliardenhöhe. Der „Stadtteil nach Maß“ muss außerdem „im Alltag“ funktionieren, damit er sich mit Leben füllt und zum Erfolg werden kann.
Damit der Entwicklungsprozess möglichst reibungslos abläuft, wird von seit Juli ein sogenanntes Stadtteilmanagement durchgeführt, das Frau Todaro und Claudia Petrovic von der MWSP leiten. Es gehe darum, dass Quartier mit den Bürgern für die Bürger zu gestalten, teilen die beiden mit. So wolle man ein „soziales, partnerschaftliches und interkulturelles Netzwerk schaffen“.