Rhein-Neckar, 12. März 2016. (red/pro) Am Sonntag sind Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Die Prognosen verheißen nichts Gutes – es wird nicht für starke und stabile Mehrheiten reichen. Nicht für eine Partei, nicht für zwei-Parteien-Koalitionen. Wir erleben schwierige politische Zeiten und ob das gut ist – keine Ahnung. Es ist, wie es ist. Wünschenswert ist, dass die politischen Vertreter des Volkes keine taktischen Spielchen treiben, sondern dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft gut funktionieren kann. Eine persönliche Wahlempfehlung.
Von Hardy Prothmann

Lesen Sie den Text!, sagt Hardy Prothmann. Foto: sap
Wen oder welche Partei wählen? Das ist eine Frage, die alle Menschen in meinem Umfeld umtreibt und die niemand einfach beantworten kann.
Die Frage: „Soll ich überhaupt wählen“, schließe ich für mich aus. Ich werde wählen. Und möglicherweise als Protestwähler.
Ich darf seit Ende 1984 wählen – seit ich älter als 18 Jahre alt wurde.
Ich habe in diesen 80-er Jahren häufig die FDP gewählt – also die von damals. Aber auch SPD und manchmal CDU. Ich habe nie „Parteien“ gewählt, sondern immer nur Personen – auch, wenn das unterm Strich doch eine Stimme für eine Partei war.
Und ich habe keine Wahl verpasst. Meine Stimme ist wertvoll. Und ich habe sie immer sorgsam vergeben.
Aktuell ist mein Wahlkreis Mannheim-Süd. Spitzenkandidat ist dort der Direktmandatsinhaber Wolfgang Raufelder. Ein sympathischer Mann, der nach meiner Einschätzung nach wiedergewählt wird. Seine Wiederwahl wird kein Fehler sein.
Auch ich hätte Herrn Raufelder meine Stimme geben können – allerdings nicht vor den Hintergründen, die ich nicht als Wähler, sondern als Journalist erleben musste. Ich musste eine Systempartei erleben, die mich an ein bolschewistisches Bollwerk erinnerte.
Warum? Weil ich kritisch über den grünen Landtagskandidaten Gerhard Fontagnier berichtet habe, der im Mannheimer Norden antritt. Dieser Kandidat ist für mich persönlich ein politischer Hasardeur, der vollständig unwählbar ist. Ich halte diesen Kandidaten charakterlich für vollständig ungeeignet, ein so wichtiges Mandat auszufüllen. Warum das so ist, können Sie in vielen Berichten nachlesen.
Die Mannheimer Grünen haben den Eid auf sich selbst geschworen und es gar trotz vieler Gespräche keine Bewegung – die Partei steht für die Grünen vor allem. Da unterscheidet man sich nicht von CDU, SPD oder NPD.
Für mich steht die Persönlichkeit vor allem. Herrn Raufelder mag ich gerne, wir sind gut im Gespräch, aber ich wähle niemals Parteisoldaten und das ist er aktuell.
Meine persönliche Präferenz galt dem SPD-Kandidaten Dr. Boris Weirauch. Das ist ebenfalls ein sympathischer und frischer Typ. Wir haben einen guten Kontakt gehabt – aber es hakte, weil meine Redaktion auch kritisch über die SPD berichtet hat und insbesondere über „Urgesteine“, die bei „Mannheim gegen Rechts“ aktiv sind. Das hat vielen nicht gefallen.
Kompliment an Herrn Dr. Weirauch – er hat sich davon scheinbar nicht beirren lassen.
Doch dann postete der Kandidat auf Facebook etwas in der Art „Ich setze mich gegen rechte Hetze ein“ und ich provozierte mit: „Interessant. Sie schaffen also Meinungsfreiheit ab? Noch interessanter: Wollen Sie linke Hetze fördern?“.
Selbstverständlich bin ich auf der Seite des Kandidaten – rechte Hetze geht gar nicht. Aber linke auch nicht. Was aber auch nicht geht, ist, dass mein Kommentar einfach so gelöscht worden ist. Dazu habe ich mich kurz mit Dr. Weirauch ausgetauscht – er konnte das nicht „nachvollziehen“, könnte jemand aus seinem Team gewesen sein. Sorry – für mich ein No-go. Wenn er sein Team nicht unter Kontrolle hat, hat er mich als Wähler verloren.
Was jetzt? Der CDU-Kandidat Carsten Südmersen hat genau kein Interesse gezeigt, sich mit uns in Verbindung zu setzen und sich unseren Leser/innen zu empfehlen. Das ist schwach und meine Einschätzung für seinen Wahlerfolg – er wird ein Desaster erleben. Und danach muss er sich die Frage stellen lassen, ob er mit einem miesen Ergebnis wirklich noch CDU-Fraktionschef im Gemeinderat bleiben will. Das muss die CDU intern entscheiden. Ein Wechsel würde gut tun, um diesen Sprecher abzulösen, über den ich viel Gutes höre, aber nur in dem Sinne, dass er „ausgleiche“ – Führung geht anders.
Bleiben also noch FDP und Die Linke. Auch diese Auswahl ist für mich schnell entschieden. Gökay Akbulut ist unwählbar für mich – sie tritt im Norden an. Die Spitzenkandidatin hat aus meiner Sicht nicht akzeptable Sympathien für radikal-extremistische Kurden. Ich lehne Gewalt ab. Und Hilke Hochheiden im Süden? Noch nie gesehen oder sonstwie wahrgenommen.
Bleibt also der FDP-Kandidat Klußmann. Mit der FDP habe ich schon lange Probleme – nicht erst, seit ich von 2009-2012 Gemeinderat in Heddesheim war – auf der Liste der FDP gewählt, aber als fraktions- und parteifreier Gemeinderat im Ehrenamt. Diese Zeit verfolgt mich bis heute und ich bin mindestens für die Heddesheimer FDP eine „persona non grata“ für alle Zeiten. Kein Wunder, habe ich mich doch von den dortigen Gemeinderäten klar distanziert und tragen diese mir bis heute nach, dass ich „chancenlos“ auf Listenplatz 11 stand und dann mit 20 Prozent Vorsprung auf den Fraktionsvorsitzenden die Liste gewonnen habe. (Darüber hat übrigens kein Medium jemals berichtet…) Ich hatte ein Programm – Transparenz, bin dafür eingestanden und wurde dafür von CDU, SPD und FDP angefeindet. Die meisten Grünen drucksten herum. Es gab nur einen mit Haltung.
Sie fragen jetzt: Und was ist mit AfD und Alfa? Auch daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Beide Parteien sind wählbar – aber nicht für mich. Ich weiß, dass viele Menschen insbesondere die AfD wählen werden. Das beobachte ich als Journalist – kritisch, aber nicht mit Schaum vorm Maul wie viele andere. Meine Einschätzung ist: Die Partei ist viel zu jung, um sich irgendwas verdient zu haben – sie profitiert von massiven Fehlern der etablierten Parteien und die sind Legion. Und sie steht im Wettbewerb um Stimmen – dem müssen sich die anderen stellen. Punkt.
Das ist meine Wahlpräferenz-Story und keine Wahlempfehlung an Sie, liebe Leserin, lieber Leser.
Ich wähle also FDP – da kann man nichts wirklich falsch machen. Der SPD gehört mein Mitleid, weil diese ehemals so starke Partei selbst Fans wie mich vor den Kopf stößt.
Die Grünen sind für mich unwählbar, weil sie kein Programm mehr außer „Kretschmann“ haben – ich lehne Personenkults ab und finde, dass die Grünen sich richtig schämen müssen (alle Heidelberger erinnere ich daran, dass Herr Kretschmann mehrfach vor Ort gelogen hat).
Herr Wolf von der CDU ist leider nur vom Namen her beeindruckend – er ist ein netter, umgänglicher Mensch, aber ohne markantes Profil.
Und wissen Sie, was das allerschönste an meiner persönlichen Wahlentscheidung ist? Ich wähle einen Kandidaten, mit dem ich als verantwortlicher Journalist viel Arbeit hatte (Vorbereitung und Termin rund vier Stunden, Abtippen des Interiews gut drei Stunden, Finishing gut zwei Stunden, also neun Stunden in Summe ohne sonstige Recherchen und kontinuierliche Arbeit) und von dessen Partei ich als Geschäftsführer genau keinen Euro verdient habe.
Die SPD und die Grünen haben übrigens auch genau keinen Euro für Wahlwerbung bei uns ausgegeben. CDU, AfD, Alfa und die Linke schon – was uns aber redaktionell nicht beeindruckt hat. Geschäftlich sind wir allen Werbekunden sehr dankbar für deren Vertrauen. Und insbesondere gegenüber der SPD und den Grünen sind wir sehr beeindruckt, wie mies und unwürdig sich manche verhalten haben. Das hat bei uns sehr viel Vertrauen zerstört, dass bei manchen in diesen Parteien statt eines soliden, demokratischen Grundwesen eine propaganda-orientierte Hass-Mob-Haltung herrscht.
Bei der Wahl 2011 waren wir noch schwach aufgestellt – damals hatten wir gerade angefangen. Aktuell sind wir es besser, aber nicht so, wie ich mir das als „gut“ vorstelle. Es fehlt uns an Ressourcen – und das heißt Geld.
Wenn Sie von uns mehr guten Journalismus wollen, dann zahlen Sie bitte auch dafür. Wir können uns weder Zeit noch Arbeit aus den Rippen schneiden. Wir wissen, dass Sie uns nutzen.
Damit meinen wir nicht nur private Leser, sondern auch Unternehmen und Kommunen – keine gute Leistung gibt es umsonst, also handeln Sie.
Die politische und wirtschaftliche Einflussnahme auf die Sendelizenz für das Regionalfenster bei RTL ist massiv schädlich – erkennen Sie das bitte. Das geht alles komplett gegen eine freie Marktwirtschaft und demokratisches Kräfteringen. Klüngel hilft nur wenigen und geht am Ende immer böse zum Schaden der Mehrheit aus.
Deswegen wähle ich FDP – nicht aus Überzeugung, sondern weil ich denke, dass diese Partei am wenigsten verklüngelt ist. Und danke der Nachfrage: Nein – AfD und Alfa sind definitiv keine Wahlempfehlung, aber diese Parteien werden von vielen gewählt werden und dem müssen sich die anderen stellen. Die FDP hat übrigens auch kein Geld für Werbung bei uns ausgegeben – schade, damit hat die Partei viel Aufmerksamkeit verschenkt.
Würde ich woanders wählen können, würde ich für den Mannheimer Norden Chris Rihm (CDU) wählen – der ist sozial, ehrlich und unverbraucht. Und Kunde bei uns – was redaktionell nichts zu bedeuten hat, wie man in unserer Berichterstattung nachlesen kann.
Im Wahlkreis Weinheim hatte ich 2011 noch Hans-Ulrich Sckerl aufgrund seiner Selbstdarstellung unterstützt. Das kann ich nach vielen Enttäuschungen nicht mehr verantworten – auch hierzu verweise ich auf unsere differenzierte Berichterstattung.
Georg Wacker (CDU) hat sich hingegen sehr ordentlich entwickelt und sich trotz großer Vorbehalte gegenüber dem RNB geöffnet – das respektieren wir sehr. Der langjährige Direktmandatsabgeordnete ist ein solider Politiker.
Das gilt überhaupt nicht für Gerhard Kleinböck (SPD) – einen dermaßen verantwortungslosen Genossen haben wir selten erlebt (schauen Sie unsere aktuelle Berichterstattung).
Und die FDP – versucht es mit Frau Reister an der Bergstraße über österreichischem Charme, dürfte damit aber erfolglos bleiben.
Unterm Strich – für Die Linke habe ich viel Sympathie. Ganz einfach deshalb, weil ich weder bei CDU, SPD, Die Grünen oder FDP das Gefühl habe, dass sich jemand für „die kleine Leut“ interessiert. Und das ist wichtig – ein Staat, der was auf sich hält, hat nicht nur Reiche im Blick, sondern die Menschen mit all ihren Bedürfnissen nach Frieden und einem einigermaßen sorgenfreien Leben.
Das gilt auch für Flüchtlinge – das große Thema dieser Wahl. Daneben sind viele andere Themen scheinbar unwichtiger geworden – doch das ist nicht richtig.
Das ist meine persönliche Sicht – jeder hat wohl eine andere. Wichtig ist, seine Stimme zu nutzen. Klar, man kann auch nicht wählen – aber dann verpflichtet man auch niemanden.
Ihr