Mannheim, 14. Oktober 2014.(red/ld) Akpaki Abdou Kadri aus Benin, und Imegyul Taratun aus Bulgarien haben seit Kurzem einen deutschen Pass. Am Sonntagabend wurde ihre Einbürgerung im Rittersaal des Mannheimer Schlosses gefeiert. Mit Musik und einer Ansprache von Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, der die Neubürger zu mehr Beteiligung auch im politischen Prozess, aufrief. Denn nur sechs Prozent der wahlberechtigten Migrant/innen hätten bei der zurückliegenden Kommunalwahl ihre Stimme abgegeben.
Von Lydia Dartsch
„Ich fühle mich wohl hier“, sagt Akpaki Abdou Kadri, der aus dem westafrikanischen Staat Benin stammt. Zur Einbürgerungsfeier hat er seine Frau und seinen Sohn mitgebracht. Seit 13 Jahren lebt er in Mannheim, studierte Volkswirtschaftslehre und Romanistik. Verliebte sich hier und gründete seine Familie. Seit diesem Jahr hat er einen deutschen Pass. Ein langwierieriger Prozess, wie er sagt.
Wie lange das gedauert hat weiß er nicht mehr. Zwei Jahre, sagt seine Frau. Er schätzt vier Jahre? Fünf? Am Ende einigen sie sich auf drei Jahre vom Antrag bis zum Pass: „Die Behörden wollten immer neue Papiere von mir. Das hat alles so lange hinausgezögert“, sagt er.
„Bei Mannheim habe ich nicht lange überlegen müssen“
Mannheim habe er sich gezielt zum Studieren ausgesucht, sagt er: Seine Lehrerin in Benin sei aus Mannheim gewesen und habe immer viel von der Stadt erzählt. Dazu pflegte der Brieffreundschaften in der Stadt: „Da habe ich nicht lange überlegt.“ Dass er nun seinen beninischen Pass gegen den deutschen getauscht hat: Damit hätten seine Eltern in Westafrika keine Sorgen. Sie freuten sich, sagt er. An Mannheim mag er vor allem, dass es so multikulturell ist. Er fühle sich hier gut integriert und wohl.
Auch Marietta Slavova aus Bulgarien fühlt sich in Mannheim so wohl, dass sie sich vor zwei Jahren einbürgern ließ. Heute feiert sie die Einbürgerung ihrer Freundin Imegyul Taratun. Die beiden Frauen leben seit elf Jahren in Mannheim und wollen sich nun auch politisch beteiligen: „Wenn man hier lebt, gehört es doch auch dazu, wählen zu gehen“, sagen die beiden Frauen.
Doch genau an dieser politischen Beteiligung hapere es noch, sagte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Ansprache: Demnach hätten sich nur sechs Prozent der in Mannheim lebenden EU-Bürger an der zurückliegenden Kommunalwahl beteiligt, sagte er: „Das war für uns eine Enttäuschung.“
Dagegen freue er sich, dass so viele Menschen, den Entschluss gefasst hätten, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen: Dies sei ein Bekenntnis zu einem Land mit einer positiven Tradition und Katastrophen, zu denen sich die Neubürger bekennen und mit denen sie sich auseinandersetzen müssten.
Eine Selbstverständlichkeit sei dies nicht, sagte der Oberbürgermeister. Deshalb freue es ihn, dass die Stadt die Zahl ihrer Einbürgerungen erneut hat steigern können, während in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr etwas weniger Menschen als 2012 eingebürgert wurden: „Zum Ende dieses Jahres könnte die Zahl in Mannheim sogar die 1.000 überschreiten.“
Im vergangenen Jahr wurden 943 Menschen eingebürgert. Bis zum 30. September dieses Jahres waren es 707. Um dieses Ziel zu erfüllen, müssten also noch rund 300 Personen diesen teils langwierigen Prozess abschließen.