Mannheim, 13. Juli 2016. (red/ms) Im Mannheimer Norden soll ein Stadtteil nach Maß entstehen – die ehemaligen Militärkasernen, die nun in Wohnraum umgewandelt werden sollen, sind zudem höchst geschichtsträchtig. Nach dem Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte eröffnete am vergangenen Dienstag das erste Gebäude mit öffentlicher Nutzung: Das ZeitStromHaus – hier sollen auf etwa 300 Quadratmetern Ausstellungen zur amerikanischen Vergangenheit präsentiert werden.
Von Minh Schredle
Finstere Wolken sind aufgezogen und kurz danach regnet es in Strömen. Es ist ein heftiger, intensiver Schauer. Rund 150 Gäste drängen sich dicht aneinander und suchen Zuflucht unter Schirmen und Überdachungen. Dr. Konrad Hummel, der Konversionsbeauftragte der Stadt Mannheim, joggt hingegen durch den Regen und betritt, leicht durchnässt, die Bühne.
Nachdem das Franklin Field, der Sportkomplex der ehemaligen Militärsiedlung, bereits Mitte Juni wieder öffentlich zugänglich wurde, könne es „jetzt so richtig losgehen“, sagt Dr. Hummel. Am 12. Juni 2016 wurde das ZeitStromHaus – und damit das erste Gebäude seit Abzug der US-amerikanischen Streitkräfte auf dem Benjamin Franklin Village – einer öffentlichen Nutzung zugeführt.
Es hätte viele interessierte Investoren gegeben, die gerne die Nachnutzung der frühere Grundschule nahe der denkmalgeschützten SportsArena übernommen hätten, erklärt Dr. Hummel. Doch man habe darauf bestanden, das Haus in öffentlicher Hand zu behalten.
Künftig sollen dort verschiedene Ausstellungen präsentiert werden, die sich mit der amerikanisch geprägten Mannheimer Geschichte seit der Nachkriegszeit befassen würden.

Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz appelliert in seinem Grußwort, dass man sich immer wieder mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen müsse, um sich den unschätzbaren Wert der Demokratie und des Grundgesetzes vor Augen zu führen.
Auch Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz (SPD) war bei der Eröffnung anwesend und sagte in seinem Grußwort, man habe den Amerikanern noch immer dafür zu danken, dass sie einem zerstörten Staat beim Wiederaufbau geholfen haben und in Deutschland wieder die Demokratie etablierten.
ZeitStrom gestaltet die Zukunft durch Erinnerung,
heißt es in der Eigendarstellung des Projektes, dem nun ungefähr 300 Quadratmeter Raum Ausstellungsfläche gewidmet wurden. Die Idee ging aus der Bürgerbeteiligung zur Konversion hervor. Ein wichtiger Schwerpunkt der Ausstellungen solle auch darauf liegen, wie Amerikaner die Mannheimer Kultur und insbesondere die Musik beeinflusst haben.
Im Zeitstrom solle Geschichte aktiv als dynamischer Prozess erlebbar gemacht werden, heißt es in der Eigendarstellung. Die ehemalige Grundschule solle als „multifunktionales Veranstaltungshaus“ für Ausstellungen, Workshops, Tagungen oder Diskussionen genutzt werden.
Rasantes Tempo
Beeindruckend ist das Tempo, mit dem die Arbeiten auf Franklin voranschreiten: Anfang Juni wurde das ZeitStromHaus noch entkernt – also von Rückständen befreit, die einer Folgenutzung im Weg stehen würden. Mitte Juli sind die Fenster eingesetzt, die Wände frisch gestrichen und eine erste Ausstellung eingerichtet.
Die etwa 150 Gäste, die bei der Eröffnungsfeier anwesend sind, zeigen sich sehr angetan von dem Projekt – viele von ihnen begleiten den Konversionsprozess schon seit den Anfangsstunden, erzählen sie. Andere haben beispielsweise selbst eine amerikanisch-deutsche Mannheimer Vergangenheit.
Die aktuelle Ausstellung soll noch bis Oktober dieses Jahres zu sehen sein – allerdings ist aktuell noch unklar, wann das ZeitStromHaus geöffnet haben wird. Eine Sprecherin erklärt auf Rückfrage der Redaktion, man strebe an, es freitags, samstags und sonntags zu öffnen. Es ließen sich hierzu aber noch keine festen Zusagen machen, da man sich derzeit noch in der Abstimmung befinde.
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- Noch vor einem Monat sah das ZeitStromHaus so aus.
- Seitdem ist es rasant vorangenangen
- Auch die Fassade wurde erneuert.
- Das Haus wirkt hell und warm.
- Feierliche Eröffnung.
- Das Interesse bei der Eröffnung ist groß.
- Oberbürgermeister Dr. Kurz und Dr. Hummel beim Rundgang durch die Ausstellung.
- Zu den verschiendenen Teilelementen der Ausstellung gibt es jeweils eine große Informationstafel.
- Auch Informationsbroschüren sind ausgelegt.
- Nach schweren Schauern und dunklen Wolken ist der Himmel am späten Abend wieder aufgeklärt – das warme Licht tut der Ausstellung noch einmal besonders gut.