Mannheim, 19. Februar 2018. (red/pro) Imad Karim, ein Werbefilmer aus Mannheim, ist ein AfD-Supporter an vorderster Front. Er tritt als „hoch geschätzter Redner“ bei der „Frauendemo“ in Kandel auf und aktuell (17. Februar) in Berlin. Er ist Gründer der rechten Facebook-Gruppe „Deutschland mon Amour“. Er macht anbiedernde Videos mit AfD-Politikern, die er „Interviews“ nennt. Und er hat die Internetseite der „Aktionsgemeinschaft Gewerbetreibenden Mannheim-Ost“ renoviert und einen Imagefilm gemacht – dafür wurde er zum „ADG-Mitglied des Jahres 2017“ gekürt – mit Gruppenfoto. Direkt neben ihm ist CDU-Fraktionschef Claudius Kranz zu sehen.
Von Hardy Prothmann
Möglicherweise ist Claudius Kranz völlig ahnungslos, neben wem er da auf einem Gruppenfoto posiert. Möglicherweise ist auch die „Aktionsgemeinschaft Gewerbetreibenden Mannheim-Ost“ völlig ahnungslos, wen sie zum „Mitglied des Jahres 2017“ gekürt hat. Möglicherweise ist auch eine Lokalzeitung völlig ahnungslos, wenn sie schreibt:
Imad Karim wurde von dem stellvertretenden Vorsitzenden Maik Stübig geehrt – als ADG-Mitglied des Jahres 2017. Der Inhaber der Strong Shadow Media GmbH habe nicht nur den Internetauftritt der ADG zeitgemäß modern gestaltet, sondern auch einen Imagefilm für die ADG-Mitglieder kostenfrei erstellt.
Zuletzt trat Imad Karim in Berlin auf, am 17. Februar 2018, beim „Frauenmarsch“. Und nach Meinung vieler hat er dort die „beste Rede“ gehalten. Tageszeitungen wie Die Welt, vollständig unverdächtig einem linken Milieu anzugehören, titelten: „Gegendemonstranten versperren rechtem „Frauenmarsch“ den Weg“ oder „Die diffuse Parallelität der Dinge beim „Frauenmarsch“ der AfD„.
Davor war Imad Karim im südpfälzischen Kandel auf dem Podium als Sprecher aufgetreten – einer Demo, bei der Rechtsradikale in deutlicher Zahl zu erkennen waren und in deren Hintergrund zahlreiche AfD-Politiker mitwirkten. Beispielsweise Dr. Christina Baum, AfD-Landtagsabgeordnete in Baden-Württemberg, die auch in Berlin zum „Frauenmarsch“ vor Ort war.
Möglicherweise ist Herrn Kranz und der CDU Mannheim das alles völlig unbekannt und man ist halt so ganz allgemein schlecht informiert oder will sich so ganz allgemein nicht wirklich informieren. Möglicherweise hängt das daran, dass man überwiegend gerne die ebenfalls schlecht informierte Lokalzeitung liest und sich überwiegend gerne grinsend auf Gruppenfotos ablichten lässt.
Möglicherweise – niemand weiß das so genau – findet man einen Imad Karim auch in CDU-Kreisen aber auch einfach ganz gut oder sogar ziemlich gut.
Denn möglicherweise ist Imad Karim als Grenzgänger gut geeignet. Der Deutsche mit libanesischen Wurzeln präsentiert sich gerne als absoluter Mahner gegen eine Islamisierung der deutschen Kultur. Wer könnte das besser wissen als einer wie er, der früher Moslem war, aber nun Deutschland als die „Heimat meiner Werte“ beschwört? Dieses Credo schiebt Herr Karim als Expertise vor sich her und wird als Überläufer gerne beklatscht.
Nur blöd, dass Imad Karim auch Initiator der hart rechten Facebook-Gruppe „Deutschland mon amour“ ist und sich möglicherweise verantworten muss, weil ein Mordaufruf gegen den Bürgermeister von Kandel über Wochen dort geduldet worden ist. (Anm. d. Red.: Wir haben dazu eine Strafanzeige erstattet.)
Claudius Kranz, die“Aktionsgemeinschaft Gewerbetreibenden Mannheim-Ost“ und auch die Lokalzeitung haben nun ein veritables Problem: Sie stehen gemeinsam für die Ehrerbietung für Imad Karim – natürlich nur als „geschätztes“ Mitglied von Gewerbetreibenden – aber ist ist das so einfach? Kann man andere Aktivitäten dieses Herrn Karim einfach so ausblenden? Einfach nicht wahrnehmen wollen? Oder ist man im Grunde mit dessen sonstigen Engagements insgeheim einverstanden?
In Berlin sprach vor Imad Karim ein Dr. David Berger. Der ist katholisch, homosexuell und betreibt das Blog „philosophia perennis“ – ein kontroverser Typ, der durchaus wie Karim, der sich gerne als TV-Journalist bezeichnet, weil er vor über 20 Jahren mal einige Filme für die ARD machen durfte, mal Teil des Mainstreams war, dort aber nicht reüssieren konnte und mittlerweile zur Querfront-Szene gerechnet werden darf. Also diesem heillosen Mischmasch aus „Systemkritikern“, die mal rechts(radikal), mal links(radikal) sind, aber ingesamt immer mehr Zulauf „gegen die da oben“ erhalten – egal, wie wirr man auftritt.
Die Lokalzeitung berichtet zum Neujahrsempfang im Planetarium unter der Überschrift: „Beim „Schandfleck Tattersaal muss die Stadt nachbessern“
Schandfleck – ein starkes Wort. Schande und Befleckung. Und dazu überbrachte der Stadtrat und CDU-Vorsitzende Claudius Kranz die Grußworte des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz (SPD) und des Gemeinderats, wie es im Bericht der Lokalzeitung heißt?
Und dazu stellt Herr Kranz sich neben jemanden, der gegen Muslime und Flüchtlinge hetzt?
Folgt man Imad Karim und seinen Auftritten, weiß man sehr genau, wer für „Schande“ und „Befleckung“ verantwortlich ist.
Die Lokalzeitung berichtet Investigatives von großer Bedeutung, nicht bratwurstig, sondern fingerschleckend:
Ein weiterer Höhepunkt des Neujahrsempfangs war der Blick in die Sterne bei einer Programmvorschau im Kuppelsaal des Planetariums. Bei leckerem „Finger-Food“, also kleinen Häppchen und Schnittchen, und Getränken führten Gespräche zu neuen Kontakten.
Offen bleibt, welche Kontakte das sind? Welche Projekte planen Herr Kranz und die Mannheimer CDU demnächst mit dem geehrten ADG-Mitglied Imad Karim?
Möglicherweise sind Herr Kranz und die CDU Mannheim nicht ganz auf der Höhe der Zeit und insgesamt so ahnungslos wie die Lokalzeitung, die in der Vergangenheit durchaus umfangreiche Kooperationen mit dem Werbefilmer Imad Karim gehabt hat, der sich gerne selbst als „TV-Journalist“ bezeichnet.
Möglicherweise stößt dem ein oder anderen diese Öffentlichkeit bei „kleinen Häppchen und Schnittchen“ auch auf. Möglicherweise auch nicht und Herr Kranz wie die CDU Mannheim solidarisieren sich mit „Schandfleck“-Rhetorik und finden das ganz gut so, dass andere das sagen, was man selbst denkt und dazu auf Gruppenfotos lächelt.
Im Zweifel hat man das ja selbst nicht gesagt, war nur zufällig dabei, hatte keine Ahnung – ist aber ansonsten gerne Repräsentant der Stadt.
Disclaimer: Der Artikel im Mannheimer Morgen ist am 02. Februar 2018 erschienen. Unsere Artikel zur Person Imad Karim sind älter und die können Sie hier nachlesen. Herr Kranz, die CDU und die ADG hatten also ausreichend Zeit, sich zur Personalie kundig zu machen.
Anm. d. Red.: Claudius Kranz regierte wie folgt auf den Artikel: „Ich war lediglich als Repräsentant der Stadt bei dieser Veranstaltung und habe über die Themen des Stadtteils gesprochen. Die Ehrung fand danach statt und an dieser habe ich nicht teilgenommen. Vor der Eröffnung des Buffets wurden wir durch die Redakteurin des Mannheimer Morgen zu einem Gruppenfoto gebeten – dass ich neben Herrn Karim stehe, ist Zufall. Inhaltlich habe ich nichts mit dessen Aktivitäten zu schaffen.“
Sie wollen unsere Arbeit honorieren? Sie wollen einen unabhängig-kritischen Journalismus möglich machen? Dann zahlen Sie gerne per Selectyco oder via Paypal einen von Ihnen festgelegten Betrag. Besten Dank vorab! Jeder Überweiser erhält eine Rechnung – bitte beachten Sie, dass Sie bei Paypal-Beiträgen unter zwei Euro uns keinen Gefallen tun: Da legen wir wegen der Verwaltungskosten „gesetzlich“ drauf – deswegen nehmen wir diese Zahlungen nicht an. Dann melden Sie sich lieber bei Selectyco an und zahlen für einzelne Artikel. Sie können auch gerne einen Rheinneckarblog-Plus-Pass mit mindestens 60 Euro bezahlen und erhalten dann pauschal Zugriff auf alle gebührenpflichtigen Artikel. Gleichzeitig sichern Sie uns notwendige Einnahmen. Besten Dank.