Rhein-Neckar, 16. März 2020. (red/pro) Aktuell erleben wir überall Maßnahmen, die sich vor Wochen “noch niemand vorstellen konnte” – wieso eigentlich nicht? Denn China, Südkorea, Italien waren bereits geschehen. Die Maßnahmen werden ausgeweitet werden, siehe diese Länder, siehe Österreich, siehe Grenzschließungen. Überall wird hektisch aktioniert, aber keiner stellt wichtige Fragen, wie das eigentlich alles weitergehen soll. Das RNB schon. Unsere Analyse ist schonungslos.
Von Hardy Prothmann
Wir sind aktuell im Krieg.
Weltweit rund 7,5 Milliarden Menschen – von denen noch nicht alle betroffen sind, was aber eintreten kann – sind mit einer erheblich höheren Zahl von Angreifern konfrontiert, die die Armee der SARS-CoV-2 Angreifer bilden.
Diese biologische Waffe, die vermutlich aus einer Laune der Natur heraus entstanden ist, reproduziert sich selbst. Es braucht keine Forschung und Entwicklung, keine Anlagen, keine Logistik. Das Virus braucht nur einen Menschen, impft diesem seine RNA ein und flugs werden zehntausende von neuen Soldaten reproduziert, teils auch genetisch verändert, die bereit sind, das mit jedem anderen Menschen anzustellen und pandemisch ein schier unüberwindbare Armee zu erzeugen.
Dieser Gegner hat keine politischen Vorstellungen, keine strategischen Ziele, keine Moral und will schon gar keine Macht ausüben – obwohl er sich aktuell unser aller ermächtigt.
Er will sich nur reproduzieren und ist deshalb besonders gefährlich, weil er nicht unbedingt töten will. Es ist egal, ob die Rate der tödlichen Infektionen nun unter ein Prozent oder fünf Prozent beträgt. Auf Deutschland bezogen wären das 40.000 oder auch 400.000 Tote in den kommenden Monaten. Auf einzelne Schicksale hin ist es natürlich nicht egal, systemisch betrachtet schon.
Dieses Virus ist nicht darauf aus, seinen Wirt auszurotten, sondern sich weiter zu verbreiten – jeder Tote ist sowas wie ein Kollateralschaden. Dem Virus ist das vollständig egal.
Das ist die Lage.
Die aktuell in vielen Ländern, angefangen in China und gerade im nachlaufenden Prozess bei uns in Deutschland erfolgenden Maßnahmen sind sinnvoll – der erste Schritt muss sein, eine weitere exponentielle Verbreitung einzudämmen und Zeit zu gewinnen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird und todkranken Menschen möglichst geholfen werden kann.
Doch wie lange dauert das und was ist dann?
Zu dieser entscheidenden Frage habe ich, obwohl berufsbedingt schneller und analytischer als viele Mitbürger, noch keinerlei Antwort gefunden.
Dauert dieser Lockdown nun vier, acht oder zwölf Wochen an – oder gar ein halbes Jahr? Wenn ja, ist es September. Es wird enorme Kollateralschäden wirtschaftlicher Art geben.
Hunderttausende oder gar Millionen Menschen werden in eine absolute Existenznot kommen – ich übrigens auch, denn mir und meinem kleinen Unternehmen und damit auch allen Mitarbeitern werden ab sofort alle Werbeeinnahmen wegbrechen, die den Großteil der Finanzierung dieses Angebots ausmachen.
Das noch junge RNB hat keine Rücklagen, um einen solchen Zeitraum zu überleben.
Es wird auch andere Medien treffen – einige werden die Durststrecke überwinden können, viele nicht. Damit fällt diese “kritische Infrastruktur”, die die Entscheider n alle nicht auf dem Plan haben, ebenfalls aus.
Seriöse Medien als Multiplikatoren überprüfter Fakten gibt es dann immer weniger – Fake News werden enorm zunehmen und die Echo-Räume in Social-Media werden qualmen vor Aufregung. Und es wird nicht wenige geben, die die Erhöhung der “Zwangsgebühr” für öffentlich-rechtliche Programme mit entsprechenden Kommentaren “einordnen” werden.
Zurück zu den aktuellen Maßnahmen. Wie gesagt, diese halte ich nach Abwägung aller verfügbaren Informationen für sinnvoll, um Zeit zu gewinnen. Die Frage ist zunächst zweiteilig – wie lange dauert das? Und was ist dann?
Diese Fragen müssen erweitert werden – was tut man in der gewonnen Zeit? Welche weiteren Maßnahmen bereitet man vor? Welche Fehler muss man vermeiden? Welche erfolgreichen Maßnahmen kann man wie adaptieren? Das sind ein paar wenige Folgefragen.
Denn klar ist: Wenn es nicht gelingt, innerhalb eines gewissen Zeitraums wirklich wirksame Therapiemittel zu entwickeln, wird die Lage eskalieren. Entweder, weil die Menschen die Geduld verlieren oder weil man die aktuellen Maßnahmen zurückfährt und die Infektionswellen erneut über die Menschen kommen, was dann… ja, was? Wieder zu drastischen Maßnahmen führen wird?
Das, was wir im Moment erleben, ist nicht zu Ende gedacht und niemand in verantwortlicher Position traut sich, das offen zu sagen.
Die verantwortlich Handelnden wollen Führungsstärke zeigen, was sie aber gar nicht können, weil niemand ein solches Szenario je unter realen Bedingungen “ausgefochten” hat und weil diese Bevölkerung, die seit 75 Jahren im Frieden lebt, ebenfalls überhaupt keine Erfahrung mit einer so allumfassenden Krise hat.
Beides sind erhebliche Schwächen, die man benennen muss und wo es gilt, um Verständnis zu werben, dass aktuell niemand einen zutreffenden Plan hat, wie diese Krise ohne größere Verluste gelöst werden kann. Obrigkeitsbashing ist damit genauso falsch wie ein Durchregieren von oben gegen die Bevölkerung. Doch damit muss man rechnen. Und was dann?
Zum aktuellen Plan: Man will die Infektionsrate eindämmen. Mal angenommen, das gelingt (es wird gelingen), was folgt dann? Alle Systeme werden wieder hochgefahren? Dann schlägt das Virus erneut zu.
Möglicherweise, aber das ist eine absolute Spekulation, gelingt es in wenigen Monaten therapeutische Mittel zu entwickeln. Dann stellt sich die Folgefrage, wie schnell man die in welcher Menge für wen produzieren kann.
Am Sonntag hat sich die mediale Hysteriemaschine auf ein altbewährtes Schema gestürzt – der Gute gegen den Bösen. Der Böse ist Donald Trump, der sich angeblich Forschungsergebnisse eines Tübinger Start-ups ausschließlich für Amerikaner sichern wollte, der Gute ist Dietmar Hopp, ebenfalls wie Trump ein sehr erfolgreicher Unternehmer, der meint, der (noch nicht gefundene Wirkstoff) solle weltweit allen helfen. Und eine riesige Zahl von Medien springt auf den Theaterzug auf.
Tatsache ist: Es gibt aktuell keinen Wirkstoff und es ist vollständig unklar, ob dieses Start-up einen finden wird. Möglicherweise tut es das, aber andere sind schneller, dann ist da viel Kapital investiert worden, aber beim Amtsgericht wird Insolvenz angemeldet, weil andere eben schneller waren. Und was macht der zum Helden gegen Trump stilisierte Held Hopp dann? Schweigen.
Mal ganz abgesehen davon. Ganz sicher hat nicht Donald Trump persönlich Aktivitäten entfaltet, sondern wenn, dann sein Apparat und das machen Apparate so – auch deutsche. Reagiert hat aber ein Dietmar Hopp ganz persönlich und der ist zwar reich, aber sicher nicht in derselben Box-Liga wie Donald Trump unterwegs, aber die absolute Unterklasse der Empörungsmedien hatte eine Schlagzeile. Na dann, wenn es nichts Wichtigeres gibt.
Was weder Herr Hopp noch die Medien kapiert haben – so erzeugt man erst Hoffnung und dann Frust. Eine vernünftige Krisenkommunikation geht anders. (Ganz vorne wieder mal dabei, der MM, aber das ist jetzt für mich kein Thema.)
Wenn meine wenn-dann-sonst-Analyse zutrifft – und ich habe keinerlei Hinweise, dass dem nicht so ist – fahren wir aktuell die Gesamtgesellschaft weitestgehend herunter, um dann irgendwann wieder hochzufahren und kein Problem ist gelöst.
Wirklich gefährlich ist das Virus SARS-CoV-2 vor allem für ältere Menschen und hier solche mit Vorerkrankungen und alle, deren Immunsystem geschwächt ist. Auch sonst sehr gesunde Menschen können lebensbedrohlich erkranken, das ist allerdings nach allen verfügbaren Informationen die Ausnahme.
Um die gefährdeten Personen zu schützen, muss das Gesundheitssystem funktionieren können – doch das kollabiert mit zunehmenden Krankenzahlen und ausfallendem Personal schneller, als einem lieb ist, wie internationale Erfahrungen zeigen.
Es liegt deshalb auf der Hand, dass es eigentlich aktuell, bei allem Risiko, nur einen vernünftigen Weg gibt, mit diesem Krieg umzugehen.
Man nutzt die Verschnaufpause, die nur zeitlich begrenzt sein kann, um sehr viel, sehr viel anders als bislang gewohnt zu organisieren.
Die besonders gefährdeten Personen müssen geschützt werden – ebenso alle Personen, die systemisch für diese Aufgabe gebraucht werden.
Wenn diese erhebliche Aufgabe erledigt ist, werden die Systeme wieder hochgefahren, möglicherweise ebenfalls in 14-Tagen-Schritten, sodass es zu einer kontinuierlichen, aber nicht systembelastenden “Durchseuchung” der nur bedingt anfälligen Bevölkerung kommt.
Damit erkranken in Wellen immer wieder viele Personen, die in Quarantäne müssen, damit die Kurve nicht zu schnell ansteigt, aber sie erholen sich und entwickeln Immunkräfte. Das sind dann die schon häufig erwähnten “zwei Drittel” der Bevölkerung.
Sollte eine medizinische Betreuung notwendig sein, könnte dies durch ebenfalls infiziertes medizinisches Personal erfolgen, sofern dieses nur leichte Symptome zeigt und arbeitsfähig ist. Angesteckt ist angesteckt.
Währenddessen tragen die erheblich gefährdeten Personen auch eine große persönliche Last – sie müssen die Isolation viel länger als andere ertragen. Und das ist für das Sozialwesen Mensch eine erhebliche Herausforderung, aber eine, die ihr Leben rettet.
Ein solcher Prozess ist für jeden einzelnen nicht ohne Risiko – statt einfachen Symptomen können einzelne auch schwere oder sogar tödliche Infektionen erleiden. Aber das werden, so die bisherigen Informationen zutreffen, nicht viele sein.
Zurück zum Anfang: Wir sind im Krieg und im Krieg gibt es immer Opfer, die zu beklagen sind.
Wer Schlachten gewinnen will, aber nicht den Krieg, sieht immer nur ein wenig voraus und zögert beim Handeln.
Als wäre die Lage nicht schon chaotisch genug, kommt unsere freiheitliche Grundordnung hinzu, an die wir uns gewöhnt haben wie ständig verfügbares Toilettenpapier. “Ist aus”, ist da nicht vorgesehen.
Selbstverständlich kennt der Gesetzgeber beispielsweise über das Infektionsschutzgesetz genug Möglichkeiten, geltende Rechtsnormen über einen “Notstand” außer Kraft zu setzen – aber man traut sich bislang nicht, solange, bis es nicht mehr anders geht.
Dabei wird enorm viel Zeit verschwendet – und irgendwie habe ich verstanden, dass man eigentlich Zeit gewinnen will.
Also, in die Hände spucken und anpacken ist nicht mehr erlaubt. Wohl aber, sich gemeinsam anzustrengen und zu ertragen, dass Freiheit zwar ein hohes Gut ist, aber ohne verantwortliches Handeln nicht realisierbar.
Menschen in Isolation verkümmern sozial und auch körperlich. Wer sich über mehrere Wochen nicht mehr wirklich bewegt, baut ab.
Das Verbot von sportlichen Aktivitäten ist deshalb absolut kontraproduktiv – man kann Sport machen, halt nicht wie gehabt, sondern anders. Das muss man organisieren, damit die Menschen fit bleiben und den Krieg gegen das Virus kämpfen können.
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