Mannheim, 30. September 2015. (red/cr) In der Jungbuschbar „Café Nelson“ gibt es jeden Dienstag einen ganz besonderen Abend: Den Tu Es Day. Dort wird Kleinkunst von (Impro-)Theater über Musik bis Comedy geboten. Und das schon 100 Dienstage lang. Zur 101. Ausgabe haben wir die legendäre Veranstaltung wieder einmal selbst besucht. Der Act des Abends: Quichotte. Poet, Rapper, Sänger, Stand-up Comedian, Rätsel-Erfinder und Geschichtenerzähler.
Von Christin Rudolph, Fotos: HannaH-Marie Beck
Quichotte war schon einmal beim Tu Es Day, zusammen mit Patrick Salmen, dem Co-Autor seiner drei Rätselbücher. Heute Abend kommt er zwar allein, dafür aber mit seinem Buch „Es steht alles auf der Kippe“ und der dazugehörigen Solo-Show im Gepäck. Die besteht aus Anekdoten, poetischen und lustigen Texten, selbstgeschriebenen und -begleiteten Songs und Rätseln aus dem Rätselbuch.
Dabei streut er immer wieder Lebensweisheiten wie:
Alkohol mäßig genossen, schadet auch in großen Mengen nicht.
Und liefert gleich die Anleitung, um Polizisten zu verwirren, wenn man dann doch betrunken am Steuer erwischt wird. Aber auch Geschichten aus seiner Kindheit gibt er zum Besten, aus seiner Heimat, dem äußersten Rand Kölns. Oder einfach wie man mit seiner Band niveauvoll ein Auftritts-Angebot ablehnt.
Quichotte unterhält die Besucher des Nelson sehr abwechslungsreich. Er ist spontan und nimmt sich selbst nicht so wichtig. Als zum Beispiel eine Frau im Publikum angerufen wird, fragt Quichotte sie ehrlich, ob er den Auftritt unterbrechen soll, damit sie ihren Gesprächspartner besser versteht.
Den ganzen Abend über ist der Auftritt ungezwungen und interaktiv. Das beschränkt sich nicht aufs Mitsingen. In seinen Impro-Rap baut er Begriffe ein, die vom Publikum vorgeschlagen wurden und bastelt sich auch noch live einen Beat dazu. Dazu nimmt er sein Beatboxing mit einer Loop-Station auf. Als er fragt, welches Instrument noch dazu sollte, wird eine Zither gewünscht. Nicht unbedingt leicht nachzuahmen. Zum Glück kann Quichotte über sich selbst lachen – und vor allem über das Gangster-Image der Rapmusik.
Zusätzlich stellt Quichotte dem Publikum Rätsel aus dem noch unveröffentlichen Rätselbuch. Die Lösung ist immer ein Wortspiel. Wer als erster die fehlenden Silben am Ende eines Rätsel-Satzes erraten hat, bekommt ein Glas Whisky. Jedes Rätselbuch hat ein eigenes Thema. Ein Beispiel zum Thema „Filmtitel“: „Die Waffenindustrie gibt das Geschäft mit schweren Waffen an die Klebstoffindustrie ab. Uhu kommt damit aber nicht klar. Deswegen produziert jetzt hm-hm-hm-hm.“ Die Lösung hier war „Pritt-die-Wummen“ – „Pretty Woman“.
Aber auch nachdenklichere, kritischere Töne werden mit Gitarre und Texten angeschlagen. Dabei lässt sich Quichotte von Menschen inspirieren. Von einem hoffnungsvollen Obdachlosen. Von zwei Jugendlichen in der Bahn als Symbolfiguren der Entfremdung und Selbstbezogenheit, die immer mehr Einzug in unsere Gesellschaft zu halten scheinen. Von seiner Ex-Freundin. Themen und Gefühle, die jeder kennt oder meint zu kennen. Trotzdem erdrücken sie nicht die Stimmung. Dazu verbreitet der Wortwitz zu viel Optimismus. Frei nach Quichottes Lebensmotto und dem Titel seines nächsten Buches:
Aufgeben ist keine Lösung – außer bei Paketen.