Ahrtal, 31. Mai 2022. (red/pro) Der Kreistag Ahrweiler hat heute den schrittweisen Rückbau von “Helfer-Zentrum” und “Spendenverteilzentrum Ahrtal” beschlossen. Als Gründe nennt die Kreisverwaltung sich veränderte Bedingungen, die den Einsatz von Steuergeldern nicht mehr rechtfertigen. Genau hier aber liegt auch ein massives Problem. Offenbar wurden Gelder bewilligt, die nicht hätten bewilligt werden dürfen und aktuell ist unklar, aus welchem Topf die Gelder bezahlt werden können. Damit hat der Kreis nun ein massives finanzielles Problem.
Kommentar: Hardy Prothmann
Wer des Lesens mächtig ist, dem verschlägt es die Sprache, wenn man in der Lage ist, die subtilen Botschaften der heutigen Mitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler zu verstehen (Original siehe am Ende des Textes).
Die neue Landrätin Cornelia Weigand lässt keinen Zweifel an der Dankbarkeit der Menschen im Ahrtal und auch der Behörden über die Hilfe von weit mehr als 100.000 Menschen aus Deutschland und dem europäischen Ausland, die vielfach ohne jeden Eigennutz mit angepackt haben, um den von der Flut betroffenen Menschen im Ahrtal zu helfen – immerhin rund 40.000.
Zusammenarbeit mit einem Teil der Organisatoren nicht immer verlässlich und professionell
“Es zeichnet sich jetzt aber ab, dass zunehmend Fachleute gebraucht werden, um die weiteren Arbeiten durchzuführen. Daher musste der Kreistag eine Entscheidung treffen, wie und ob die großen Standorte der Helfer-Organisationen weiter betrieben werden können. Darüber hinaus stehen zum Teil der finanzielle Aufwand für den Betrieb einzelner Einrichtungen und der Nutzen für die Betroffenen inzwischen – rund zehn Monate nach der Flut – oftmals nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis. Letztendlich sind es aber Steuergelder und damit auch die Gelder der Betroffenen, die diese Standorte finanzieren. Wir sind also in der Pflicht, sehr sorgsam mit diesen Geldern umzugehen. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit mit einem Teil der Organisatoren nicht immer verlässlich und professionell ablief“, erläutert Landrätin Cornelia Weigand die Entscheidung der Kreistagsmitglieder.
Bisherige Nachweise über Kosten und Belegungszahlen bislang unzureichend und schwierig zu überprüfen
Die Zusammenarbeit war also mit einem Teil der Organisationen nicht immer verlässlich und professionell. Wer damit wohl gemeint ist? Das kann man aus dem weiteren Text schließen:
Während die Mitteilung zum “Helfer-Shuttle” nüchtern und unproblematisch ist und die Initiatoren Thomas Pütz und Marc Ulrich gelobt werden, heißt es zum “Containerdorf Wilhelmshafen 2.0): “Trotz mehrfacher Aufforderungen durch die Kreisverwaltung wurden durch den Betreiber erst mit großer Verspätung ein Prüfnachweis für die Statik sowie ein Brandschutzkonzept vorgelegt. Diese waren und sind für die Sicherheit der Gäste und Helfenden jedoch zwingend erforderlich. Auch die bisherigen Nachweise über Kosten und Belegungszahlen sind bislang unzureichend und schwierig zu überprüfen.”
Transparenz beim Betreiber Hartmann? Von wegen
Der Betreiber ist Wilhelm Hartmann, der einen Gärtnereibetrieb im hessischen Fulda betreibt, sein Hauptgeschäft scheint allerdings Winterstraßendienst zu sein. Herr Hartmann hat sich als einer der Top-Helfer der ersten Stunden bis heute inszeniert. Immer im Gespann mit Markus Wipperfürth und der “Genuss-Journalistin” Beate E. Wimmer.
Zuletzt “informierten” Herr Hartmann und Frau Wimmer als “Moderatorin” eine “Pressekonferenz”, die eine reine PR-Veranstaltung war. Unsere Fragen wurden wieder mal nicht zugelassen. Dafür durfte sich Herr Wipperfürth zu Wort melden und das Trio rührte wieder die Märchentrommel für die “Gefühlswaschmaschine”. Alle Zahlen seien auf den Tisch gelegt worden. Alles sei transparent – Pustekuchen. Nichts ist transparent.
Die Kreisverwaltung teilt mit: “Für das seit Anfang Februar am Standort Ringen betriebene Baustoffzelt wurden durch den Betreiber bis heute und trotz mehrfacher Aufforderungen keine nachvollziehbaren Abrechnungen eingereicht. Die gegenüber der Verwaltung kommunizierten Warenströme wurden erst nach wiederholten Aufforderungen und weiterhin ohne jedwede Belege vorgelegt. Auch die wiederholt angeforderte Abrechnung für den Standort in Walporzheim blieb der Betreiber bis dato schuldig.”
Alles transparent laut Hartmann-Wimmer-Wipperfürth versus “bis heute und trotz mehrfacher Aufforderungen keine nachvollziehbaren Abrechnungen”.
RNB hat richtige Fragen gestellt – die bis heute offen sind
Die vom Trio geführte Facebook-Blase – wie wird sie darauf reagieren? Mit Empörung? Gegen wen?
In den Kommentarspalten der selbsternannten Superhelfer wimmelt es von rechtsstaatsfeindlichen Kommentaren. Kritische Journalisten wie ich werden pathologisiert (“völlig krank”, “ständig besoffen”), herabgesetzt (“noch nie was geleistet”) und beleidigt (“Schmierfink” ist noch “freundlich). (Fragen über Fragen an die Helferblase) Warum? Weil das RNB Fragen stellte, die bis heute nicht beantwortet sind. Von denen sich nun aber erweist, dass sie eine tiefe Berechtigung haben.
Möglicherweise kümmert sich irgendwann auch noch die Justiz in der Sache. Nach unseren Informationen liegen zahlreiche Strafanzeigen vor, wenn wir substantiieren können, tun wir das.
Fragen über Fragen an Wilhelm Hartmann
Warum schweigt Herr Wipperfürth zu naheliegenden Fragen?
Es sind auch Fragen, die in Zusammenhang mit dem Agieren der verschiedenen Behörden stehen, die ebenfalls in unserer Kritik standen und stehen, weil viele Aufgaben völlig unzureichend erledigt wurden.
Kreis weiß nicht, wie er Kosten bezahlen soll
Denn die Mitteilung der Kreisverwaltung enthält eine weitere “Bombe”:
“Noch im November 2021 waren die Verwaltung und die Mitglieder des KUA nach damaligem Kenntnisstand und aufgrund von Aussagen des Landes Rheinland-Pfalz davon ausgegangen, dass die finanziellen Mittel für Umzug, Betrieb und Abbau des „Helfer-Zentrums“ in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro über den Wiederaufbaufonds abgerechnet werden können. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass dies nicht möglich ist. Die entstandenen Kosten für das Helfer-Zentrum Ringen wurden den Soforthilfeleistungen zugerechnet. Die Mittel der Soforthilfe sind jedoch vollständig erschöpft. Die Kreisverwaltung steht hierzu in engem und konstruktivem Austausch mit dem Land, das derzeit prüft, ob anderweitige finanzielle Mittel bereitgestellt werden können.
Auch die Finanzierung des Spendenverteilzentrums ist nicht durch den Wiederaufbaufonds abgedeckt und wird derzeit zwischen Kreis und Land geklärt.”
Übersetzt: Keiner weiß aktuell, wie man die Kosten bezahlen soll. Nach unseren Informationen sind bereits in erheblichem Umfang Zahlungen geleistet worden und es stehen noch “nicht belegte” Forderungen im Raum, aber es gibt keine Kostenstelle dafür und aktuell auch keinen Topf. Wer steht hier in der Verantwortung? Horst Gies (CDU), der als 1. Beigeordneter als Stellvertreter des vakanten Landrats agierte oder die Landesregierung?
Klar ist, dass dem Kreis wohl aktuell Gelder in Millionenhöhe fehlen. Klar ist auch, dass unklar ist, ob alle Abrechnungen korrekt sind.
Klar ist auch, dass Herr Hartmann und seine Unterstützer vorgaben Hilfe leisten zu wollen, was sie zweifelsohne irgendwie auch geleistet haben, tatsächlich haben sie aber auch für massive Probleme gesorgt, die nun mindestens finanzielle Not erzeugt.
Klar ist ebenfalls, dass die mythische Verehrung der “Herzensmenschen” tiefe Risse bekommen wird. Außer, deren Fan-Blase, die in Teilen sehr langem bereits ein wütender Mob ist, entschließt sich vollends den Kontakt zur Wirklichkeit verlieren zu wollen – wenn das nicht bereits seit langem der Fall ist.
Habe die Ehre – was für eine Entwicklung.
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Mitteilung der Kreisverwaltung Ahrweiler:
“Kreistag beschließt schrittweisen Rückbau von „Helfer-Zentrum“ und „Spendenverteilzentrum Ahrtal“
Noch bis Ende Juli werden im „Baustoffzelt Kaiser“ in Grafschaft-Ringen und dem „Spendenverteilzentrum Ahrtal“ in Grafschaft Gelsdorf Spendengüter, wie unter anderem Baustoffe, Kleidung und anderen Waren des täglichen Bedarfs, ausgegeben. Das hat der Kreistag in seiner heutigen Sitzung beschlossen. Das sogenannte „Helfer-Zentrum“ in Grafschaft Ringen – bestehend aus Helfer-Shuttle, dem Containerdorf „Wilhelmshafen 2.0“ und dem „Baustoffzelt Kaiser“ – sowie das Spendenverteilzentrum werden außerdem, wie durch die politischen Gremien vorgesehen, in den kommenden Wochen mit dem schrittweisen Rückbau beginnen.
? „Den vielen Tausenden Helferinnen und Helfern sind wir Betroffenen im Ahrtal zutiefst dankbar. Es kann nicht oft genug betont werden, wie unverzichtbar und wichtig – sowohl in Bezug auf die Arbeit, die geleistet wurde, als auch in Hinblick auf die mentale Unterstützung – diese Hilfe in den vergangenen Monaten für uns war und ist. Es zeichnet sich jetzt aber ab, dass zunehmend Fachleute gebraucht werden, um die weiteren Arbeiten durchzuführen. Daher musste der Kreistag eine Entscheidung treffen, wie und ob die großen Standorte der Helfer-Organisationen weiter betrieben werden können. Darüber hinaus stehen zum Teil der finanzielle Aufwand für den Betrieb einzelner Einrichtungen und der Nutzen für die Betroffenen inzwischen – rund zehn Monate nach der Flut – oftmals nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis. Letztendlich sind es aber Steuergelder und damit auch die Gelder der Betroffenen, die diese Standorte finanzieren. Wir sind also in der Pflicht, sehr sorgsam mit diesen Geldern umzugehen. Hinzu kommt, dass die Zusammenarbeit mit einem Teil der Organisatoren nicht immer verlässlich und professionell ablief“, erläutert Landrätin Cornelia Weigand die Entscheidung der Kreistagsmitglieder.
Im vergangenen November hatten die Mitglieder des Kreis- und Umweltausschusses (KUA) die Zentralisierung der Helferorganisationen am Standort Ringen beschlossen. Für die einzelnen Einrichtungen bedeutet die heutige Entscheidung des Kreistages konkret Folgendes:
? Der Helfer-Shuttle in Grafschaft-Ringen wird ein neues Kapitel aufschlagen und sein Angebot umstellen. Das haben die Initiatoren Thomas Pütz und Marc Ulrich selbst Anfang Mai bekanntgegeben. Statt des Shuttle-Betriebs wird es zukünftig eine Online-Plattform geben, die die gewachsenen Strukturen des Shuttles weiter nutzt und Helfende sowie Hilfesuchende zusammenbringen soll. Das Camp wird ab Ende Mai zurück gebaut.
? Das Containerdorf „Wilhelmshafen 2.0“ stand nach seinem Umzug aus Walporzheim in die Grafschaft erst Anfang April und mit großer Verzögerung als kostenlose Übernachtungsmöglichkeit für Helferinnen und Helfer sowie Handwerkerinnen und Handwerker zur Verfügung. Trotz mehrfacher Aufforderungen durch die Kreisverwaltung wurden durch den Betreiber erst mit großer Verspätung ein Prüfnachweis für die Statik sowie ein Brandschutzkonzept vorgelegt. Diese waren und sind für die Sicherheit der Gäste und Helfenden jedoch zwingend erforderlich. Auch die bisherigen Nachweise über Kosten und Belegungszahlen sind bislang unzureichend und schwierig zu überprüfen.
Aufgrund der Einstellung des Betriebs des benachbarten Helfer-Shuttles ist zudem von weiter rückläufigen Zahlen von Übernachtungsgästen auszugehen.
Hinzu kommt, dass im Aufbaugebiet auch andere kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten für Helfende zur Verfügung stehen. Der Kreistag hat daher beschlossen, dass das Containerdorf wie ursprünglich vorgesehen ab Anfang Juni zurück gebaut wird.
? Für das seit Anfang Februar am Standort Ringen betriebene Baustoffzelt wurden durch den Betreiber bis heute und trotz mehrfacher Aufforderungen keine nachvollziehbaren Abrechnungen eingereicht. Die gegenüber der Verwaltung kommunizierten Warenströme wurden erst nach wiederholten Aufforderungen und weiterhin ohne jedwede Belege vorgelegt. Auch die wiederholt angeforderte Abrechnung für den Standort in Walporzheim blieb der Betreiber bis dato schuldig.
Die Spendenausgabe ist noch bis Ende Juli vorgesehen.
? Das „Spendenverteilzentrum Ahrtal“ in Grafschaft Gelsdorf leistete bereits zu Beginn der Flutbewältigung einen wichtigen Beitrag zur Koordination der Sachspenden. Die fortlaufend generierten Spendenmittel müssen jedoch in einem adäquaten Verhältnis zu den laufenden Kosten des Betriebs des Verteilzentrums stehen. Da dies mit wachsendem zeitlichem Abstand zur Hochwasserkatastrophe aber nicht mehr gewährleistet ist, hat auch hier der Kreistag entschieden, die Spendenannahme zum 31. Mai 2022 zu beenden. Eine Verteilung der Spenden ist dann ebenfalls noch bis Ende Juli geplant.
Noch im November 2021 waren die Verwaltung und die Mitglieder des KUA nach damaligem Kenntnisstand und aufgrund von Aussagen des Landes Rheinland-Pfalz davon ausgegangen, dass die finanziellen Mittel für Umzug, Betrieb und Abbau des „Helfer-Zentrums“ in Höhe von rund 3,5 Millionen Euro über den Wiederaufbaufonds abgerechnet werden können. Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass dies nicht möglich ist. Die entstandenen Kosten für das Helfer-Zentrum Ringen wurden den Soforthilfeleistungen zugerechnet. Die Mittel der Soforthilfe sind jedoch vollständig erschöpft. Die Kreisverwaltung steht hierzu in engem und konstruktivem Austausch mit dem Land, das derzeit prüft, ob anderweitige finanzielle Mittel bereitgestellt werden können.
Auch die Finanzierung des Spendenverteilzentrums ist nicht durch den Wiederaufbaufonds abgedeckt und wird derzeit zwischen Kreis und Land geklärt.”