Ahrtal/Rhein-Neckar, 14. Juni 2022. (red/pro) Fast täglich fallen gewissen Protagonisten im Ahrtal mehr und mehr negativ auf. Sich selbst bezeichnen sich diese Personen immer wieder als “Herzensmenschen”. Heute erklärt Wilhelm Hartmann, der eine “Gärtnerei” in Fulda betreibt, tatsächlich auf Straßendienst macht, er nehme den Krieg an. Und: Die Kreisverwaltung Ahrweiler sei von dunklen Mächten manipuliert. Derweil postet eine Journalistin genüsslich ein Video des neurechten Kanals “Hallo Meinung” – Peter Weber im Gespräch mit Nicole Höchst (MdB, AfD).
Von Hardy Prothmann
Fassungslos ist ein Wort, das man häufig im Ahrtal hört. Gemeint sind gemeinhin die Zerstörungen, die eine Art Hochwasser-Tsunami in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 im Ahrtal hinterlassen hat.
Fassungslos konnte man auch über die Arbeit der Behörden, erst die ADD, dann die Kreisverwaltung sein – hilflos, unkoordiniert, kommunikativ ein völliger Ausfall.
Dies kann man zu Recht kritisieren und muss das auch. Das RNB hat dies seit August 2021 in vielen Berichterstattungen immer wieder gemacht: Nach Prüfen der Fakten, Aufarbeitung der Fakten und dann in der Darstellung, ob in Artikeln oder Video-Live-Formaten auf Facebook und Youtube. Das ist der journalistische Job: Kritik zu üben.
Kritik kommt aus dem Griechischen und heißt einfach: sich auseinandersetzen. Heute wird der Begriff nur negativ verwendet, was falsch ist. Eine kritische Betrachtung kann also durchaus auch positiv sein.
In diesem Zusammenhang haben wir immer wieder, bis heute, die enormen Leistungen der tausenden Helfer hervorgehoben, die ohne jegliche Geschäftsinteressen jeder nach seinen Möglichkeiten vor Ort Hilfe geleistet haben.
Doch es gehört nunmal zu einer ehrlichen und nachvollziehbaren Berichterstattung, auch die “vermeintlich Guten” kritisch in den Blick zu nehmen. Denn Fehler passieren immer, ob “aus Versehen” oder “vorsätzlich”.
Beispiel: Die Dachzeltnomaden. Eine junge Hilfsorganisation, die vor allem Stemmarbeiten erledigt hat. Hier haben sich ebenfalls sehr viele Freiwillige zusammengefunden, die gemeinsam viel geleistet haben. Aber eben auch nicht fehlerfrei. So wurden einige Gebäude “gerockt” – völlig sinnlos, denn später mussten diese Häuser abgerissen werden. Die Arbeit war also sowohl sinnlos wie vergebens und eben nicht “umsonst” – die Arbeitsleistung der Freiwilligen ist etwas Wert, auch ohne Bezahlung. Das Camp wird teils mit Geldern von anderen Hilfsorganisationen finanziert sowie mit Spenden von Privatleuten und Firmen. Keine Hilfe ist “umsonst” – jede Hilfe kostet immer Geld und seien es nur die Kosten für Anreise, Unterbringung und Versorgung. Irgendjemand zahlt dafür – ob über Spendentöpfe von Hilfsorganisationen, privaten Spenden oder durch staatliche Stellen.
Die Dachzeltnomaden haben das auch kommuniziert – dass sie Fehler gemacht haben. Nicht sehr prominent, aber immerhin. Sie haben sich als gGmbH aufgestellt und fallen durch ein positives Image auf, das sie kommunikativ professionell pflegen. Soweit also eine positive Kritik.
Ob das so bleibt oder sich Entwicklungen ergeben oder neue Informationen auftauchen, die an diesem Bild etwas ändern, wissen wir beim RNB heute noch nicht. Wenn dem so wäre, würden wird das ohne Ansehen von Personen oder Organisationen berichten. Das ist unser Job.
Beim “Gärtnerei”-Betreiber Wilhelm Hartmann, dem Lohnunternehmer Markus Wipperfürth und der “Genussjournalistin” Beate E. Wimmer hingegen ist bereits seit Monaten irgendetwas schief gelaufen. Insbesondere Herr Wipperfürth und Herr Hartmann haben sich, wir betonen das immer wieder, insbesondere zu Anfang durch ihre Hilfsleistungen und auch die Mobilisierung von anderen, um das Ahrtal und dessen Bewohner/innen verdient gemacht.
“Verdient machen” und “verdienen” sind zwei verschiedene Dinge. Als wir zum Jahresende Fragen an Herrn Wipperfürth in Sachen “Verdienste”, also Umsätze stellten, war der bis dato gute bis sehr gute Kontakt von jetzt auf gleich hinüber. Seitdem lassen der Lohnunternehmer und der Gärtner keine Gelegenheit aus, gegen mich persönlich und auch meine Mitarbeiter, Teile ihrer “Community” gegen uns aufzustacheln – weil wir kritisch mit ihnen umgehen und sie nicht mit Kritik umgehen können. Unsere auf der Hand liegenden Fragen sind bis heute nicht beantwortet.
Am 31. Mai 2022 hat der Kreistag Ahrweiler beschlossen, dass die Finanzierung des so genannten “Wilhelmshaven” und “Baustoff-Zelt Kaiser”, das eine sind Baucontainer zur Übernachtung, das andere ein Zelt mit Baustoffen, nicht weitergeführt wird. Als Grund nannte die Kreisverwaltung einerseits nicht nachvollziehbare Abrechnungen durch Herrn Hartmann und andererseits die völlig offene Frage, aus welchem Topf die bisherigen Kosten bezahlt werden können.
In einem Live-Video von heute, suggeriert Herr Hartmann, dass offizielle Stellen behaupten, es würde keine Hilfe mehr gebraucht. Belegen kann er das nicht. Es ist nur eine Behauptung. Und sie ist klar widerlegbar: Andere Organisationen werden weiterhin finanziert, nur eben seine Projekte nicht. Aus genannten Gründen.
“Auch wenn der Beschluss so gefasst wurde, bin ich ein Herzensmensch, der klipp und klar sagt, liebe Spenderinnen und Spender, ihr dürft weiterhin Eure Spenden hier zu uns bringen. Und wenn ich dafür ins Gefängnis komme, dann ist es halt so.”
Was Herr Hartmann hier betreibt, ist perfide Propaganda. Er erhöht sich wieder einmal zum “Herzensmenschen” und alle anderen macht er damit implizit zu “Unherzmenchen”. Niemand droht ihm mit “Gefängnis”, das behauptet er einfach, um zu dramatisieren.
Er ruft offen dazu auf, einen offiziellen, demokratischen Beschluss der zuständigen Kreisverwaltung nicht zu beachten. Wie nennt man das? Anarchie?
Er werde weiter jede Spende annehmen lassen “und nicht wie die feigen Idioten, die aus dem Hintergrund, aus den Büschen schießen, uns Knüppel zwischen die Beine werfen und die Kreisverwaltung aufs Übelste manipulieren”.
Herr Hartmann macht das, was man nur aus extremen Lagern kennt: Verschwörungstheorien konstruieren. Dazu gehört das Beschwören feindlicher, bösartiger Kräfte, jeder darf sich selbst denken, wer das ist. Weiter gehören Opfer dazu. Er ist eins, die Spender andere und auch die Kreisverwaltung ist von dunklen (feigen) Mächten unterwandert und wird “manipuliert”. Und zwar aufs Übelste. Puh.
“Was hier im Hintergrund geführt wird, ist ein Krieg und diesen Krieg werde ich annehmen. Und den werde ich im Sinne der Betroffenen führen, bis zum letzten (Pause) Sack Zement, der hier gebraucht wird.”
Herr Hartmann wähnt sich also in einem Krieg gegen dunkle Mächte, ist Herzensmensch und handelt nur im Sinne der Betroffenen. Nun ja, über 50 Prozent der Wählerinnen und Wähler, die ihre Stimme abgegeben haben, haben im Januar Frau Cornelia Weigand zur neuen Landrätin gewählt. Sie ist Leiterin der Kreisverwaltung und leitet als solche auch die Kreistagssitzungen. Im Kreistag sitzen von den Wählerinnen und Wählern gewählte Kreisräte, die mit Mehrheit einen Beschluss gefasst haben. Herr Hartmann hingegen ist durch nichts legitimiert.
Was Herr Hartmann hier veranstaltet, ist eine massive Delegitimierung von demokratischen Institutionen, weil er nicht seinen Willen bekommt. Das einer der Gründe der ist, dass er der Verwaltung keine ordentliche Kostenrechnung vorlegen kann, was seit Monaten bekannt ist, ficht ihn nicht an. Und in den Kommentaren bejubelt ihn sein Mob – bis hin zu staatszersetzenden Äußerungen. Möglicherweise ist Herr Hartmann bereits oder wird demnächst ein Fall für den Verfassungsschutz.
Das wird selbst seinem “Herzensfreund” Markus Wipperfürth ganz offenbar zu viel. Typischerweise verlinkt man sonst gegenseitig die Videos, um mehr Reichweite zu schaffen. Und zwar immer recht zügig. Doch dieses Video wurde nicht geteilt. Auch Frau Wimmer hat sich noch nicht getraut, den Beitrag zu teilen.
Frau Wimmer hat dafür heute ein Video der Youtube-Plattform “Hallo Meinung” geteilt, die klar der neurechten Szene zugeordnet werden kann. Der Betreiber Peter Weber im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst (AfD). Sie muss den Beitrag zuvor angeschaut haben, denn sie zitiert daraus: “Wir haben Geld für Unisex-Toiletten in Afrika, aber hier im Ahrtal….” sagt Bundespolitikerin Nicole Höchst MdB bei ihrem Besuch….”
Diese völlig unfähige “Journalistin” löscht kurz darauf den Beitrag wieder und schreibt: ”
Diese drei Personen und andere sind nicht auf dem besten Weg, ihre Reputation zu verlieren. Das ist längst vollzogen.
Herr Hartmann ist jetzt sogar im Krieg. Sind wir mal gespannt, welche Truppen und Geräte er in Stellung bringen wird. Dass er das tut, ist sicher.
Die Kreisverwaltung Ahrweiler hat ihn heute, laut eigener Aussage in seinem Video, an den Beschluss vor 14 Tagen erinnert. Er pfeift drauf und macht Spendenaufrufe.
Bis Ende Juli muss er den Platz in Ringen geräumt haben. Unsere Sorge: Es wird knallen.