Ahrtal, 11. Juli 2022. (red/pro) Aktuell wird für die Dachzeltnomaden Hilfsorganisation (DZN) gGmbH und das Spendenshuttle e.V. über eine “Zusammengeld Challenge” Geld für Betroffene im Ahrtal gesammelt. Das Spendenziel von 500.000 Euro und mehr wir mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht ansatzweise erreicht. Gut 180.000 Euro sind aber zusammengekommen. Wofür das Geld sein soll, wie es bei den DZN weitergeht, haben wir die Geschäftsführer Dennis Brandt und Thilo Vogel gefragt (im Gegensatz zu anderen zeigen sie sich gewohnt transparent). Auch bei den DZN sieht man die abnehmende Hilfe: Die Zahl der Helfer und Stunden hat sich im Juni gegenüber Januar nahezu halbiert. Damit aber auch die Kosten fürs Camp.
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Dokumentation der Fragen und Antworten im Original:
Mitgeteilt wird, dass das Geld Betroffenen zugute kommt. Wer ist das genau und wie wird über welche Beträge entschieden?
Kommuniziert wurde, dass das Geld dem Hochwassergebiet zugute kommen soll.
Unser Ziel ist es, den Betroffenen das Geld möglichst direkt zukommen zu lassen. Dazu planen wir eine Aktion, die aber noch nicht fertig ist, im Laufe der Woche stellen wir das vor. (Anm. d. Red.: Diese Antwort wurde auf Wunsch verändert.)
Auch dazu informieren wir in den kommenden Tagen. (Anm. d. Red.: Diese Antwort wurde auf Wunsch verändert.)
Trifft es zu, dass aktuell ein Steuerberater prüft, wie das Geld verteilt werden kann? Warum wurde das nicht vorhergeklärt?
Grundsätzlich ist klar, wie wir Spendengelder einsetzen können: für alle Tätigkeiten, die den Zweck unserer Satzung erfüllen. Deswegen war von Anfang an klar, dass wir Spendengelder annehmen können und wie bisher für das Hochwassergebiet einsetzen.
In diesem speziellen Fall, haben wir eine Möglichkeit gesucht, den Betroffenen die Spendengelder möglichst direkt zukommen zu lassen. Damit das im Sinne der Gemeinnützigkeit passieren kann, ist eine Abklärung mit dem Steuerberater notwendig. In diesem Prozess befinden wir uns gerade.
Soll Bargeld ausgezahlt oder Sachinvestitionen getätigt werden?
Wahrscheinlich eher Zweiteres. Wir klären was möglich ist.
Kein Geld fürs “Baustoffzelt Kaiser” – Radikalisierung bei Wipperfürth wird ignoriert
Es gibt Vermutungen, dass auch das Baustoffzelt Kaiser von den Spenden profitieren könnte. Ist das so oder ist das ausgeschlossen?
Das ist nicht vorgesehen. Und es gibt hierzu auch keine Pläne.
Einer Eurer “Hauptförderer” ist Markus Wipperfürth. Auf dessen FB-Seite werden die Kommentare seit Monaten radikaler mit massiven Beleidigungen gegenüber Personen und Inhalte, die nach unseren Informationen auch vom Staatsschutz beobachtet werden. Es soll bereits Ermittlungsverfahren geben. Wie passen solche radikalen Seiten zur Philosophie der DZN?
Dass es im Internet immer wieder Personen gibt, die sachlichen Diskussionen aus dem Weg gehen, unter der Gürtellinie kommunizieren und sich zu radikalen Äußerungen hinreißen lassen, um auf unterschiedliche Art und Weiseihre Meinung kund zu tun, ist nicht neu und betrifft so gut wie jede Seite und Kommentarspalte im Netz. Damit ist die Seite an sich aber nicht gleich als radikal einzustufen.
Darüber, dass der Staatsschutz beobachtet und Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, wissen wir nichts. Wenn dem so ist, werden wir die Hintergründe und das Ergebnis der Ermittlungen wahrscheinlich erfahren und werden dann – falls notwendig – beurteilen können, in wie fern das mit unserer Philosophie vereinbar ist oder nicht. Markus Wipperfürth ist im Übrigen nicht unser “Hauptförderer”, sondern der, der die ZusammenGeld Challenge ins Leben gerufen hat. Unsere “Förderer” sind alle Spender, die sich an der Aktion beteiligt haben und noch beteiligen werden.
Weshalb erfolgt keine deutliche Distanzierung zu dieser Art “Publikum”?
s. oben. Bisher haben wir noch keine konkreten Ergebnisse von Ermittlungen vorliegen. Von wem sollen wir uns distanzieren? Von Markus Wipperfürth? Von seiner Community? Von einzelnen Nutzerkommentaren?
In den vergangenen Monaten gab es in hoher Schlagzahl Meldungen auf der FB-Seite von DZN. Das ist spürbar zurückgegangen. Woran liegt das?
Unser Social Media Plan für unsere Kanäle (Facebook & Instagram) sieht vor, jeden Tag Stories zu machen und pro Tag mindestens einen Post (Bilder, Video, Live etc.) zu veröffentlichen. Manchmal auch 2, selten sogar 3 – je nach Relevanz der Themen. Wenn wir den Plan nicht zu 100% einhalten können, ist das für uns kein Beinbruch. Das machen wir seit Monaten so und daran hat sich bisher auch nichts geändert.
Kosten fürs Camp deutlich gesunken
In einer “Pressekonferenz” habt Ihr kürzlich von 70.000 Euro monatlichen Kosten für das Camp gesprochen. Wie setzen sich die einzelnen großen Posten hier zusammen?
Gehälter, Verpflegung, Strom, Wasser, Gas, Internet/Mobilfunk, Mieten für Fahrzeuge und Baumaschinen, Diesel für Fahrzeuge und Aggregate, Werkzeug, Baumaterial, Arbeitsschutz und Zelte, Reparaturkosten, Entsorgungskosten für Schutt/Abfälle die bei Betroffenen anfallen.
Welche Kosten fallen aktuell an?
ca. 41.000 Euro/Monat
Aus welchen Geldern werden diese Kosten bezahlt (bitte aufschlüsseln)?
Aktion Deutschland hilft
Gehälter, Strom, Wasser, Gas, Internet/Mobilfunk, Mieten für Fahrzeuge und Baumaschinen, Werkzeug, Baumaterial, Arbeitsschutz, Reparaturkosten
Zweckgebundene Spenden
Verpflegung, Internet/Mobilfunk, Diesel für Fahrzeuge und Aggregate, Anschaffung von Werkzeug, Baumaterial, Arbeitsschutz, Zelte, Reparaturkosten, Entsorgungskosten für Schutt/Abfälle die bei Betroffenen anfallen
Nur 1.500 Euro für die Geschäftsführer
Welches Gehalt erhalten die Geschäftsführer?
1.500 Euro netto
Wie viele Helfer/Arbeitsstunden wurden monatlich seit Januar geleistet?
Januar: 1399 Helfer/11.192 Stunden
Februar: 1156 Helfer/9248 Stunden
März: 1129 Helfer/9032 Stunden
April: 759 Helfer/6072 Stunden
Mai: 828 Helfer/6624 Stunden
Juni: 702 Helfer/5616 Stunden
Seit zwei Tagen gibt es keine Statusmeldung mehr zu den eingehenden Spenden. Warum? (Anm. d. Red.: Die Fragen wurden vergangenen Mittwoch gestellt, am Sonntagabend beantwortet.)
Wir bemühen uns tägliche Spenden-Update-Posts zu machen. Das gelingt uns oft, aber auch nicht immer. Deswegen gibt es auch mal Tage ohne neuen Spendenstand.
Das Spendenziel wird voraussichtlich nicht erreicht – Camp bleibt vorerst erhalten
Nach unserer Einschätzung ist absehbar, dass die “halbe Million” Euro auch nicht ansatzweise erreicht werden wird. Bitte um Eure Einschätzung, wie Ihr das Ergebnis dann beurteilt.
Immer noch toll, dass so viel Geld in so wenig Zeit zusammen gekommen ist. Eine halbe Million ist ein ambitioniertes Ziel, aber auch z.B. 150.000 Euro ist immer noch eine Stange Geld. Jeder Euro zählt!
Ab wann kommt der Zeitpunkt, dass Ihr wegen der Kostenstruktur das Camp auflöst?
Unser Ziel ist es, das Camp und die Kosten möglichst agil und schnell den aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Wie du siehst, haben wir die Kosten seit der Pressekonferenz deutlich reduzieren können. Wir haben immer kommuniziert, dass wir so lange helfen, wie die drei Säulen “Helferunterstützung”, “verfügbare Finanzmittel” oder “offene Baustellen” ein Betreiben des Camps bzw. das Bereitstellen unserer Hilfeleistung rechtfertigen.
Droht der gGmbH eine Insolvenz?
Nein.