Mannheim, 13. November 2014. (red/ek) Ein neue Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigt: Deutschland ist spitze, weltweit das beliebteste Land! Leider wollen viel zu wenige, die in Deutschland leben, auch deutsch werden – dabei ist das wichtig, um die Menschen im Land zu halten. Denn Deutschland braucht mehr “neue Deutsche” aus dem Ausland, sonst gehen dem Land die Arbeitskräfte aus.
Von Enrico Kober
Die prognostizierten Entwicklungen sind dramatisch, die Bevölkerung in Deutschland schrumpft. Forscher vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung haben nachgerechnet: Bis 2050 werden in Deutschland nur noch 73,6 Millionen Menschen leben, über acht Millionen weniger als noch 2011. Der Schwund entspricht mehr als den heutigen Einwohnern von Berlin, Hamburg, München und Köln zusammen.
Auf die Arbeitkräfte bezogen sehen die Zahlen noch verheerender aus. Im Jahr 2050 werden in Deutschland nur noch 38,7 Millionen Menschen im Erwerbsalter zwischen 20 und 64 Jahren leben, mehr als 11 Millionen weniger als heute. Die Einwohnerzahl ganz Baden-Württembergs würde damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen. Dabei rechnen die Berliner Forscher eine jährliche Zuwanderung von 200.000 Menschen mit ein – doch das reicht überhaupt nicht. Ein Deutschland ganz ohne Zuwanderung wäre für uns alle eine Katastrophe.
Über 100.000 Einbürgerungen jährlich
Die Zahlen des Migrationsbericht 2012 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigen einen deutlichen Trend. Die Zahl der Einbürgerungen steigt seit 2008 wieder an. Über 100.000 Menschen pro Jahr entschieden sich seit 2010 für einen Deutschen Pass. Der Höchststand lag im Jahr 2000 bei 186.688 und ist danachkontinuierlich auf bis 94.470 Einbürgerungen im Jahr 2008 gefallen.
Für wen aber ist Deutschland als Einwanderungsland attraktiv? Woher kommen diese Menschen, wieso lassen sie sich einbürgern und können sie Abhilfe schaffen?
Der Migrationsbericht 2012 des BAMF weist für 2012 insgesamt 112.348 Einbürgerungen aus. Der überwiegende Teil der neuen Bundesbürger, 29,6 Prozent hat türkische Wurzeln. Wobei sich der Trend zur Einbürgerung hier deutlich abgeschwächt hat. Im Jahr 2000 stellte diese Einbürgerungsgruppe noch 44,4 Prozent. Die zweitgrößte Gruppe eingebürgerter Deutscher kamen 2012 aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo mit zusammen 5,4 Prozent. Danach folgen Polen mit 4 Prozent, Griechenland 3,7 Prozent, Ukraine 3,3 Prozent, Irak 3,1 Prozent, Vietnam 2,9 Prozent, Russische Föderation 2,8 Prozent, Marokko 2,5 Prozent und Afghanistan mit 2,4 Prozent. Die restlichen 40,2 Prozent verteilen sich auf sonstige Länder.
Rechtliche Gleichstellung und Verwurzelung als Einbürgerungsgründe
Der Wunsch nach “rechtlicher Gleichstellung” sowie die “Verwurzelung” mit Deutschland nennen die meisten Ausländer als Gründe für ihre Einbürgerung. Bei den in Deutschland Geborenen ist das Geburtsland Deutschland der wichtigste Grund. Bei Menschen aus Drittstaaten überwiegt der Wunsch nach einem gesicherten Aufenthaltsrecht in der EU. Als Gegengründe sich nicht einbürgern zu lassen, werden generell der ohnehin gesicherte Aufenthalt, der Beibehaltungswunsch der bisherigen Staatsbürgerschaft sowieso die Kosten der Einbürgerung genannt, so das BAMF.
Ein hohe Bildung und ein möglichst junges Alter sind für die schrumpfende deutsche Gesellschaft und die Integration in diese von besonderer Bedeutung. Allerdings zeigen sich im Bereich der Bildung erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Herkunft. Unter den jungen türkischen und jugoslawischen Migranten finden sich vergleichsweise viele ohne Bildungsabschluss und nur wenige mit Hochschulreife und einem Hochschulabschluss. Das Berlin-Institut führt dies auf die geringen Bildungsabschlüsse der Eltern zurück, da Kinder aus bildungsfernen Familien es schwerer haben, einen höheren Abschluss zu erreichen. Trotzdem sind die Kinder im Vergleich zu den Eltern besser ausgebildet.
Positiver fallen die Ergebnisse für die Migranten aus den sogenannten EU-27 Staaten aus. Unter diesen Personen lassen sich nur wenige ohne Bildungsabschluss, jedoch viele Akademiker finden. Deutschland stellt hier einen Anziehungspunkt für die höher Gebildeten Europas dar.
Auch in Bezug auf das Alter können Zuwanderer Deutschland nur dienlich sein, wie der Migrationsbericht des BAMF aufzeigt. Während 62 Prozent der Deutschen im arbeitsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren sind, stehen unter den Ausländern 77 Prozent dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Bei den Personen über 65 wird es deutlicher. 22 Prozent der Deutschen sind 65 Jahre und älter, aber nur 10 Prozent der Ausländer.
Deutschland braucht mehr neue Deutsche
Im Ergebnis wird deutlich: Deutschland braucht die Einwanderung. Diese allein wird aber nicht reichen, wir brauchen Einbürgerung, um die Menschen in Deutschland zu halten. Die größte nach Deutschland einwandernde Volksgruppe sind Polen. Laut BAMF wanderten im Jahr 2012 insgesamt 184.325 polnische Staatsbürger nach Deutschland ein, aber 114.425 verließen das Land wieder und nur 4.496 Polen ließen sich einbürgern.
Neben Personen, die sich nur auf Zeit niederlassen, benötigt Deutschland insbesondere Menschen, die hier auf Dauer arbeiten, Steuern und Sozialabgaben zahlen. In Mannheim ließen sich laut Statistischem Landesamt im Jahr 2012 insgesamt 850 Menschen einbürgern, in Heidelberg insgesamt 425.
Weitere Zahlen aus der Region von 2012 (Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis):
Dossenheim: 9
Edingen-Neckarhausen: 16
Heddesheim: 16
Hemsbach: 17
Hirschberg: 5
Ilvesheim: 17
Ladenburg: 11
Laudenbach: 6
Schriesheim: 17
Schwetzingen: 39
Sinsheim: 95
Weinheim: 75