Hockenheim, 14. Dezember 2017. (red/pro) Am frühen Donnerstagmorgen verhaftete die Polizei mehrere Personen in einer Asylbewerberunterkunft in Hockenheim. Bei Durchsuchungen wurden 120 Gramm verkaufsfertiges Marihuana sichergestellt. Die Drogenhändler verkauften ihre Ware nach unseren Informationen aus der Unterkunft heraus an Kunden, die vorfuhren.
Von Hardy Prothmann
Mehrere Dutzend Beamte der Kriminalpolizei und des Einsatzzugs Mannheim sowie Mitarbeiter des Landratsamts Rhein-Neckar-Kreis statteten einer Asylbewerberunterkunft am frühen Morgen einen Besuch ab.
In der Tasche hatten sie drei Haftbefehle und Durchsuchungsbefehle gegen einen Afghanen und Gambier, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt. Ein weiterer Gambier war schon vor einigen Tagen festgenommen worden. Nach intensiven offenen und verdeckten Ermittlungen seit Juli 2017 wurde klar, dass aus der Unterkunft heraus ein schwunghafter Drogenhandel betrieben worden ist.
Erstaunlich: Offenbar wurden die Drogendealer durch Kunden direkt angefahren, die sich ihren Stoff im Umfeld der Unterkunft besorgten.
Die Drogendealer-Szene wird seit 2015 insbesondere durch Gambier beherrscht, was den Verkauf von Marihuana angeht. Seither gab es zahlreiche Razzien der Polizei. Allein 2016 wurden über 60 Haftbefehle vollstreckt.
Die Erfolgsaussicht für Gambier als Flüchtling anerkannt zu werden, geht gegen Null. Viele erreichen über Italien Europa und reisen von hier aus weiter nach Deutschland.
Offenbar gibt es ein gut durchorganisiertes Drogenhändlernetzwerk, das die Verkäufer durchgehend mit Stoff versorgt. Hier sind die Erfolge der Ermittler bislang gering – meist schnappt man nur die Straßenhändler und nicht die Hintermänner.
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Auffällig ist, wie schnell die Gambier in den Drogenhandel eingebunden werden. Nach jeder Razzia oder Verhaftungswelle, ob in Mannheim oder anderswo waren kurze Zeit später wieder junge Gambier als Händler aktiv, nachdem vorher „abgeräumt“ worden war. Das erinnert an einen Kampf gegen Windmühlen – egal, wie viele man verhaftet, es kommen sofort welche nach.
In Mannheim verlagerte sich die Szene vom Neckarufer in die Quadrate – möglicherweise führte der erhebliche Fahndungsdruck dazu, dass man den Verkauf nun in einer Art „Drive-In“ in Hockenheim betrieb.
Um effektiv gegen die Drogenhändler vorzugehen, muss die Polizei einen erheblichen Aufwand betreiben, denn Haftbefehle gibt es erst, wenn mehrere Verkäufe beweissicher belegt werden können und klar ist, dass ein gewerblicher Drogenhandel betrieben wird.
Die Vorführungen beim Haft- und Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Mannheim dauerten in der Mittagszeit noch an. Ein fünfter Beschuldigter wurde im Rahmen der Durchsuchungsaktion vorläufig festgenommen; gegen ihn wird ebenfalls wegen des dringenden Verdachts des gewerbsmäßigen Rauschgifthandels Haftbefehl beantragt werden.
Bei den Durchsuchungen wurden rund 120 Gramm verkaufsfertig verpacktes Marihuana, mehrere Mobiltelefone, zwei Notebook-Computer sowie ein entwendetes Mountainbike aufgefunden und sichergestellt. Die Beweismittel bedürfen der weiteren Auswertung.
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