Rhein-Neckar/Stuttgart/Berlin/Brüssel, 11. Dezember 2019. (red/pro) Polizeidirektor Dieter Schäfer hat es wieder getan. Er hat erneut ein Buch geschrieben – als Privatmann. “Der Verkehrspolizist” ist politischer Sprengstoff. Leider stimmt das allgemeine Konzept des Buches nicht – der brisante Inhalt macht sich damit auf der persönlichen Ebene angreifbar. Das RNB verteidigt das Buch aber insgesamt, weil es absolut lesenswert ist. Wer künftig meint, er habe dies oder jenes nicht gewusst, warum immer wieder Menschen durch Unfälle am Stauende sterben müssen oder wie innerstädtischer Verkehr geregelt werden muss, damit es weiter gut vorangeht, lügt. Der Verkehrsexperte Dieter Schäfer dokumentiert schonungslos massive Mängel beim Gesetzgeber, absehbare tägliche Katastrophen und legt ein Plädoyer vor, das einmalig ist. Sein Buch “Der Verkehrspolizist” ist eine dringende Kauf- und Leseempfehlung.
Von Hardy Prothmann
Wer das Buch “Der Verkehrspolizist” gelesen hat, muss nach 232 Seiten erst einmal durchatmen.
Ja. Dieter Schäfer wirkt durch dieses Buch teils eitel und selbstgefällig, wie eine Regionalzeitung anmerkt. Wer mag es ihm verdenken? Der “Godfather der Poserjäger” hat Geschichte geschrieben – sein Arbeitgeber, das Land Baden-Württemberg und hier das Innenministerium behandeln ihn wie einen Paria. Einen Aussätzigen.
Ja. Dieter Schäfer macht den Fehler, sich selbst ein Denkmal setzen zu wollen – er ist leider nicht gut beraten und lektoriert worden durch den Waldkirch Verlag, in dem das Buch erschienen ist. Das Buch liegt zwar gut in der Hand, ist optisch gelungen, eine verständigere verlegerische Betreuung hätte dem Werk – und es ist in den Sachteilen ein Werk – sehr gut getan.
Wer sich, abseits aller Eitelkeiten, auf den Inhalt einlässt, muss hochgradig alarmiert sein – obwohl Dieter Schäfer ohne Alarmismus auskommt. Er warnt aus Erfahrung vor gegebenen Gefahren, die fast alltäglich sind, aber nicht sein müssten.
Der Verkehrsexperte
Dieter Schäfer ist als Verkehrspolizist ein Experte, wie es nur wenige in Deutschland gibt. Polizist durch und durch, aber mit einem Hang zum unkonventionellem Vorgehen – was viele seiner Projekte äußerst erfolgreich machte, die aber halt den “normalen Dienstweg” nicht eingehalten haben. Um seine Erfolge zu erzielen, hat er anderes ins Boot geholt, genetzwerkt und viel juristische Literatur gewälzt.
Damit war ihm eine Beförderung als “Leitender Polizeidirektor” verwehrt. Juristisch hat sich der “Sturkopf” gewehrt und gewonnen – allerdings nicht bedacht, dass sein Arbeitgeber äußerst trickreich ist. Man zog einfach das Bewerbungsverfahren zurück und wo sich niemand bewerben kann, kann es auch keine Beförderung geben.
Das Sein prägt das Bewusstsein
Den bekennenden Kurpfälzer macht aber noch mehr aus. Er denkt nicht in Traditionen, Gefälligkeiten und Hierarchien oder Beförderungskategorien, sondern als Pragmatiker und vom Menschen her. Durchaus auch auf Basis seiner eigenen Biographie, die im Buch umfangreich dargestellt ist. Das wirkt teils peinlich bemüht, sich zu erklären, aber wer über diese Schmerzgrenze hinwegkommt, erfährt eine Nachkriegsbiographie, die einerseits banal wirken könnte, aber im Kern individuell sehr ehrlich persönlich erzählt wird und sein Bewusstsein geprägt hat. So gesehen helfen diese Ausflüge, den Charakter Dieter Schäfer zu verstehen.
So gelesen grenzt es an ein Wunder, dass ein Dieter Schäfer erstens Polizist werden konnte und zweitens Polizeidirektor. Wenn man die Zwischentöne liest, wundert sich niemand mehr, dass das Land Baden-Württemberg so einem am Ende keinen Erfolg wünscht und alles getan hat, um ihm den Titel und den Lohn als “Leitender Polizeidirektor” zu versagen. Umsichtige Köpfe sind hier eher selten gefragt – bestes Beispiel ist der neue Polizeipräsident Andreas Stenger. Aber das ist ein anderes Thema.
Dieter Schäfer ist ein Mann, der sich für nichts schämt, mit beiden Beinen auf dem Boden steht und im Rückblick irgendwie auch Glück gehabt hat, dass es bei ihm insgesamt gut lief. Es hätte auch anders laufen können. Heute könnte Dieter Schäfer der Inbegriff des “Bullen” sein. Kompakte Statur, kurzer Nacken, Schnauzbart, starke Arme und Hände wie Bratpfannen – wären da nicht seine lustig-listigen Augen, die sich oft zu Schlitzen verengen, wenn er grinst und lacht und das tut er gerne und oft. Wenn es sein muss, kann er aber auch imponierend streng gucken.
Zitat, Seite 119: Gibt es den typischen Poster? (…) Wir sprechen von jungen Männern von 18 bis vielleicht Anfang 30 Jahren. Der Großteil hat Migrationshintergrund, meist südosteuropäisch oder arabisch, aber überwiegend türkisch/kurdisch. Man sieht sie oft zu zweit oder zu dritt im Poser-Fahrzeug, das schwarze Haar meist topmodisch geschnitten. Zitat, Seite 103: So enstand Lärm, der bei einigen Fahrzeugen in der Spitze bis zu 138 dB erreichte. Das entspricht der Lautstärke eines Düsentriebwerks.
Was die Person Dieter Schäfer ausmacht, ist im Buch nachzulesen. Der Mann ist zeitlebens unbequem gewesen, ohne ein Revoluzzer zu sein. Er ist aber auch Privatperson, Musikfan und Verkehrsteilnehmer, der sich nicht immer korrekt verhalten hat.
Für mich ist das der Kern dieses Buches – die Bereitschaft, sich auf nicht-korrektes Verhalten einzulassen und daraus Schlüsse zu ziehen. Warum das so ist und wie man aus eigenen Erfahrungen lernt und dadurch möglicherweise das Verhalten anderer ändern kann. Als Verkehrspolizist, als Leiter der Verkehrspolizei und politisch auf der Ebene der Gesetzgebung.
Bundespolitisch bedeutend
Der Untertitel “Heitere bis wolkige Episoden aus der Kurpfalz” lenkt vom enormen Sachverstand ab, der in diesem Buch dokumentiert ist. Denn im Sachbereich geht es weder heiter bis wolkig zu, sondern es geht um (tödliche) Fakten, die sogar bundespolitisch und darüber hinaus enorm relevant sind.
Was der Verkehrspolizist Dieter Schäfer hier vorlegt, beschäftigt nicht nur die Kurpfalz, siebtgrößter Wirtschaftsraum in Deutschland und einer der Hauptknotenpunkte für Transitverkehr, sondern den Verkehrsalltag in Deutschland – inklusive aller Opfer, die sinnlos erheblich verletzt werden oder sogar sterben müssen, weil es den Gesetzgebern am Willen fehlt, Gefahren zu erkennen und so gut es geht, eben auszuschließen oder wenigstens zu begrenzen – obwohl Dieter Schäfer hochkompetent darlegt, was es dafür braucht.
Immerhin: Einige Tage nach dem Erscheinen seines Buches kündigten Innenminister Thomas Strobl (CDU) und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) per Pressemitteilung an, verschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um dem “Tod am Stauende” ein Ende zu bereiten. Alles, was die Minister ankündigen, fordert Dieter Schäfer seit Jahren. Nachzulesen in seinem Buch.
Zitat, S. 137 Die Zahl der Morde in Deutschland schwankt. 2018 gab es 386 Mordopfer. Im gleichen Zeitraum stirbt jedoch ein Vielfaches an Menschen bei Verkehrsunfällen. 2018 waren es 3.265. (…) Der Bekämpfungsaufwand des Unfalltodes könnte in unserer Gesellschaft stärker ausgeprägt sein. Oft habe ich das Gefühl, dieser ist als Folge des zunehmenden Straßenverkehrs stillschweigend akzeptiert. Zitat, S. 133 In seiner Verkehrsprognose 2025 führt das Bundesministerium für Verkehr aus, dass im Güterfernverkehr das Transportaufkommen um 48 % und die Transportleistung auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland um 74 % steigen werden. (Anm. d. Red.: Bei diesem Text verweist Herr Schäfer auf das Jahr 2010, als er dieses Zitat für ein Editoral geschrieben hatte.)
Geboren, um dicke Bretter zu bohren
Wie reagiert ein Charakter Schäfer? Er freut sich und bemüht “glücklich”-Emoticons auf Facebook. Ärger und Empörung hat er längst hinter sich gelassen. Er freut sich einfach, dass seine Arbeit wirkt – auch wenn ihn keiner in der Hierarchie lobt. Das macht er dann halt selbst.
“Wenn es mir gelingt, Leben zu retten, dann habe ich meinen Job gemacht”, sagte er mir mal im persönlichen Gespräch, von denen wir beide viele hatten. Beim Kaffee, am Telefon, im Chat und sehr häufig bei Einsätzen vor Ort.
Egal zu welcher Zeit. Wenn es um die Sache, seine Sache ging, war Dieter Schäfer immer erreichbar und hat sich immer Zeit genommen, um zu erklären, was er weiß, wie er sich Lösungen vorstellt und auch, um Kritik zu üben. Meist lächelt er dann, kneift die Augen zusammen und meint: “Das ist ein dickes Brett, aber ich bohre es. Versprochen.”
Natürlich gibt es bei einem so bulligen Charakter immer Gegenwehr und Angriffe. Er fokussiere zu sehr auf sich, während die Kollegen die Arbeit auf der Straße machten, erzählen manche. Jo. Er ist der (kommissarische) Leiter der Verkehrspolizei und natürlich weiß er, dass seine Kampagnen ein Gesicht brauchen. Wer genauer hinschaut, erkennt, dass er viel im Hintergrund wirkt, um mediale Reportagen anzustoßen, bei denen nicht er, sondern die Kollegen auf der Straße dann die Helden sind.
2012 erlebt Dieter Schäfer einen Tiefpunkt in seiner Karriere. Beim Kurdenfestival in Mannheim wird die Polizei nach einer Kontrolle von verbotenen Transparenten urplötzlich von mehreren hundert Männern angegriffen, die sich Steine aus dem Gleisbett nehmen und einen Steinhagel auf die Beamten niedergehen lassen. Rund 70 Beamte werden verletzt, Einsatzwagen demoliert – kurzzeitig erinnerte die Szenerie an ein Krisengebiet. Dieter Schäfer hat den Sachverhalt im Buch “Die Gewaltfalle” verarbeitet.
Klare Kritik am Innenminister
Dieter Schäfer, ich kenne ihn nun schon über zehn Jahre, brennt für den Job des Verkehrspolizisten und ist enttäuscht über die geringe Wahrnehmung gegenüber anderen Polizeikräften. Die neueste Reform der Reform der Polizei in Baden-Württemberg beschreibt er so: “Wir sind die größte Verkehrspolizei in Baden-Württemberg. Wir verzeichnen seit Jahren viele innovative Erfolge. Mit der Degradierung der Verkehrspolizei zur Inspektion macht künftig jeder alles, statt sich in Kompetenzfeldern zu spezialisieren. Das ist der falsche Weg und schwächt diese enorm wichtige Arbeit.”
Wie wichtig diese Arbeit ist, liest man im Schwarzbrotbereich des Buches. Das ist teils zähe Kost, die viel Konzentration erfordert, um die Zusammenhänge zu verstehen, obwohl Dieter Schäfer eigentlich lesefreundlich schreibt. Die Sachverhalte sind halt doch komplex. Dieter Schäfer beschäftigt hier den Leser kompromisslos mit Fakten. Vielleicht, weil das seiner Biografie entspricht. Um erfolgreich zu sein, muss man mehr tun, als sich bemühen, sondern die Ärmel hochkrempeln und anpacken – auch gegen Widerstände.
Zitat, Seite 146 Hellhörig und problembewusst sollte uns auch die folgenden Erkenntnisse machen. Das Autobahnstraßennetz in Deutschland ist ein einziger Sanierungsfall. Die massive Zunahme des Lkw-Transitverkehrs nach dem Fall der Mauer und die Obstblocköffnung fordert nun nach drei Jahrzehnten ihren Tribut. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) hat so zum Beispiel die 40.000 Autobahnbrücken untersucht. In der Notenvergabe sind knapp 5.000 Baumerke “nicht ausreichend” und schlechter, mehr als 700 sogar “ungenügend”.
Gegen den Straßenkampf helfen nur Aufklärung und Technik
Mit seiner privaten Initiative “Hellwach mit 80” hat er wieder so ein Ei gelegt – er versucht es nicht nur mit repressiven Mitteln des Rechtsstaats, sondern mit Überzeugungen bei den Brummi-Fahrern, aber auch deren Auftraggebern. In emotionaler Ansprache gemischt mit harten Fakten.
Seine Erkenntnis: “Kein Brummi-Fahrer fährt absichtlich auf ein Stauende auf.” Der Lastverkehr muss runter vom Gaspedal und jede technische Erneuerung, die Leben retten kann, muss aus seiner Sicht Standard werden. Dass Daimler nun ohne Aufpreis die neusten Bremsassistenten in Zugmaschinen einbaut, ist aus seiner Sicht ein großer Erfolg. An dem hat er mitgewirkt, ob “entscheidend”, ist ihm am Ende egal: “Das wird viele Leben retten und das ist gut so.”
Herr Schäfer beschreibt den gnadenlosen Wettbewerb, die Unterbezahlung, immer mehr osteuropäische Fahrer, von denen nicht wenige ein Alkoholproblem haben. Und er wäre nicht “Der Verkehrspolizist”, wenn er nicht auch durchdachte Lösungen anbieten würde – die muss aber die Politik durchsetzen.
Hier fordert er vor allem die Vorteile digitaler Technik zu nutzen, um Fahrer auf den Autobahnen mit verschiedenen technischen Lösungen aufmerksam zu halten, bei gefährlicher Verkehrssituation zu warnen oder sogar einzugreifen (Notbremsassistent).
Zitat E. 147 Die Verfolgung ausländischer Fahrer regelet die am 17. April 2015 in Kraft getretene Richtlinie 2015/413/EU (Verkehrsdelikte-Richtlinie). (…) Zitat, S 148 Viele Fahrer aus osteuropäischen Ländern werden gar nicht zur Kasse gebeten. (….) Außerdem gibt es in vielen Fällen gar keine bilateralen Rechtshilfeabkommen. Die Bundesregierung ist hier bisher untätig geblieben. Zitat, S 149 Die Kontrollwahrscheinlichkeit für den Einzelnen ist somit sehr gering. Der erzieherische Effekt bleibt mangels Kontrolldruck aus.
Schäfer fordert gesamtgesellschaftlichen Diskurs
Was das Sachbuch von Dieter Schäfer so besonders macht – er nimmt viele Perspektiven in den Blick. Nicht nur den Verkehr, dessen Regeln und die Verfolgung von Regelverstößen, sondern auch die Verkehrsteilnehmer an sich, die Fahrzeughersteller, die Logistik-Branche, die Politik, europäische Regelungen, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung ebenso wie die Infrastruktur.
Einer seiner ernüchternen Schlüsse: “Bei den vielen tausend osteuropäischen Fahrern, die täglich unterwegs sind, sind die verfügbaren Verkehrs- und Autobahnpolizisten nicht ausreichend.” Und weiter: “Ich bin der festen Überzeugung, dass es eines gesamtgesellschaftlichen Diskurses zum Erhalt unseres europäischen Wohlstandes bedarf.”
Zitat, S. 183 Worst-Case-Szenarien prognostizieren bereits für das Jahr 2022 wegen des akuten Mangels an Berufskraftfahrern Versorgungsengpässe in ungekanntem Ausmaß. Zitat, S. 222 In all den bewegten Jahren war mir mit zeitweiligen Unterbrechungen auch die Verkehrspolizei unterstellt, die innerhalb der Polizei schon immer ein gewisses Stiefmütterchen-Dasein fristet und von manchem Streifenbeamten belächelt wird. Das ist wohl auch der Grund, warum es im Land Baden-Württemberg nur wenige echte Verkehrsexperten im höheren Dienst gibt. Zitat, S. 227 Und ich bin überzeugt, dass der Innenminister mit seiner neuerlichen Reform der Reform, mit seinem Beschluss zur Auflösung der Verkehrspolizeidirektionen, einen großen Fehler begangen hat.
Am 31. Dezember 2019 endet sein aktiver Dienst als (kommissarischer) Leiter der Verkehrspolizei im Polizeipräsidium Mannheim. Dann folgen Urlaub und Überstundenabbau, noch ein paar Diensttage und zum 31. März 2020 ist Schluss mit dem Polizeidienst. Dann ist er Pensionär.
Für seine Kollegen in Führungspositionen hat Dieter Schäfer einen Ratschlag, was Kreativität und Mitarbeiterführung angeht: “Dazu muss man aber ein Philantrop sein und vertrauen können. Die eigentliche Führungsaufgabe ist die richtige Personalauswahl bei den Mitarbeitern, nicht die kleinliche Kontrolle danach.”
Der Verkehrspolizist (2019). Dieter Schäfer. Verlag Waldkirch Mannheim, Hardcover, 232 Seiten, Format 17 x 24 cm. Illustrationen: Karl Gärtner. ISBN: 978-3-86476-127-0. Preis: 22 Euro.
Das Buch ist im Buchhandel erhältlich oder direkt bei Dieter Schäfer, der auf Wunsch auch persönlich signiert. Dazu schreiben Sie ihm auf Facebook oder wenden sich an den Verlag.
Verlosung. Wir verlosen zwei von Dieter Schäfer handsignierte Exemplare im Kreis unserer Leserinnen und Leser, sofern Sie uns in diesem Jahr mit einer Spende unterstützt haben, zum Freundeskreis gehören oder über Steady zahlender Kunde sind. Wenn Sie gewinnen möchten, schreiben Sie bitte bis zum 17. Dezember 2019 an sekretariat(at)rheinneckarblog.de und teilen Sie im Betreff mit, in welcher Stadt Herr Schäfer geboren ist. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Als “Ruheständler” wird er plötzlich viel Zeit für “Hellwach mit 80” und möglicherweise andere Projekte haben, die ihn weiterhin als “Schutzmann” umtreiben.
Dieter Schäfer ist ein Verkehrspolizist mit Leib und Seele. Einer, der das Rechtsstaatsprinzip verinnerlicht hat, aber auch weiß, dass dieses sich fortentwickeln muss, um aktuellen wie zukünftigen Herausforderungen zu begegnen.
Als Privatmann kann er noch kreativer werden
Wer weiß – als Polizeidirektor hat er viel anstoßen können, musste sich aber als Beamter loyal gegenüber dem Dienstherrn verhalten. Als Privatmann kann er zwar keine polizeilichen Maßnahmen mehr bestimmen, hat aber viel mehr Freiheiten, seine fundierten Sachkenntnisse deutlich als Lobbyist für mehr Verkehrssicherheit in die Öffentlichkeit zu bringen. Wer im Innenministerium denkt, “den sind wir los”, der könnte sich täuschen.
Ein Satz im Buch: “Ja, ich war laut und extrovertiert”, könnte künftig lauten: “Ja, ich bin weiter laut und extrovertiere auch weiterhin.”
Meine Empfehlung an die interessierte RNB-Leserschaft ist: Lesen Sie das Buch – es ist für Fachleute ein Vademecum und insgesamt für Verkehrsteilnehmer mindestens spannend, weil man endlich komplexe Zusammenhänge versteht und auch, was die Verkehrspolizei leistet und wo die nicht nur organisatorischen, sondern auch menschlichen Leistungsgrenzen sind. Und gerade die menschlichen sind knallhart – wer will schon akribisch bis zur Unkenntlichkeit zerquetschte Menschen dokumentieren, um eine sorgfältige Unfallaufnahme vorzunehmen? Verkehrspolizisten müssen das, fast alltäglich und gehen damit allein nach Hause.
Im Fokus der Medien stehen oft Mord und Totschlag und die Arbeit der Kriminalpolizei. Im echten Leben gibt es zehn Mal mehr Todesopfer im Straßenverkehr und häufig MANV-Situationen. Massenanfall von Verletzten. Im echten Leben sind Verkehrspolizisten sehr viel häufiger als Kriminalbeamte schrecklichsten Situationen ausgesetzt, bei denen sie kompetent und scheinbar ohne Gefühle vorgehen müssen, obwohl es einem das Herz und den Verstand zerreißen könnte.
Das Buch ist trotzdem zuweilen vergnüglich, aber es ist vor allem Arbeit. Es steckt auch eine Biographie drin, die der Verlag besser vom Sachteil getrennt hätte. Wer beim Thema Verkehr mitreden will, muss sich dieses Buch erarbeiten und ist dann bestens gerüstet, um mit viel Hintergrundwissen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet zu sein.
Zur Person:
Der gebürtige Heidelberger Dieter Schäfer (62) hat gut 40 Jahre als Polizist gewirkt, davon rund 26 Jahre in Führungsverantwortung, seit 1994 beim Polizeipräsidium Mannheim und seit 01. Januar 2014 als kommissarischer Leiter der Verkehrspolizei. Am 31. Dezember 2019 wird die Verkehrspolizeidirektion aufgelöst – Dieter Schäfer war damit der erste und einzige Leiter. Bundesweit ist Dieter Schäfer als “Poser-Jäger” bekannt geworden. Das von ihm mit anderen entwickelte Kontroll- und Sanktionierungssystem findet mittlerweile in vielen deutschen Städten erfolgreich Anwendung.
Ein weiterer Erfolg in seiner Zeit als Verkehrspolizeidirektor ist das Kompetenzteam Drogen im Straßenverkehr, kurz KoDiS. Alle Beamten wurden speziell geschult, um bei Fahrzeuglenkern Drogenkonsum festzustellen – seither ist die Fallzahl deutlich gestiegen.
In Heidelberg hat er mit der Aktion plus5 Akzente gesetzt – hier geht es darum, dass sich Radfahrer fünf Minuten mehr Zeit nehmen, um ihre täglichen Routinestrecken zur Arbeit, Schule oder Uni zu fahren. Das erhöht die Aufmerksamkeit, reduziert das Tempo und verhindert somit Fahrradunfälle, die häufig erhebliche Verletzungen erzeugen.
Weiter haben seine Beamten einen der größten Betrugsfälle Deutschlands (HD-04) bei Kurzzeitkennzeichen aufgedeckt und ermittelt.
Die Verkehrspolizei:
Die in Abwicklung befindliche Verkehrspolizeidirektion (VPDIR) beim Polizeipräsidium Mannheim ist die größte im Südwesten mit 295 Haushaltsstellen, die aber wegen Dienstalter und der Pensionierungswelle nicht alle besetzt sind. Zur Staffel gehören 14 Motorräder, vier davon in Heidelberg.
Die VPDIR ist für alle verkehrspolizeilichen Belange im gesamten Zuständigkeitsbereich des PP MA zuständig. Schwerpunkte sind natürlich die beiden Großstädte Mannheim und Heidelberg und die Autobahnen. In den Kreisstädten und RNK-Gemeinden werden wir nur aus aktuellem Anlass tätig. Bei tödlichen und schwersten Unfällen ist sie immer zuständig. In den Zuständigkeitsbereich gehören 106,5 Autobahnkilometer. Bundes- Land- und Stadtstraßen in HD, MA, RNK.
Die künftige Verkehrspolizeiinspektion (VPI) hat künftig nur noch die 2 Verkehrsdienste Mannheim und Heidelberg (bisher Verkehrskommissariat (VK) Walldorf, VK Heidelberg, Autobahnpolizeireivier (APREV) Mannheim, Verkehrsüberwachung (VÜ)-Außenstelle Mannheim mit Verkehrsunfallaufnahmegruppe (VUA)-West). Die VPDIR verliert die Eigenständigkeit und wird zur Inspektion innerhalb der neuen Schutzpolizeidirektion. Die bisherigen Standorte werden beibehalten, organisatorisch aber den beiden Verkehrsdienststandorten Mannheim und Heidelberg nachgeordnet. Die Anzahl der Beamten bleibt gleich. Die Verkehrsunfallaufnahme wird in die Großgruppen der beiden Verkehrsdienste integriert. Jeder macht künftig alles.
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