Mannheim/Rhein-Neckar, 27. Oktober 2013. (red) Kein Mannheimer Stadtteil ist so „in“. Kein Kiez in der nahen und weiteren Umgebung ist so reizüberladen wie der Jungbusch. Was in Großstädten wie Hamburg das Schanzenviertel oder in Berlin Mitte/Prenzlauer Berg ist, spielt sich hier im Kleinen ab. Geballte Kreativität, aber auch geballte soziale Probleme. Profitorientierte Investoreninteressen neben sozialer Stadtteilarbeit. Südosteuropäische Zuwanderer neben hippen Szenelokalen. Wohin der Jungbusch sich entwickelt, ist noch vollkommen offen. Fest steht: Er ist ein Magnet.
Von Hardy Prothmann
Über 70 Veranstaltungen, dazu Hofschenken, Wohnungspartys, Street-Art, Licht-Kunst, Musik, Theater und Performances. Zwischen 20.-30.000 Menschen haben zwei Tage im Vierteil am Hafen gefeiert, getanzt, geguckt, gestaunt oder sich einfach nur im Nachtwandel treiben lassen.
Szene-Leute neben Schickimicki. Künstler und Konsumenten. Normals neben Durchtätowierten mit viel Blech im Gesicht und sonstwo.
Der Jungbusch profitiert von seinem Image: Wild und gefährlich. Kreativ und spannungsvoll. Laut und geheimnisvoll. Früher das Synonym für einen sozialen Brennpunkt entwickelt sich der Kiez zum spannungsvollsten Viertel der ganzen Region. Elend in direkter Nachbarschaft mit großen Investitionen. Ganz unten vis-a-vis zu ganz oben. Viel schöner Schein neben hoffnungslosem Sein.
Spannungsvollster Kiez der gesamten Region
Die Kennzeichen der parkenden Autos drumherum zeigen, was geht. Die Leute kommen aus der ganzen Umgebung, Bad Dürkheim, Landau, Kaiserslautern, Speyer, Heidelberg, Odenwald – sogar aus Karlsruhe oder Frankfurt. Die Straßen sind voll. Volksfeststimmung. Es fehlen aber zum Glück die Bühnen der üblichen Verdächtigen wie Eichbaum, RNF, Regenbogen oder Bierfassanstiche durch „Offizielle“. Die Bühne ist der Jungbusch selbst. Die Höfe sind offen, Initiativen, Künstler, Kneipiers, Privatleute machen das Angebot. Ob Ausstellung, Licht-Installation, Poetry Slam, Konzerte oder Live-Kunst.
Eine Riesenparty mit Abfeier- und Eventcharakter zwischen Volksfestatmo und Szene-Event. Es gibt viel zum Staunen. Aber auch zum Kofpschütteln. Beispielsweise, was den Müll angeht. Die Preise sind klein – werden das aber nicht bleiben. Das größte Thema für den Jungbusch wird die Gentrifizierung sein – ähnlich wie in Hamburg oder Berlin. Die Spannung zwischen Kapital und Chaos, zwischen Ordnung und Kreativität. Zwischen Verfall und Ästhetik.
Viel Freude mit unseren Fotos. Alle 52 Bilder des 10. Nachtwandels vom Samstag finden Sie im Album „Nachtwandel – Buschpressionen“ auf unserer Facebook-Seite.
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