Rhein-Neckar, 16. August 2017. (red/pro) Möglicherweise hat sich Michael L. von einem pöbelnden Grünen-Politiker motivieren lassen, möglicherweise durch andere Pöbler. Nur soviel ist klar – die Grenzen des Anstands werden zunehmend überschritten. Nicht nur verbal, auch tätlich. Doch vor der Tat steht meist das Wort – und wenn dieses vorsätzlich beleidigend und verleumdend ist, wird eine nicht hinnehmbare Grenze überschritten. Wir haben deshalb Strafanzeige erstattet und werden auch privat klagen.
Von Hardy Prothmann
Den Tontechniker Michael L. kenne ich seit, ich vermute mal, gut 20 Jahren aus dem gesellschaftlichen Leben in Mannheim. Man hat sich hier und da früher mal zufällig getroffen. Das letzte Mal ist viele Jahre her. Der Umgang war stets freundlich. Michael L. rechne ich der linken Kreativszene zu, zumindest habe ich ihn an Orten wie dem Capitol oder der Alten Feuerwache getroffen oder auch im Café Riz, was zu meiner Studentenzeit meine Stammkneipe war. Ich wohnte damals um die Ecke.
Beleidigung am frühen Morgen
Heute morgen um 08:02 Uhr kommentierte Michael L. eines meiner Facebook-Postings. In meinem Kommentar ging ich etwas kryptisch auf eine Aussage des Grünen-Politikers Cem Özdemir ein, der sich zu einer möglichen Jamaica-Koalition mit der CDU und der FDP im Bund geäußert hatte. Die Stuttgarter Nachrichten formten diese Überschrift:

Quelle: Stuttgarter Nachrichten
Tatsächlich hat Herr Özdemir das so nicht gesagt. Wörtlich sagt er im Interview:
Mir fehlt die Fantasie, wie ein Dreierbündnis im Bund mit einer FDP funktionieren könnte, die in entscheidenden Fragen der Außenpolitik irrlichtert.
Es handelt sich also um ein Zuspitzung der Zeitung, die ein politisches Dreierbündnis in einen metaphorischen Sexualakt mit drei Teilnehmern überführt. Motto: Sex sells.
Ich postete dazu auf meinem privaten Facebook-Account:
Der Eintrag dürfte Vielen „zu hoch“ sein. Ich adaptiere ironisch die Überspitzung der Zeitung – die Grünen können nicht „selbst“ Regierungsmacht übernehmen. Eine sogenannte „Jamaica-Regierung“ nach den Farben Schwarz, Grün, Gelb für CDU, Grüne und FDP ist eine sehr, sehr unwahrscheinliche Option, auf Landesebene gab und gibt es solche Koalitionen, aber eher aus der absoluten Not heraus. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass es im Bund eine solche Koalition geben wird.
Warum also thematisieren? Als „Fantasiespiel“? Nur, um aus einem Zitat eine sexualisierte Überschrift zu basteln? Was ist der Informationswert? Viel entscheidender: Warum äußert sich Herr Özdemir nicht und stellt fest, dass das, was ihm als Zitat in den Mund gelegt wird, niemals so von ihm gesagt worden ist? Vermutlich, weil es ihm gefällt – es erzeugt Aufmerksamkeit und damit ist dessen Trieb, naja, befriedigt.
Diesen Zusammenhang, ich gestehe, vielleicht nur für sachkundige und zur Abstraktion fähige Leute zu verstehen, hat der Tontechniker Michael L. als „Nazischeiße“ bezeichnet. Nicht nur diesen Post, sondern pauschal alle meine Posts. Weiter unterstellt er, ich hätte ein AfD-Parteibuch. Wie er darauf kommt, teilt er nicht mit, sondern nur, dass das so ist.
Tatsache ist, dass ich noch nie Mitglied einer politischen Partei war und sein werde, solange ich Journalist bin – das verträgt sich nicht mit meiner persönlichen Grundhaltung als unabhängiger Berichterstatter.
Dann meint er, mit einem abgewandelten Zitat des früheren Grünen-Politikers Joshka Fischer mich als „mieses Arschloch“ bezeichnen zu können und stellt zum Schluss, angefangen von Nazischeiße, über AfD und Arschloch einen Zusammenhang zu meinem Beruf her.
Kritik gerne – Beleidigungen nicht
Als Redaktionsleiter eines etablierten regionaljournalistischen Angebots muss ich mich wie andere Personen im öffentlichen Leben einer anderen Kritik stellen, als Privatleute das müssen. Häufig wird es dabei harsch und oft auch unfair. „Mieser Schreiberling“, „Pseudojournalist“, „Hetzer“ und ähnliche „Einordnungen“ kommen häufig vor – durch Leute, die genau eins nicht haben: Argumente. Das ist bedauerlich, vor allem für diese Leute.
Kritik geht für uns immer in Ordnung – mit sachlichen Inhalten und vor allem Zusammenhängen. Wer einen Rechtsschreibfehler findet, darf ihn behalten und kann dann meinen, deswegen sei ein Text einfach nur „Mist“. Die Meinungsfreiheit schützt auch dumme Meinungen. Da kann es auch mal emotional werden, geschenkt. Aber ohne Argumente und Zusammenhänge sind Kommentare keine Kritik, sondern bloß dumme Pöbelei und in diesem Fall eine massive Beleidigung sowie eine Verleumdung, die drauf abzielt, die berufliche Tätigkeit herabzuwürdigen.
Michael L. kennt beruflich viele Leute aus der Mannheimer Kreativszene. Auf Facebook haben wir 19 gemeinsame „Freunde“. Mein Post ist öffentlich und sein Kommentar ist das ebenfalls – kann also von allen, die Facebook nutzen, gelesen werden. Ein verbaler Schlagabtausch im Freundeskreis oder am Tresen liegt nicht vor. Herr L. weiß um meine Bekanntheit und weiß, dass er mich in aller Öffentlichkeit vorsätzlich beleidigt und verleumdet. Er will mich persönlich und beruflich also vorsätzlich beschädigen.
Woher die Motivation für diese massive Beleidigung und Verleumdung kommt, weiß ich nicht. Ich könnte vermuten, dass er sich an Vorbildern orientiert und denkt, das könne man schon so machen. Vielleicht hat er auch diesen Artikel gelesen und meint, es ginge straffrei für ihn aus.
Es wird teuer – geht nicht anders
Ob die Staatsanwaltschaft die Strafanzeige (StGB § 185-187) verfolgt und Herrn L. zur Anklage bringt, weiß ich nicht. Lassen wir uns überraschen. Welche Mitverantwortung die Staatsanwaltschaft Mannheim an solchen Entwicklungen trägt, liebt im Auge des Betrachters.
Was ich weiß, ist, dass ich gegen Herrn L. auch privatrechtlich vorgehe. Vielleicht zeigt Herr L. diesen Artikel herum und fühlt sich kurz wichtig und bekommt aus seinem Pöbler-Umfeld auf die Schulter geklopft, weil endlich mal einer gesagt hat, was „alle“ denken.
Herr L. darf das genießen. Danach wird es mit großer Wahrscheinlichkeit eine sehr teure Angelegenheit für Herrn L.
Wie gesagt – inhaltliche Kritik geht meistens in Ordnung. Damit kann man sich „auseinandersetzen“ (was das griechische Wort Kritik (scheiden, trennen) im Kern meint). Pöbeleien unter Verwendung von Fäkalsprache sind keine kritische Auseinandersetzungen.
Wie immer halten wir die Öffentlichkeit transparent informiert. Und wie immer kommt es auf den Einzelfall an. Herr L. hat selbstbestimmt beschlossen, mich als Mensch und Journalist massiv zu beleidigen und zu verleumden. Dafür muss er jetzt einstehen. Und ganz sicher wird es im Gegensatz zu früher nicht freundlich sein, sollten wir nochmals aufeinandertreffen.