Mannheim, 30. April 2017. (red/pro) Erinnert sich noch jemand an die “Schießbefehl”-Debatte vor gut einem Jahr? Die wurde durch eine Lokalzeitung gekonnt inszeniert und fand nicht nur bundesweit, sondern auch international Beachtung. Die AfD, insbesondere die Bundesvorsitzende Dr. Frauke Petry, waren im Fokus und die politische Meinung war einhellig eine klare Distanzierung. Aktuell ergehen sich Xavier Naidoo und die “Söhne Mannheims” in Gewaltfantasien, in denen Bundestagsabgeordnete “zerfetzt” werden sollen. Der Chefredakteur der Lokalzeitung Mannheimer Morgen, Dirk Lübke, reagiert darauf bislang nicht. Ist er Teil einer geheimen Loge?
Kommentar: Hardy Prothmann
Dirk Lübke ist alles andere als ein Denk- oder Sprachgigant. Seine rhetorischen Fähigkeiten sind überschaubar, aber er ist ein Medienprofi und gut vernetzt. Bei der “Schießbefehl”-Debatte hat der frühere Nachrichtenagenturjournalist als Strippenzieher inszeniert alles richtig gemacht. Seine Zeitung inszenierte ein Thema zugespitzt, streute es gekonnt und am Ende konnte man “Bingo” rufen. Die Resonanz war umfangreich.
Sprachlose Lokalzeitung
Aktuell bleibt diese Lokalzeitung, in der sich Herr Lübke auch mal in Bezug auf die AfD mit “braune Suppe” geäußert hat, merkwürdig sprachlos, wenn es um die lokale Sänger-Größe Xavier Naidoo geht. Dem muss man keinen Schießbefehl andichten, da muss man nichts inszenieren, das machen Herr Naidoo und seine “Söhne Mannheims” ganz freiwillig. Eigentlich ein gefundenes Fressen – nur beißt Herr Lübke nicht zu. Warum nicht?
Naidoo und Konsorten nennen Bundestagsabgeordnete “Volksverräter” und das “lyrische Ich” will diese “zerfetzen” und das “lyrische Wir” will und muss “einschreiten”. Eine klare, unmissverständliche Positionierung der Lokalzeitung und ihres Chefredakteurs, der vor ein paar Tagen Podiumsdiskutant zu Rechtspopulismus war, fehlen hingegen. Warum? Zieht hier ein Puppenspieler die Fäden an den Marionetten? Ist Herr Lübke eine solche?
Schweigebefehl, wenn es gegen den Rechtsstaat geht?
Muss man sich, wenn es gegen Flüchtlinge geht, aufpumpen? Und muss man, wenn es gegen den Rechtsstaat geht, schweigen? Was ist das für eine Haltung?
Der Mannheimer Morgen ist wie andere in einer enormen Zwickmühle und ziemlich “eierlos”. Nachdem man jahrelang Xavier Naidoo die Stange gehalten hat, nachdem man jahrelang eher nicht und wenn, dann nur sehr verhalten über dessen zunehmende Aggressivität berichtet hat, kommt man aus der Nummer offenbar nicht mehr raus.
Herr Naidoo und seine “Söhne Mannheims” vertreten unmissverständlich Reichsbürgerthesen. Sie äußern sich mit antisemitischer Symbolik. Sie rufen zur Gewalt auf und ergehen sich in ebensolchen Fantasien. Das sind keine “Ausrutscher” von Herrn Naidoo, die Sache hat bei ihm seit vielen Jahren System. Und wie ein unfreiwilliger Beweis der “Schleierthesen” des Herrn Naidoo, schweigt die größte publizistische Macht vor Ort. Autsch.
Warum so “eierlos”?
Die Lokalzeitung hat nicht viel anzubieten. Eine dpa-Meldung mit einer Randnotiz und eine Nachfrage bei der Stadt Mannheim wurden berichtet. Aber eine Haltung, einen eindeutigen Kommentar kann oder will die Zeitung nicht veröffentlichen.
Warum? Weil man “Medienpartner” des Capitol ist, wo Naidoo und Jünger Montag und Dienstag auftreten? Weil man Sorge vor der großen Fanbase hat? Das wäre unbegründeter Quatsch – die allermeisten sind eh keine Zeitungsleser. Wer Kommentare von Naidoo-Fans verfolgt, weiß, dass der überwiegende Teil unterdurchschnittlich gebildete und mies informierte Menschen sind. Aber es sind halt viele. Kapituliert eine Zeitung journalistisch und demokratisch vor einem großen Mob? Autsch.
Wer sich mit der Szene journalistisch verantwortlich auseinandersetzt, kann auch erkennen, dass über den immergleichen, musikalisch infantilen Schmusepop durch die immerwiederkehrende Einstreuung von “politischen Inhalten”, nicht nur eine Dauerberieselung, sondern eine massive, antidemokratische Gehirnwäsche veranstaltet wird.
Kommen wirtschaftliche Interessen vor der Moral?
Für die Lokalzeitung Mannheimer Morgen ist das kein Thema, keine Positionierung wert. Deren ach so meinungsfreudiger Chefredakteur Dirk Lübke zeigt einmal mehr, wessen Geistes Kind er ist. Nach der “Schießbefehl-Debatte” gab es nach selbst berichteter Aussage viele Abo-Kündigungen. Im MM-Artikel “Am Demaskieren führt kein Weg vorbei” heißt es:
Dem ,MM’ hat das autorisierte, also von Petry freigegebene Interview am wenigsten genutzt”, berichtet Lübke von Zeitungsabbestellungen. Der AfD dagegen sei es so gelungen, “mehrere Tage die öffentliche Meinung zu beherrschen”.
Uff – Herr Lübke als Opfer seiner eigenen Agitation.
Seither schweigt Herr Lübke zu solchen Themen oder nimmt sich zumindest auffallend zurück.
Seine Meinungsfreiheit hat wohl weniger mit einer demaskierenden Haltung also vielmehr mit Auflagensicherung zu tun, was allerdings schlecht gelingt. Im aktuellen Quartal musste der Mannheimer Morgen ein Minus von über 4 Prozent hinnehmen. Ob das Rekord ist, haben wir nicht geprüft, es ist auf jeden Fall ein im Vergleich überdurchschnittlicher Verlust – den Herr Lübke zu verantworten hat. Seit er dran ist, läuft es trotz “Schießbefehl”-Hype immer schlechter beim MM – der Mann sucht bundesweite Aufmerksamkeit, vergisst aber, dass er Chefredakteur einer Lokalzeitung ist und Zitationen im Ausland in der lokalen Kasse nicht einen Cent abwerfen.
“Systemkritiker” dürfen sich trotzdem bestätigt fühlen. Selbstverständlich gibt es Einflüsse, selbstverständlich geht es um den Mammon und Einfluss. Beim MM, bei Naidoo und den Söhnen. Nur – Herr Lübke ist nicht Teil einer Loge. Er ist Chefredakteur einer Lokalzeitung, hat meiner Meinung nach eine verkorkste journalistische Haltung und ansonsten die Geschäfte im Blick, denn daran hängt sein Job. Ob der an “Fäden” hängt, weiß ich nicht. Wenn die Auflage weiter so rasant verliert, ist sein Job eher unsicher.
Es gibt keine jüdische Weltverschwörung, wohl aber Runden
Nur, liebe “Systemkritiker” – die verschworene Judenrunde, die alles steuert, die gibt es nicht.
Es gibt ganz einfach wirtschaftliche Interessen, persönliche Ziele und Abhängigkeiten, leider viel zu selten eindeutige Haltungen. Herr Naidoo hat eine eindeutige Haltung – die ist staatsfeindlich. Obwohl er gute Geschäfte im System macht.
Der Herr Naidoo kann seinen Freisinn schwurbeln, der MM einen Schießbefehl inszenieren und sonst keine Haltung haben und das RNB kann das kommentieren. Die Meinungsfreiheit ist gewährleistet. Weitestgehend.
Niemand kann Herrn Naidoo seinen nebulösen Blödsinn verbieten – gegen uns klagt der MM wegen einer Meinungsäußerung
Aktuell wird in einigen Wochen ein Rechtsstreit verhandelt – weil der MM uns zwei Sätze verbieten lassen wollte (Welche, findet man als Link im Text unten). Das Landgericht Mannheim hat dem stattgegeben, nun muss das Oberlandesgericht Karlsruhe entscheiden, ob diese Sätze unter die Meinungsfreiheit fallen oder nicht. Streitwert in Summe: Rund 14.000 Euro.
Wir könnten jetzt verschwörungstheoretisch raunen, dass “das System” uns kaputt machen will. Ist zutreffend. Das System Mannheimer Morgen. Nicht zutreffend ist, dass der Mannheimer Morgen Teil einer weltweiten gegen das RNB gerichteten Verschwörung ist. Uns reicht die Tatsache, dass die Tageszeitung uns platt machen will.
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Wer sich für die Klage des Mannheimer Morgen gegen uns interessiert:
Entspricht die “veröffentlichte” Meinung der “öffentlichen” Meinung?
Auffällig gehäufte Leserbriefe XXX
Mannheim, 14. Dezember 2014. (red) Aktualisiert. XXX. Die regionale Zeitung Mannheimer Morgen veröffentlichte in auffälliger Häufung im September und Oktober Leserbriefe gegen die BUGA. Das ist das Ergebnis unserer Recherche zu Leserbriefen zum Thema Bundesgartenschau 2023 und Feudenheimer Au. Rund 50 Stunden Arbeit haben wir in diese Recherche gesteckt, bis die Ausgangsfrage beantwortet war: In welchem Umfang und in welcher Art und Weise nimmt die Zeitung durch Leserbriefe Einfluss auf die … [Weiterlesen…]