Ilvesheim/Ladenburg, 25. Oktober 2013. (red/aw) Die Gemeinde Ilvesheim, die Stadt Ladenburg und das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Heidelberg informierten heute über den aktuellen Stand des Hochwasserschutzes in Ladenburg und Ilvesheim. Derzeit laufen die kurzfristig anberaumten Sanierungsmaßnahmen, um die Sicherheit der Bevölkerung bis zum Neubau des Hochwassersperrtores zu garantieren. Bei einer Inspektion im April 2013 stellte das WSA fest, dass akuter Handlungsbedarf bestünde, da die Stahlkonstruktion der Korrosion schneller und stärker zum Opfer fiel als ursprünglich erwartet. Auf den Neubau, der spätestens im Jahr 2017 fertig gestellt sein soll, kann nicht mehr gewartet werden. Dies verdeutlichte auch das Hochwasser im Mai diesen Jahres. Die Sanierungsarbeiten sollen im Mitte Dezember fertig sein, das Hochwassersperrtor dann wieder volle Sicherheit garantieren.
Von Alexandra Weichbrodt
Ob das Hochwassersperrtor nun auch Ilvesheimer oder Ladenburger Gemarkung steht – nun, da sei man sich nicht so ganz einig. Jede Kommune beansprucht eine Relevanz. Wenn es aber um die Sicherheit der Bevölkerung, der Industrie sowie der Infrastruktur geht, müsse man an einem Strang ziehen, so Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz. Daher war auch der zweite stellvertretende Bürgermeister der Stadt Ladenburg, Günter Bläß, anwesend.
Nach Bekanntwerden der Sachlage im April diesen Jahres beschlossen beide Kommunen, gemeinsam mit der Stadt Mannheim und dem WSA, dass in Sachsen Hochwasserschutz dringend etwas getan werden muss. Und zwar nicht erst, wie ursprünglich geplant, mit dem Ersatzbau des Hochwassersperrtores. Dieses soll spätestens 2017 durch das Amt für Neckarausbau Heidelberg etwa 20 Meter unterhalb des bestehenden Bauwerks errichtet werden. Die Planungen für dieses Ersatzbau laufen bereits seit drei Jahren, der Baubeginn ist im Jahr 2015 geplant. Die finanziellen Mittel wurden bereits vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung bereit gestellt.
Zustand des Sperrtores: Mangelhaft.
Die bereits 90 Jahre alte Stahlkonstruktion unterhalb der Neckarkanalbrücke an der L542 kann derzeit einem 100-jährlichem Hochwasser – also einem Hochwasser, wie es mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit in 100 Jahren nur einmal vorkommt – nicht garantiert Stand halten. Stellt sich am Sperrtor eine Wasserspiegeldifferenz von rund 3,20 Meter ein, könnte das Tor versagen. Die Folge: Teile der Gemeinde Ilvesheim, der Stadt Ladenburg und der Stadt Mannheim würden vom Neckarwasser überflutet werden.
Jörg Huber, Amtsleiter des Wasser- und Schifffahrtsamts Heidelberg und leitender Baudirektor, war nach den Ergebnissen der Inspektion im Frühjahr alarmiert:
Meine Inspekteure kamen mit Bauchschmerzen zu mir und zeigten mir die Schäden. Der Prozess der Korrosion hatte sich entgegen unserer Erwartungen beschleunigt.
Das WSA hatte daraufhin mit Experten der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe ein Konzept erstellt, das Sperrtor für mindestens weitere drei Jahre zu ertüchtigen – ohne den laufenden Betrieb einzustellen. Es wurden zielgenau die Stellen und Teile der Stahlkonstruktion ermittelt, die verstärkt oder komplett erneuert werden müssen. Das Ergebnis: Insgesamt müssen sechs Stahlprofile ertüchtigt, acht Knoten verstärkt und rund 2.000 Nieten erneuert werden. Mit diesen Maßnahmen wurde von der Stahlbau GmbH Dobritsch in dieser Woche begonnen.
Das Besondere an diesen Sanierungsarbeiten sei, dass zum einen die Schifffahrt auf dem Neckar während dieser Zeit nicht gestoppt werden müsse, so Baudirektor Huber.
Und zum anderen kann das Sperrtor im Falle einer Hochwasserwarnung innerhalb von 24 Stunden zugefahren werden.
Der Schutz wäre dadurch trotz laufender Arbeiten immer gewährleistet. Vorausgesetzt es kommt kein 100-jähriges Hochwasser. Das Hochwasser im Mai 2013 war ein sogenannten 20-Jährliches. Die Wahrscheinlichkeit solch einen Hochwasserpegel zu erreichen, wiederholt sich etwa alle zwanzig Jahre. Der Druck auf das Sperrtor war jedoch zeitweise so hoch, wie bei einem 100-jährigen Hochwasser. Grund dafür war die – nach wie vor bestehende – Baustelle an der benachbarten Wehr. Eine der drei Wehrwalzen ist derzeit wegen Baumaßnahmen außer Betrieb. Das Wasser konnte also nach Stauaufhebung nur an zwei statt an drei Stellen abfließen.
Das Wasser- und Schiffahrtsamt hat in Ladenburg und Ilvesheim aber noch mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen. Der Wasserpegel ist hier sehr stark vom Rhein abhängig. Hat der Rhein Hochwasser wirkt sich das auch auf den Neckar aus, es erfolgt eine so genannte Rückstauwirkung. Ein erster Richtwert für eventuelle Hochwasserprognosen erhält man in der Regel aus Gundelsheim. Erreicht der Pegel dort einen gewissen Wert, bleibt ausreichend Zeit die Maßnahmen in Ladenburg und Ilvesheim durchzuführen.
Zusammenarbeit im Katastrophenfall
Ebenso wie nötige Vorbereitungen für den Katastrophenfall. Auch diese Konzepte haben die Kommunen in der Schublade. Die Bürgermeister werden per SMS über das bevorstehende Hochwasser informiert und können sofort reagieren. Effektive Zusammenarbeit mit Behörden, Rettungskräften und der Bevölkerung seien dann das A und O, so Bürgermeister Andreas Metz. In Zukunft allerdings sollen auch die Anliegerkommunen enger zusammen arbeiten.
Wir planen daher eine Stabsrahmenübung, um gemeinsame Schnittstellen zu finden und zu definieren. Für den „Was-wäre-wenn-Fall“ kann es nicht schaden, noch enger zusammenzuarbeiten,
so der Ilvesheimer Bürgermeister. Es sei die Vorbereitung auf den Katastrophenzustand, eine Art Planspiel für alle möglichen Prognosen, die während eines 100-jährlichem Hochwassers drohen könnten. Spätestens im Frühjahr soll es soweit sein. Das mache Sinn, trotz der Aussicht auf den Neubau, findet auch WSA-Leiter Jörg Huber. Die Interimslösung sei nach Abschluss der Sanierungsarbeiten zwar sicher, werde aber dennoch regelmäßig kontrolliert.
Die derzeit laufenden Maßnahmen kosten etwa 125.000 Euro. Der Neubau des Sperrtores wird etwa 9,5 Millionen Euro kosten. Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer jedenfalls war von dem erarbeitetem Konzept des WSA beeindruckt.
Diese Art Sperrtor gibt es in vielen Regionen Deutschlands. Früher oder später müssen diese alle überholt oder ersetzt werden. Unser erarbeitetes Konzept, vor allem mit der Interimslösung, könnte theoretisch auf alle dieser Tore angewendet werden,
so Jörg Huber. Das habe auch der Bundesminister erkannt und erst gestern per Schreiben mitteilen lassen, so Bürgermeister Andreas Metz.