Weinheim/Rhein-Neckar, 16. Dezember 2015. (red/pro) Die Berichterstattung zu den Randalen in Weinheim ist unprofessionell und einseitig. Dazu schlampig recherchiert und voneinander abgeschrieben. Ein Aufklärungswillen und differenzierte Darstellungen fehlen fast vollständig. Fakten werden vertuscht, Vorgänge (bewusst) falsch eingeordnet, manche “Berichte” sind nur noch gezielt-verfälschende Propaganda. Die Lust am Krawall überlagert eine verantwortungsvolle Berichterstattung.
Kommentar: Hardy Prothmann
Seit den Randalen in Weinheim, bei denen 16 Polizeibeamte durch gewaltbereite Autonome verletzt worden sind, kursiert auf Youtube ein Video, das angebliche Polizeigewalt dokumentieren soll. Selbst der Störungsmelder bei “Zeit online” verweist auf diese “Quelle”.
Propaganda-Material als “Quelle”
Was dieser “Bericht” nicht zeigt, ist der Angriff auf die Polizisten durch die Antifa-Extremisten. Das Video beschränkt sich ausschließlich auf Aktionen der Polizei. Der Reporter ist “wohl präpariert” vor Ort mit Helm unterwegs.
Der Sender heißt RT – Russia Today. Eine von Moskau aus gesteuerte Propaganda-Plattform – was selbst Zeit online bereits kritisiert hatte. Doch wenn es darum geht, etwas belegen zu wollen, was man fest als Meinung im Kopf hat, nimmt man offenbar auch gerne solch fragwürdiges Material.
Vorgefertigte Haltungen und unterschlagene Informationen
Das gilt auch für den überwiegenden Teil der anderen Medien. Gegen die NPD sein ist gut, damit ist auch jeder gut, der gegen die NPD ist. Die Polizei “beschützt” die NPD und ihren Bundesparteitag am 21. November 2015 – das ist schlecht, also ist auch die Polizei schlecht. Die Polizei setzt Knüppel und Pfefferspray gegen gute Demonstranten ein – das geht natürlich gar nicht. Und fertig ist die “Polizeigewalt”. Und als Meute schreibt man voneinander ab, bestätigt sich selbst – wenn alle dasselbe schreiben, dann muss es wohl stimmen.
Dafür unterschlagen verschiedene Redaktionen sogar Material und Informationen, die nicht ins Bild passen. Ein freier Mitarbeiter der Weinheimer Nachrichten schilderte seine Eindrücke aus nächster Nähe beim Termin, zu dem die Polizei die Anmelder der Demos eingeladen hatte, um Polizeivideomaterial zu präsentieren, auf dem eindeutig die Gewalttätigkeiten der Demonstranten zu erkennen sind. Der junge Fotograf bestätigt die Darstellung der Polizei – warum berichteten die Weinheimer Nachrichten dies nicht eindeutig?
Propaganda statt Journalismus
Die Szene-Seite Beobachternews zeigt Dutzende von Fotos der angeblichen Polizeigewalt, aber keine der angreifenden Polizisten, obwohl man mit acht Reportern vor Ort ist. Auf dem Videomaterial der Polizei konnten wir mindestens zwei der Fotografen eindeutig erkennen. Wer so arbeitet, betreibt keinen Journalismus, sondern politische Propaganda.
Überhaupt: Angeblich gab es 89 verletzte Demonstranten. Wer hat das nachrecherchiert? Außer uns offenbar niemand. Wir haben alle Krankenhäuser der Region angeschrieben. Bis auf ein paar “nicht nennenswerte Fälle” gab es keine Verletzungen, die behandelt werden mussten. Angeblich wurde eine Frau mit Verdacht auf Halswirbelbruch ins Krankenhaus gebracht – doch diese ist nicht auffindbar.
Überforderte Redaktionen? Oder einfach unfähige Journalisten?
Wir haben seit Monaten auf die drohende Gewaltbereitschaft der Antifa aufmerksam gemacht. Unsere Informationsquellen zeichneten ein eindeutiges Bild und es war klar, dass es zu den Angriffen kommen würde.
Vielleicht liegt es aber auch an einer kompletten Überforderung gewisser Redaktionen, dass sie nicht vorurteilsfrei und hintergründig berichten können, weil sie ahnungslos sind, wie Straßenkampf funktioniert, wie die Polizei sich aufstellt und unter welchen Bedingungen diese arbeitet.
Analyse? Null
Aber selbst ohne tiefergehende Kenntnisse hätte auffallen müssen, dass sehr viele “Journalisten” vor Ort waren – viele davon mit Presse-Ausweisen, die man sich bei bestimmten Vereinigungen auch als nicht-professioneller Journalist besorgen kann. Was haben die dort gemacht? Wer sind die Abnehmer-Medien für deren Material?
Weiter fehlt bei fast allen Berichten eine tiefergehende Analyse: Wer mit Gesichtsmasken, schweren Handschuhen, Bengalos und Böllern, Steinen, Stöcken, Regenschirmen und Luftmatrazen zu einer Demonstration geht, der weiß, was er erwartet und will. Wollen Gruppen, die eigene “Sanitäter” mitbringen und eine Rechtsanwaltshotline einrichten, demokratisch und friedlich demonstrieren oder sind solche Leute eher auf Krawall gebürstet? Fragen, die sich viele Journalisten nicht stellen wollen oder können, weil das ihre Kompetenzen überfordert?
Wenn mehrere hundert gewaltbereite Jugendliche und junge Erwachsene alle gleich schwarz gekleidet sind, sich die “Markenzeichen” auf den Jacken abkleben, in Trupps angreifen, mit Stücken stechen und schlagen, gibt es da tatsächlich Journalisten, die kein System dahinter erkennen? Ja, die gibt es. Keiner von diesen “Kollegen” denkt auch nur eine Sekunde darüber nach, dass solche Aktionen über Monate akribisch vorbereitet werden müssen.
Die Polizei hat das staatliche Gewaltmonopol
Und offenbar kann man ebenso mit dem Begriff “Polizeigewalt” nicht richtig umgehen. Es ist in diesem Rechtsstaat so geregelt, dass die Polizei die staatliche Gewalt ist. Sie hat das Recht und auch die Pflicht Gewalt anzuwenden, wenn keine anderen Mittel mehr möglich sind.
Schön ist auch das Wort “Verhältnismäßigkeit” – darunter verstehen viele anscheinend gar nichts, wenn sie meinen, jemand, der gerade nicht schlägt, dürfe nicht geschlagen werden, denn das sei ja dann unverhältnismäßig, weil die Person gerade nicht schlägt. Wer also einen Stern wirft, mit dem Vorsatz, einen Menschen zu verletzen, den darf man hinterher nicht mehr hart rannehmen, das wäre “unvervältnismäßig”, denn der Stein ist ja schon geworfen, die Aktion vorbei.
Oho – staatsanwaltliche Ermittlungen. Leider fehlt die Silbe “Vor”
Und dann sind da noch die Meldungen, die zuerst von der Frankfurter Rundschau in die Welt gesetzt worden sind. Jetzt ermittelt auch noch die Staatsanwaltschaft gegen Antifa-Aktivisten und gegen Polizisten. Ein Anruf beim Staatsanwalt hätte die Erkenntnis gebracht, dass es sich um Vorermittlungen handelt – wegen Offizialdelikten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt immer, wenn es zu Gewalthandlungen gekommen ist.
Die freundliche Auskunft der Staatsanwalt im aktuellen Fall lautet: “Wir sichten erstmal das Material, ob überhaupt ermittelt werden muss. Das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.”
Ganz sicher wird die Gewaltanwendung durch Polizisten anders bewertet als die durch Demonstranten. Zur Demonstrationsfreiheit gehört nämlich nicht, Beamte anzugreifen. Die wiederum sind angehalten, für Recht und Ordnung zu sorgen – notfalls mit Gewalt. Bei der schieren Übermacht der gewalttätigen Randalierer und in unüberschaubaren Situationen, bei denen sich Geschehnisse schnell und unvorhersehbar ereignen, kann es auch schon mal “Unbeteiligte” treffen. Die entscheidende Frage, die sich viele Journalisten nicht stellen, lautet: Was machen die angeblich Unbeteiligten in der Nähe von Gewalttätern? Ist das möglicherweise Teil der Strategie und ihre Aufgabe, die Gewalttäter als angebliche Zivilperson zu schützen?
Medien sind der Antifa auf den Leim gegangen
Die linksextremistischen Randalierer haben zunächst ihr Ziel erreicht – sie haben den “Bullenschweinen” durch eine gezielte Inszenierung eine durch Medien kolportierte “Polizeigewalt” angedichtet. Es erfolgten zwei Angriffswellen – konkrete Gewaltattacken vor Ort und dann über die mediale Verbreitung.
Die Medien haben erst Action-Bilder bekommen und dann eine vermeintliche Skandalisierung vorangetrieben. Punktsieger in beiden Fällen: Die Antifa.
Polizei macht Antifa Strich durch die Rechnung – wer berichtet das ehrlich?
Die Polizei hat auch hier richtig gehandelt: Sie hat, was sie sonst nicht macht, Einblick in eigenes Material gestattet und konnte damit vollumfänglich die Behauptungen wiederlegen. Völlig transparent.
Polizeipräsident Thomas Köber zeigt sich wie immer selbstkritisch und kündigt eine “Nachbereitung” an – dabei wird geprüft, ob die einzelnen Handlungen “optimaler” ausgeführt werden können.
Auch die Entscheidung von Polizeidirektor Jürgen Dörr, den schwarzen Block von mehreren hundert Krawallos bei der Demo “dicht” durch 120 Polizisten begleiten zu lassen, war keine Gewalt, sondern eine Botschaft, dass Ausschreitungen nicht geduldet werden.
Die Polizei hat Weinheim damit Zustände wie in Leipzig erspart.
Was insbesondere die lokalen Medien ebenfalls nicht verstanden haben: Vielleicht schielt man auf die vermeintlich größere Menge der Demonstranten und erhofft sich hier “Audience”. Tatsächlich sind die Zeitungsabonnenten aber überwiegend ältere Menschen, die die Polizei achten und äußerst erstaunt die massive Kritik beobachten dürften.
Russia Today ist da cleverer und erschließt sich neue Zielgruppen bei jungen Menschen. Auch das ist eine journalistische Fehlleistung der “etablierten” Medien – man treibt sie einem Propaganda-Sender zu.
Aktuell haben es die lokalen Medien nicht über sich gebracht, einfach mal zu schreiben: Sorry, unsere Berichterstattung war nicht korrekt. Sie schreiben lieber ein “ja, aber trotzdem”.
Inhaltlich haben zudem nur Spiegel Online, die FAZ und unsere Redaktion über das eigentliche Ereignis, den NPD-Bundesparteitag analytisch berichtet. Der überwiegende Teil der über 60 Journalisten vor Ort interessierte sich nur für die Krawalle.
Was ebenfalls fehlt, ist eine Reaktion von Innenminister Reinhold Gall (SPD). Wir hatten sein Büro bereits kurz nach den Krawallen angeschrieben und gebeten, das Material für Journalisten einsehbar zu machen. Die Antwort: Dafür ist der Minister nicht zuständig. Offenbar auch nicht, sich vor seine Polizeibeamten zu stellen.
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Dokumentation: Wir wollten von den Weinheimer Nachrichten gerne wissen, wie dort Fotos und Informationen für die Berichterstattung ausgewählt worden sind. Eine Antwort haben wir nicht erhalten.
Sehr geehrter Herr Propp, sehr geehrter Herr Furlan,
ausweislich der Angaben des freien Fotojournalisten A.S. hatte dieser Fotos aus nächster Nähe beim Einsatz der Polizei anlässlich des NPD-Parteitags in Weinheim angefertigt. Dies hat der Mann sehr engagiert und glaubwürdig am Montag im Polizeirevier Mannheim geschildert. Nach unserem Kenntnisstand haben Sie Fotos des Fotografen verwendet.
Dazu haben wir folgende Fragen:
Hat Ihnen der Fotograf Bilder vorgelegt, die einen massiven Angriff durch Antifa-Aktivisten dokumentieren?
Haben Sie Rücksprache mit dem Fotografen gehalten, um dessen “Eindrücke” zu erfahren?
Hat Ihnen der Journalist seine Eindrücke übermittelt?
Wenn das nicht der Fall war, erübrigen sich die die folgenden Fragen:
Weshalb haben Sie keine Fotos veröffentlicht, die Gewalt durch Autonome zeigen?
Weshalb haben Sie keine Informationen veröffentlicht, die dieses Verhalten ansprechen?
Trifft es zu, dass insbesondere Herr Furlan eine gewisse “inhaltliche Nähe” zu einzelnen Demo-Veranstaltern “pflegt”?
Würden Sie Ihre Veröffentlichungen als unabhängig oder eher tendenziös bezeichnen?
Herr Furlan meinte an diesem Abend, die WNOZ hätten durchaus “inhaltlich” zum NPD-Parteitag berichtet. Wären Sie so freundlich, uns diesen Bericht per email als PDF zukommen zu lassen? Vielleicht haben wir den übersehen und wir sind dankbar, wenn Sie uns auf den Stand bringen.
Wir bitten um Antwort bis Mittwoch, 16. Dezember, 15 Uhr. Die Frist erscheint uns ausreichend, da Sie professionelle Journalisten sind, die auch unter Zeitdruck arbeiten können. Sollten Sie die Frist nicht einhalten können, bitten wir um Nennung einer alternativen Frist.
Mit kollegialen Grüßen
Hardy Prothmann
Gesammelte Überschriften medialer Berichterstattung zu den Weinheimer Randalen durch die Antifa. Dokumentation: Naemi Hencke