Ahrtal, 24. Juli 2022. (red/pro) Tobias Lussi ist stellvertretend für viele Mitglieder der Blaulichtfamilie vermutlich einer der “größten Helden” im Ahrtal. Darum geht es aber nicht. Es geht nicht um den “Größten”, den “Besten” und so weiter. Tobias Lussi ist Berufsfeuerwehrmann und ehrenamtlicher Wehrleiter der freiwilligen Feuerwehr in Schuld. Dem Ort, der als “Sinnbild” der Flutkatastrophe im Ahrtal vielen in Erinnerung ist. Und diese Erinnerung ist falsch. Das öffentliche Framing ist falsch. An Tobias Lussi ist nichts falsch. Er ist ein Held, wie seine Kameradinnen und Kameraden. Sie haben in der Flutnacht 40 Menschenleben gerettet. Falsche Helden versuchen, Tobias Lussi zu missbrauchen, für eigene Zwecke. Deswegen ist dieser Beitrag wichtig für eine öffentliche Meinungsbildung ohne Propaganda.
Unsere journalistische Arbeit kostet Geld – danke für Deine/Ihre individuelle Unterstützung.
Kommentar: Hardy Prothmann
Tobias Lussi war mir bis vorvergangenen Samstag nicht bekannt.
Ich habe im vergangenen Jahr mal den Bürgermeister von Schuld interviewt. Helmut Lussi.
Ich neige als kritischer Journalist nicht zum “Verbünden”, zu “Freundschaften knüpfen” – ich gehe in Situationen und rede mit Menschen, wie auch immer.
Ehrenamtliche Bürgermeister sollen die Krise bewältigen
Hier mein erstes Interview mit Herrn Bürgermeister Lussi (mit Tobias Lussi verwandt, aber über “Ecken”):
Danach haben wir ab und an mal telefoniert. Der Mann war immer konzentriert, aber auch immer in Stress.
Am vergangenen Samstag hatte ich ihn das zweite Mal vor der Kamera und das Interview können Sie hier nachschauen.
Bürgermeister Lussi ist, wie viele seiner ehrenamtlichen Kollegen, in erheblichem Stress. Die Bürgermeister/innen sollen die Krise im Ahrtal bewältigen. Dafür tun sie alles, aber das ist nicht genug. Diese überwiegend ehrenamtlich engagierten, herausragenden Personen können diese elementare Krise nur schwer bewältigen. Ganz egal, wie sehr sie sich anstrengen. Es kostet enorme Kraft – dazu kommen Angriffe von Populisten, die noch mehr Kraft fordern.
Leute wie Herrn Lussi kann man nur bewundern, dass sie diese Kraft haben. Aber sie sind völlig überfordert. Sie geben trotzdem alles und dafür muss man Ihnen Respekt erweisen. Sie sind, wie alle Helfer, die nicht nur “dissen”, sondern vorangehen wollen, die wahren Helden des Ahrtals.
Hier das Video der Rede von Tobias Lussi, Wehrleiter der Feuerwehr Schuld:
Wer oder was ist ein Held?
Der Begriff “Held” ist durch den Aktionismus von einigen wenigen Akteuren massiv überfordert worden.
Wenn ich eines in über 33 Jahren Journalismus gelernt habe, ist es die Fähigkeit zuzuhören. Auch das zu hören, was andere über andere sagen, auch, wenn es nur “Geraune” ist. Ich kenne nur wenige, die behaupten, irgendjemand hätte irgendwas “vergiftet”. Ich kenne nur wenige, die behaupten, es seien “Verschwörungstheorien” im Umlauf. Ich kenne nur wenige, die behaupten, das Gespräch zu suchen, aber niemand würde mit Ihnen reden.
Es gibt nach wie vor ein massives Kommunikationsproblem. Ich bin übrigens der Journalist, der dies sehr frühzeitig thematisiert hat. Ich bin auch der Journalist, der die ADD erfolgreich verklagt hat, als die Behörde keine Auskunft geben wollte. Ich bin aber auch der Journalist, der mit verschiedenen Bürgermeistern völlig offene Gespräche ohne jeden Schnitt geführt hat, die jede Menge Informationen enthalten und mit denen man sich ein differenziertes Meinungsbild machen kann, nicht geprägt von irgendwelchen Mythen, sondern von Fakten.
Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Gesprächspartnern und alle interessierten Nutzer/innen unseres Angebots und allen, die uns finanziell bei dieser Arbeit unterstützen.
Aktuell sage ich voraus, dass die “Sause” der “Freaks” im Ahrtal zu Ende geht.
Die Party ist vorbei
Die Party der Selbstdarsteller ist vorbei.
Möglicherweise – und hier stehen wir auch mit Sicherheitsbehörden im Austausch – könnte es zu “schlimmen” Vorkommnissen kommen. Wollen wir das alle nicht hoffen, sondern darauf, dass die Vernunft die Oberhand behält.
Tobias Lussi hat mit einer sehr strukturierten Rede völlig vorbildlich dargestellt, worum es geht. Dreigeteilt hat er allen Helfern für deren vorbildlichen Einsatz gedankt. Dann der Toten gedacht. Und dann Kritik geübt, die immer Voraussetzung für Verbesserung darstellt.
Verschiedene Populisten haben nichts Besseres zu tun gehabt, als nur die Kritik isoliert zu veröffentlichen, um weiter Populismus zu befördern und damit das Gesamtwerk des Tobias Lussi massiv beschädigt. Herr Lussi ist kein Populist, sondern ein Feuerwehrmann, dessen Herz dem Helfen gehört und der das mit Verstand kann.
Es fand ein völliger Missbrauch durch gewisse Protagonisten statt, die sogar dazu aufgerufen haben, den Missbrauch zu verbreiten. Damit meine ich konkret den Traktoristen Markus Wipperfürth.
Markus Wipperfürth ist eine tragische Figur
Eine Person, deren Entwicklung ist als völlig tragisch sehe. Ich habe selten einen Menschen derart abstürzen sehen.
Als Literaturwissenschaftler sind mir solche Personen (manchmal erfunden, manchmal konkret) aus Romanen und Dramen natürlich bekannt. Das sind oft freie Erfindungen, häufig gibt es auch konkrete Hintergründe, aber es sind eben Romane oder Dramen. Häufig sind das “Fiktionen”. Im Ahrtal ist das ein Drama, das seit einem Jahr in immer neuen Akten wie eine “Daily-Soap” genährt wird.
Der Wahrheit verpflichtet, stellt das RNB fest: Tobias Lussi und seine Kameradinnen und Kameraden haben in Schuld 40 Menschen das Leben gerettet. Insgesamt wurden auch anderen Orts hunderte von Menschen gerettet, durch die Blaulichtfamilie.
Das sind die wahren Helden des Ahrtals. Menschenlebenretter.
Und es gab die, die die Leichen geborgen haben. 134 Personen im Ahrtal. Zwei Personen werden noch vermisst.
Es gibt andere, die kamen später und haben aufgeräumt. Großartige Leistung – bis heute.
Davon stellen sich einige immer und immer wieder als “Helferhelden” dar und entwerten das selbstlose Ehrenamt derjenigen, die geholfen und teils selbst alles verloren haben.
Sie machen damit Geschäft und entwerten auch durch falsche Informationen das Engagement im Ehrenamt – also in der nicht-entgeltlichen Hilfe, die so viele geleistet haben.
So viele ehrliche Helfer – und andere
Das sind populistische Lügner und Betrüger. Leichenfledderer. Katastrophengewinnler, die aus dem Leid anderer ihren Vorteil ziehen wollen.
Wir machen niemals etwas pauschal. Die Hilfe der Hunderttausend freiwilligen Helfer, ob übers Helfer-Shuttle, die Dachzeltnomaden, die Ahrche oder den Helfert-Stab organisiert, ist einfach großartig und verdient Respekt.
Als kritisches Medium thematisieren wir aber auch die “Kriegsgewinnler” oder die, die es sein wollen. Die abschöpfen, die sich aufspielen, die aufrühren.
Zurück zu Tobias Lussi. Ich habe den jungen Mann am vorvergangenen Freitag zum ersten Mal kennengelernt. Der Typ ist völlig gerade raus. Typ: Ein wenig spießig. Geht völlig in Ordnung. Er hat einen komplett klaren Verstand und eine solide Ausbildung.
Seine Rede ist strukturiert und auf den Punkt – aber eben nur im Gesamtwerk. Wer, wie gewisse Personen, sich nur die Teile raussucht, die ins eigene, völlig verdorbene Weltbild passt, beschädigt diese Personen und alle, mit denen er zusammenarbeitet.
Tobias Lussi und seine Kameradinnen und Kameraden stehen stellvertretend für Menschen, die in unserer Gesellschaft freiwillig und ehrenamtlich Verantwortung übernehmen. Deshalb sind das ganz großartige Menschen. Sie sind immer wieder, im Kleinen wie im Großen Helden.
Andere, die das missbrauchen, sind populistische Kleingeister und auch gefährliche Menschen, weil deren Ziel niemals Gemeinsamkeit ist, sondern Zwietracht und Streit – häufig mit dem Ziel verbunden, auf eigene Kasse zu arbeiten.
Denken Sie mal drüber nach. Auch darüber, dass ich als RNB-Redaktionsleiter so eindeutig adressiere und dabei keinerlei Angst vor irgendwelchen Mobs habe.