Mannheim/Hamburg, 18. Oktober 2019. (red/pro) Die Fortoon Development GmbH (Hamburg) hatte vor rund einem Jahr die Baufelder IV und V auf der Konversionsfläche Turley von der Tom Bock Gruppe (Frankfurt) gekauft. Fortoon gründete eine Reihe von weiteren Gesellschaften, in denen Tom Bock weiter als Geschäftsführer an der Entwicklung beteiligt bleiben sollte. Fortoon und Tom Bock haben sich im Zeitraum August/September 2019 getrennt, wie RNB-Recherchen ergeben haben.
Von Hardy Prothmann
Auf RNB-Anfrage, ob es zutrifft, dass sich Fortoon und Tom Bock getrennt haben, antwortet Fortoon-Sprecher Ralf Kunkel trocken: „Der Vorhabenträger – vertreten durch die Fortoon aus Hamburg – für die Baufelder IV und V auf dem Turley Areal und die Tom Bock Group realisieren ab jetzt Ihre Immobilienvorhaben jeweils ohne den anderen Geschäftspartner weiter.“
Laut Fortoon ergeben sich daraus keine Folgen für das Projekt auf Turley: „Für das anstehende Vorhaben auf dem Turley Areal hat diese Veränderung keine Auswirkungen.“
Anfang April 2019 hatten die beiden Fortoon-Geschäftsführer Frank Körmann und Peter Zillmann im Unterausschuss Konversion ihre Pläne für das Baugebiet vorgestellt. Diese weichen erheblich von der früheren Planung von Tom Bock ab, der überwiegend exklusive, hochpreisige Immobilien bauen wollte. Fortoon hingegen hat die Zahl der Wohneinheiten nahezu verdoppelt, darunter soll es auch Angebote zu „bezahlbaren“ Mieten geben. Für den Herbst kündigten die Geschäftsführer den Beginn der Bauarbeiten an.
„Wir machen gute Fortschritte, unsere Arbeiten laufen. Der Bauantrag für die zwei Wohn- und Geschäftshäuser im Mischgebiet auf dem Baufeld werden im November 2019 eingereicht. Wir bleiben bei unserer Planung, mit den Bodenerkundungen zur Vorbereitung der Bauarbeiten 2019 zu beginnen“, sagt Sprecher Kunkel auf RNB-Anfrage. Und weiter: „Wir erarbeiten derzeit die Bauanträge für das Baufeld IV. Nach Fertigstellung werden sie bei der zuständigen Bauprüfabteilung eingereicht.“

Konversionsfläche Turley – die Bauarbeiten auf den Baufeldern IV und V sollen diesen Herbst beginnen.
Aus Sicht der Stadt bleibt dies eine positive Entwicklung, denn in den vergangenen Jahren herrschte nahezu Stillstand auf diesen Flächen und Tom Bock kam den vereinbarten Zielvorgaben der Entwicklung längst nicht mehr nach. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, da sich Tom Bock nicht zur Sache äußert und Anfragen unbeantwortet lässt. Fest steht nur, dass es keine erkennbaren Investitionen oder Bauarbeiten mehr gab. Dies ist beim Investor Fortoon nicht zu erwarten. Obwohl die Firma eine Neugründung ist, dürfte genug Kapital zur Verfügung stehen, da die sehr vermögenden Gründer des Wettanbieters Tipico investiert sind.
Hintergrund: Zu Jahresbeginn hatte die Lokalzeitung Mannheimer Morgen den Verkauf des Geländes skandalisiert. Herr Bock habe dieses 2015 für rund 6 Millionen Euro von der städtischen, mit der Konversion beauftragten MWSP GmbH erworben und soll es 2018 angeblich für 36 Millionen Euro an Fortoon veräußert haben. Der Skandal sollte sein, dass dieses Geschäft „nicht öffentlich“ abgewickelt wurde und dass die Stadt ein „Filetstück“ deutlich unter Preis verkauft habe. Es gab in der massiven Berichterstattung sehr viele Fake News, unter anderem, dass der Aufsichtsrat der MWSP nicht über den Weiterverkauf informiert worden sei.
Nach RNB-Informationen ist der MWSP-Aufsichtsrat auch über die aktuelle Entwicklung bereits durch die Geschäftsführung informiert worden. Die MWSP wird den Teufel tun sich über private Geschäfte und sonstige Interna anderer Unternehmen öffentlich zu äußern. Dies ist auch nicht Aufgabe der Stadt Mannheim. Die MWSP vermarktet die Konversionsflächen überwiegend an private Investoren, das ist der politische Auftrag, um eine zügige Entwicklung der Flächen zu ermöglichen. Und der politische Auftrag lautete ebenso klar, dass es beim Verkauf der Flächen nicht um eine Gewinnmaximierung geht, sondern darum, geeignete Investoren zu finden, die sich auf städtebaulichen Vorgaben und Planungen einlassen.
Ob der Verkaufspreis von 36 Millionen Euro überhaupt zutreffend ist, konnte die Lokalzeitung nie belegen. Tom Bock und Fortoon haben sich dazu nicht geäußert und auch die MWSP-Geschäftsführer Achim Judt weiß dazu nur, was die Zeitung an Gerüchen in die Welt getragen hat. Der Kaufpreis ist dazu nicht isoliert als reine Zahl zu betrachten. Erstens ging Zeit ins Land, zweitens wurden Planungsleistungen erbracht und es lag bereits eine Baugenehmigung vor und drittens hatten Arbeiten schon begonnen. Dadurch ergibt sich bereits eine erhebliche Preissteigerung – die allerdings einen, so er denn zutrifft, so heftigen Aufschlag nicht rechtfertigen würde. Unbekannt ist, welche weiteren geschäftlichen Vereinbarungen Verkäufer und Käufer getroffen haben.
Nach der Vorstellung der GF und der neuen Pläne im Ausschuss wurde angekündigt, dass der Baustart im Herbst 2019 sein sollte. Ab wann sollen die Bauarbeiten starten und was ist der zeitliche Zielhorizont der erfolgreichen Umsetzung?
Einordnung: Die Geschäftsführer von Fortoon gelten als erfolgreiche Projektentwickler, die anders als Tom Bock sehr uneitel auftreten. Und vor allem kommunizieren sie alle wesentlichen Informationen von sich aus – oder auf Nachfrage. Es gibt keine Verpflichtung der Medien gegenüber, mitzuteilen, wer als Geschäftsführer oder Anteilseigner ein- oder aussteigt. Trotzdem bleibt eine gesetzliche Verpflichtung der Öffentlichkeit über, gesellschaftliche Veränderungen dem zuständigen Amtsgericht mitzuteilen. Dies ist geschehen und auf dieser Basis hat RNB auch von den Veränderungen erfahren. Auf Anfrage wurden alle wesentlichen Fragen seriös beantwortet. Dass die Kapitalgeber ihr Vermögen durch ein auf Malta ansässiges Online-Sportwettenbüro erwirtschaftet haben, ist ebenfalls nach EU-Gesetzgebung vollkommen legal. Und dass die Investoren ihr Vermögen in sichere Anlagen wie Immobilien investieren, ein völlig normaler Vorgang. Vermutlich investieren sie auch in andere Geldanlagen – das ist ihre Privatsache.
Das Thema Tom Bock Group (TBG) ist damit aber noch nicht vom Tisch. Im Juni hatte die MWSP alle Verträge mit TBG gekündigt. Hier ist eine juristische Auseinandersetzung zu erwarten. Dass es für die TBG in Mannheim vorbei ist, liegt auf der Hand. Jetzt ist fraglich, wer den längeren Atem hat. Die Baufelder IV und V auf Turley sind keine Sorgenkinder mehr, aber mehrere Flächen auf Sullivan und ebenso die Tiefgarage unter dem Appelplatz auf Turley. Die gescheiterte Zusammenarbeit von MWSP mit der TBG belasten den ehrgeizigen Zeitplan der Entwicklung der betreffenden Konversionsflächen. Das erzeugt Druck bei der MWSP – im Gegenzug kann TBG seine Projekte aktuell nicht weiterentwickeln, was hier enormen Druck erzeugt. Da TBG in vermutlich erheblichem Umfang mit fremdem Kapital die Projekte umsetzen wollte, werden die Kapitalgeber ihrerseits vermutlich ebenfalls Druck ausüben.
Tom Bock selbst (eigentlich „Thomas Egon Bock, genannt Tom“, wie es in den Registerinformationen heißt) zeigt durch sein Verhalten, dass eine gütliche Einigung vermutlich schwierig wird. Man kann sich nur einigen, wenn man miteinander kommuniziert. Dies ist nach RNB-Informationen nicht der Fall. Auch aktuell lies Tom Bock eine RNB-Anfrage unbeantwortet. Er muss nicht antworten, im Gegensatz zu Behörden sind Privatleute und Unternehmen nicht zur Auskunft verpflichtet. Der Eindruck hingegen ist, dass der Mann seinem Namen alle Ehre macht und bockig reagiert. Das erzeugt ein nicht gerade positives Image.
Interessant ist, dass der Informant der Lokalzeitung offenbar nicht mehr an der Quelle interner Informationen sitzt – sonst hätte er oder sie diese bereits weitergegeben. Interessant ist auch, dass der sich äußerst empörte Chefredakteur Dirk Lübke nach dem riesigen Aufschlag im Frühjahr offenbar keine Recherchen mehr zum Thema betreibt, obwohl der Eindruck erweckt wurde, es sei eines der Top-Themen der Stadtgesellschaft.