Rhein-Neckar, 12. Februar 2018. (red/pro) Am Montag kam es gegen 14:15 Uhr zu einem schweren Unfall mit mehreren Toten – und kurz darauf auf der Gegenfahrbahn zu drei Unfällen mit drei verletzten Personen und sieben beschädigten Fahrzeugen. Durch Gaffer. Denen drohen allerdings meist nur „Bußgelder“. Warum eigentlich?
Kommentar: Hardy Prothmann
Mehrere Menschen sind von jetzt auf gleich tot. Die Gefahr, auf einer Autobahn getötet zu werden, ist ungleich größer als durch Mord und Totschlag. 3.280 Menschen starben 2016 im Straßenverkehr, der ganz überwiegende Teil auf Schnellstraßen. Dagegen gab es bundesweit 373 vollendete Morde (620 Versuche) und 489 Mal vollendeten Totschlag (1.550 Versuche). Es sterben also fast vier Mal so viele Menschen im Straßenverkehr im Vergleich zu Opfern von schweren Verbrechen.
Wer auf der Autobahn überleben will, sollte nicht nur nach vorne schauen, sondern vor allem nach hinten. Denn dort lauert die größere Gefahr, die umso größer wird, je größer der Lkw ist, der von hinten anrauscht. Kluge Autofahrer lassen nach vorne viel Platz, um eine Ausweichzone zu haben, falls der Lkw hinter einem nicht rechtzeitig bremst. Ganz Eilige , die diese Lücken zum Vordrängeln nutzen, sind erstens dumm, zweitens dreist und drittens ebenfalls eine Gefahr, weil sie die Schutzzonen dicht machen. Hier sollte der Gesetzgeber sich etwas einfallen lassen, um diese Leute hart zu bestrafen. Und jeder Beifahrer ist aufgerufen, dem Fahzeuglenker die Leviten zu lesen.
-Anzeige- |
Doch die allergrößte Pest sind die Gaffer. Gaffer sind nicht nur dumm und dreist, sondern noch gefährlicher, wie man heute wieder erleben konnte. Drei Unfälle durch so genannte „Schaulustige“ mit drei verletzten Personen, sieben beschädigten Fahrzeugen und ein kilometerlanger Rückstau. Wofür? Damit man beim Fahren blöd rüberglotzt? Um was zu sehen? Wie Menschen sterben? Oder Retter um das Leben von Menschen kämpfen? Wie armselig im Kopf und im Herzen kann man sein? Was bitte, ist am „Schauen“ „lustig“?
Wer gafft, muss bis heute meist nur mit Bußgeldern rechnen. Die können zwar bis zu 1.000 Euro betragen, aber es gibt weder Punkte in Flensburg, noch einen Führerscheinentzug. Warum eigentlich? Wer sich so verhält, ist vollständig unfähig, verantwortlich ein Fahrzeug zu führen. Führerschein weg, für lange Zeit, Bußgelder rauf und zwar richtig schmerzhaft und viel häufiger als bisher – denn das ist möglich – Gefängnisstrafen verhängen.
Wer gafft, ist ein skrupelloser Zeitgenosse, der zudem fahrlässig andere Menschen in Lebensgefahr bringt. Und zwar im öffentlichen Raum. Das sind aus meiner Sicht Straftaten – nicht im Affekt begangen, sondern mit Vorsatz. Dasselbe gilt für alle, die versuchen zu filmen oder Fotos zu machen und alle, die am Steuer sitzen und im Auto auf den Smartphones chatten. Hier braucht es die Erlaubnis für die Polizei, bei jedem Unfall die Übertragungsdaten zu prüfen und wenn es keine Freisprecheinrichtung gibt und telefoniert wurde oder wenn Nachrichtendienste benutzt wurden, muss es harte Strafen geben. Ebenso für alle Vollpfosten, die Einsatzkräfte behindern, beleidigen oder sogar angreifen.
Wären die Sicherheitssysteme nicht so gut entwickelt, gäbe es noch viel mehr Tote zu beklagen. Doch alle Systeme helfen nichts gegen Physik. Wenn von hinten ein 40-Tonner anrauscht und man vor einem ein 40-Tonner steht, wirken gewaltige Kräfte, die Autos zu verknitterten Blechbüchsen verformen – für die Insassen gibt es kein Entrinnen.
-Anzeige- |
Auch Drängler und Raser gehören härter als bisher bestraft – wer die A 5 und A 6 benutzt, weiß, wovon ich rede. „Straßenkampf“ ist ein Euphemismus für die dortigen Zustände. Die Landesregierung kann das sofort abstellen – wer nicht hören will, muss fühlen. 100 – 130 Tempolimit sofort und mehr Mittel für die Verkehrspolizei, um die gemeingefährlichen Rowdys von der Straße zu holen.
Der beste Verkehrspolizist, den ich kenne, ist Dieter Schäfer, der hervorragende Präventions- und Aufklärungsarbeit leistet. Mit seinem „Poser“-Einsatz hat der Mann – den die Polizeioberen in Stuttgart partout nicht zum Chef der Behörde machen wollen, dessen Leitung er faktisch seit Jahren leistet – bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Überall in Deutschland werden die Protzidioten nun verfolgt. Es braucht einen, der Ideen hat und sie durchsetzt: Herr Schäfer – übernehmen Sie!
Sie wollen unsere Arbeit honorieren? Sie wollen einen unabhängig-kritischen Journalismus möglich machen? Dann zahlen Sie gerne per Selectyco oder via Paypal einen von Ihnen festgelegten Betrag. Besten Dank vorab! Jeder Überweiser erhält eine Rechnung – bitte beachten Sie, dass Sie bei Paypal-Beiträgen unter zwei Euro uns keinen Gefallen tun: Da legen wir wegen der Verwaltungskosten „gesetzlich“ drauf – deswegen nehmen wir diese Zahlungen nicht an. Dann melden Sie sich lieber bei Selectyco an und zahlen für einzelne Artikel. Sie können auch gerne einen Rheinneckarblog-Plus-Pass mit mindestens 60 Euro bezahlen und erhalten dann pauschal Zugriff auf alle gebührenpflichtigen Artikel. Gleichzeitig sichern Sie uns notwendige Einnahmen. Besten Dank.